sie wusste nicht mehr wann es angefangen hatte, das anstrengende, das das zusammensein mit anderen menschen in ihr auslöste. ein paar stunden hielt sie es aus, dann brach ihre kraft zusammen und sie wollte nur noch allein sein. ausatmen, das menschengesicht fallen lassen, ihre züge entspannen, sie sein, so wie sie war, in dem moment, der war, gerade jetzt. kein sich beziehen müssen auf ein gegenüber und auf erwartungen. erwartungen, die schon gar nicht, die machten es am schwersten. sie wusste aus erfahrung, wie unverständlich das den menschen, die sie kannte oder im laufe der zeit kennen gelernt hatte, war. die meisten dachten, es richte sich gegen sie, dass es nur für sie selbst war begriffen sie nicht.
auch der mann begriff es nicht. ganz gleich wie oft sie es ihm zu erklären versuchte, etwas in ihm empfand es immer noch als ablehnung. es schien ihr, als habe er angst, dieser unbedingte wunsch nach rückzug, würde ihn sie verlieren lassen. er fasste nach, bedrängte sie und sie fragte sich, warum er ihr nicht den abstand geben konnte. sie empfand es als verletzung ihres inneren, als übergriff auf etwas, was nur das ihre war. es gab tage, da hasste sie ihn für sein unverständnis und die weigerung sie als die zu begreifen, die sie war.
sie wusste, dass die meisten menschen nicht so waren, wusste, dass die meisten das alleinsein als eine art entbehren von einem gegenüber empfanden, fast als eine form von strafe. ihr war es ein inniges bedürfnis und es ständig aufs neue rechtfertigen zu müssen, raubte ihr kraft. es fiel ihr immer schwerer sich selbst zusammenzuhalten. es gab tage, wo sie den mann am liebsten für immer aus ihrem leben gestrichen hätte. sie tat es nicht, weil etwas in ihr wusste, entweder sie hielt es mit ihm aus, oder mit keinem, nie mehr.
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