Montag, 22. November 2021
Neuer Tag – neues Glück? Von wegen – Morgentief. Wie du da rauskommst.
Sonntag, 21. November 2021
Ins Licht
Donnerstag, 18. November 2021
Wir schaffen das!
Samstag, 13. November 2021
Aus der Praxis - Willenskraft und Bereitschaft
Um etwas zu erreichen, müssen wir einen Sinn dahinter erkennen. Es muss uns ein persönliches Bedürfnis sein, sonst klappt es nicht. Dann brauchen wir den Willen, es zu tun.
Hinter Willenskraft stecken Bereitschaft, Stärke, Zielstrebigkeit, Entschlossenheit, Tatkraft, Zielstrebigkeit, Ausdauer und vor allem Disziplin und Durchhaltevermögen. Ist nur der Geist ist willig, aber das Fleisch schwach, nützt uns unser Wollen rein gar nichts. Durch bloßes Denken, dem kein aktives Handeln folgt, erreichen wir nichts.
„Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun“, wusste schon Goethe.
Willenskraft bedeutet eben nicht nur, etwas in Gedanken zu wollen, sondern auch die Bereitschaft sich selbst beherrschen und die Fähigkeit sich disziplinieren zu wollen.
In der Psychologie wird Willenskraft als Volition oder Selbststeuerungsfähigkeit bezeichnet. Damit ist die Fähigkeit gemeint, unsere Absichten und Ziele durch die bewusste, willentliche und zielgerichtete Steuerung von Gedanken, Emotionen, Motiven und Handlungen zu erreichen. Man spricht hier auch von „Umsetzungskompetenz“ oder von „Umsetzungskraft“. Und dazu wiederum braucht es „Selbstbeherrschung. Die ist harte Arbeit. Sich selbst beherrschen erfordert Klarheit, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und Wachsamkeit unserem Denken, Fühlen und Handeln gegenüber.
Willensstärke ist nicht bei jedem von uns gleich ausgeprägt. Bisweilen reicht auch Wollen nicht aus, um eine Idee zu einer Handlung werden zu lassen.
Und hier sind wir bei der Bereitschaft. Die Frage ist nicht: Will ich?, die Frage ist: Bin ich bereit zu tun, was notwendig ist um mein Leben in eine bestimmte Richtung zu bewegen? Bin ich es nicht, ist das in Ordnung. Dann bin ich nicht dazu bereit und entscheide mich dagegen. Es ist okay so zu entscheiden. Aber damit wird zugleich deutlich, dass ich mich auch anders entscheiden könnte, wenn ich dazu bereit wäre.
Sage ich aber: „Ich kann nicht!“, dann ist dieser Satz eine psychologische Barriere, die unser Gehirn wörtlich nimmt. Auch Sätze wie: Ich muss ... Ich muss trinken, ich muss essen, ich muss kaufen, ich muss dies und das tun, haben die gleiche Wirkung.
Für das Gehirn handelt es sich um ein echtes Müssen und aus dem Gedanken wird dann ein Gefühl, nach dem wir handeln. Jedes Verhalten, jedes Tun und Lassen ist mit einem Gefühl, bzw. mit der Abwesenheit eines Gefühls begründet. Und wir Menschen lassen uns nun mal in unseren Entscheidungen und unserem Verhalten von unseren Gedanken und Gefühlen beeinflussen.
Wenn wir aber bereit sind, die Gedanken und Gefühle zu haben, die mit einem bestimmten Verhalten verbunden sind, können wir alles Mögliche tun – unabhängig davon, was wir denken oder fühlen.
Ein Beispiel: Wir lassen etwas, weil wir Angst haben. Wir lassen es aber in Wahrheit, weil wir nicht bereit sind, die Angst zu spüren und auszuhalten, die damit verbunden ist. Sind wir jedoch bereit sie zu spüren, tun wir es, trotz der Angst und mit der Angst.
Willenskraft lässt sich trainieren. Tun wir das nicht und folgen stattdessen immer wieder unseren inneren Schweinehund, verkümmert sie.
Wir gesagt: Willenskraft
hat mit Bereitschaft zu tun. Willensstarke Menschen sind bereit ihre Bequemlichkeit zu
überwinden. Sie sind bereit ihre Ausreden und ihre Selbstrechtfertigungen zu hinterfragen. Nicht wenige Menschen aber bleiben in ihrer
Komfortzone, auch wenn diese gar nicht gut für sie ist und sie ihre Lage
ständig beklagen. Damit befeuern sie unbewusst weiter ihre Willenlosigkeit.
Klagen wirkt wie ein negativer Verstärker. Es wirkt zersetzend auf unsere Willenskraft. So entsteht selbstgemachtes Leid.
Es entsteht wenn wir unsere Ausreden wählen, an ihnen haften bleiben und uns nicht mehr weiterbewegen oder wenn wir einen Weg wählen, der in ein trauriges, sinnleeres Leben führt. Leid entsteht, wenn wir der Herausforderung ausweichen, uns mit destruktiven Gedanken betäuben und keine Entscheidung treffen.
Selbstgemachtes Leid wird gefüttert mit jedem: Ich kann nicht!
Nicht umsonst sagt man: Wer etwas will, findet Wege; wer etwas nicht will, findet Gründe.
Was passiert?
Statt Wille und Disziplin an den Tag zu legen, redet man sich das eigene Verhalten schön. Das hört sich dann so an: Ich versuche es ja. Ich kann nichts dafür. Die Umstände sind grade so mies. Ich bin so schwach. Und, und, und.
So wird das sicher nix!
Nicht das Wegsehen, sondern das Hinsehen macht die Seele frei. Allein das Hinsehen ist ein Akt der Bereitschaft und Bereitschaft ist etwas, das wir üben können.
Und wenn wir das alleine nicht schaffen, sind wir bereit uns Hilfe zu holen.
Freitag, 12. November 2021
Wir können es tun oder wir können es lassen.
Malerei: Angelika Wende
Mittwoch, 10. November 2021
Wenn sich Wege trennen
Dienstag, 9. November 2021
Ich kann das eine denken und das andere tun, wenn es Sinn macht, das zu tun.
Montag, 8. November 2021
Gedanken am Morgen
Donnerstag, 4. November 2021
Silent Treatment – Das eiskalte Schweigen
Wer es erlebt hat oder immer wieder erlebt, kennt es gut und vor allem, er möchte es nicht mehr erleben. Es gab eine Meinungsverschiedenheit, du hast etwas gesagt, was du nicht hättest sagen dürfen, oder du hast Erwartungen nicht erfüllt. Der Partner oder die Partnerin ist spürbar sauer und plötzlich passiert es: Der vertraute Mensch wendet sich ab und lässt dich wortlos und ohne jede Erklärung stehen oder er beendet schlagartig das Telefonat. Du hast keine Ahnung was gerade passiert ist. Du willst die Sache klären, aber der andere reagiert nicht mehr. Weder auf deine Nachrichten, noch auf deine Anrufe. Funkstille. Schweigen. Dein Gegenüber bestraft dich mit Ignoranz. Was da passiert nennt man heutzutage das Silent Treatment. Übersetzt: stille Behandlung. Hört sich ungut an, fühlt sich noch unguter an.
Was macht das Silent Treatment mit einem Menschen?
Ein Mensch der auf diese Weise behandelt wird, hat sehr starke unheilsame Gefühle. Er schwankt zwischen Schock, Fassungslosigkeit, Hilflosigkeit, Schuld, Angst, Wut und Verzweiflung. Je nach Naturell empfindet ein Betroffener die stille Behandlung anders. Sich gut fühlen tut sich damit aber niemand. Silent Treatment verletzt uns im Tiefsten. Die Wurzel der unheilsamen Gefühle liegt tief – sie alle werden geboren aus dem Gefühl des Verlassenseins von dem Menschen, dem man vertraut.
Silent Treatment triggert die Urangst des Inneren Kindes.
Bei manchen von uns auch unheilsame Erfahrungen aus der Kindheit. Meine Mutter hat mich nie geschlagen, aber sie hat tagelang nicht mit mir gesprochen, wenn ich in ihren Augen „böse“ war. Das war für mich schlimmer als wenn sie mich angeschrieen oder anderweitig bestraft hätte. Sie hat mich einfach ignoriert, ich war Luft für sie. Sie hat mich gefühlt ausradiert und ich erinnere mich noch heute wie verlassen, wie einsam und wie wertlos ich mich gefühlt habe. Nicht wert gesehen, gehört und gefühlt zu werde. Nicht wert beantwortet zu werden. Nicht wert mir zu erklären, was ich da eigentlich verbrochen habe. Heute weiß ich, ich kann mich wehren und das tue ich auch, wenn mich ein Mensch so behandelt, als Kind war ich hilflos einer Mutter ausgeliefert, die die Macht hatte mich leiden zu lassen und die Macht das Leiden zu beenden. Ich wusste nie wie lange ihr Schweigen dauern wird. Und das machte es noch unerträglicher. War sie wieder gut, nachdem ich hundert Mal um Entschuldigung gebettelt hatte, war ich erlöst. Frei war ich nie. Es konnte immer wieder passieren. Ich musste auf der Hut sein. Lieb sein, nichts tun, was ihr missfallen hätte.
Wenn du dich als Betroffener fragst: Wie lange dauert das Schweigen?
Die Antwort ist einfach - es dauert solange bis du reumütig um Entschuldigung bettelst. Dabei ist es vollkommen egal, worum es ging, denn schuld bist immer du. Du hast dem anderen hinterher zu kriechen und dich zu entschuldigen. Bis er Gnade walten lässt. Du musst einsehen, dass du „böse“ warst und wenn du Glück hast, wird dir verziehen. Bis zum nächsten Mal.
Denn jedes Mal, wenn du einknickst, zeigst du ja, dass man das mit dir machen kann, also wird die Methode weiter angewendet. Der andere weiß dann, dass Silent Treatment bei dir wirkt. Also wird er dich jedes Mal wieder ignorieren, wenn ihm dein Verhalten nicht passt. Und du verlierst mit jedem Mal mehr gesunde Selbstachtung und Würde.
Dein klarer Menschenverstand sagt dir zwar: Niemand darf dich so behandeln, niemand darf dir psychische Gewalt antun, aber die Verlustangst, die Angst verlassen zu werden, ist stärker als der Verstand. Und genau das treibt dich in die Falle und macht dich klein und kleiner. Der Teil, der größer ist als die Angst, verliert leider bei vielen von uns. Die stille Behandlung durch einen nahestehenden Menschen kann uns schlagartig destabilisieren und zutiefst verunsichern.
Es hilft zu verstehen was Menschen zu dieser Quälerei bewegt. Dazu müssen wir wissen: Was ist Silent Treatment?
Silent Treatment ist eine perfide und äußerst wirkungsvolle Form psychischer Gewalt. Bei narzisstischen Persönlichkeiten gehört sie zum Repertoire. Sie spüren instinktiv, dass diese Behandlung schmerzhafter ist als jeder laute Streit. Denn sie wissen von sich selbst – ignoriert zu werden ist kaum aushaltbar. Der Narziss lebt von Anerkennung und Aufmerksamkeit, sie ist das Benzin mit dem er seinen Motor am Laufen hält, bekommt er das nicht, sackt er in sich zusammen und seine Grandiosität zerbröselt. Das ist ein Höchstmaß an narzisstischer Kränkung. Also tut er instinktiv anderen genau das an, was er selbst nicht ertragen kann – er kränkt sie. Indem er dir Energie entzieht holt er sie sich. Das klingt paradox, aber die Paradoxie ist das, was die narzisstische Persönlichkeitsstörung unter anderem ausmacht.
Zurück zum Silent Treatment. Es ist das Ende jeglicher Kommunikation, der abrupte Abbruch der Beziehung und ein Ausdruck von Machtmissbrauch.
Silent Treatment kann über Stunden, Tage und Wochen gehen. Der so Behandelte hat keine Chance die Dinge zu klären, er hat keine Chance zu begreifen, was er dem anderen „angetan“ hat, denn der spricht nicht mehr mit ihm. Da ist nur diese grausame, eiskalten Stille, die er nicht zu deuten weiß. Es kommt zu Kontrollverlust. Das bedeutet psychischen Stress mitsamt all den oben gennannten Gefühlen. Dazu kommt, dass das Gehirn ständig damit beschäftig ist nach dem Warum zu suchen, es aber nicht finden kann und so immer wieder die gleiche Schleife macht. Es kommt zu Nervosität, Konzentrations- und Schlafstörungen oder sogar zu psychosomatischen Störungen.
Silent Treatment ist ein gewaltsamer nonverbaler Akt um einen Menschen seelisch auszuhungern und seinen Selbstwert zu demontieren.
Kommunikationsabbruch, ohne jede Vorwarnung, ohne jede Erklärung ist eine respektlose und brutale Form menschlicher Interaktion. Es ist Machtmissbrauch, der vorsätzlich seelische Qual beabsichtigt und das Leiden eines Menschen um seine eigene Macht zu spüren, billigend in Kauf nimmt. Ein: „Ich brauche eine Auszeit.“ Ich bin verletzt, wir reden später.“ Das sind gesunde Reaktionen nach der ersten Wut, wenn der andere Kontakt sucht, das ist gesunde Kommunikation. Das macht eine Beziehung auf Augenhöhe aus, die von Zuneigung, gegenseitiger Wertschätzung, Verstehen, Respekt und Liebe getragen ist.
Liebe will dem anderen gut tun. Narzissmus will wehtun.
Die Frage: "Liebt dieser Mensch mich, wenn er mich so lange auf Eis legen kann?", die ich so oft von Klienten, die in toxische Beziehungen verstrickt sind höre, stellt sich im Grunde nicht.
Die Frage lautet: Was ist das für eine Beziehung in der du bestraft wirst?
Was bewusst verletzt ist keine Liebe.
Das zu erkennen tut weh, ich weiß das. Meine Mutter sagte irgendwann einmal zu mir: "Ich konnte dich nicht lieben. " Also, wenn du jedes Mal ignoriert und bestraft wirst, wenn du in den Augen des anderen „böse“ warst, dann nimm den letzten Rest deiner Selbstachtung und deiner Würde und geh.
Als Kind hattest du keine Wahl, heute hast du sie.
Und wenn Du es alleine nicht schaffst, unterstütze ich Dich gerne.
Kontakt: aw@wende-praxis.de
Dienstag, 2. November 2021
Der Zwang des Co-abhängigen
Montag, 1. November 2021
Tiefpunkte
Tiefpunkte können lange dauern. Wir sind lustlos, fühlen uns ausgelaugt, haben keinerlei Motivation mehr, wir sind gelähmt und fühlen uns hoffnungslos. Nichts macht mehr Freude und alles ist in ein bedrückendes Grau gefärbt. Am liebsten würden wir so lange schlafen bis wir aufwachen und der Tiefpunkt ist vorbei.
In einem Tief fallen wir automatisch in alte Überzeugungen, Denk- und Gefühlsmuster zurück, obwohl wir doch wissen, dass sie nicht hilfreich sind. Wir haben das Gefühl nichts begriffen zu haben, wir denken all die Arbeit an uns selbst hat nichts gebracht.
Wir verurteilen uns dafür, dass wir immer noch nicht besser, immer noch nicht fürsorglicher, immer noch nicht liebevoller mit uns selbst umgehen können. Und dann kommt die Angst, dass wir das niemals schaffen werden.
Diese Angst ist unbegründet.
Tiefpunkte sind normal. Sie sind sogar sinnvoll.
Es sind Phasen in denen wir lernen dürfen, uns so auszuhalten wie wir gerade fühlen, Phasen, in denen wir ja zu uns selbst sagen, genauso wie wir gerade sind.
In diesen Phasen ist es hilfreich nichts von uns zu erwarten, nichts von uns zu fordern und uns nicht anzutreiben. Wir dürfen geduldig sein mit uns selbst. Tiefpunkte sind Phasen in denen wir das anwenden, was wir gelernt haben: Selbstmitgefühl.
Tiefpunkte dauern, aber sie haben ein Ende. Darauf können wir vertrauen.