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Dienstag, 30. Januar 2024
Niemals ohne Liebe
Montag, 29. Januar 2024
Aus der Praxis: Sinn und Sinnverlust
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In meinen Sitzungen mit Menschen taucht immer häufiger die Frage nach dem Sinn auf. Viele sind müde und manche sind so müde, dass sie keinen Sinn mehr empfinden können.
Was ist der Sinn des Lebens?, ist eine existenzielle Frage des Menschen.
Was, wenn der Sinn des Lebens fraglich wird?
„Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord. Sich entscheiden, ob das Leben es wert ist, gelebt zu werden oder nicht, heißt auf die Grundfrage der Philosophie antworten“, schreibt Albert Camus. Camus fragt nicht nach dem „Wie“ sondern nach dem „Ob“. Also nicht wie ein gelingendes Leben möglich ist, sondern ob das Leben überhaupt Sinn macht. Bei all den Verlusten im Laufe der Jahre, dem Leiden, den Ängsten, den Verletzungen, den Enttäuschungen, den Schmerzen, der Verzweiflung, der Vergänglichkeit, dem Sterben und dem Tod, fragt Camus nach dem Ob. Ob es das wert ist. Die Lösung, wenn wir das nicht erleben wollen, wäre dann in der Tat der Selbstmord. Eine Erleichterung, eine Art Lebenslösung, tiefe Ruhe. Endlich Ruhe. Trotzdem leben die meisten von uns weiter.
Warum?
„Wer ein Warum zu leben hat,
erträgt fast jedes Wie.“, schreibt Viktor Frankl. Und weiter: „Ein Warum - das
ist ein Lebensinhalt; und das Wie - das waren jene Lebensumstände, die das
Lagerleben so schwierig machten, dass es eben nur im Hinblick auf ein Warum
überhaupt tragbar wurde.“
Frankl stellt im Gegensatz zu Camus die Frage nach dem „Ob“ nicht.
Dem „Warum“ Gedanken folgend, erforschte Frankl, was den Menschen dazu antreibt, selbst in den tiefsten Krisen und im größten Schmerz weiterzumachen.
Sein Fazit: Es ist sein Warum. Ein Warum als Sinnstiftung.
Aber wenn es kein Warum mehr
gibt und sich keines mehr finden lässt, was dann? Warum machen wir dann weiter?
Weil das Leben trotz allem
ein Geschenk ist, eine Kostbarkeit, auch wenn es kein Warum, keinen
übergeordneten Sinn hat? Lohnt es sich auch dann, wenn ich den Sinn, den ich meinem Leben
einst gab, verloren habe?
Auch hierauf gibt Frankl eine Antwort: „Wir müssen die verzweifelten Menschen lehren, dass es nie und nimmer darauf ankommt, was wir vom Leben erwarten, lediglich darauf, was das Leben von uns erwartet. Leben heißt letztlich eben nichts anderes als: Verantwortung tragen für die rechte Beantwortung der Lebensfragen, für die Erfüllung der Aufgaben, die jedem einzelnen das Leben stellt, für die Erfüllung der Forderung der Stunde.“
Was aber, wenn ich nicht mehr sehen kann oder sehen will, was das Leben von mir erwartet? Was wenn ich die Fragen höre und nicht beantworten will, weil ich es leid bin, es müde bin, die Aufgaben und Forderungen der Stunde zu erfüllen.
Was wenn der Sinn verloren gegangen ist?
Was dann?
Dann vielleicht doch Albert Camus´ „Ob“?
Was bedeutet, dass ich mich mit der Absurdität meiner Existenz auseinandersetzen müsste. Um dahin zu kommen wo Camus hinkam?
„ Die einzige Möglichkeit, einen Sinn im Leben zu finden, besteht darin, die Tatsache zu akzeptieren, dass das Leben von Natur aus sinnlos ist.“
Und was dann?
Kann ich leben angesichts der Sinnlosigkeit?
Kann ich leben, wenn das Leben von Natur aus sinnlos ist?
Und wie?
Ohne Zweck, ohne Werte, ohne Orientierung, ohne Ziel,
ohne Aufgabe. Ohne Hoffnung, ohne Träume, ohne Begehren. Ohne Liebe, ohne Zuneigung. Ohne Freude, ohne Glück. Ohne Verbundenheit. Ohne Glaube. Ohne soziale,
spirituelle, geistige Bedürfnisse.
Ohne Erfüllung?
Nichts, was mir am Herzen liegt.
In vollkommener Apathie.
Das Leben als Dasein, als reine Existenz?
Gibt es dann noch eine Sinn, einen Grund zu leben?
Vielleicht hilft ja die Haltung der Stoiker, wonach nur der Weise, der im Einklang mit der Ordnung des Kosmos lebt, frei von Affekten, Wünschen und Leidenschaften und gleichgültig gegenüber dem eigenen äußeren Schicksal, den Endzustand der Apathie erreichen kann. Was bedeutet: Die Unempfindlichkeit gegen die Wechselfälle des Lebens, die stoische Ruhe. Sie bedeutet das einzige Glück.
"Warum setzen Sie eigentlich voraus, dass ein Leben, außer da zu sein, auch noch etwas haben müsste oder auch nur könnte – eben das, was Sie Sinn nennen?”
Freitag, 26. Januar 2024
Kontrolle
Foto: Pixybay
Sonntag, 14. Januar 2024
Abschied von dem, was wir für unser Leben gehalten haben
Malerei: Angelika Wende
Das Schwerste, wenn wir die Entscheidung getroffen haben zu heilen, ist das loszulassen, was wir für unser Leben gehalten haben. Dazu gehören auch bestimmte Menschen mit denen wir ständig Konflikte haben, die wir nicht lösen können, Menschen, die uns nicht gut tun.
Nicht jeder tut jedem gut.
Manchmal tun sich zwei Menschen,
auch wenn sie eine starke Anziehung fühlen oder sogar Liebe, einfach nicht gut. Sie holen nicht das Beste,
sondern das Schlechteste aus dem anderen.
Man fühlt sich miteinander einfach nicht gut, nicht sicher, nicht geborgen.
Die Beziehung ist unheilsam. Man streitet und kämpft, ist ständig wütend und frustriert, enttäuscht, gekränkt, verletzt, man zerrt aneinander,
will den anderen ändern, man will ihn retten, weil man sieht, dass der andere sich selbst zerstört und damit auch der
Beziehung und einem selbst schweren Schaden zufügt und geht dabei selbst langsam kaputt.
Wir können manches nicht ändern, schon gar nicht andere Menschen und wie sie ihr Leben leben. Jeder ist auf seiner eigenen Reise.
Wenn wir mit einem Menschen mehr leiden als alles andere, dann ist es Zeit die Verantwortung für unser Genesung zu übernehmen und diesen Menschen gehen zu lassen.
Das schmerzt, denn mit ihm geht nicht nur ein Mensch, sondern vieles, was unser Leben war. Mit seinem Gehen entsteht eine große Lücke. Wir wissen erst einmal nicht womit wir sie füllen sollen. Das ist eine bittere Zeit, eine schwere Zeit, eine Zeit, in der wir auf uns selbst zurückgeworfen sind. Eine Zeit in der wir mit dem Zweifel und der Angst konfrontiert werden.
Schaffen wir es?
Halten wie das aus?
Das war doch unser Mensch?
Wie ohne ihn leben?
Wer sind wir ohne diesen Menschen?
Was ist jetzt unser Leben und was machen wir damit?
Wenn wir inneren Frieden wollen, wenn wir aufhören wollen unsere alten Dramen zu wiederholen, wenn wir unsere Traumata erlösen wollen, müssen wir uns von manchen Menschen verabschieden.
Das ist eine riesige Herausforderung.
Wir können sie nicht sofort bewältigen.
Es braucht Zeit, Kraft, Zuversicht und Durchhaltevermögen um sie zu bewältigen.
Jeder Abschied ist wie ein kleiner Tod im Leben. Er bedeutet Verlust, Kummer, Schmerz und Trauer.
Er bedeutet vielleicht sogar eine lange Zeit allein oder einsam zu sein. Aber da müssen wir jetzt durch, wenn wir wirklich heilen wollen. Und vielleicht kann jetzt auch der andere heilen. Die Belohnung für das Loslassen wird kommen. Es werden neue Menschen und neue Möglichkeiten in unser Leben treten. Vertrauen wir dem Prozess.
"So as long as you live keep learning how to live."
Seneca
Freitag, 12. Januar 2024
In diesem Moment habe ich nicht die Kontrolle
Mein komplettes Scheitern zugeben? Ich doch nicht!
Ich habs doch im Griff, ich habe doch immer eine Lösung. Ich habe mich doch immer wieder neu aufgestellt nach jedem Schicksalsschlag, nach jedem Verlust.
Ich bin doch ein Aufstehmensch.
Wahr ist: In diesem Moment in der Zeit habe ich nicht die Kontrolle.
Ich habe nicht einmal Antworten auf meine Fragen, schon gar keine Lösung.
Ich bin schachmatt gesetzt.
Was kann ich tun?
Ich kann genau das akzeptieren.
Ich habe nicht die Kontrolle und ich weiß nicht wie es weitergeht.
Ich akzeptiere das vollkommen. Radikal, ohne wenn und aber. Radikale Akzeptanz.
Ich lasse mein Bedürfnis zu kontrollieren, los. Ich lasse die Welt laufen, wie sie laufen soll.
Währenddessen lebe ich nur diesen Tag. Nur heute.
Nur in diesem Heute tue ich, was wichtig ist. Ich unterscheide was wichtig ist und was nicht. Was nicht wichtig ist, lasse ich sein.
Ich sorge dafür, dass ich gesund esse, genug trinke, mich bewege und ruhe. So gut ich es kann. Ich erwarte nichts von mir und nichts vom Außen.
Ich treibe mich nicht an, ich lasse mich selbst in Ruhe.
Ich vertraue auf das, was größer ist als ich.
Mittwoch, 10. Januar 2024
Wer ich bin
Dienstag, 9. Januar 2024
Aus der Praxis: Verletzungen
Montag, 1. Januar 2024
Es ist Zeit