Montag, 7. April 2025

Von Bedeutung


 


 

Der Zustand der Welt betrifft uns alle auf unterschiedliche Weise.

Es ist jetzt von größter Bedeutung, 

Wege zu finden, um unsere psychische Gesundheit zu erhalten.


Sonntag, 6. April 2025

Warum ich den Bodhisattva so mag

 

                                                                            Foto: Pixybay


Der Begriff Bodhisattva setzt sich zusammen aus: Sattva – fühlendes Wesen und Bodhi – Erwachen, Erleuchtung, absolute Bewusstheit. Er ist ein zentraler Begriff im Mahayana-Buddhismus und bezeichnet einen Menschen, dessen Ziel es ist die Erleuchtung zu erreichen und der aus Mitgefühl beschließt, anderen Wesen zu helfen, ebenfalls Erleuchtung zu erlangen.
Der Weg eines Bodhisattva ist geprägt von der Entwicklung von Eigenschaften wie Mitgefühl, Weisheit, Geduld und Selbstlosigkeit. Der Bodhisattva ist für mich mehr als nur ein Konzept im Buddhismus - er ist ein Symbol für tiefes Mitgefühl und die Hingabe an das Wohlergehen aller fühlenden Wesen.
In einer Welt, die von Gier, Hass, Selbstsucht, Leiden, Schmerz und Verzweiflung geprägt ist, verkörpert er die Hoffnung, dass es einen Weg gibt, Leiden zu lindern und Licht in die Dunkelheit zu bringen.
 
Stell dir vor, du stehst an einem Fluss, der reißend und unberechenbar ist. Auf der anderen Seite siehst du einen Menschen der verzweifelt kämpft, um ans rettende Ufer zu gelangen.
Was tust du?
Was würde ich tun?
Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher, was ich tun würde.
Der Bodhisattva weiß genau, was er tut – er zögert nicht ins Wasser zu springen, selbst wenn die Strömung stark ist. Er stellt sein eigenes Wohl zurück, um diesem Menschen zu helfen. Sein Herz ist erfüllt von Mitgefühl. Er sieht nicht nur die Not des anderen, sondern fühlt sie in sich selbst.
Das ist natürlich ein krasses Bild.
Man mag jetzt denken, wie dumm, der riskiert sein eigenes Leben für das Leben eines anderen, aber das macht tiefes Mitgefühl aus – wir fühlen den anderen und haben das dringende Bedürfnis zu helfen. Solche Menschen gibt es, wir nennen sie dann Helden. 
 
Der Weg eines Bodhisattva ist nicht einfach. Er ist geprägt von Herausforderungen, Rückschlägen und dem ständigen Ringen mit den eigenen Ängsten und Zweifeln. Doch der Bodhisattva geht diesen Weg gegen alle Widerstände im Innen und Außen. Was ihn antreibt ist die Liebe zu allen Wesen, und eine tiefe Verbundenheit mit allem, was lebt. Der Bodhisattva weiß, dass jeder Akt des Mitgefühls, jede Geste der Freundlichkeit, eine Veränderung auslösen kann, die über das Hier und Jetzt hinausgeht. Er urteilt und spaltet nicht in Gut und Böse, sondern ist von Mitgefühl unterschiedslos allen Wesen gegenüber erfüllt. 
 
Wir alle haben das Potenzial, Bodhisattvas in unserem Leben zu sein. Wir können die Entscheidung treffen, nicht nur für uns selbst zu leben, sondern auch für andere da zu sein. Jeder von uns kann die Welt ein kleines Stück besser machen, indem wir Verständnis und Mitgefühl zeigen, ein offenes Ohr anbieten oder einfach nur da sind, wenn jemand uns um Hilfe bittet und Unterstützung braucht.
In einer Welt, die zunehmend kälter und unbarmherziger wird, ist der Bodhisattva für mich ein Lichtstrahl im Dunkel. Er lehrt uns, dass wahre Erfüllung nicht im Streben nach persönlichem Glück, Macht und Erfolg liegt, sondern im Dienst für das Ganze. Wenn wir den Weg des Bodhisattva wählen, öffnen wir unser Herz und unsere Hände für andere. Wir verlassen unsere Ich-Zentriertheit und richten unseren Blick auf das Ganze. Jedes Mal wir uns für andere einsetzen, statt nur an unsere eigenen Bedürfnisse zu denken, manifestiert sich bereits in diesem Moment der Bodhisattva in uns.
Für mich ist der Bodhisattva kein naives, träumerisches Ideal, sondern lebendige Realität und ein heilsamer, dringend notwendiger Weg, der uns alle miteinander verbindet und uns in Richtung Frieden führt. 
 
Imagine all the people
Living life in peace
You may say I'm a dreamer
But I'm not the only one
I hope someday you'll join us
And the world will be as one
 
John Lennon 
 
 
Angelika Wende

Freitag, 4. April 2025

Wandle dein Herz, dann wandelt sich dein Sinn

 



 
Von Fernado Pessoa stammt der Satz: "Wenn das Herz denken könnte, stünde es still." Darin liegt so viel Schmerz, dass mir das Herz beim Lesen weh tut.
"Ich kann mein Herz nicht mehr öffnen, weil ich verletzt wurde", diesen Satz höre ich oft in der Praxis und auch sonst. Ich selbst fühlte das nach einer tiefen Verletzung durch einen geliebten Menschen auch so. Denke und glaube ich so, bleibe ich an meinem Schmerz haften. Ich bleibe an denen oder dem haften, die ihn mir zugefügt haben. Ich füge mir selbst über den Schmerz hinaus Leid zu. Ich mache aus Schmerz Leiden, im Glauben mir eine schützende Rüstung um mein Herz legen zu müssen, auf dass mich nichts und niemand mehr berührt und verletzt. Aber, in dieser Rüstung lebt es sich nicht gut. Sie ist hart und eng. Sie macht Atmen schwer, Bewegung schwer, trennt mich von allen, die mir nah kommen wollen. Sie macht allein. Aus Selbstschutz wird Selbstkasteiung.
Es ist schwer sich aus der Verhaftung mit einem alten Schmerz zu herauszulösen, schwer die schützende Rüstung abzulegen im Wissen – jetzt bin ich wieder verletzbar. Schmerz ist wieder möglich. Neuer Schmerz. Manchmal kann es sogar soweit kommen, dass die Rüstung so vertraut oder sogar so liebgeworden ist, weil sie als Schutz für mein verletztes Herz gute Dienste leistet. Das Herz aber wird leiden. Es wird an der Enge langsam ersticken. Es wird an Einsamkeit, an Verbitterung, an Resignation erkranken.
 
Der fanzösische Philosoph Blaise Pascal schrieb einst: "Es gibt eine Vernunft des Herzens, die der Verstand nicht kennt. Man erfährt es bei tausend Dingen." Und: "Wir erkennen die Wahrheit nicht allein mit der Vernunft, sondern auch mit dem Herzen."
Ein verletztes Herz, das sich verschließt, verschließt sich nicht nur der Wahrheit, es verschließt sich der Liebe und der Möglichkeit wieder zu lieben. Es erfährt keine Verbundenheit, nicht mit den Mitmenschen, nicht mit dem Transzendentem, dem Urgrund allen Seins. Es wird hart und zu echtem Mitgefühl ist es nicht mehr fähig. Mitgefühl ist eine Herzensqualität, die Selbstliebe und Liebe zu anderen mit einschließt. Mitgefühl gehört zur Herzensbildung. Und damit verbunden ist die Haltung uns anrühren und berühren zu lassen. Es usn ans herz zu legen, was usn anrührt. Herzensbildung hat mit rationalem Wissen nichts zu tun, es geht um die Freude am Sein, um das Teilen der Freude am Sein, um Verständnis für uns selbst und andere, um die Entfaltung unserer Menschlichkeit in unserem Alltag. 
 
Wandle dein Herz, dann wandelt sich dein Sinn!
Wer mit verschlossenem Herzn durch das Leben geht wird immer nur das sehen, was ungut ist, er wird sich als ausgestoßen, getrennt empfinden oder sich sogar bedroht fühlen. Er wird Menschen und Welt durch eine dunkle Brille sehen und nur noch das Ungute seiner Mitmenschen durch diesen Filter wahrnehmen. Seine Aufmerksamkeit wird all dem entzogen, was gut ist. Er wird blind für das Licht, hart und verurteilend anderen gegenüber, die ihm im Grunde nur den Schatten spiegeln, den er selbst in sich trägt, aber nicht sehen kann.
Um die Rüstung abzulegen und im Herzen zu gesunden, bedarf es der Verantwortungsübernahme für das eigene Leben. Und das bedeutet, uns zu öffnen für das Leben, wieder und wieder, auch wenn wir verletzt sind und auch wenn wir die Gefahr eingehen wieder verletzt zu werden.
 
„Das Leiden, die Not gehört zum Leben dazu, wie das Schicksal und der Tod“ , schreibt Viktor Frankl. Es gibt immer schmerzvolle Dinge und Umstände, denen wir als Mensch unausweichlich begegnen. Es gibt das Schicksal, das manchmal ein Arschloch ist. Es gibt so vieles, was nicht in unserer Hand liegt. Es gibt Erfahrungen, die uns alles abverlangen und denen wir uns stellen können oder nicht. Es gibt Dinge, die unveränderbar sind, egal wie sehr wir uns dagegen wehren. Es gibt Menschen, die uns enttäuschen und verletzen. Es gibt so vieles, was unser Herz kränken kann. Ich kenne fast alles. Aber niemals habe ich mein Herz verschlossen, weil ich weiß, ein verschlossenes Herz wird auf Dauer krank und weil ich das Leben liebe, trotz allem, was es an Ungutem gibt. Immer wieder, wenn ich raus gehe, mich in mein Lieblingscafé setze, habe ich schöne Begegnungen. Gesetern hatte ich eine solche Begegnung mit einer Frau meines Alters. Wir hatten ein wunderbares Gespräch, ich fühlte eine tiefe Verbundheit. Am Ende ging sie zum Bezahlen ins Café. Sie kam heraus und machte mir ein kleines Geschenk. Eine köstliche Tafel Schockolade. "Danke", sagte sie und ging mit einem Lächeln. Ich ging mit einem Lächeln, dankbar für diese Begegnung.
Ich erzählte es meinem Sohn, der sagte: "Wahnsinn, Mama, was du immer für Begegnungen hast."
 
Wie wir mit einem erletzen Herzen umgehen, wie wir wählen damit umzugehen, liegt in unserer Hand. Was wir damit machen, liegt in unserer Hand. Das entscheiden wir selbst. Jeden Tag haben wir neu die Wahl, angesichts des Schmerzes, den wir fühlen zu resignieren oder aus dem Schmerz heraus unser Leben neu zu gestalten, indem wir den Sinn im Erfahrenen zu erkennen suchen, indem wir uns fragen: Aus welchem Grund bin ich in dieser Lage? Was will das Leben jetzt von mir? Worin könnte meine Aufgabe, meine Herausforderung liegen?
„Es ist das Leben, das uns die Fragen stellt, wir haben zu antworten und diese Antworten zu ver-antworten“, Nichts anderes kommt uns Menschen zu!“, schreibt Frankl weiter.
Was heißt das?
Es heißt die Herausforderung anzunehmen indem wir uns zu fragen: Wozu fordert mich mein verletztes Herz heraus?
Und: Welche Antwort will ich geben?
Will ich mein Leid vermehren oder es wandeln?
Wandlung hat einen Preis, nämlich den, die scheinbar sichere Rüstung abzulegen, den Schmerz irgendwann sein zulassen, die Verbitterung und die Resignation loszulassen und aufhören zu sagen: "Ich kann mein Herz nicht mehr öffnen, weil ich verletzt wurde." Denn das wird zu einem das Herz verhärtenden Gluabenssatz.
 
Auch ein verletztes Herz kann wieder ganz werden, nicht mehr ganz so ganz wie es einmal war, aber mutiger, weicher, wissender, weiser, mitfühlender, ehrlicher und wahrhaftiger sich selbst und damit anderen gegenüber.
Wir könnten die Rüstung ablegen und uns fragen:
Was will ich aus meinen Herzen heraus in die Welt geben?
 
Angelika Wende 

Mittwoch, 2. April 2025

Worauf wartest Du?

 


 
Worauf wartest Du?
Mit warten verschwendest du dein Leben!
Du musst was machen!
Du musst dich bewegen!
Du musst handeln!
Du musst das jetzt ändern!
Wer sagt das?
Ist das so?
Manchmal geraten wir in Situationen in denen wir ausgebremst werden, wir geraten in Situationen, die uns missfallen, weil sie nicht so sind, wie wir das gerne hätten, wir geraten in Situationen, in denen wir keine Lösungen finden und keine Entscheidung fällen können, wir geraten in Situationen, in denen wir einfach nicht weiter wissen. Wir geraten in Situationen, in denen uns die Häne gebnden sind. Wir sitzen da und alles was wir gerade tun können ist: Sit and wait. Und das mögen die meisten Menschen gar nicht.
Ein Beispiel:
Mein Klient ist seit einem Jahr Single und hält es mit sich selbst nicht aus. Er braucht eine Beziehung um sich, wie er sagt, „gut zu fühlen“, findet aber, trotz aller Anstrengungen, keine Partnerin. Er ist täglich auf Tinder und vielen anderen Dating-Portalen aktiv, er hat jede Woche mindestens ein Date, aber außer kurzen Begegnungen und One-Night-Stands tut sich nichts. Er strengt sich an um sein Glück zu schmieden, er investiert eine Menge Energie in seine Suche, er hat ein klares Ziel, aber sein Beziehungsglück stellt sich einfach nicht ein. Er ist total frustriert, schwankt zwischen Wut und Traurigkeit, weil er das, was er will nicht bekommt.
Als ich ihn frage, ob es nicht sinnvoll wäre in dieser Zeit als Single an sich selbst zu arbeiten, um sich mit sich selbst wohler zu fühlen, winkt er ab: „Ich vergeude doch keine sinnlose Zeit mit warten!“
Warten - vergeudete, sinnlose Zeit?
Kann man Zeit vergeuden?
Kann Zeit sinnlos sein, wenn wir nicht haben, was wir meinen zu brauchen?
Ist warten immer ein Warten auf Godot?
Ist warten falsch?
Gibt es nur entweder oder?
Oder gibt es ein Dazwischen - eine Zeit des Wartens, die durchaus sinnvoll sein kann?
Sind im Warten nicht auch Möglichkeiten verborgen, nämlich die Zeit des Wartens und was sie beinhaltet zu entdecken, zu nutzen und zu gestalten?
Warten, wie auch immer wie es für uns definieren mögen, beinhaltet Geduld. 
 
Geduld ist eine Tugend und eine Fähigkeit.
Geduld ist ein Zeichen von Stärke und Zähigkeit.
Geduld ist ein innerer Zustand, der von äußeren Umständen unabhängig ist.
Geduld beinhaltet das Erkennen, dass nicht die Situation, sondern meine Einstellung und meine Erwartung das Problem ist.
Geduld ist die Fähigkeit, eine innere Spannung anzunehmen, ohne mich dabei zu verspannen.
Geduld ist eine Übung im Durchhalten
Geduld ist Gelassenheit.
Geduld wird in unserer „schneller, höher, weiter“ Zeit leider unterschätzt.
„Don´t push the river it flows by itself“, ist ein Satz, der mir in vielen Situationen des Wartens geholfen hat.
Dieses Zitat soll von Barry Stevens stammen, einer amerikanischen Psychotherapeutin, die in ihrem gleichnamigen Buch ihre persönlichen Erlebnisse in einer von Fritz Perls gegründeten Gestalt-Gemeinschaft in Kanada beschreibt.
Don´t push the river …
übe dich in Geduld. 
 
Geduld kann warten und Wünsche zurückstellen.
Geduld sagt ja zu dem was ist, im Wissen, dass nichts bleibt wie es ist.
Geduld erträgt Mühen und kann Schmerz aushalten.
Geduld kann Rückschläge einstecken, dran bleiben, durchhalten. Geduld erinnert uns daran, dass die Dinge Zeit und Hingabe benötigen, um sich zu entwickeln.
Geduld kann auch unschöne Gefühle annehmen und sagen: Es ist jetzt wie ist es. Es ist okay.
Geduld kann Impulse kontrollieren, sie treibt sich nicht an.
Geduld hat gelernt sich nicht unter Stress zu setzen um alles sofort haben oder schaffen zu müssen.
Geduld kann zuwarten und abwarten.
Geduld weiß um den Wert von kleinen Erfolgen und Teilzielen.
Geduld verschwendet keine Energie an Unrast und Eile.
Geduld kennt den Wert von Entschleunigung und Stille.
Geduld weiß um den Sinn von Achtsamkeit und Präsenz im Moment.
Geduld vertraut in den Prozess des Lebens.
Geduld ist das Vertrauen, dass das für uns Richtige geschehen wird.
Geduld steuert nicht auf das ferne Endziel, sondern agiert aufmerksam im Hier & Jetzt.
Geduld weiß um den Prozess der Dinge.
Geduld hat gelernt nicht auf das Ziel zu starren, sondern die Reise zu schätzen.
Geduld weiß: Der Weg ist das Ziel. 
 
"Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen."
Blaise Pascal 
 
Angelika Wende
Kontakt:aw@wende-praxis.de

Mittwoch, 26. März 2025

Aus der Praxis: Angst ändert rein gar nichts



Es sind häufig nicht die Dinge und Situationen selbst, die uns Probleme bereiten, Stress machen oder Angst, sondern die viel zu große Bedeutung, die wir ihnen geben. Dann neigen wir dazu sofort negative Schlüsse zu ziehen, zu verallgemeinern und die Situation auf ähnliche Situationen, die wir erlebt haben, zu übertragen. Manche Menschen neigen auch zur Katastrophisierung. Es geschieht etwas Beunruhigendes und prompt reagieren sie mit einer übertriebenen Angst, dass ein Unglück drohen könnte.
 
Reaktionen auf Reize werden erlernt und werden dann zu Denkmustern, die wir automatisch abzuspulen, ohne uns dessen bewusst zu sein. Festsitzende Denkmuster neigen zu Verallgemeinerungen und zu Schwarz-Weiss-Denken. Wir haben z.B. Angst vorm Zahnarzt, weil es, als wir Kind waren, eine schmerzhafte Erfahrung gab. Diese schmerzhafte Erfahrung haben wir abgespeichert. Jedes Mal, wenn wir zum Zahnarzt müssen, löst allein der Gedanke daran – der Reiz – unsere Angstreaktion aus. Wenn wir denken, niemand mag uns und Angst vor Zurückweisung haben, verhalten wir uns ablehnend und machen emotional dicht. Wir wundern uns dann, dass andere nicht offen und freundlich auf uns zu gehen. Dabei löst unser eigenes Verhalten aus, dass sie es nicht tun. 
 
Angst ist eine Reaktion auf einen Reiz.
Das Risiko, im Laufe des Lebens an einer Angststörung zu erkranken, liegt nach internationalen Studien zwischen 14 und 29 Prozent. Damit sind Angststörungen die häufigste psychische Erkrankung, gefolgt von Depressionen und sie nehmen zu.
Angststörungen sind schwerwiegende psychische Erkrankungen, die einen hohen Leidensdruck erzeugen. Angst – und Zwangsstörungen hängen mit negativen, unlogischen, realitätsfremden und verzerrten Denkmustern zusammen, die nur schwer zu verändern sind. Betroffene wissen zwar, dass ihre Gedanken mit der Realität nichts zu tun haben, können sich aber nicht davon distanzieren. Die Gefühle sind so überwältigend, dass sie ihren eigenen Gedanken gegenüber hilflos sind – trotz besseren Wissens. Im Laufe einer Therapie dürfen sie lernen sich selbst zu beobachten, Reize zu erkennen, ihre Gedanken zu identifizieren, ihre inneren Blockaden zu erkennen, die auftretenden Gefühle (in Expositionsübungen) auszuhalten, Alternativen zu entwickeln und diese auszuprobieren und anzuwenden. Dazu gehört auch die eigenen verzerrten Denk-und Verhaltensmuster neu zu bewerten.
 
Bisher ging man bei der Erforschung und Behandlung von Angst davon aus, dass sie ganze Gehirnschaltkreise, wie jene im Limbischen System, überaktiviert. Neueste Erkenntnisse jedoch belegen, dass Angst einen äußerst selektiven Effekt auf die neuronale Aktivität hat, die die Entscheidungsfindung unterstützt. Studien haben gezeigt, dass Angst Gehirnzellen deaktiviert. Wir können nicht mehr klar denken. Können wir nicht mehr klar denken, treffen wir schlechte oder keine Entscheidungen. Das wiederum verstärkt die Angst, führt zu weiteren Fehlentscheidungen löst schließlich eine Abwärtsspirale aus.
 
Auch wenn wir keine Angst-oder Zwangsstörung haben können wir mit unserer „normalen Angst“ arbeiten um besser mit ihr umgehen zu lernen. Auch hier beginnen wir damit uns selbst zu beobachten, den Grund für die Angst zu identifizieren und Alternativen zu entwickeln, um sie neu zu bewerten und angemessen mit ihr umzugehen. Wir distanzieren uns bewusst von der Angst und sehen sie mehr als Herausforderung, denn als Problem. Wir gehen auf Augenhöhe mit der Angst. 
 
Ein Problem bei Ängsten ist, dass viele Menschen eher in Möglichkeiten als in Wahrscheinlichkeiten denken. Und das kann sie verrückt machen.
Es ist möglich, dass das Flugzeug abstürzt, dieser Gedanke ist für manche Menschen so angsteinflößend, dass sie nicht fliegen.
Sie fragen sich aber nicht: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es abstürzt?
Natürlich kann ein Flugzeug abstürzen, aber es ist wenig wahrscheinlich, dass es abstürzt.
Das Unterscheiden zwischen Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit kann also sehr hilfreich sein um Angstgedanken zu reduzieren.
 
Bei Ängsten ist es wichtig beruhigende Verhaltensweisen zu erlernen. Zum Beispiel kann man die Angst durch bewusstes tiefes Ein- und Ausatmen verringern. So kommt der Körper zur Ruhe und damit auch der Geist. Entscheidend dabei ist, uns bewusst auf die Atmung zu konzentrieren statt auf die Angst. Schon wenige tiefe Atemzüge aktivieren sofort den Parasympathikus und den Vagusnerv. Das verlangsamt den Herzschlag, senkt den Blutdruck und beruhigt. Ein paar Mal tief durchatmen ist absolut hilfreich um uns selbst zu beruhigen und uns nicht in die Angst hineinzusteigern. Wir erleben dabei, dass ängstliche Erregung und körperliche Entspannung nicht gleichzeitig bestehen können. Und wir erfahren, dass wir unserer Angst nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern selbst etwas tun können um sie zu reduzieren. Wir sind selbstmächtig, mächtiger als die Angst. Wir gewinnen die Kontrolle zurück. Diese positive Erfahrung kann dann zu häufigerem Durchführen eines gewünschten Verhaltens anregen, das wir bei Angst einsetzen. Übrigens, auch körperliche Aktivitäten wirken angstlösend.
 
Ich kenne Angst gut. Angst war der ständige Begleiter meiner Kindheit und in sehr belastenden Lebenssituationen meldet sie sich bisweilen zurück. Ich kenne ihre Ursachen und die Reize, die sie auslöst. Bei meiner Angst geht es immer um Todesangst, die dann in anderen Ängsten ein Behältnis sucht und Gestalt annimmt. Zu wissen woher die Angst kommt ist gut, aber auch ohne dieses Wissen, können wir mit unserer Angst arbeiten. Der erste Schritt ist: Unsere Angst zu akzeptieren. Nur was ich akzeptiere, kann sich wandeln.
Irgendwann hatte ich genug von meiner Angst. Ich war wütend, dass sie mir immer wieder das Leben schwer macht.
Mir wurde klar: Angst ändert rein gar nichts.
Die Dinge geschehen, mit und ohne Angst.
Und dann fragte ich mich: Willst du dein Jetzt an die Angst vergeuden?
Die Antwort ist ein klares „Nein!“
Ich habe nur dieses eine Leben und keine Ahnung wann und wie es endet.
Und ja, das macht mir Todesangst. Und die darf sein. Ich werde sterben, wie alle Menschen, das ist absolut sicher. Das muss ich akzeptieren und das heißt nicht, ich muss es gut finden, aber meine Angst ändert rein gar nichts daran.
Im Grunde geht es darum unsere Angst in unser Gefühlssystem zu integrieren und nicht mit Macht gegen sie anzukämpfen. Es geht darum die Angst anzunehmen und zu lernen, dass unser Angsterleben in unseren Händen liegt. 
 
 
Angelika Wende
Kontakt: aw@wende-praxis.de

Freitag, 21. März 2025

Damit es Dir besser geht

 


Alle Menschen, die ich im Laufe meiner Arbeit kennenlernen durfte und darf, sehnen sich danach, gesehen, gehört, verstanden, akzeptiert und geliebt zu werden.
Wir alle möchten uns verbunden fühlen mit uns selbst und miteinander. Wir möchten uns in Beziehungen sicher fühlen, geborgen, gehalten und geliebt. Wir möchten ankommen in unserem Körper, in unserem Sein und im gegenwärtigen Moment. Wir möchten im Frieden sein, mit uns selbst, miteinander und der Welt. Wir möchten frei sein von Ängsten und all dem Unheilsamem unserer Vergangenheit. All das beinhaltet die Sehnsucht nach Heilung, dem Zustand in dem wir uns ganz und angekommen fühlen. 
 
Aber nur wenige Menschen können sagen: Ich fühle mich heil, ganz und angekommen.
Die meisten von uns leben in dieser unerfüllten Sehnsucht und irgendwann halten wir das, was unheilsam ist, für normal. Wir leben ein Leben, das von Stress, Problemen, Sorgen, Unzufrieden, Trennung und Ängsten geprägt ist und immer mehr Menschen sind seelisch krank. Immer mehr Menschen sind vereinzelt. Sie leben allein, sind allein, finden keinen Partner, geschweige denn Liebe. Nicht in sich selbst und nicht in Beziehungen. Sie unterdrücken ihre Emotionen, leiden still unter ihren Verletzungen und sind nicht fähig sich ihren Gefühlen zuzuwenden, weil es weh tut, was sie fühlen. Gefühle werden unterdrückt, abgespalten, ignoriert und kompensiert.
Es wird ein Ersatzleben geführt, weil das wahre Leben so unerreichbar scheint. Dieses Ersatzleben ist schal und nicht erfüllend. Da ist eine innere Leere, die mit allem möglichen Kram gefüllt wird, und trotzdem bleibt dieser unstillbare Hunger nach wahrer Fülle. 
 
Aber wie diesen Hunger stillen?
Wie ein gelingendes Leben führen, geprägt von Verbundenheit, Mitgefühl, Akzeptanz, Respekt, innerer Freiheit, Liebe und Heilung?
Indem wir bei uns selbst anfangen.
Indem wir aufhören uns immer wieder unbewusst die gleiche Geschichte zu erzählen, von der wir glauben, dass sie die unsere ist.
Indem wir unsere Überzeugungen hinterfragen und erforschen woher sie kommen, um diese alte Geschichte loszulassen und eine neue zu schreiben.
Indem wir unsere blinden Flecken und impliziten Erinnerungen verstehen.
Indem wir unsere begrenzten Überzeugungen erforschen und uns selbst mit Neugier und Mitgefühl betrachten.
Indem wir die Anpassungen, die uns als Kind halfen zu überleben, erkennen und begreifen, dass sie uns heute schaden.
Indem wir uns selbst besser kennenlernen um Einblicke und Verständnis für die Zusammenhänge unseres Lebens bekommen, um mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen besser umzugehen.
Indem wir uns von selbstgeschaffenem Leid befreien und Einsicht, Klarheit und Wahlfreiheit in unserem Verhalten gewinnen.
Indem wir uns selbst sehen, hören, verstehen und fühlen.
Indem wir mit der Selbstbe-und Verurteilung aufhören.
Indem wir unsere Verletzlichkeit und unsere Ängste anerkennen und uns für unsere Emotionen öffnen, sie entdecken und sie ausdrücken.
Indem wir unsere unterdrückten Emotionen fühlen, ehren und integrieren.
Indem wir unsere Achtsamkeit stärken und Körperempfindungen und Gefühlen Aufmerksamkeit schenken.
Indem wir dazu fähig werden unseren mentalen Zustand zu verändern und lernen uns selbst zu regulieren.
Indem wir das, wonach wir uns sehnen, für uns selbst tun und es uns selbst geben.
Indem wir uns gut behandeln - mitfühlend, gütig, respektvoll und fürsorglich.
Indem wir uns selbst die liebevolle Zuwendung schenken, die wir uns von anderen wünschen.
Indem wir uns mit uns selbst verbinden und beschließen zu heilen, denn nur auf uns selbst haben wir Einfluss.
 
Das hört sich nach viel Arbeit an. Es ist viel Arbeit, aber für mich ist es eine wunderbare Arbeit. Für mich ist es die wahre Arbeit in diesem einen Leben, das wir haben, damit es ein Leben ist. Ein Leben in dem wir dort ankommen wo wir fühlen: Das bin ich – im hier und jetzt - und ich bin gut mit mir selbst.
Da anzukommen ist ein innerer Prozess. Er erfordert die Bereitschaft uns darauf einzulassen und ihn kontinuierlich zu verfolgen. Es ist ein Prozess, der nicht nur uns selbst dient, sondern uns allen – für eine bessere Welt.
Wo anfangen?
Zum Beispiel mit der Frage: Was kann ich tun, damit es mir besser geht?
 
 
Bist Du bereit für diesen Prozess?
Dann begleite ich Dich gern.
Ich freue mich sehr auf die Reise mit Dir – online oder vor Ort in Wiesbaden.
Mach den ersten Schritt. Kontaktiere mich zu einem kostenfreien Erstgespräch unter:
 
 
Angelika Wende

Donnerstag, 20. März 2025

Resilienz ist nicht unerschöpflich

 

                                                                  Foto: pixybay

 
Resilienz ist eine seelische Widerstandskraft, die uns hilft auch in schweren Zeiten Zuversicht zu behalten und auf uns selbst zu vertrauen, dass wir mit allem fertig werden.
Resilienz ist eine große innere Kraftquelle.
Aber auch diese Kraftquelle ist nicht unerschöpflich. Einmal resilient heißt nicht, auf immer und ewig resilient. Die Kraftquelle Resilienz kann versiegen, unter anderem dann, wenn wir zu viele negative Erfahrungen machen.
Negative Erfahrungen schwächen uns.
Je mehr negative Erfahrungen wir machen, desto mehr entzieht es uns Lebensenergie, um weitere negative Erfahrungen zu bewältigen, auch wenn wir wissen, dass wir es doch bisher immer geschafft haben. Die Dinge können sich ändern, auch der resilienteste Mensch kann irgendwann an seine Grenze kommen und zusammenbrechen. Die Quelle Resilienz kann sich im Laufe des Lebens erschöpfen. Schwere Verluste, gesundheitliche Einschränkungen und/ oder altersbedingte Umstände sind u.a. Gründe dafür. Grundsätzlich ist keine Energie der Welt ein Fass, aus dem wir unendlich schöpfen können. Irgendwann ist jedes Fass leer.
 
Aber nicht nur negative äußere Einflüsse und Erlebnisse, auch wir selbst können der Grund dafür sein, dass sich unsere Resilienz erschöpft und zwar indem wir beginnen aufgrund unserer negativen Erfahrungen, Verletzungen und Enttäuschungen, destruktive Glaubenssätze entwickeln.
Einer diese Glaubenssätze könnte sein: Egal, was ich mache, egal wie oft ich wieder aufstehe, das Leben zeigt mir, dass es keinen Sinn macht. Es wird nicht gut.
Ein anderer: Ich wurde zu sehr verletzt. Es reicht. Ich halte das nicht noch einmal aus. Ich lassen niemanden mehr an mich heran.
Solche Glaubensätze führen dazu, dass wir innerlich aufgeben.
Wir verlieren jede Hoffnung und resignieren. Uns erschließt sich kein Sinn mehr, warum wir zum hundertsten Mal kämpfen sollen. 
 
Negative Glaubenssätze schwächen uns von Innen.
Hinterfragen wir sie also.
Wie schwach bin ich wirklich? Wieviel Kraft habe ich wirklich?
Und wieviel Kraft hätte ich, wenn ich die Glaubenssätze, die mich schwächen, nicht unüberprüft glauben würde?
Es kommt bei diesen Glaubenssätzen darauf an, sie in Frage zu stellen. Es sind die richtigen Fragen, die wir uns stellen, die uns dazu verhelfen wieder neue Energie zu schöpfen, um das leere Fass zu füllen.
Nichts glauben.
Alles prüfen.
Nichts unüberprüft übernehmen.
 
 
Angelika Wende
Kontakt: aw@wende-praxis.de