Donnerstag, 31. Juli 2014

Im Keller




Das Unterbewusstsein gleicht einem dunklen Keller, in dem alle Erinnerungen, alle Erfahrungen, alles Erlernte, alle Wunden der Kindheit und Verletzungen des Lebens hausen. Ihn ihm regieren die Schatten der Vergangenheit. Er liegt da, unter dem Haus meines Bewusstseins, auf ihm ruht mein Haus und alles was darin geschieht. Aber will ich aus dem Keller leben? Kein schönes Bild dieser Keller. Es macht Sinn ihn aufzuräumen um die Verhältnisse in meinem Haus in ein gesundes Gleichgewicht bringen.
Aber wie geht das?
Abreißen kann ich ihn nicht. Dann muss ich mein Haus mit abreißen. Ich kann Ordnung machen und ausmisten. Und das bedeutet, mit meiner ganzen Aufmerksamkeit achtsam den Keller zu betreten und ihn mir genauer anzuschauen und aufzuräumen. Denn mir ist klar, einfach abschließen lässt der Keller sich auch nicht. Er ist dann immer noch da. Wenn ich nicht nachschaue, was da alles herum liegt, holt es mich ein, wieder und wieder.

Mittwoch, 30. Juli 2014

verlassen






die wahrheit war,
sie hatten sich längst verlassen,
einer den anderen.

die lüge war,
sie sagten es sich nicht.

Dienstag, 29. Juli 2014

Aus der Praxis - Vom sekundären Krankheitsgewinn

Sekundärer Krankheitsgewinn nennt man den Gewinn, den ein körperlich oder seelisch erkrankter Mensch durch ein bestimmtes Symptom erfährt, durch das auf irgendeiner Ebene – seelisch, geistig, körperlich, oder im Kontext mit dem Außen – eine Befriedigung entsteht.

Normal denkende Menschen können nicht verstehen, welchen Sinn das haben soll.
Es hat Sinn, und zwar für jene, die von diesem sekundären Krankheitsgewinn im wahrsten Sinne des Wortes leben. Ein Borderliner beispielsweise erfährt durch jede Art von Selbstverletzung, wie etwa Schneiden oder Ritzen, Angstreduktion und er spürt sich, was er sonst aufgrund seines Krankheitsgeschehens, nicht kann. Im Außen erfährt er Besorgnis, Eingreifen und damit die Aufmerksamkeit anderer. Der sekundäre Krankheitsgewinn beinhaltet also nicht nur innerpsychische Vorteile sondern auch äußere Vorteile im Leben dieser Menschen, die den Wert des Symptoms erhöhen.

Betroffene sind sich dessen meist nicht bewusst. Sie erleben trotz aller Qualen eine Selbstzufriedenheit in ihrer Rolle des unheilbar Kranken, die weit über ihrem Vorstellungsvermögen zurückbleibt, was sie ohne ihre Symptome wären. Eine Hilfe, deren Ziel es ist die Ursachen ihres Zustandes zu ergründen um die Symptome zu lindern oder zu heilen, stellt für diese Menschen eine Bedrohung dar, denn sie verlieren damit unweigerlich den sekundären Krankheitsgewinn. Man nennt solche Menschen auch Therapeutenkiller oder bezeichnet sie als therapieresistent. Im Grunde gibt es für sie keinen Ausweg aus ihrem Leiden, solange sie sich ihres sekundären Krankheitsgewinns nicht bewusst sind und etwas dagegen tun wollen. Sie pflegen ihr Leid wie einen Schatz und sehen jeden, der sie davon erlösen will als Bedrohung, die ihnen ihre illusionistische, aber für sie vertraute und sichere Welt zerstören will. Das ist ein Dilemma für die, die an ihrem sekundären Krankheitsgewinn festhalten und für die, die ihnen helfen wollen, ein gesundes Leben zu führen. Es ist in vielen Fällen Vergeblichkeit.

Eine zweite Form des sekundären Krankheitsgewinns zeigt sich bei Menschen, die eine Beratung oder eine Therapie nicht als Weg zur Besserung oder Veränderung ihres Lebens betrachten, sondern als Lebensform an sich.

Die Therapie fungiert hier als Ersatz für all das, was die Betroffenen im Leben nicht finden können: stabile Beziehungen, Aufmerksamkeit, Mitgefühl und Zuwendung. Wenn diese Menschen in der Praxis auftauchen, berichten sie meist davon wie viele Therapeuten, Klinikaufenthalte und Berater sie schon aufgesucht haben, die ihnen alle nicht helfen konnten. Seltsamerweise sind sie aber durchaus arbeitsfähig, manche sogar erfolgreich im Beruf und zeigen meist ausgeprägt narzisstische Züge. 

Das ist der Moment, indem ein guter Therapeut oder Berater hellhörig wird. Was hier anklingt ist die Selbstzufriedenheit einer passiven Opferhaltung, die andere für ihr Leid verantwortlich macht, im Damals, was berechtigt ist und im Jetzt, was allerdings unberechtigt ist.

Jeder Mensch, der nicht schwer seelisch gestört ist und den wirklichen Wunsch und den Willen hat eine positive Veränderung in seinem Leben zu bewirken weiß, dass das niemals nur durch die Hilfe anderer geschehen kann, sondern nur mit seiner aktiven Mithilfe. Aber genau diese Bereitschaft ist nicht vorhanden, denn der sekundäre Krankheitsgewinn, die Sorge und Aufmerksamkeit derer, die um Hilfe gebeten werden zu verlieren, würde bedeuten ein Lebenskonzept zu verlieren. So unfassbar das klingt: Diese Menschen wollen nicht anders, sie wollen nicht, dass es ihnen besser geht, obgleich sie sich ständig über ihr Leid beklagen - weil das Klagen dann auch nicht mehr möglich wäre. 


Diese Menschen können oder wollen nicht loslassen, was ihnen ein so großes Maß an Befriedigung verschafft, weil es nicht in ihr Vorstellungsvermögen passt, dass es andere Wege der Befriedigung gibt. Sie sind nicht oder nur wenig engagiert und bemühen sich nicht aktiv um eine Verbesserung ihres Leidens, sie zeigen kein Engagement oder den geringsten persönlichen Einsatz. Das Ende vom Lied: Sie machen jahrelang Therapien ohne irgendeine Veränderung zu erleben. Und haben damit ihr Ziel erreicht: Sie finden stets die positive Aufmerksamkeit und Beachtung, für die sie sonst selbst aktiv etwas tun müssten, sie müssen keine Eigenverantwortung übernehmen und haben stets eine Entschuldigung dafür, dass sie eben sind wie sei sind, auch wenn sie andere unter sich leiden lassen.


Menschen, die an ihrem sekundären Krankheitsgewinn beharrlich festhalten, wollen ständig jemanden haben, der für sie sorgt, um ihre Selbstverantwortung an andere (Partner, Familie, Therapeuten) abgeben zu können. Bei solchen Menschen wirkt keine Therapie und keine noch so liebevoll gemeinte Hilfe von Außen, sie leben von ihrem sekundären Krankheitsgewinn, der ihnen vermittelt: Ich bin umsorgt, ich habe Aufmerksamkeit. Diese Menschen weigern sich, sich zu entwickeln. Sie bleiben ewig im Zustand des nicht versorgten, vernachlässigten Kindes, das sie einmal waren. Es sind bedauerliche Menschen und sie zu erleben bricht einem fast das Herz, aber auch hier ist es nur der, der helfen will, der am Ende mit einem Gefühl von Vergeblichkeit zurückbleibt, während der andere ja noch seinen sekündären Krankheitsgewinn hat.





Sonntag, 27. Juli 2014

Liebe ist




Liebe ist nicht Kampf,  Zwietracht, Trauer und Enttäuschung.
Liebe ist niemals Leiden.
Liebe ist ein sanfter, sicherer Ort an dem du dich fallen lassen kannst.
Liebe schenkt Fülle, Freude, Kraft und Zuversicht.
Liebe ist Frieden. 

Samstag, 26. Juli 2014

reden

 
er redete
redete sich zu
redete zu anderen hin
redete auf sich zurück
redete sich ein
redete sich aus
redete ohne unterlass
redete
ohne zu sprechen

Freitag, 25. Juli 2014

und immer wieder schatten


wer setzt sich schon gern mit seinen schatten auseinander, wo es doch viel einfacher ist ins licht zu schauen und sie von sich selbst abzuspalten. aber es ist nur scheinbar einfacher. wenn ich einen teil von mir abspalte, werde ich ihm immer im außen begegnen oder ihn im außen suchen. und ich werde ihm begegnen, weil er sich nicht verleugnen lässt. wir sind nicht nur die, die wir sein wollen, wir sind nicht nur gut, wir sind alles und dieses alles macht uns ganz. wenn wir das verstehen, entkommen wir der sklaverei unserer trügerischen realität. dann hören wir auf zu spielen, dann sind wir authentisch, dann suchen wir die fehler nicht mehr bei anderen. wenn wir unser inneres drama nicht lösen wird in uns selbst und in unseren beziehungen immer ein kampf sein, ein kampf, der mit gleich starken waffen und gleich schwachen kriegern geführt wird, ein kampf den viele menschen führen, viele männer mit ihren frauen und umgekehrt, viele elten mit ihren kindern und umgekehrt.


solange wir die schatten nicht integrieren und uns selbst verleugnen wird das so sein.

Dienstag, 22. Juli 2014

co-abhängig




du bist nicht wertvoller, wenn du dich für andere aufopferst
du bist kein besserer mensch, wenn du es anderen recht machen willst
du bist kein selbstloser mensch, wenn dir die bedürfnisse anderer wichtiger sind als die deinen
du bist nicht nett, wenn du versuchst nett zu sein
du bist nicht großzügig, wenn du immer nur gibst
du bist nicht demütig, wenn du um nichts bittest
du bist nicht großartig, wenn du allen zu gefallen sein willst
du bist nicht empathisch, wenn du mitleid hast
du bist nicht liebenswerter, wenn du andere mehr liebst als dich selbst

all das ist co-abhängigkeit 
geboren aus dem
gefühl - ich bin nicht gut genug
und der sucht gebraucht zu werden

du bist nicht dafür verantwortlich, dass andere sich gut fühlen
es ist nicht deine verantwortung andere glücklich zu machen
du bist nicht für die gefühle anderer verantwortlich
du bist nicht dafür verantwortlich die probleme anderer zu lösen

du bist verantwortlich 
all das für dich selbst zu tun.




Samstag, 19. Juli 2014

Gedankensplitter


 


wer für die eigenen enttäuschungen 
immer die anderen verantwortlich macht, 
wird zeit seines lebens enttäuscht bleiben.

Donnerstag, 17. Juli 2014

sie liebte ihn ...



sie liebte ihn mir diesem lauten "ich liebe dich"
sie liebte ihn mit diesem verzweifelten "ich kann ohne dich nicht leben"
sie liebte ihn mit der drohung "wenn du gehst brichst du mir das herz"
sie liebte ihn mit der erpressung "du kannst mich nicht verlassen, ich habe so viel für dich getan"
sie liebte ihn mit der klammer "ich brauche dich wie die luft zum atmen"
sie liebte ihn mit der lüge" wenn du mich verlässt, werde ich niemand mehr lieben"
sie liebte ihn wie sie sich selbst liebte ...
gar nicht.

als er sie verließ "liebte" sie bald einen anderen.




dedicated to all lovers who love in silence 

Montag, 14. Juli 2014

als ich begriff ...





als ich endlich begriff, dass der schmerz so alt ist wie ich selbst
als ich endlich begriff, dass das, was in mir weint, angst hat, traurig und verletzt ist, so alt ist wie ich selbst
als ich das endlich begriff, begann ich den weg zurück zu gehen

ich ging durch ein tiefes tal, durch dunkle wälder, reißende flüsse und über schwindelnde höhen

als ich ankam sah ich mich selbst
klein, verlassen, ängstlich und einsam

ich kniete mich nieder, setze mich an meine seite und hörte mir lange zu
ich sah in meine traurigen kinderaugen
und was ich fühlte war liebe

Sonntag, 13. Juli 2014

Presence



Acryl auf Leinwand
(c) a. wende 2014

Past



Acryl auf Leinwand
(c) a.wende 2014

AUS DER PRAXIS – SELBSTstärkung




Der innere Raum, den wir das Selbst nennen, ist zu Beginn unseres Lebens weitgehend leer. Mit dem (er-) wachsen werden nimmt er unendlich viele Erfahrungen auf, gute und schlechte, fördernde und verletzende. Die Qualität unserer, mit allen Sinnen erlebten, Erfahrungen bestimmt unsere Vorstellung, die wir von der Welt haben. Bedingt durch unsere Erfahrungen erschaffen wir so unser persönliches Weltbild.

Je mehr Erfahrungen unterschiedlicher Qualität ein Mensch macht, desto vielfältiger sind seine Vorstellungen von Welt – desto reicher ist sein Selbst.

Jedes neue Ereignis in unserem Leben, für das wir keine Erfahrung abgespeichert haben, macht uns unsicher oder sogar ängstlich. Es erscheint uns vielleicht wie eine Bedrohung unseres Selbst und wir versuchen ihm auszuweichen. Um den Boden der Sicherheit unter den Füßen nicht zu verlieren bleiben wir stehen und sperren uns gegen das Unbekannte.

Wenn wir aber zulassen können, dass jedes neue Ereignis eine neue Erfahrung ist, die uns reicher macht, wird die Unsicherheit kleiner und der Mut wird größer. Wir lernen uns zu bewegen, auch wenn der Weg uns in Unbekannte führt, weil wie wissen – alles was uns auf unserem Weg erwartet macht unser Selbst reicher. Damit beginnt das Wunder der Selbststärkung.

Samstag, 12. Juli 2014

Im Käfig




Viele von uns fühlen sich schuldig oder minderwertig, weil wir glauben wir sind für die Gefühle anderer verantwortlich. Wir denken: Wenn du nicht nach den Erwartungen und Vorstellungen anderer funktionierst bist du ein schlechter Mensch.
 

Aber: Jeder ist für seine Gefühle selbst verantwortlich.

Schuldgefühle führen nur dazu, dass du deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche aufgibst, um es anderen recht zu machen. Schuldgefühle sind ein Käfig, in den du dich selbst sperrst, weil du dir deine Wahrheit nicht erlaubst.

Freitag, 11. Juli 2014

Das Beste




Wir denken und wollen, dass uns alles erdenklich Gute zuteil wird. 
Es soll uns wie ein Geschenk überreicht werden, wie eine Gabe außerhalb unserer selbst.
Das Geschenk können nur wir allein uns machen: 

Zeit um zu lernen, uns selbst zu lieben.  
Das ist das Beste, was uns zuteil werden kann.

Donnerstag, 10. Juli 2014

Ich kann nicht anders





Es gibt Aufgaben, die sich uns so beharrlich stellen, damit wir uns ihnen stellen müssen. Aufgaben, die wir vielleicht gar nicht erfüllen wollen, weil wir spüren, wie schwer sie sind, wie sehr sie uns von dem wegreißen, was wir für das normale Leben halten.

Diese Aufgaben sind bei manchen Menschen klein, bei manchen Menschen sind sie größer. Die kleinen Aufgaben machen Mühe, aber wenn wir sie zu erfüllen beginnen, merken wir, dass sich die Mühe lohnt, einfach weil wir uns besser fühlen.

Die größeren Aufgaben sind schwerer, sie fordern den ganzen Menschen, sie fordern sein Herzblut, seinen Glauben, sein Gottvertrauen, seine Kraft, seine Zeit und sie fordern immer wieder neue Entscheidungen. Solche beginnen oft mit einer Erschütterung im Leben, von der wir erst gar nicht begreifen, weshalb sie uns geschieht. Es kann Jahre dauern bis wir erkennen, wozu wir erschüttert wurden und dann, wenn das begriffen ist, ist da etwas in uns, das wir wieder mit dem Verstand nicht zu begreifen vermögen: Es ist dieses Etwas, das uns Etwas aufgibt. Und vielleicht begreifen wir auch gar nicht welche Aufgabe uns gestellt wird, aber wir spüren ein drängendes Gefühl in uns, das sich so anfühlt: "Ich muss das tun, ich kann nicht anders." Dieses Gefühl ist es, das uns antreibt einen Weg zu gehen, auch wenn wir sein Ziel nicht kennen, einen Weg, der nicht aufhört und auf dem Etwas zu uns sagt: Geh weiter!

Wir gehen über Steine, über Barrikaden, über alle Neins von Innen und Außen und über alle Momente in denen wir aufgeben wollen, immer weiter. Es ist kein leichter Weg und manchmal ist er so schwer, dass wir denken: Du irrst. Das ist  nicht dein Weg, das kann gar nicht sein, so etwas Schweres will ich doch gar nicht tragen. Und dann wollen wir nur ein, wir wollen diesen Weg verlassen. Und für Momente in der Zeit tun wir das auch, wir verlieren den Glauben in das, was wir tun. Wir beginnen zu zweifeln, wieder und wieder und denken: Wenn das wirklich meine Aufgabe ist, dann müsste alles doch viel leichter sein. Aber vielleicht ist es genau dieses Schwere, das uns aufgetragen wurde, was die Aufgabe ist.

An jedem Punkt des Weges haben wir die Wahl den Zweifeln zu folgen oder dem, was uns antreibt. Und können immer wieder neu wähen und mmer wieder wird siegen, was uns antreibt, gegen alle Widerstände. Es ist dieses: "Ich kann nicht anders", das uns weitergehen lässt, weil es eine immense Energie hat,  eine Energie, die aus dem tiefsten Inneren kommt, die uns trägt, wenn wir schwach und müde geworden sind und die uns immer wieder aufrichtet, wenn wir aufgeben wollen. Es ist eine Energie für die es keinen Namen gibt, die kein Gesicht hat, die sich allen rationalen Erklärungen entzieht – eine Energie, die aus uns selbst kommt und sie kann nicht anders. Wenn sie eine Farbe hätte, wäre sie ROT.

Sonntag, 6. Juli 2014

GEDANKENSPLITTER



NICHTS
IST 
SO 
WIE 
ES 
SCHEINT

ALLES
IST 
SO 
WIE 
DU 
ES 
FÜHLST


Beschwichtiger






Ich habe es schon als Kind nicht ertragen, wenn meine Gefühle nicht ernst genommen wurden. Wenn meine Angst, meine Zweifel und meine Unsicherheit heruntergespielt,  ignoriert oder sogar verurteilt wurden.

"Du musst keine Angst haben, dass ist alles nicht so dramatisch, du schaffst das schon, es gibt Schlimmeres, stell dich nicht so an ... ", und so weiter.

Dieses Beschwichtigen, dieses Kleinreden oder lächerlich machen meiner Gefühle, halfen mir nichts, ich fühlte weder anders noch fühlte ich mich besser – im Gegenteil ich fühlte mich verlassen, allein und innerlich einsam. Irgendwann hörte ich auf anderen meine Gefühle mitzuteilen, denn das Kind hatte begriffen – es nützt dir überhaupt nichts, die nehmen dich nicht ernst. 

Gut fühlte ich mich damit nicht. Ich hatte das Gefühl falsch zu sein, denn wenn das, was ich fühlte, in den Augen der Großen nicht so schlimm, nicht wahr war oder nicht wahr sein durfte, dann musste doch etwas mit mir nicht stimmen. Ich war also falsch, nicht normal, ich war anders als die Großen und die mussten ja Recht haben, weil sie groß waren.

Aus mir wurde ein kleiner Mensch, der sich in sich selbst zurückzog und lernen musste, alles mit mir selbst auszumachen, wenn er nicht ständig an der glatten Wand des Nichtangenommenseins abrutschen wollte und sich nicht immer neue Enttäuschungen abholen wollte. Ich fühlte mich getrennt von den Menschen und der Welt. Aus dieser einsamen Hilflosigkeit heraus wuchs in mir ein Gefühl trostloser Wut. Wut auf die Großen, die mich und meine Gefühle klein machten, indem sie sie nicht ernst nahmen, Wut auf ihre Beschwichtigungen, die mir das Gefühl gaben eine Versagerin zu sein, die alles dramatisierte, die schwach war und lebensunfähig.

Mit der Wut, die ich ja nicht ausdrücken durfte, denn das hätte einen Riesenärger gegeben, wuchsen meine Angst, meine Zweifel an mir selbst und meine Unsicherheit wuchs ins Unermessliche. Ich traute mir nicht mehr viel zu.

Mittlerweile habe ich nach langen mühsamen Jahren der Arbeit an mir selbst begriffen und gelernt: Alles was ich fühle hat seine Berechtigung und alles was ich fühle darf sein, egal was andere darüber denken – ich bin mein eigenen Mensch und ich habe meine eigenen Gefühle und für mich sind sie wahr.

Aber was das Kind in mir heute noch wütend macht, sind Menschen, die genauso reagieren wie damals meine Bezugspersonen, diese Beschwichtiger, die mir erzählen wollen alles ist gut, wenn ich doch genau spüre, es ist nicht gut und wenn ich doch genau spüre: Du glaubst das doch auch nicht, du willst dich nur selbst beschwichtigen und darum beschwichtigst du mich, damit du Verstärkung für deine Selbstbelügerei bekommst.

Das würde ein Beschwichtiger aber niemals zugeben, denn dann bekäme er auf einmal selbst ungute Gefühle und die wollen solche Menschen partout nicht aushalten, denn das würde ja bedeuten das ihr Konstrukt von „alles ist gut“ wie ein Kartenhaus zusammenfällt. Das macht Angst und diese Angst könnte dazu führen, dass die Beschwichtiger einmal genauer hingucken müssten, was sie denn wirklich fühlen und nicht, was sie sich zurechtdenken, damit das mentale Kartenhäuschen ihres Wunschdenkens nicht umfällt und sie mit ihm.

Beschwichtigung ist das Nichtachten der Gefühle und Wahrnehmungen anderer Menschen. 

Wer die Gefühle anderer nicht achtet, achtet auch seine eigenen Gefühle nicht. Sie können nicht anders, sie haben es nicht anders gelernt, sie wurden als Kinder auch nicht ernst genommen. Aber sie können etwas dafür, nichts anderes dazulernen zu wollen. Und das macht mich dann trotz des Verstehens, das ich ja immer habe, nicht weniger wütend. 
Was ich fühle darf sein!

Was aber wenn man immer wieder mit Beschwichtigern konfrontiert wird.
Sie zeigen dir wie ein Spiegel, dass du noch etwas zu lernen hast – nämlich deine Wut auf ihre Ignoranz nicht nur zu fühlen, sondern sie auch auszudrücken und zwar deinem beschwichtigenden Gegenüber mitten ins Gesicht. Jetzt darfst du das nämlich, denn du bist erwachsen und kannst dich wehren.

Und wenn sie dich dann immer noch nicht und immer wieder nicht ernst nehmen, sprich, dich wieder beschwichtigen – dann ist es an der Zeit dich selbst in der Tat Ernst zu nehmen, gut für dich zu sorgen und dich von diesen Menschen ein für alle Mal zu verabschieden. Ach, und wenn sie dann jammern: „Das darfst du mir nicht antun, ich halte nicht aus, wenn du gehst“, dann kannst du ihnen antworten: „Ist doch alles nicht so schlimm, mach kein Drama draus!" 

Samstag, 5. Juli 2014

Menschenkind



Kein Baby ist schlecht.
Wir alle sind Kinder der liebevollen schöpferischen Kraft des Universums, wir sind Liebe, geboren aus der allumfassenden Liebe Gottes.

Wir kommen auf die Welt mit der schöpferischen Kraft dieses wunderbaren, liebevollen, natürlichen Kindes. C. G. Jung nannte dieses natürliche Kind, das „göttliche Kind“ und damit meinte er das natürliches Potenzial in uns, das uns fähig macht, die Welt neugierig zu erforschen, zu staunen und schöpferisch zu sein.

Aber manche Babys sind unglücklich, weil sie emotional oder körperlich Schmerzen leiden.

Und manche Kinder sind unglücklich aus den selben Gründen.

Menschenkinder fangen an schlecht zu denken oder schlecht zu werden, wenn man ihnen schlechte Dinge antut.





Freitag, 4. Juli 2014

Es will gefühlt werden




Wenn etwas in dir sich schlecht anfühlt, will es wahrgenommen werden.
Es will gefühlt werden.
Aber weil du glaubst, es nicht aushalten zu können, denkst du, du musst dich ablenken.
Du denkst, du musst etwas Positives denken.
Also versuchst du dich abzulenken und denkst an etwas Schönes.
Ja, das fühlt sich für eine Weile ganz schön an.
Aber damit verändert sich dein Gefühl nicht, es wird nur unterdrückt.
Immer wenn du ein Gefühl unterdrückst, signalisierst du ihm: Du darfst nicht da sein.
Aber das interessiert dein Gefühl nicht.
Es lässt sich nicht wegdenken.
Es kommt wieder.
Immer wieder.
Und wieder und wieder denkst du es weg.
Anstatt anzuerkennen, etwas in mir fühlt sich schlecht, etwas in mir hat Angst, etwas in mir ist wütend, anstatt zu fühlen was es ist, vermeidest du es wahrzunehmen, indem du es zerdenkst.
Und so wird was ist, nicht erspürt und so kann es sich nicht verändern.
Es wird durch deine Gedanken verdrängt und so kann es dir nichts erzählen, es kann dich nicht auf dein wahres Empfinden und nicht auf dein wahres Bedürfnis hinweisen – es bleibt ungehört.
Und nichts kann sich verändern.
Veränderung beginnt da, wo du anerkennst: Alles was ich fühle darf sein!
Erst wenn du dich deinem Gefühl übergibst, kann es sich verwandeln.
Niemals wird es sich über deine Gedanken verwandeln, die eine bloße Konstruktion sind, um die Gefühle in dir nicht aushalten und anschauen zu müssen.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Gedankensplitter

 



Wir wollen eine Liebe, die nur Gutes verspricht, die uns glücklich machen soll. Aber das ist eine Illusion, eine unreife Erwartungshaltung, die sich nie erfüllt. Wenn wir lieben, müssen wir bereit sein das Ganze zu lieben, die Verletzungen, die Schwächen und die Abgründe des anderen, auch wenn sie uns erschrecken. Aber genau in dem Moment wenn wir das erkannt haben, wollen wir davonlaufen, weil es uns Angst macht, weil wir glauben, das halten wir nicht aus. Wir haben alle unsere schönen und unschönen Seiten berührt. Wir haben uns tief auf einen Menschen eingelassen und die Wahrheit des anderen hat uns verschreckt. Sie ist uns zu viel geworden, wir wollen zurück in die Wüste unseres Selbst, in der uns keiner berühren und uns nichts verletzen kann.

Mittwoch, 2. Juli 2014

es ist einsam






es will gesehen werden
aber du siehst es nicht
es will gespürt werden
aber du spürst es nicht
es will gehört werden
aber du hörst es nicht
es will gehalten werden
aber du hälst es nicht
es will getröstet werden
aber du tröstest es nicht
es will verstanden werden
aber du verstehst es nicht
es will spielen
aber du spielst nicht
es will umsorgt werden
aber du umsorgst es nicht
es will geliebt werden
aber du liebst es nicht

es ist einsam in dir
dein inneres kind
so einsam wie du selbst 
in dir