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Kunst: Malte Lück |
Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, mit
Ungeliebten vereint sein, von Geliebten getrennt sein, nicht erreichen,
was man begehrt – all das ist Leiden. Der Mensch leidet, weil er Dinge zu besitzen und zu behalten begehrt, die ihrer Natur nach vergänglich sind.
Diese Worte sind von Buddha
Nun sind es Worte und Worte helfen denen, die leiden, nur wenig. Ich weiß das aus Erfahrung, auch ich habe gelitten, noch heute gibt es Dinge an denen ich leide und es kommen immer wieder Situationen in meinem Leben, unter denen ich leide und leiden werde. Und es sind genau diese Dinge von denen Buddha spricht, die mich leiden machen. Ich weiß längst, Leid und Schmerz gehören zum Leben. Man kann dies nicht verhindern, Leid ereilt uns
weil wir leben. Leben ist auch Leiden. Und damit könnte ich hier einen Punkt setzen.
Ist mir damit geholfen? Ist irgend jemand damit geholfen? Ja, mir ist damit geholfen. Weil ich weiß, dass mein Anspruch an das Leben, dem was Leben ist, nicht gerecht wird. Ich lebe, also muss ich das Ganze (an) nehmen. Ich kann mir nicht nur die schönen Seiten aussuchen, ich muss nehmen was kommt und ich muss lernen damit zu leben und damit umzugehen, ich habe keine andere Wahl.
Leid lässt sich nicht wegmachen, nicht ignorieren und nicht in Freude verwandeln. Es lässt sich nur annnehmen. Traurig aber die Wahrheit. Das Leben beinhaltet eben auch traurige Wahrheiten.
Es gibt Menschen, die sich diesen traurigen Wahrheiten beharrlich zu entziehen versuchen. Sie finden Möglichkeiten und Wege um dem Leid aus dem Weg zu gehen. Sie ignorieren es, sie besaufen sich, sie nehmen Drogen, sie lenken sich ab, sie beschimpfen und verdammen es oder sie kapitulieren vor ihrem Leid. Sie geben sich auf. Sie verdammen das Leben, das es ihrer Ansicht nach nicht gut mit ihnen meint. Wie unzufriedene Kinder, die nicht bekommen was sie wollen, schimpfen, jammern und wüten sie gegen das an, was das Leben ihnen nicht geben will: Dauertüchtiges Glück. Diese Menschen haben das Leben nicht verstanden, sie wollen es auch gar nicht verstehen, sie wollen das, was sie meinen verdient zu haben und bekommen sie es nicht, ist das Leben gemein und grausam, im schlimmsten Falle nicht mehr lebenswert. Der Hass und die Enttäuschung über das gemeine Leben kann sogar soweit gehen, dass Menschen beschließen sich das Leben zu nehmen.
Ich kann sie verstehen. Ich kann verstehen, dass ein Mensch an einen Punkt kommt an dem er nicht mehr weitermachen will, weil der Schmerz, die Last, die Müdigkeit so groß ist, dass seine Seele es nicht mehr schafft. Ich kann verstehen, dass sich Menschen, wenn sie überhaupt keine Lösungsmöglichkeiten für Ihre Nöte und Sorgen sehen können, beschließen, sich aus ihrer Not zu befreien indem sie den Tod wählen. Ich kann verstehen, dass das Gefühl des Scheiterns und der Sinnlosigkeit, die Einsamkeit und die Resignation so groß und übermächtig werden, dass da nur noch Verzweiflung ist. Ich weiß, dass die Verzweiflung der schlimmste Affekt ist. Aus ihr finden wir alleine keinen Ausweg mehr. Manchmal ist die Verzweiflung so groß, dass nicht einmal mehr Hilfe angenommen werden kann. Die Seele hat aufgegeben. Das ist bitter. Das ist das Traurigste was einem Menschen widerfahren kann.
Jeder entscheidet für sich, jeder ist für sich selbst verantwortlich und damit ist er auch der Einzige, der entscheidet, ob er sein Leben beendet, wenn er es nicht mehr aushalten kann.
Aber was ist mit denen, die er zurücklässt?
Was ist mit denen, die ihn lieben und deren Liebe nicht mehr den geringsten Wert hat für den, der sein Leben nicht mehr leben will? Weil er die Liebe nicht mehr spüren kann. Weil er innen tot ist.
Sie müssen erkennen: Liebe rettet nicht. Eine schreckliche Erkenntnis. Auch das musste ich in meinem Leben erfahren. Liebe, die nicht genommen werden kann, richtet nichts aus. Hilfe, die nicht genommen werden kann ist vergeblich. Auch das ist eine Wahrheit, die schwer anzunehmen ist.
Und was fangen wir damit an?
Wir haben die Wahl. Wir könnten sagen: Ja, so ist es und es akzeptieren oder wir können uns wehren gegen das was ist. Was dann? Dann leiden wir.
Wir haben keine Macht über andere Menschen.
Wir haben also auch nicht die Macht einen Menschen, der sein Leben beenden will, davon abzuhalten. Und nein, es ist nicht unsere Schuld, dass wir es nicht vermögen. Es ist seine Entscheidung. Eine Entscheidung, die ihn in seinen Augen erlöst und uns Schmerz zufügt. Aber dieser Schmerz ist geboren aus Egoismus. Wir wollen nicht leiden unter seiner Entscheidung. Das zu erkennen tut weh, genauso weh wie es weh tut, dass ein Mensch, den wir lieben, sich aufgibt. Manchmal im Leben müssen wir erkennen, dass uns nichts bleibt als die Ohnmacht. Und das erfordert Demut. Eine der schwersten Übungen in diesem vergänglichen Leben.
Namaste