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Foto: A.W. |
Das Leben bringt uns immer
wieder an Punkte, an denen wir mit unguten Situationen,
Schicksalsschlägen und Krisen umgehen müssen. Das Leben bringt nicht nur
Freude und Schönes, es bringt uns auch Leid und Schmerz, Krankheiten
und Verluste. Das ist das Leben und keiner von uns bleibt verschont. Die
einen trifft es mehr, schwerer und häufiger, die anderen weniger schwer
und seltener.
Ich kenne Menschen, die so krank sind, dass sie
ohne Sauerstoffgerät nicht mehr atmen können. Ich kenne Menschen, die
immer wieder schwere Depressionen oder Panikattacken haben. Ich kenne
Menschen, die Ihr Liebstes verloren haben. Ich kenne Menschen, die
unheilbar krank sind. Ich kenne Menschen, die alles verloren haben was
ihnen wertvoll und wichtig war.
All diese Menschen kämpfen um
mit dem klar zu kommen was ist. Sie wollen weiter machen. Sie wollen,
dass es besser wird als es ist, sie wollen ihr Leben gestalten –
trotzdem. Trotzdem es schwer ist, trotzdem jeder neue Tag eine
Herausforderung voller Hürden ist, trotzdem ihr Alltag ein ständiger
Kampf ist und trotzdem sie Schmerzen haben. Diese Menschen haben mein
ganzes Mitgefühl, meine Menschenliebe und meine Hochachtung. Sie haben
meinen Respekt, weil sie nicht aufgeben, weil sie das Leben trotz allem
als kostbares Geschenk zu schätzen wissen und weil sie etwas haben, was
vielen fehlt: Demut, Akzeptanz und die Bereitschaft Verantwortung für
sich selbst zu übernehmen gegen alle Widerstände.
Und dann gibt
es die, die sich dem Leben verweigern, weil es nicht gut zu ihnen ist
oder ihnen etwas genommen hat. Die es auch schwer haben, vielleicht
sogar sehr schwer oder gar nicht schwer und sich trotzdem beklagen. Wenn man ihnen sagt: „Du hast es in der Hand dein Leben zu gestalten,
du kannst entscheiden wie du mit dem umgehst was dir wiederfahren ist,
auch wenn es nicht leicht ist“, dann kommt: „Ich will ja, aber ich kann
nicht.“
Ja, wir alle können an den Punkt kommen wo uns alles zu
viel ist, wo wir gefühlt nicht mehr können. Dann ist es völlig okay eine
Weile nichts zu tun, uns auszuruhen und zu verarbeiten was unerträglich
geworden ist.
Aber es gibt auch die, die partout auf dem “Ich
will ja, aber ich kann nicht” beharren.
Ganz gleich wie viel Hilfe man
ihnen anbietet, ganz gleich wie oft man ihnen zuhört, sie tröstest, sie
unterstützt – es bleibt bei diesem: "Ich will ja, aber ich kann nicht".
Diese Einstellung ist der größte Bremsklotz, den ein Mensch sich selbst
in den Weg legen kann, was seine persönliche Entwicklung angeht.
„Ich kann nicht“ ist ein absolutes Killerargument.
Es ist das Argument, dem du kein anderes mehr entgegensetzen kannst und musst.
Schluss, aus, fertig!
Ich kann nicht.
Und alles bleibt wie es ist.
Egal wie beschissen es ist.
Egal wie beschissen es noch werden kann.
Und das ist jetzt für alle, die nicht todkrank sind und nicht absolut
hilflos aus welchen Gründen auch immer und die sagen sie wollen, aber
sie können nicht:
Du könntest einmal ganz still werden, ehrlich in dich gehen und dich fragen:
Kann ich wirklich nicht oder will ich vielleicht nicht?
Du könntest dich fragen:
Was kann ich noch?
Worauf oder woran verschwende ich Tag für Tag Energie, die ich sinnvoller und zu meinem Wohle einsetzen könnte?
Was passiert mit mir wenn ich weiter „Ich kann nicht“ sage?
Ganz einfach: Du entziehst dich der Verantwortung, für dich selbst und dein Leben.
Auf diese Weise begrenzt du dich selbst.
Du könntest dich weiter fragen:
Was muss ich nicht tun, wenn ich sage" ich kann nicht"?
Wofür ist mein „Ich kann nicht“, eine Ausrede?
Wozu ist diese Ausrede gut?
Für meine Disziplinlosigkeit?
Meine Trägheit?
Meine Ignoranz mir selbst gegenüber?
Um mich weiter als Opfer fühlen zu können, dem Unrecht geschehen ist?
Um es mir weiter bequem in meinem Sumpf zu machen?
Damit sich andere um mich kümmern?
Damit ich weiter in den Tag hineinleben kann und mich nicht bewegen muss, weil mir das zu anstrengend ist?
Bin ich zu undiszipliniert und zu faul um etwas zu tun, was mir sicher helfen könnte?
Was blockiert mich?
Habe ich Angst?
Angst vor der Anstrengung und der Mühe die eine Veränderung mich kosten würde?
Angst mich aus meiner Komfortzone heraus zu bewegen?
Angst vor der Veränderung, deren Ausgang ich nicht kontrollieren kann?
Angst davor ungute Gewohnheiten aufzugeben, die mir das Leben scheinbar erleichtern?
Angst vor dem Scheitern?
Was bedeutet das eigentlich genau, wenn ich sage, dass ich nicht kann?
Weiß ich vielleicht nicht wie es gehen könnte?
Habe ich zu wenig Informationen?
Oder habe ich ausreichend Informationen und bin zu bequem um sie anzuwenden?
Könnte ich mir Hilfe suchen, damit ich können kann?
Habe ich alle Hilfsmöglichkeiten ausgeschöpft, die meine Lage verbessern könnten?
Bin ich überhaupt bereit Hilfe anzunehmen, die mir angeboten wird oder der sage ich von vornherein, das nutzt sowieso nichts?
Habe ich dysfunktionale Gedanken, die ich ohne sie zu hinterfragen glaube?
Habe ich das Vertrauen in mich selbst und das Leben verloren?
Bin ich vielleicht sogar lebensmüde?
Dann ist es höchste Zeit dir professionelle Hilfe zu suchen!
Du könntest dich weiter fragen:
Wie sieht mein Leben im Jetzt und in naher Zukunft aus, wenn ich dabei bleibe, dass ich nicht kann?
Komme ich weiter?
Und: Wohin komme ich, wenn ich so weiter mache?
Und zum Schluss:
Was wäre anders, wenn ich anstatt „Ich kann nicht“ „Ich werde nicht“ sage?
Dann hast du eine klare Entscheidung getroffen, nämlich: „Ich will nicht“.
Und dann bist du ehrlich zu dir selbst geworden.
Dann könntest du eine neue Entscheidung treffen mit:
„Ich könnte ...“