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Zeichnung: Angelika Wende |
In jeder Beziehung gibt es destruktive
Elemente.
Es gibt Streit, Vorwürfe, Anklagen und
bisweilen auch Respektlosigkeiten.
Was aber wenn eine Beziehung fast ausschließlich
destruktiv wird? Was wenn es überhaupt
keine Wertschätzung mehr gibt, wenn alles als Angriff verstanden wird und die
Beziehung zum Schlachtfeld wird? Was wenn gelogen und betrogen wird, wenn Sucht
oder sogar Gewalt ins Spiel kommen?
Dann sind die schöne Prinzessin oder
der schöne Prinz, in die wir uns auf den ersten Blick verliebt haben zum
Albtraum geworden der das Leben vergiftet. Wir befinden uns in einer toxischen
Beziehung.
Toxische Beziehungen haben eine
besondere Dynamik.
Nicht, dass wir es am Anfang nicht
gespürt hätten. Nur haben wir dem leisen: Pass auf! , nicht genug
Aufmerksamkeit geschenkt, weil alles so besonders war, so intensiv, weil es sich
so seelenverwandt angefühlt hat. Aber: Immer wenn wir unser berechtigtes
misstrauisches Gefühl zum Schweigen bringen verraten wir uns selbst.
Worauf basiert eine toxische Beziehung?
Eine toxische Beziehung ist ein
Konstrukt, das einen Aggressor und ein Opfer braucht. In diesen Beziehungen
geht es immer um das Verhältnis von Macht und Ohnmacht. Das wiederrum hat zu
tun mit Aggression, Angst und Regulierung des Selbstwertgefühls.Oft fehlen beim Opfer das Wissen und
Fühlen um den eigenen Wert, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen und die
Fähigkeit, diese auch zu artikulieren. Es lässt vieles zu nur um geliebt zu
werden, oder weil es glaubt sein Leben nicht selbst in die Hand nehmen zu
können und alleine unterzugehen. Es erträgt vieles in der Hoffnung seine Liebe
könne das Unerträgliche wandeln und aus dem Unguten Gutes machen.
Opferpersönlichkeiten haben Persönlichkeitsmerkmale,
die sich gleichen. Sie sind meist verletzte Kinder, die schon früh Liebe als
etwas erfahren haben was weh tut, egal auf welcher Ebene.
Sie lassen zu, was
Menschen mit einer gesunden Bindungserfahrung niemals zulassen würden, weil sie
es so „gelernt“ haben. Sie sind Übergriffe „gewöhnt“ und werten sie als etwas,
was vertraut ist aus der Heimat der Unliebe. Menschen suchen in potentiellen Partnern
unbewusst das Vertraute, das vermittelt scheinbar Sicherheit - auch wenn das in
diesem Kontext völlig absurd erscheint.
Der Aggressor im Außen, dem Opferpersönlichkeiten
immer wieder in unzähligen Beziehungen begegnen, hat eine Funktion die, wird
sie bewusst, zu einer tiefgreifenden inneren Wandlung führen kann.
Jeder Aggressor im Außen ist ein
verdrängter destruktiver Persönlichkeitsanteil in uns selbst, den wir fürchten
und den wir ständig versuchen in uns selbst zu eliminieren. Solange dieser
Persönlichkeitsanteil nicht erkannt und integriert wird sind wir in Gefahr
Opfer zu bleiben.
Solange werden wir eigene Gefühle wie
Wut, Hass, Zorn, Ekel, Schuld und Scham unterdrücken und verdrängen, sie also
nicht wahrnehmen und uns stattdessen unbewusst mit den vermeintlich attraktiven
Anteilen des Aggressors, die dieser neben den destruktiven Anteilen immer auch
hat, identifizieren, bleiben wir in der Opferrolle gefangen.
Opfer fühlen sich oft tief drinnen
wertlos, nicht gut genug und vor allem nicht liebenswert. Sie empfinden sich als wenig selbstwirksam. Sie denken, sie haben nichts
Gutes verdient und halten sich vielleicht sogar für einen schlechten
Menschen.
All das wurde ihnen als Kind
genauso beigebracht. Das unbewusste Ohnmächtige in diesen
Menschen meint sich mit der Macht des Aggressors identifizieren zu müssen um die
eigene Machtlosigkeit nicht mehr so schmerzhaft zu spüren. Eine fatale Falle,
in die das Unterbewusste führt. Paradox und ich gebe zu, schwer zu verstehen.
Das Opfer will dem „Mächtigen“
gefallen, es will von ihm anerkannt und geliebt werden, es sagt was er hören
will und tut was ihm gut tut, es verzeiht sogar das Unverzeihliche, auch wenn
es zur gleichen Zeit spürt, das ihm das nicht gut tut, ja sogar zerstörerisch
wirkt.
Es hat sich jedoch längst unbewusst mit
den Ansichten und Werten des Aggressor identifiziert und übersieht dabei völlig
wohin es das führt: Es übergeht eigene Grenzen, es negiert eigene Werte und lässt zu was der
gesunde Menschenverstand niemals zulassen würde. Jetzt ist das Opfer nicht mehr nur
Opfer - indem es sich mit dem Aggressor
identifiziert wird es selbst zum Aggressor, es greift sich selbst an. Je mehr es sich aber selbst angreift, desto mehr verliert es sich
selbst und damit den Halt. Es löst sich auf. Das Leben wird haltlos, grenzenlos. Der
Raum für Demütigung, Verletzung und Unterdrückung wird weit, so weit, dass
alles erdenklich Destruktive möglich ist.
Und immer ist da die Hoffnung das
Destruktive zu erlösen.
Doch diese Hoffnung ist eine kindliche
Illusion.
Nichts wird besser, nicht auf diese
Weise.
Destruktivität wird nicht erlöst,
derart destruktive Mächte sind nicht zu wandeln.
Aus einem Aggressor wird kein
schöner Prinz, bzw. eine schöne Prinzessin. Destruktivität wird erlöst indem
man sich massiv vom Aggressor abgrenzt und sich mit der eigenen Aggression
auseinandersetzt. Dann kann Wandlung im eigenen Inneren stattfinden.
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