Samstag, 29. Juni 2019

Ehrlichkeit uns selbst gegenüber



Foto: A. Wende

Ob es darum geht, sein Leben zu ändern, sich von einer Sucht zu befreien, sich aus einer Co-abhängigkeit zu lösen, oder einfach seinen ungesunden Lebensstil zu ändern - aller Anfang ist schwer.

Es ist schwer ein jahrelanges Verhalten und eingefahrene Gleise zu verlassen. Gewiss ist es schwer, aber auch manchmal lebenswichtig.
Sobald wir alte Gleise verlassen sind wir ein Neuling. "Das schaffe ich niemals, ich habe die Kraft nicht, ich habe Angst, ich weiß ja auch nicht, ob es besser wird", denken wir. Und der Zug in dem wir sitzen, rattert weiter auf dem alten Gleis. Und es geht uns weiter gar nicht gut.

Indem wir uns aber einfach weiter nur durchkämpfen und drüber leben, die gleichen Fehler weiter begehen, uns selbst und anderen weiter schaden, uns weiter in der Komfortzone oder uns in unserem Unglück einrichten, uns mit weniger begnügen als wir wollen, verlieren wir immer weiter an Kraft und schließlich verlieren wir die Hoffung.

Wie sagt man? Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Ich behaupte: Wenn die Hoffnung stirbt, stirbt das Leben.
Die vitale Lebensenergie geht zugrunde. Wir werden zu Schatten unserer selbst, die sich willenlos in ihr Schicksal fügen, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass es auch ein "Machsal" gibt.
Egal was ist, wir können auf das, was uns das Schicksal schickt, noch Einfluss nehmen - wir können etwas daraus machen. Wir können etwas verändern und neu gestalten im Rahmen unseres noch verbleibenden Einflussbereiches.

Was müssen wir tun um da hin zu kommen?
Keine Willenskraft kann uns von dem befreien, was wir nicht mehr wollen, solange wir nicht schonungslos ehrlich zu uns selbst sind. Nur wer bereit ist, ehrlich mit sich selbst zu sein, hat eine Chance. Nur wer schonungslos ehrlich zu sich selbst ist, kommt in die Kraft sein Leben zu verändern.
Es ist möglich, das eigene Leben zu ändern, indem man die Entscheidung trifft, ehrlich zu sich selbst zu sein. Dann erst sind wir offen für das Neue.

Donnerstag, 27. Juni 2019

Sucht ist Siechtum - für alle Beteiligten


Zeichung: A.Wende

Sucht bedeutet Leid. Sucht erschöpft. Sucht zerstört.
Nicht nur die Süchtigen, sondern auch die, die ihnen nahe stehen. Wer mit einem Süchtigen gelebt hat oder lebt, weiß: Sucht ist ein Leben in der Hölle der Ohnmacht, des Schmerzes und der Verzweiflung. Für alle Beteiligten.

Was ist Sucht?
"Unter Sucht versteht man eine psychische Störung, die sich durch das unbezwingbare  Verlangen nach dem Suchtmittel und über den zumindest periodischen Verlust der Selbstkontrolle kennzeichnet, welche eigentlich eine positive Veränderung des psychischen und körperlichen Befindens herbeiführen soll, aber so massiv auftreten, dass die betreffende Person in ihren sozialen, psychischen oder körperlichen Funktionen erheblich beeinträchtig ist und andere Personen dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden."
So definiert der Psychotherapeut und Leiter der Salus Kliniken in Friedrichsdorf, Ralf Schneider Sucht in seinem vierhundertfünfzig Seiten umfassenden Werk „Die Suchtfibel - Wie Abhängigkeit entsteht und wie man sich daraus befreit."

Sprachlich kommt Sucht nicht wie viele Menschen glauben, von „suchen“, sondern von „siech“, sichen, Siechtum. Siechtum bedeutet wiederum: Lange dauernde Zeit schwerer Krankheit, großer Schwäche, Hinfälligkeit ohne Aussicht auf Besserung.
Sucht ist eine Krankheit des Körpers und der Seele, die Leiden schafft und unbehandelt auf längere Sicht zum Tode führt. Wer suchtkrank ist, ist sicher auch sehnsüchtig wie jeder andere Mensch, aber er ist, im Gegensatz zur „normalen“ Sehnsucht der anderen, seiner Sehnsucht hilflos ausgeliefert. Er hat keine Kontrolle mehr über sein Verhalten – vielmehr erfährt er den totalen Kontrollverlust. Die zwanghafte Gier nach der dem Suchtmittel wächst dabei ins Unermessliche. Er ist von seinem Suchtmittel abhängig und zwar auf allen Ebenen menschlichen Seins: Körper, Geist und Seele. Ein Davonlassen oder gar ein Entzug ist aus eigener Willenskraft kaum zu schaffen. Das süchtige Streben nach dem Suchtmittel nimmt im Verlauf der Krankheit einen immer größeren Raum ein, bis schließlich alle anderen Bedürfnisse an Bedeutung verlieren und andere Möglichkeiten der Bedürnisbefriedigung neben dem Suchtverhalten an Reiz verlieren.  

Der Süchtige ist ein Sklave seiner Sucht. Er hat seine persönliche Freiheit an die Droge verloren.
Damit ähnelt die Suchtkrankheit psychologisch betrachtet der Zwangserkrankung. Der Unterschied zwischen Zwängen und Sucht besteht jedoch darin, dass der Konsum des Suchtmittels das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert und ein gutes Gefühl macht, während Zwänge primär dazu dienen Ängste, destruktive Gedanken und Gefühle abzuwehren und den Zwangskranken extrem belasten.

Sucht schränkt die Freiheit des Süchtigen massiv ein. Er verliert, je tiefer er in die Sucht gleitet, seine menschliche Würde. Sein Leben, seine Lebensenergie, seine Beziehungen – alles löst sich im Verlauf der Krankheit auf.
Süchtige befinden sich in einem Strudel, der nur noch abwärts geht, ziehen sie nicht irgendwann die Reißleine und holen sich professionelle Hilfe. Diese gibt es in Hülle und Fülle, wenn der Betroffene die Einsicht, die Bereitschaft und den Willen hat sein Siechtum zu beenden.

Was aber ist mit den Menschen, die mit einem Süchtigen in Beziehung sind?
Sie sind Co-abhängig.  
Das wesentliche Kennzeichen von Co-abhängigkeit ist, dass die Betroffenen ihre eigenen Bedürfnisse völlig aus den Augen verlieren. Sie sind darauf gepolt die Signale des Süchtigen für so wichtig zu nehmen und sich derart darauf auszurichten, dass die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle völlig in den Hintergrund geraten.
Partner und Kinder von Suchtkranken befinden sich in einer extrem belastenden, kräftezehrenden, aussichtslos erscheinenden Situation. Ihr Leben ist im wahrsten Sinne des Wortes vergiftet wie der Süchtige selbst. Die unermüdlichen Versuche ihn zur Einsicht zu bringen, helfen zu wollen, seine Probleme zu verstehen, ihn aufzufangen und seine Probleme zu lösen, bringen Menschen an den Rand ihrer mentalen, emotionalen und körperlichen Kräfte.   


Negative Auswirkungen von Suchterkrankungen auf die Gesundheit von Angehörigen wurden in verschiedenen Studien konsistent belegt.
Bei Angehörigen Suchtkranker wurden gegenüber Menschen mit vergleichbaren Lebenslagen ohne suchtkranke Angehörige erhöhte Raten an Viktimisierung, Verletzungen, affektiven und Angststörungen, ein reduzierter allgemeiner Gesundheitszustand, deutlich erhöhte medizinische Behandlungskosten und Produktivitätsverluste nachgewiesen (Dawson, Grant, Chou, & Stinson, 2007; Orford, Velleman, Natera, Templeton, & Copello, 2013; Salize, Jacke, & Kief, 2014).
 
Im Zusammenleben mit einem Süchtigen verschieben sich die Rollen, die gesunde Beziehungen ausmachen und tragfähig machen.
Die Angehörigen eines Süchtigen sind Opfer seiner Affekte, seiner Stimmungen, seiner Launen und seiner Unberechenbarkeit sowohl im Rausch und auch wenn er nüchtern ist. Sie sind willkommene Helfer, wenn es ihm schlecht geht und Prellbock für seine Emotionen und Aggressionen wenn er im Rausch ist. Im schlimmsten Falle verkommen Angehörige zur Pflegekraft eines unheilbar Kranken.

Die eigenen Bedürfnisse werden nicht erfüllt, es dreht sich alles um den Süchtigen und sein zwanghaftes Bedürfnis seiner Sucht zu frönen.
Angehörige sind mit ihren Wünschen, ihren Sorgen und Nöten allein. Sie leben in einer tiefen inneren Einsamkeit als Zuschauer und Mitwirkende in einem Drama, das in den meisten Fällen keine Katharsis hat. Sucht ist eine chronische Krankheit, die nicht geheilt, sondern nur zum Stoppen gebracht werden kann. Ein Süchtiger ist ein Leben lang süchtig, egal ob "nass" oder "trocken". 
Die Situation wird, je fortschreitender die Krankheit ist, häufig so belastend, dass sie Angehörige seelisch und in der Folge sogar körperlich krank macht.
Gefühle von Enttäuschung, Verzweiflung,  Angst, Wut, Trauer, Verachtung, Ekel und Ohnmacht machen sich breit und beherrschen das emptionale Erleben. Diese destruktiven Gefühle beeinträchtigen auf Dauer die psychische und  körperliche Gesundheit und können zu psychosomatischen und körperlichen Erkrankungen führen.  

Schuld und Scham
Nicht nur der Süchtige schämt sich und hat Schuldgefühle sobald der Rausch vorbei ist.
Auch die Angehörigen erleben permanent Schuld-und Schamgefühle. Sie schämen sich,  dass der Partner trinkt oder Drogen nimmt. Sie schämen sich, weil sie das mitmachen. Sie haben Schuldgefühle, weil sie nicht helfen können und empfinden sich selbst als Versager oder sogar als Mitschuldige, auch weil der Süchtige ihnen das immer wieder suggeriert. Sie schämen sich, weil sie es nicht fassen können, dass sie sich nicht aus dem kranken Beziehungskonstrukt lösen können. Sie schämen sich, dass ihnen so etwas überhaupt passiert. Sie haben Schuldgefühle, weil sie es nicht schaffen, die Situation zu ändern oder endlich zu gehen und damit gut zu sich selbst zu sein.

Sie schämen sich weil sie irgendwann begreifen, dass sie durch das Leben mit einem Süchtigen zu Co-abhängigen seiner Sucht geworden sind. Und damit auch süchtig. Man spricht daher auch von Co-Sucht.
Viele Co-abhängige ziehen sich zunehmend aus dem sozialen Leben zurück. Freundschaften und Beziehungen zu anderen Menschen werden nicht mehr gepflegt, eben weil sie sich schämen oder weil sie einfach zu erschöpft sind von den Erlebnissen mit dem Suchtkranken und den Gedanken, die sie sich den ganzen Tag um ihn machen. Sie stecken fest in einem trostlosen und kräftezehrenden Leben, indem es kaum noch Freude gibt, sondern überwiegend Leid. Ihre eigenen Wünsche und  Bedürfnisse geraten mehr und mehr in den Hintergrund, sie können sie oft nicht einmal mehr spüren, weil sie innerlich abstumpfen. Eine chronische Erschöpfung, die bis hin zur Depression gehen kann, macht sich breit. Es ist als würde die Sucht des anderen sie mit in den Sumpf des Siechtums ziehen. So ist es auch, schaffen sie es nicht, sich zu distanzieren.

Warum gelingt so vielen Co-Abhängigen die Distanz nicht?
Wie bereits erwähnt, entwickeln sich mit der Zeit Gefühle der Einsamkeit, der Hoffnungslosigkeit, der Ausweglosigkeit, der Vergeblichkeit, der Wertlosigkeit, der Schuld, der Scham, der Hilflosigkeit und der Ohnmacht.
Diese durchweg negativen Gefühle führen dazu, dass der Selbstwert und die Selbstachtung, das Selbstmitgefühl, ganz zu schweigen von der Selbstliebe, verloren gehen. Auch das Gefühl der Selbstwirksamkeit geht durch das ständige Erleben der Ohnmacht des Helfers verloren.
Der Co-abhängige fühlt sich so wertlos, dass er glaubt nichts Besseres verdient zu haben oder nichts Besseres zu finden. An diesem Punkt angelangt haben Co-abhängige die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht. Teil der Sucht geworden, können sie nicht mehr und brauchen Abstand. Da dieser aber praktisch nicht gelingt, sie eine Trennung nicht vollziehen können, reagieren sie mit dem Versuch, sich emotional vom Suchtkranken zu distanzieren. Gefühle wie Verachtung, Ekel und Entwertung des Süchtigen, schaffen aber nur scheinbar Distanz. Die prozesshafte Verstrickung in die Suchtdynamik sorgt dafür, dass die Schuld- und Schamgefühle wachsen.  

Darf man einen kranken zu einem kranken Menschen angreifen, beschimpfen, verurteilen, nein zu ihm sagen, ihn seinem Schicksal überlassen? Darf man ihn verlassen? Und was dann? 
Was verliert man? 
Einen Menschen, den man liebt, dem man so lange zur Seite gestanden ist, dem man so viel Zuwendung, Kraft und Energie geschenkt hat?
Etwas loszulassen wofür man so viel getan hat, einen Menschen loszulassen für den man so viel geopfert hat? Das schafft die Seele nicht ohne Weiteres. Denn das, sagt sie sich, kann nicht sein. 
Es ist das totale Scheitern. Sich das einzugestehen bedeutet den Fall in die Bodenlosigkeit einer Ohnmacht, die unaushaltbar und nicht überlebbar erscheint.

Der Kampf geht weiter. Den Süchtigen zu verstehen, ihn zu beschützen, zu rechtfertigen und zu entschuldigen, ihn anzuklagen, ihn zu hassen, all das zeigt keine Wirkung. Viele Co-abhängige beginnen in ihrer Verzweiflung zu kontrollieren. Sie versuchen beispielsweise das Trinkverhalten des Partners zu steuern oder entwickeln Strategien, um seine Sucht in den Griff zu bekommen. Was jedoch auch nichts hilft. Der Süchtige macht unbeeindruckt weiter.

Immer häufiger hängt die eigene Stimmung von derjenigen des süchtigen Partners  ab.  Die Fähigkeit zur Abgrenzung geht verloren.
Der Co-abhängige ist gefangen in einem intensiven Wechselbad der Gefühle von Hoffnung, Enttäuschung, Wut, Verzweiflung Frust und schließlich Hass. Er beginnt sein Leben und sich selbst ebenso zu hassen wie den Süchtigen. Die ganze seelische Energie ist ebenso wie die Beziehung vergiftet. Beide oder ganze Familien stecken fest im Sumpf des Siechtums.
Übrigens: Hass ist ein ebenso starkes Gefühl wie Liebe. Und er ist nicht das Ende der Liebe wie viele Menschen glauben. Hass bindet Menschen aneinander wie zäher Leim.

Was der Co-abhängige wirklich braucht um sich zu lösen, wäre außer der radikalen Einsicht, dass er selbst wenn er das weiter mitlebt vor die Hunde geht, Gleichgültigkeit gegenüber einem Menschen, der sich selbst zerstört und in Kauf nimmt andere mit zu zerstören. 
Der Verlust an Selbstbewusstsein schreitet weiter fort und die Selbstzweifel wachsen. Immer öfter machen sich der aufgestaute Ärger und die verzweifelte Wut bemerkbar.
Wird die Situation schließlich als untragbar erlebt und sind alle Versuche, dem Suchtkranken zu helfen, erfolglos geblieben, kommt es immer häufiger zu Vorwürfen, Streit und Anklagen.
Die eigene Überforderung wird dem Partner mitgeteilt, es werden Konsequenzen angedroht, die jedoch nicht vollzogen werden. Der Co-abhängige ist am Ende, während der Süchtige seiner Sucht, unbeeindruckt von dessen Leid, weiter folgt.

Was viele Co-abhängige erleben ist:  Sucht ist eine Krankheit, die den Betroffenen so selbstsüchtig macht, dass er blind und taub ist für die Verwüstung, die er anrichtet und die Menschen, die er zerstört.

Gibt es einen Weg aus dem Teufelskreis?
Ja, es gibt ihn.
Angehörige von Süchtigen müssen schließlich, so schmerzhaft und bitter es ist, einsehen und akzeptieren: Einem Süchtigen, der nicht bereit ist aufzuhören, kann man nicht helfen. Man kann nur sich selbst helfen, indem man ihn loslässt, bevor man selbst zugrunde geht.
Alleine und aus eigener Kraft schaffen das jedoch die Wenigsten. Sie brauchen professionelle Hilfe. Und damit müssen sie selbst genau das tun, was sie vom Suchtkranken erwarten -  sie müssen sich auf Entzug begeben.

Ich will nur wissen,
ob du mit dem Scheitern
meinem oder deinem leben kannst,
dass du den Vorwurf des Verrats erträgst
und deine eigene Seele nicht verrätst.



Oriah Mountain Dreamer











Dienstag, 25. Juni 2019

Warten auf Godot

Foto: A.Wende

"Ey, wir sitzen im Wartesaal zum Glücklichsein.
Und wir sitzen im Wartesaal und warten mal
Und warten mal ..."
So lautet ein Textauszug aus einem Song des Liedermachers Bosse.

Genauso fühlt es sich manchmal an.
Wir haben das Gefühl wir sitzen im Wartesaal und der Zug kommt und kommt nicht.
Wir warten weiter.
Wir sitzen da und warten auf bessere Zeiten.
Wir warten auf Menschen, die nicht kommen, sich nicht für uns entscheiden können oder endlich ihr Leben verändern, weil es so wie es ist, nicht gut ist. Wir warten auf das Einlösen von Versprechen, die man uns gegeben hat. Wir warten auf Entscheidungen, die wir selbst nicht treffen können. Wir warten auf Veränderungen, die wir nicht angehen. Wir warten auf Hilfe und Unterstützung von Außen. Wir warten auf das Glück. Wir warten auf die Liebe, die uns seit einer gefühlten Ewigkeit scheinbar vergessen hat. Wir warten auf den Job, der uns zufrieden macht. Wir warten auf die Kinder, die uns nicht besuchen kommen. Wir warten auf unsere Gesundheit, die endlich besser werden soll. Wir darauf, dass Gott oder das Universum endlich in unser Leben eingreift und es für uns richtet. Wir warten auf den inneren Frieden, den wir nicht finden. Wir warten auf Einsicht und Klarheit.

Menschen warten auf vieles. Und viele von uns warten umsonst. Wir verharren wie die beiden Protagonisten in Samuel Becketts gleichnamigen Theaterstück, zwanghaft in langem, sinnlosem, vergeblichem Warten auf Godot.

Wir warten und eine zähe Zeit zieht an uns vorbei.
Wir fühlen uns wie bestellt und nicht abgeholt in diesem trüben kalten Saal und das Einzige was uns noch immer da sitzen lässt ist die Hoffnung, dass der Zug Richtung besseres Leben doch noch irgendwann kommt.
Hoffnung ist gut.
Ohne Hoffnung sind wir als Menschen verloren.
Aber manchmal ist Hoffnung gar nicht gut, weil sie eine passive Haltung ist, die uns zwar hilft uns über das Untröstliche hinwegzutrösten, uns aber davon abhält aktiv zu werden und unser Leben in die Hand zu nehmen, anstatt es mit zermürbenden Warten zu verbringen auf den Zug, der ums Verrecken nicht kommt.

Und was, wenn er nie kommt?
Was, wenn wir sinnlos unsere Zeit vergeuden?
Was, wenn wir unsere Lebenszeit, von der wir nicht wissen, wie viel uns bleibt, mit diesem zermürbenden Warten verbringen, während draußen das Leben stattfindet, ohne uns?

Wir werden immer enttäuschter.
Wir werden immer frustrierter.
Wir werden immer hoffnungsloser.
Wir resignieren und irgendwann sitzen wir fest.
Nichts geht mehr.

Wir sind derart gelähmt, das wir es nicht mehr schaffen unseren Hintern zu heben und diesen bedrückenden Wartesaal endlich zu verlassen.
Das ist der Punkt an dem es die Depression ganz leicht hat uns zu erwischen.
Wollen wir das wirklich zulassen?

Unser Leben sollte nie zu einem Wartesaal werden. 
Unsere Lebenszeit sollte keine vergeudete Zeit sein. 

Mit Blick auf die Ewigkeit ist es eine Untat an uns selbst auf etwas zu warten, was nicht kommen und nicht sein wird. Und meistens wissen wir auch um unser sinnloses Warten und wollen es nur nicht wahrhaben, weil es weh tut die Wahrheit zu spüren, die wir so nicht wollen, die unsere Träume und Wünsche ausradiert und uns vor einem leeren weißen Blatt sitzen lässt.
Aber ein leeres Blatt ist allemal besser als ein mit sinnlosem Wünschen und Hoffen bekritzeltes.
Auf dem leeren Blatt können wir eine neue Geschichte schreiben.

Anstatt zu warten sollten wir unsere ganze Kraft zusammennehmen, die Hoffnung durch Zuversicht und Mut ersetzen, aufstehen und gehen. Hauptsache wir gehen. Gehen im Sinne von: „ In Bewegung kommen“ und es anpacken das Leben, auch wenn es schwer erscheint.
Aber um das zu tun, müssen wir zuerst einmal genau von dem loslassen, auf das wir seit einer gefühlten Ewigkeit sinnlos warten.

Namaste Ihr Lieben

Montag, 24. Juni 2019

Weisheit




Foto: www


Erkenne dich selbst!
Das ist in der Tat so schwer und so hart, dass wir gerne immer wieder neue Konstrukte machen, alte und neue Ablenkungen suchen, alte und neue Kompensationen machen, hundert Mal das Gleiche tun und die selben Ergebnisse erhalten, uns weiter benebeln, uns verstecken, uns selbst belügen und und und.

Was für ein Aufwand und wir erreichen nichts.

Und die ganze Zeit fordert uns die Weisheit auf, uns für das Leben zu entscheiden. Sie will nicht, dass wir einfach nur weitermachen mit dem, was uns nicht gut tut. Sie will nicht, dass wir weiter funktionieren, durchhalten, überleben und auf bessere Zeiten hoffen, in denen wir endlich das tun, was wirklich wichtig ist. Sie will, dass wir das Leben aktiv leben, so wie es gut, erfüllend und sinnvoll für uns ist. Sie will, dass wir radikal zu uns selbst stehen und zu dem, was wir wirklich sind und brauchen. 

Sie wird solange an unseren Illusionen rütteln, darüber was wir zu wissen oder zu brauchen glauben, bis wir der Wahrheit ins Gesicht schauen. Sie wird uns weit über das hinausführen, was wir bisher zu wissen glaubten.

Sie wird uns zeigen, was wir ändern können und was wir nicht ändern können, worauf wir Einfluss haben und was wir nicht beeinflussen können.
Sie wird uns uns mit allen Mitteln solange auffordern all das zu erkennen, bis wir bereit dazu sind.

Namaste 

Sonntag, 23. Juni 2019

Ein kreatives Leben


Foto: Performance Art Depot , Mainz

Ein kreatives Leben leben, heißt nicht, die schnöde Welt kann mich mal, ich mache ab jetzt nur noch Kunst, Theater, Musik oder ich werde Schriftsteller.
Ein kreatives Leben leben heißt: Neugierig sein und es bleiben, die Dinge zu tun, die du liebst und sie so oft zu tun, wie es möglich ist und sie zu vervollkommnen.

Es heißt: Dir deiner Neurosen und Probleme bewusst zu werden, an dir selbst zu arbeiten und deine Probleme zu lösen, anstatt zu jammern oder wie ein motziges kleines Kind in ewiger Ambivalenz und chronischer Unzufriedenheit hin und herzuspringen und auf Hilfe von Außen zu warten.
Kreativ leben heißt: Verantwortung für dich selbst zu übernehmen.

Die kleinen Träume zu leben und dein Ding klar und authentisch durchzuziehen, weil es das Beste ist, was du tun kannst um deinem Leben Schönheit, Sinn, inneren Frieden und Freude zu verleihen. Ein kreatives Leben ist ein erweitertes Leben, ein schöperisches, achtsameres, interessanteres und erfüllteres Leben. Go for it!

Freitag, 21. Juni 2019

Entwicklung ist Leben, intensives, volles Leben.




Ihr Lieben,
"Es klingt so einfach und ist so unendlich schwer", diesen Kommentar lese ich oft unter meinen Zeilen. Ja, und das ist wahr. Es ist absolut wahr, es ist schwer.
Aber wer sagt, dass es einfach ist?
Keiner behauptet das. Ich schon gar nicht. Ich kenne all die Hürden, all die inneren und äußeren Kämpfe, all die Höhen und Tiefen, die wir auf dem Weg zu uns selbst und unserer uneingeschränkten Lebendigkeit zu bewältigen haben. Ich kenne den Schmerz, die Verluste, das Scheitern, das Wiederaufstehen, die Hoffnungslosigkeit, die Mutlosigkeit, die Angst, die Trauer, die Wut und die Verzweiflung und ich kenne die Ohnmacht. Das alles auszuhalten ist schwer. Und wenn man dann lange lange braucht um an den Punkt zu kommen wo klar wird, dass das alles nie aufhört, dann kommt auch der Gedanke: Wofür mühe ich mich so ab? Es wird nicht besser. Auch das kenne ich.
Aber genau das ist nicht wahr!

Es wird besser. Vielleicht nicht gut, aber besser. Solange wir die Bereitschaft haben weiterzumachen.
Es wird dann besser, wenn wir akzeptieren, dass all das Schöne und all das Unschöne zum Leben und zum Menschsein gehört. Es ist immer beides. All die Kämpfe, all die unliebsamen Gefühle, die da sind, und immer wieder da sind, sind normal. Wenn wir bereit sind sie als das „auch Normale“ anzunehmen ohne daran zu verzweifeln, ohne uns komplett aus der Bahn werfen zu lassen und einen angemessenen Umgang damit finden, haben wir schon viel geschafft. 

Ich gebe nicht vor etwas zu wissen, was ich nicht selbst erfahren habe. Andererseits versuche ich auch nicht Unwissen vorzutäuschen, wenn ich tatsächlich etwas weiß.
Ich weiß, dass Veränderung möglich ist. Nicht bei allen Menschen, auch das weiß ich.
Bei den Menschen, die zu mir kommen erlebe ich ausnahmslos eine Veränderung zum Guten hin. Manchmal dauert es Wochen, manchmal Jahre. Ich habe Klienten, die seit drei, vier Jahren immer wieder zu mir kommen. 

Jeder hat seine eigene Gangart, jeder braucht genau die Zeit, die er braucht. Jeder hat andere Themen. Manche sind schwerer, manche weniger schwer. Wir haben Zeit. Wir nehmen uns Zeit. Wir lassen uns nicht drängen, nicht hetzen. Weil Wachstum ein Weg ist und weil dieser Weg das Ziel ist, egal wir lange er dauern mag.

Entwicklung, Wachstum laufen nicht geradewegs in die Zielgerade und stetig voran. Entwicklung ist eine Spirale. Mal sind wir weiter oben, mal weiter unten. Aber mit jeder Etappe, auch wenn wir wieder mal weiter nach unten gerutscht sind wir schon ein großes Stück weiter gekommen. Wir sehen Dinge, die ihrem Wesen nach gleichen völlig anders, weil wir etwas Wesentliches gelernt haben und wir gehen dann anders damit um. Bewusster, achtsamer, reifer, gelassener, verstehender, mitfühlender mit uns selbst und vor allen: weniger dramatisierend. Manchmal lachen wir und sagen: Ups, das kenn ich schon. Okay, nächste Runde, aber diesmal weiß ich wie ich damit umgehen kann, ohne zu sehr zu leiden.

Entwicklung ist Leben, intensives, volles Leben.
Wann immer es schwierig wird, erinnere ich mich selbst und meine Klienten an das, was wir eigentlich schon wissen, nämlich, dass wir es schaffen können. Dass der Mut zum Weitergehen und Weitermachen daraus erwächst, den Wunsch und die Sehnsucht nach Lebendigkeit größer als die Angst werden zu lassen und mit der Angst weiter zu gehen, ohne zu versuchen sie zu verbergen oder sie zu verdrängen. 

Wenn wir uns auf den Weg zu uns selbst machen ist echte Veränderung möglich, sie ist aber gleichzeitig völlig unvorhersehbar. Es kann alles geschehen, auch Dinge, die wir uns am Anfang des Weges überhaupt nicht vorstellen können.

Wir können sogar unser Leben radikal verändern, wir können alles hinter uns lassen und plötzlich Dinge loslassen, die uns als Halt erschienen.
Es kann auch scheinbar nichts passieren. Es kann auch unendlich lange dauern bis etwas passiert. Es kann auch sein, dass wir uns von Menschen verabschieden, die wir lieben, weil wir spüren, dass sie unseren Weg nicht verstehen und ihn nicht mitgehen können. Es kann auch sein, dass unser Umfeld uns für völlig verrückt hält, weil wir nicht mehr in seinem Sinne funktionieren und es kann sein, dass sich Menschen von uns abwenden. 


Aber ... Kein Teil des Weges ist umsonst.  
Wenn wir erst einmal den Hunger nach etwas anderem als dem Weitermachen wie bisher spüren, auf den Geschmack kommen uns selbst zu entfalten und die wahre Aufgabe unseres Lebens erkennen, finden wir uns im Alten nicht mehr zurecht. Wir spüren, egal was passiert, wir müssen raus aus der Tretmühle unseres gewohnten Lebens.
Wenn wir uns auf den Weg machen, gibt es keinen Weg zurück.
Das kann verdammt viel Angst machen, aber es kann auch eine verdammt große Befreiung sein. Die Klarheit und die Weisheit, die wir auf dem Weg erlangen, erfüllt die Seele mit dem Wissen darum, wer und was wir sind und sein wollen. 


Namaste 






Montag, 17. Juni 2019

Hurt people hurt people

Foto: Lucas Wende

Es gibt Wunden, die auch die Zeit nicht heilt.
Wir sind uns zwar unserer alten Verletzungen bewusst und haben akzeptiert, dass das so ist, aber das befreit uns nicht davon, dass sie immer wieder anfangen können zu schmerzen.
Eine Situation, eine Begegnung, anderer Mensch, eine große Veränderung oder auch eine bestimmte Zeitqualität können den alten Schmerz wieder auslösen.
Geschieht dies unbewusst reagieren die Meisten von uns empfindlich und fühlen sich verletzt. Manche werden sogar selbst verletzend, ohne es zu wollen, vielleicht sogar, ohne dass sie es überhaupt bemerken.

„Hurt people hurt people“, hat ein guter Freund einmal gesagt.
So ist es. Leider. Denn eigentlich müsste man doch meinen, dass gerade Menschen, die verletzt sind, andere, die ebenso verletzt sind wie sie selbst, verstehend, achtsam und mitfühlend behandeln.
Das ist aber selten der Fall. Meistens ist es genauso wie mein Freund sagte, sie verletzen sich gegenseitig.

Diese Verletzungen geschehen, wenn wir uns unserer ungeheilten Wunden nicht bewusst sind und unsere unguten Erfahrungen nicht angeschaut und bearbeitet haben.
Wir greifen den anderen an, der uns an unsere Wunde erinnert, anstatt uns mitfühlend uns selbst zuzuwenden und uns mit dem zu befassen was da wieder hochkommt - im Bewusstsein, dass der andere nur auslösen kann, was wir nicht verschmerzt haben und woran wir noch immer leiden.
Er drückt unsere Knöpfe. Gäbe es sie nicht, würde sein Drücken nichts auslösen können.
Auslöser sind nichts Schlechtes, nichts wogegen wir ankämpfen müssen, nichts was wir mit Wut oder Angriff beantworten müssen.

Sie schenken uns die Möglichkeit schmerzhafte Dinge, die im Schatten liegen, wieder ans Licht zu holen. Wenn wir uns achtsam und bewusst schmerzliche Erfahrungen wieder vor Augen führen, sie erneut anschauen und daran arbeiten, auch wenn es zum xten Mal ist, können wir in unserem Verhalten und in unseren Beziehungen mitfühlender, klarer und freier werden.
Und: Wir verhindern, dass wir selbst andere verletzen.

Sonntag, 16. Juni 2019

Das Heilige

Foto: A. Wemde

Wir leben in einer Welt, in der es das Heilige nicht mehr gibt, in der Rituale vergessen worden sind, in der Beten nicht mehr angesagt ist und Gottlosigkeit Zeitgeist.
Gott ist tot. Wir haben ihn getötet, – ihr und ich!, ließ einst Friedrich Nietzsche seinen Zarathustra sagen.
In einer Welt, in der das Mysterium des Göttlichen keinen Platz mehr hat, verliert der Mensch die Ehrfurcht - vor dem Schöpfer, vor der Schöpfung, vor dem Nächsten, vor sich selbst und vor dem Leben.
Es wird weder gesehen noch geschätzt.
Unsere Seelen haben die Verbundenheit mit der Schöpfung und der Welt verloren.
Kein Wunder, dass die Weltenseele immer trauriger wird und die Menschen immer gleichgültiger der Welt gegenüber.
Kein Wunder, dass sich so viele Menschen verloren fühlen.


Freitag, 14. Juni 2019

Verbunden

Foto: Francesco Amormino

Schön war es in Fulda. Ein Abend an dem mir Fragen gestellt wurden. Viele Fragen, mir, die ich es bin, die sonst die Fragen stellt. Fragen über meine Arbeit mit Menschen, meine Malerei, mein Schreiben, meine Gedanken, mein Wirken und damit letztlich auch über mich.
Wieder zuhause sitze ich wie jeden Morgen hier und schreibe. Ich bin noch immer berührt von der Energie, die an diesem Abend den Raum erfüllte. Ich bin berührt von den Menschen, die mich mit offenen Armen aufnahmen, interessiert und wohlwollend.
Das ist keine Selbstverständlichkeit, das ist ein Geschenk. Da waren wir Menschen, die sich miteinander verbinden, für einen Moment in der Zeit, über ein Thema, das sie verbindet - die Seele, das Suchen, die Schatten und das Licht im Leben.


Alles ist eins. Wir alle sind miteinander verbunden.

Das ist kein Spruch, den sich spirituelle Menschen ausgedacht haben. Es ist so. Aber wir spüren das nicht immer so. Und manche von uns spüren es nicht, niemals.
An diesem Morgen wünsche ich mir, wir alle würden das mehr spüren, öfter spüren. Denn wäre das möglich, wäre viel mehr möglich als wir glauben.

Verbundenheit ist eine Kraft, die vieles bewirken kann. Sie ist eine Kraft, die eine große Energie hat. Miteinander schaffen wir so viel mehr als alleine.
Aber die Mehrzahl der Menschen sind Einzelkämpfer geworden. Jeder für sich, jeder an sich selbst denkend, jeder in eigener Sache unterwegs. Und weil das so ist gibt es viele einsame Menschen. Es gibt immer mehr alleinlebende Menschen. Menschen denen Berührung fehlt, denen Aufmerksamkeit fehlt, denen gesehen werden fehlt, innen wie außen. Das macht einsam.
Das ist nicht gesund auf Dauer. Wir brauchen einander. Wir brauchen jemanden, der uns berührt, der uns sieht und hört, der uns annimmt wie wir sind - das ist Balsam für die Seele.

Alles ist eins. Wir alle sind Teile des großen Ganzen.
Nicht das Getrenntsein ist der Weg - das Miteinandersein ist der Weg, der gute Weg.

Den anderen wahrnehmen, den anderen sehen, den anderen verstehen wollen. Verbunden sein wollen, aufeinander achten und sich gegenseitig gut tun.
Mag sein, dass ich naiv bin, mag sein, dass ich eine Träumerin bin, aber ich glaube an ein liebevolles Miteinander.
Es ist möglich.

Es ist möglich, wenn wir den anderen sehen lernen.
Der andere, der fremd ist, aber nur scheinbar, denn alle von uns verbindet viel, sehr viel.
Und eins verbindet uns stark: Die Sehnsucht nach Aufhebung der Trennung. Warum sonst sehnen wir uns so sehr nach Liebe?
Liebe ist viel mehr, als die Liebe zu dem Einen, dem Partner, dem Kind, der Mutter, dem Vater, dem Freund, der Freundin.
Liebe ist Menschenliebe, Nächstenliebe.
Wenn wir die spüren lernen und leben, wenn jeder von uns jeden Tag etwas dafür tut, und sei es nur ein geschenktes Lächen, könnte diese Welt ein wenig besser werden.

Namaste Ihr Lieben

Mittwoch, 12. Juni 2019

Let´s Talk about ...


Heike Böcke

Falls jemand von Euch heute Abend Zeit und Lust hat und in Fulda wohnt ...
Ihr seid herzlich willkommen!

"Bock auf Böcke - Der Talk"
Heute um 20:00
im MARKT 2 in Fulda

Gastgeber: Heike Böcke
Einer der Talkgäste: Ich

Wir reden über meine Arbeit, meinen Blog, meine Malerei & meine Vision.
Ich freue mich.

Dienstag, 11. Juni 2019

Angst

Foto: Angelika Wende


Immer mehr Menschen haben Angst.
Sie spüren, dass es so wie es ist nicht weiter gehen kann.
Diese Angst führt nicht dazu, dass sie anfangen etwas zu ändern.
Sie verhalten sich als hätten sie die Angst nicht.
Und machen weiter.
Mit der Angst.
Und betäuben die Angst.
Damit wächst sie weiter.
Und sie arrangieren sich mit der Angst.
Und betäuben sich weiter.
Anstatt endlich aufzuwachen und ihre Angst in Energie zu verwandeln um die Dinge zu ändern.
Und wo fängt man damit an?
Bei sich selbst!

Montag, 10. Juni 2019

Für dich

Foto: A.Wende

Für dich sein
und neu auftanken.
Auftanken um kein Energieleck in Begegnungen einzubringen.
Wenn du gut und gerne mit dir allein sein kannst
wenn dich dein für dich sein erfüllt
und du dich mit dir selbst wohl fühlst,
sorgst du dafür, dass kein Mangel in deine Begegnungen einfließt, 

sondern Wertschätzung, Freude und achtsames Miteinander.
Für-dich-sein ist heilsam um die eigene kindliche Bedürftigkeit zu heilen,
um von kleinen Ich zum Du, zum Wir zu gelangen.


Freitag, 7. Juni 2019

Die Angst wandeln

Foto: A.Wende


Es gibt keine bessere Methode ein Problem zu lösen als sich ihm entschlossen und rückhaltlos zuzuwenden. 

Dringe bis auf den Grund deiner Ängste vor, gerade weil du dich davor fürchtest.

Versuche nicht deine Emotionen zu unterdrücken oder sie auszuagieren, sondern nimm
Kontakt zu ihnen auf.

Höre ihnen zu um zu verstehen, was sie dir sagen wollen.

Wandle die Angst in Erkenntnis.

Dann trägt sie dich zur Lösung deines Problems.




Donnerstag, 6. Juni 2019

Wollen, nicht sollen




Der subtile Versuch jemand anderer sein zu wollen, den viele von uns seit der Kindheit betreiben entsteht daraus, dass uns jemand sagte wie wir zu sein haben.
Sei eine gute Tochter, ein braver Sohn, ein fleißiges, folgsames Kind.

Niemand hat uns gesagt, dass wir genau so wie wir sind richtig sind. Aber viele haben uns gesagt, was wir tun müssen um so zu sein wie man uns haben will.
Man hat uns gesagt was unsere Pflichten sind, was wir zu leisten haben, wie wir zu funktionieren haben, damit wir dazugehören und ja nicht aus dem System fallen. Wer nicht reinpasst hat es schwer, hat man uns vorgelebt und wir haben es nachgelebt.
Wir sind davon überzeugt, dass es unsere Pflicht ist Situationen zu kontrollieren, nach Sicherheit um jeden Preis zu streben, uns an andere Menschen zu binden, für sie die Verantwortung zu übernehmen, uns zu kümmern damit es den anderen gut geht, unsere Gefühle zu unterdrücken, uns zu schämen, wenn wir nicht tun was sich gehört, uns schlecht zu fühlen, wenn wir uns nicht an die Regeln halten, uns selbst zu verurteilen, wenn wir Fehler machen, uns schuldig zu fühlen, wenn wir scheitern, uns zu schämen wenn wir versagen.

Inzwischen haben viele von uns begriffen, das sie so nicht mehr funktionieren müssen. Viele von uns wissen, dass wir genauso wie wir sind okay sind, aber die wenigsten von uns fühlen es. Tief drinnen sitzt beharrlich die Überzeugung so wie wir sind, nicht okay zu sein.
Es ist an der Zeit lautstark ja zu uns selbst zu sagen. Ungeachtet der jeweiligen Umstände oder Situationen in denen wir uns befinden, ungeachtet der Schwierigkeiten, die wir haben, ungeachtet der Probleme, mit denen wir uns herumschlagen.
Es ist an der Zeit aufzustehen, uns aufzurichten, in den Spiegel zu schauen und uneingeschränkt JA zu dem Menschen zu sagen, der lebt, so wie er lebt. Mit allen Gefühlen, mit allen Gedanken, mit dem Körper, den er hat haben und der darin wohnenden Seele.

Das JA zu uns selbst heißt, dass wir beginnen zuallererst für uns selbst Sorge zu tragen - für das kostbare, vergängliche Geschenk Leben.
Es heißt, dass wir beginnen uns uns selbst mitfühlend und interessiert zuzuwenden, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen, uns zu suchen um dahin zu kommen wo unser wahres Selbst liegt - der Kern unseres ureigenen Wesens, den es gibt seit wir existieren, der da war, bevor wir manipuliert, verbogen und zurechtgestutzt wurden - und der immer noch da ist und von uns gefunden werden will.
Für uns selbst Sorge tragen hat nichts mit Egoismus zu tun - es ist gelebte Liebe zu uns selbst.
Wenn wir diese Liebe spüren, dann sind wir so wie WIR uns haben wollen.
Und es ist uns piepegal wie andere uns finden.

Es wird Zeit Frieden zu schließen mit uns selbst.
Es wird Zeit aufzuhören ein anderer sein zu wollen, als der, der wir sind.
Es wird Zeit für das eigene Wohl zu sorgen.
Für das eigene Wohl zu sorgen ist eine Entscheidung, die wir jeden Tag neu treffen können.
Selbstfürsorge ist die Basis um für andere sorgen zu können. Weil wir es wollen, nicht weil wir sollen.

Mittwoch, 5. Juni 2019

Unbekannter Raum

Foto: www


Nenn es einen leeren Raum, Niemandsland oder das Unbekannte. Jedenfalls ist es ein Ort, den du zunächst aufsuchen musst, ehe du etwas Neues erfährst.
Die Menschen fürchten sich vor diesem leeren Raum.
Sie wollen immer wissen wie etwas sein soll, wie etwas werden soll, wie es ausgehen soll.
Sie wählen lieber das Vertraute anstatt das Unbekannte, selbst wenn das Vertraute nicht funktioniert und ihren Bedürfnissen nicht entspricht.


Sie haben Angst.
Angst die Kontrolle aufzugeben.
Angst die Komfortzone zu verlassen.
Angst die scheinbare Sicherheit aufzugeben.
Und richten sich ein in ihrem Unglück.
Sie treiben Raubbau mit ihren Kräften, ihrer Lebensenergie und ihrer Seele.

Nur um dort zu bleiben wo sie sich auskennen.
Sie werden immer frustrierter.


Manche stumpfen ab.
Manche betäuben sich mit Alkohol.
Manche mit Essen.
Manche mit Drogen.
Manche mit Sex.
Manche mit Kaufen.
Manche mit Sport.
Manche mit Spielen.
Manche mit Fernsehen.
Manche mit sozialen Medien.
Manche mit Arbeit.
Manche mit Erfolg.
Manche mit Macht.
Manche mit Spiritualität.
Manche mit Religion.
Manche mit Meditation. 


Sie kompensieren das Unselige.
Sie plagen sich ab mit Festhalten.
Alles um innere Prozesse zu vermeiden.
Sie trauen sich selbst nichts zu.

Stell dir vor ...
Es macht nichts, wenn du im Dunkeln tappst.
Es macht nichts, wenn du ins Unbekannte gehst.
Geh, sieh dich um, lass dich überraschen.
Lerne dich kennen.
Lerne die Möglichkeiten kennen.
Bade im Meer der Möglichkeiten.
Nimm die Angst mit und stell ihr den Mut zur Seite.
Sei bereit die Kontrolle aufzugeben.
Je mehr du bereit bist die Kontrolle aufzugeben, desto freier und stärker wirst du.
Willkommen im Geheimnis des Lebens.

Samstag, 1. Juni 2019

Moment

Foto:A.W.

Der Moment.
Leben.
Im Hier und Jetzt.
Die sinnliche Gewissheit zu sein.
Ein Gefühl von Lebendigkeit.
Die reine Unmittelbarkeit des Gewahrseins, dessen was jetzt ist.
Der Moment.
Niemals dauertüchtig.
Der Moment eben.
Moment für Moment.
Zeit.
Lebenszeit.