Freitag, 31. Dezember 2021
Nichts ist umsonst
Donnerstag, 30. Dezember 2021
Für die Menschlichkeit
Montag, 27. Dezember 2021
Zeit und das nie mehr ...und die Hoffnung
Mittwoch, 22. Dezember 2021
Welten
Dienstag, 21. Dezember 2021
Wintersonnenwende: Wende zum Licht
Sonntag, 19. Dezember 2021
Besinnung
Freitag, 10. Dezember 2021
Aus der Praxis - Verzweiflung und Möglichkeiten des Entkommens
Verzweiflung ist der schlimmste Affekt. Sie ist ein Phänomen von eminent existentieller Bedeutung und existentieller Bedrohung. In diesen dunklen Zeiten gibt es viele verzweifelte Menschen. Manche von uns sind sich dessen bewusst und sprechen es aus. Andere verdrängen ihre Verzweiflung. Aber sie lässt sich nur schwer und nicht ewig verdrängen. Jedes Mal, wenn ich einen Anruf oder eine Mail auf meinem Praxisaccount bekomme, weiß ich, dass da jemand ist, der mich um Hilfe bitten möchte. Darin liegt meine Aufgabe, diese Menschen zu unterstützen, die Angst, die Ohnmacht, die Einsamkeit, die Verzweiflung, mit ihnen gemeinsam aufzulösen. Das ist eine Herausforderung in dieser Zeit, denn vieles an Möglichkeiten und Werkzeugen, die uns als Berater früher zur Verfügung standen um Leiden zu lindern, gibt es nicht mehr. Die soziale Kälte, die Maßnahmen, die zunehmende Isolation, die ganz normalen selbstverständlichen Dinge, die das Leben erleichtern und mit Freude erfüllt haben, fehlen. Die Orte an denen wir Möglichkeiten hatten in Kontakt zu gehen sind für viele Menschen angstbesetzt und für manche sogar verschlossen.
Wir befinden uns in einer immer engeren und isolierteren Welt, in der wir, in einem bisher nie gekannten Ausmaße, auf uns selbst zurückgeworfen und auf uns selbst reduziert sind. Wer keinen Halt in der Geborgenheit der Familie oder in der Beziehung findet, hat es schwer und ist der Verzweiflung oft am Nächsten.
Wir Menschen sind Bindungswesen. An diesen Bindungsmöglichkeiten fehlt es an allen Ecken und Enden. „Der Mensch wird am Du zum Ich“, erkannte Martin Buber. Dieses Du, fehlt vielen. Und wir merken, je länger die Isolation andauert, auch soziale Netzwerke können das Du nicht ersetzen. Die virtuelle Welt ist eine Illusion, die das Bedürfnis nach Bindung nicht erfüllen kann, denn wir brauchen dazu ein fühlbares, sichtbares direktes Gegenüber.
Die Angst und die
Unsicherheit wachsen. Die Hoffnung ist eine fragile Größe geworden. Die
Zuversicht ein täglicher Kraftakt. Wann hat das ein Ende? Werde ich da lebend
rauskommen? Das fragen sich viele von uns. Daran kann man verzweifeln.
Wir wissen es nicht, man kann es nicht vorhersehen und nicht absehen, im Gegenteil, alles wird immer bedrohlicher. Jeden neuen Tag übergießen uns die Meldungen der nächsten Katastrophe mit einem eiskalten Schauer. Daran gewöhnt man sich nicht. Wo Angst, Ohnmacht und Leiden kein absehbares Ende haben, kommt Resignation, kommt Lebensmüdigkeit, kommt Verzweiflung. Damit habe ich es zu tun, Tag für Tag in meiner Praxis.
Wir leben in einer verwirrenden, verwirrten Welt und das seit nahezu zwei Jahren. Um uns nicht in diese Verwirrung hineinziehen zu lassen bleibt uns nur ein: Klarheit und Ruhe bewahren.
Aber das sagt sich so leicht. Das sagt sich einem Menschen, der verzweifelt ist, erst einmal gar nicht, weil er genau das nicht mehr aufrecht erhalten kann: Klarheit und Ruhe. Meine Aufgabe ist es diesen Menschen wieder aufzurichten. Ihm potenzielle Türen zu öffnen, durch die der Zutritt zu einer „anderen Welt“ ermöglicht wird, die jeder Klient ins sich trägt, auch wenn er es in den meisten Fällen nicht einmal ahnt. Diese andere Welt sichtbar zu machen, sie aus ihrem Versteck zu holen, ist die gemeinsame Herausforderung. Dafür stehen mir bloß drei Werkzeuge zur Verfügung: der Mensch, der zu mir kommt, ich selbst und die Worte.
Was ein Verzweifelter braucht ist das Gefühl von Bindung und ein neuer Focus.
Diese Bindung ist es, die trägt, im Leben, wie in der Beziehung zwischen Klient und Berater. Sie muss gelingen um helfen zu können. Gelingt sie nicht, vermögen Worte nichts. Dann bleiben sie leer und haben keine Wirkung. Haben sie Wirkung, gelingt es den Verzweifelten aus seinem tiefen Tal herauszuholen.
Aber wer ist dieser verzweifelte Mensch überhaupt?
Der verzweifelte Mensch ist einer, der in Situationen oder Lebensumstände hereingezwungen wurde, die jegliche realen Alternativen ausschließen. Das bedeutet nicht nur den Verlust von Handlungsfreiheit, sondern in Folge den Rückzug in die Innerlichkeit, die am Ende zu Selbsthass, Einsamkeit, Isolation, Unproduktivität und Lähmung führt.
Der dänische Philosoph Soeren Kierkegaard wagte um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts die Behauptung, kein Mensch lebe oder habe gelebt, ohne dass er verzweifelt gewesen sei. Demnach hat man es bei der Verzweiflung mit einem Grundphänomen menschlicher Existenz zu tun, so der Philosoph. Hier können wir beginnen: Die Verzweiflung erkennen, als das, was sie ist – Teil unseres Menschseins und sie, so schwer es fällt, radikal akzeptieren. Erst von diesem Punkt aus können wir weitergehen in die Welt des Klienten, in seine zu erreichende innere Wahrheit, in die Welt jenseits der äußeren Bedingungen, die nicht veränderbar sind, hin zu dem was veränderbar ist, indem wir den Focus nach Innen legen, wo andere Regeln gelten, wo wir trotz allem Leiden etwas finden können, was von Innen hält, beispielsweise die "paradoxe" Gelassenheit, zu der man gelangen kann.
„Ich will beweisen, dass der Mensch auch noch in der Hölle Mensch bleiben kann.“
Das war der innere Antrieb des Psychiaters Viktor Frankl das Konzentrationslager zu überleben. In dieser Beweisführung verdichtet sich die Existenzanalyse des großen Humanisten Frankl. An den grauenvollen Orten der Unmenschlichkeit, begründete er seine Philosophie der Menschlichkeit. „Jeder Mensch behält bis zum letzten Augenblick seines Lebens die Freiheit, über seine Haltung zu der tragischen Situation zu entscheiden.“ Dieses Potenzial des Menschen, über sich selbst hinauszuwachsen, nannte er „Die Trotzmacht des Geistes“ In dieser inneren psychischen Widerstandskraft lag für ihn die letzte Freiheit des Menschen im Angesicht eines unabänderlichen Schicksals.
Es ist die innere Einstellung dem Leiden gegenüber, die darüber entscheidet, ob ein Mensch dieses Leid bewältigt oder daran verzweifelt. Daran glaube ich ganz fest. An dieser inneren Einstellung können wir als Du und Ich arbeiten - der Mensch, der sich mir anvertraut, in der Hoffnung, dass ich aus dem, was er mitbringt, mit ihm gemeinsam, das Bestmögliche mache.
Donnerstag, 9. Dezember 2021
Die Rüstung der Projektion
Dienstag, 7. Dezember 2021
Jetzt
Unser Leben ist endlich und damit sehr kostbar.
Die eigene Sterblichkeit ist jedem von uns klar, auch wenn wir sie verdrängen, wir wissen darum. Wir leben nicht ewig.
In diesem Bewusstsein ist jeder Augenblick kostbar.
Es geht nicht darum in ferner Zukunft etwas zu erreichen, sondern jetzt.
Wir können uns zwar überlegen was wir in einem, in zwei Jahren erreichen wollen, wo wir dann sein wollen, doch diese Überlegungen sollten dann ein aktives Handeln im Jetzt bewirken.
Wenn jetzt in diesem Moment alles okay ist, dann ist bereits alles erreicht.
Genau darum geht es: um diesen Moment.
Freitag, 3. Dezember 2021
Trotz dem
Montag, 22. November 2021
Neuer Tag – neues Glück? Von wegen – Morgentief. Wie du da rauskommst.
Sonntag, 21. November 2021
Ins Licht
Donnerstag, 18. November 2021
Wir schaffen das!
Samstag, 13. November 2021
Aus der Praxis - Willenskraft und Bereitschaft
Um etwas zu erreichen, müssen wir einen Sinn dahinter erkennen. Es muss uns ein persönliches Bedürfnis sein, sonst klappt es nicht. Dann brauchen wir den Willen, es zu tun.
Hinter Willenskraft stecken Bereitschaft, Stärke, Zielstrebigkeit, Entschlossenheit, Tatkraft, Zielstrebigkeit, Ausdauer und vor allem Disziplin und Durchhaltevermögen. Ist nur der Geist ist willig, aber das Fleisch schwach, nützt uns unser Wollen rein gar nichts. Durch bloßes Denken, dem kein aktives Handeln folgt, erreichen wir nichts.
„Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun“, wusste schon Goethe.
Willenskraft bedeutet eben nicht nur, etwas in Gedanken zu wollen, sondern auch die Bereitschaft sich selbst beherrschen und die Fähigkeit sich disziplinieren zu wollen.
In der Psychologie wird Willenskraft als Volition oder Selbststeuerungsfähigkeit bezeichnet. Damit ist die Fähigkeit gemeint, unsere Absichten und Ziele durch die bewusste, willentliche und zielgerichtete Steuerung von Gedanken, Emotionen, Motiven und Handlungen zu erreichen. Man spricht hier auch von „Umsetzungskompetenz“ oder von „Umsetzungskraft“. Und dazu wiederum braucht es „Selbstbeherrschung. Die ist harte Arbeit. Sich selbst beherrschen erfordert Klarheit, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und Wachsamkeit unserem Denken, Fühlen und Handeln gegenüber.
Willensstärke ist nicht bei jedem von uns gleich ausgeprägt. Bisweilen reicht auch Wollen nicht aus, um eine Idee zu einer Handlung werden zu lassen.
Und hier sind wir bei der Bereitschaft. Die Frage ist nicht: Will ich?, die Frage ist: Bin ich bereit zu tun, was notwendig ist um mein Leben in eine bestimmte Richtung zu bewegen? Bin ich es nicht, ist das in Ordnung. Dann bin ich nicht dazu bereit und entscheide mich dagegen. Es ist okay so zu entscheiden. Aber damit wird zugleich deutlich, dass ich mich auch anders entscheiden könnte, wenn ich dazu bereit wäre.
Sage ich aber: „Ich kann nicht!“, dann ist dieser Satz eine psychologische Barriere, die unser Gehirn wörtlich nimmt. Auch Sätze wie: Ich muss ... Ich muss trinken, ich muss essen, ich muss kaufen, ich muss dies und das tun, haben die gleiche Wirkung.
Für das Gehirn handelt es sich um ein echtes Müssen und aus dem Gedanken wird dann ein Gefühl, nach dem wir handeln. Jedes Verhalten, jedes Tun und Lassen ist mit einem Gefühl, bzw. mit der Abwesenheit eines Gefühls begründet. Und wir Menschen lassen uns nun mal in unseren Entscheidungen und unserem Verhalten von unseren Gedanken und Gefühlen beeinflussen.
Wenn wir aber bereit sind, die Gedanken und Gefühle zu haben, die mit einem bestimmten Verhalten verbunden sind, können wir alles Mögliche tun – unabhängig davon, was wir denken oder fühlen.
Ein Beispiel: Wir lassen etwas, weil wir Angst haben. Wir lassen es aber in Wahrheit, weil wir nicht bereit sind, die Angst zu spüren und auszuhalten, die damit verbunden ist. Sind wir jedoch bereit sie zu spüren, tun wir es, trotz der Angst und mit der Angst.
Willenskraft lässt sich trainieren. Tun wir das nicht und folgen stattdessen immer wieder unseren inneren Schweinehund, verkümmert sie.
Wir gesagt: Willenskraft
hat mit Bereitschaft zu tun. Willensstarke Menschen sind bereit ihre Bequemlichkeit zu
überwinden. Sie sind bereit ihre Ausreden und ihre Selbstrechtfertigungen zu hinterfragen. Nicht wenige Menschen aber bleiben in ihrer
Komfortzone, auch wenn diese gar nicht gut für sie ist und sie ihre Lage
ständig beklagen. Damit befeuern sie unbewusst weiter ihre Willenlosigkeit.
Klagen wirkt wie ein negativer Verstärker. Es wirkt zersetzend auf unsere Willenskraft. So entsteht selbstgemachtes Leid.
Es entsteht wenn wir unsere Ausreden wählen, an ihnen haften bleiben und uns nicht mehr weiterbewegen oder wenn wir einen Weg wählen, der in ein trauriges, sinnleeres Leben führt. Leid entsteht, wenn wir der Herausforderung ausweichen, uns mit destruktiven Gedanken betäuben und keine Entscheidung treffen.
Selbstgemachtes Leid wird gefüttert mit jedem: Ich kann nicht!
Nicht umsonst sagt man: Wer etwas will, findet Wege; wer etwas nicht will, findet Gründe.
Was passiert?
Statt Wille und Disziplin an den Tag zu legen, redet man sich das eigene Verhalten schön. Das hört sich dann so an: Ich versuche es ja. Ich kann nichts dafür. Die Umstände sind grade so mies. Ich bin so schwach. Und, und, und.
So wird das sicher nix!
Nicht das Wegsehen, sondern das Hinsehen macht die Seele frei. Allein das Hinsehen ist ein Akt der Bereitschaft und Bereitschaft ist etwas, das wir üben können.
Und wenn wir das alleine nicht schaffen, sind wir bereit uns Hilfe zu holen.
Freitag, 12. November 2021
Wir können es tun oder wir können es lassen.
Malerei: Angelika Wende