Samstag, 26. Januar 2019

Gedankensplitter

Foto: A.W.


Wenn das, was du aus ganzem Herzen willst,
auf deiner Prioritätenliste steht, 
richtet sich dein Leben danach aus.

Mittwoch, 23. Januar 2019

Würde



Michelangelos Fresko „Die Erschaffung Adams“

Es war der Philosoph Giovanni Pico della Mirandola, der den Begriff Würde (lat. dignitas) begründete. Mirandola wurde 1463 in in Norditalien geboren. Er starb im Alter von 31 Jahren. 
Seine Rede über die Würde des Menschen verfasste er mit vierundzwanzig Jahren. 
Nach Mirandola gründet die menschliche Würde darauf, dass die Natur des Menschen darin liegt, dass er eben keine festgelegte Natur hat, sondern die Freiheit besitzt, sein Wesen selbst zu erschaffen.
So lässt Mirandola Gott zu Adam sagen: „Keinen bestimmten Platz habe ich dir zugewiesen, auch keine bestimmte äußere Erscheinung und auch nicht irgendeine besondere Gabe habe ich dir verliehen, Adam, damit du den Platz, das Aussehen und alle die Gaben, die du dir selber wünschst, nach deinem eigenen Willen und Entschluss erhalten und besitzen kannst. Du wirst von allen Einschränkungen frei nach deinem eigenen freien Willen, dem ich dich überlassen habe, dir selbst deine Natur bestimmen.“

Pico war so radikal, dass er behauptete, ein Mensch der seinen Trieben und Sinnen gedankenlos folgt, sei es nicht wert, menschlich genannt zu werden.
Der Philosoph war der festen Überzeugung, dass die menschliche Würde in der Herausforderung besteht ein selbstbestimmtes Leben zu gestalten. Diese Fähigkeit zur Selbstbestimmung des Menschen macht, nach Pico, seine Würde aus.

Immanuel Kant konnte gar nicht genug über die Würde des Menschen schreiben.  
Er begründete die Menschenwürde in mehreren seiner Schriften zur praktischen Philosophie mit der Vernunft des Menschen, die sich selbst ihr eigenes Gesetz für die Beurteilung des moralisch Guten gibt. Die Würde als innerer Wert also, die auf der Fähigkeit vernünftiger Wesen beruht, ihr Denken und Handeln autonom als moralisch gut oder moralisch schlecht zu bewerten. 
Folgen wir den Gedanken der beiden Philosophen, so fällt Würde dem Menschen nicht aufgrund irgendwelcher zufälliger Eigenschaften zu, sie ist vielmehr eine Frage der Bereitschaft sein Denken und Handeln nach moralischen Prinzipien und Werten auszurichten.

Der Mensch, schreibt Kant, hat die Pflicht, seine Würde, die „ihn vor allen anderen Geschöpfen auszeichnet, auch in seiner eigenen Person niemals zu beleidigen.“ 
"Diese Pflicht gegen sich selbst besteht darin, dass der Mensch die Würde der Menschheit in seiner Person bewahre", so Kant weiter. Würde ist nach Auffassung beider Philosophen ein innerer Wert. Geschützt von den Zumutungen und Unwägbarkeiten des Lebens. Unveränderlich und weder Zufälligkeiten ausgeliefert noch irgendeiner Gewalt.

Würde, Dignitas, ein schweres, ein schönes Wort. Schwer im Sinne von schwerwiegend, schön im Sinne von wertvoll.
Würdevoll zu leben beinhaltet viel mehr als das Bewusstsein und die Fähigkeit uns selbst Gesetze zu geben, denen wir uns verpflichten, die wir achten und leben und in unser Leben hineintragen zum eigenen Wohl und zum Wohl anderer, sie ist eine lebenslange Verpflichtung uns selbst gegenüber.

Aus neurobiologischer Sicht handelt es sich bei der Würde um ein neuronales Verschaltungsmuster, das eng an die Vorstellung unserer Identität gekoppelt ist.  
Es geht dabei um ein inneres Bild, das ein Mensch von sich hat, ein Bild davon was für ein Mensch er sein will. Unsere Würdevorstellungen sind orientierungbietende Vorstellungen, die uns dazu verhelfen eine stabile Identität zu formieren und damit autonomer Mensch zu sein, im Sinne von: Wir verpflichten uns dem, was wir als würdevoll erachten und entscheiden uns es zu vertreten. Und damit vertreten und achten wir uns selbst als menschliches Wesen in unserem ganzen Sein, was beinhaltet: Selbstbewusstsein, Selbstverwirklichung, Sinn und Erfüllung.

„Wer sich zum Wurme macht, darf nicht darüber klagen, mit Füßen getreten zu werden“, so Kant weiter.
Unter seiner Würde wird sich ein würdevoller Mensch weder gebärden, noch behandeln lassen. Würdevolle Menschen erleben sich aus sich selbst heraus als wertvoll und bedeutsam. Sie brauchen keine Macht, keine Statussymbole und keine Claqueure, um sich selbst als wertvoll und bedeutend zu erleben. Sie verraten ihre Werte nicht auf Kosten irgendeines Gewinns, sei er monetär oder emotional. Sie sind sich ihrer selbst bewusst und sie sind authentisch, was bedeutet: Denken, Fühlen und Handeln stimmen überein. Sie spielen anderen nichts vor, sie sind nicht bedürftig aus einem unbewussten inneren Mangel heraus. Sie sind sich ihrer selbst mitsamt ihrer Schatten bewusst und sorgen gut für sich selbst. Ein Mensch der Würde besitzt ist durchdrungen vom tiefen Bedürfnis Verantwortung für sich selbst und sein Handeln zu übernehmen. Er ist sich selbst und seinen Werten gegenüber verpflichtet und richtet sein Leben danach aus. Auch wenn die äußeren Umstände widrig sind. 

Ein Mensch, der sich seiner Würde bewusst ist, wird auch andere nicht würdelos behandeln. 
Er wird sie nicht benutzen, sprich: sie zum Objekt seine eigenen Absichten machen. Er wird sie nicht belügen um eines Vorteils willen, er wird ihnen nichts vorgaukeln um etwas für sich selbst zu erreichen. Wer die Wahrung seiner eigenen Würde und der Würde anderer zur Grundlage seines Handelns macht ist nicht verführbar und wird nicht zum Verführer.

Was aber wenn schon als Kind unsere Würde mit Füßen getreten wurde? Was, wenn unser kleines Menschsein mit Ignoranz, Verachtung oder gar Demütigung beantwortet wurde? Wie erlangen wir dann ein Gefühl für unsere Würde? Geht das überhaupt im Nachhinein?
Ich kenne Menschen die als Kinder schlechter als ein Hund behandelt wurden. Die einen sind  empathielose Soziopathen geworden, die anderen sind liebevolle und gerade Menschen geworden, Wer sich in die unzähligen Aspekte des Menschseins vertieft, wird die Unterschiede, die Möglichkeiten, den großen Reichtum und die große Herausforderung entdecken, die in jedem von uns liegen. Als erwachsener psychisch einigermaßen gesunder Mensch können wir entscheiden, wer wir sein wollen. Wir können uns für ein Leben in Würde oder für ein Dasein in Würdelosigkeit entscheiden. Wir können unsere Identität gestalten, auch wenn man sie einst zertrümmert hat, denn in jedem von uns ist dieser unzerstörbare Kern, der auf die Frage: „Wer bin ich?“ eine Antwort hat, die von anderswo herkommt als aus den schmerzlichen Kindertagen. Wir müssen nur wieder und wieder mit dieser Frage tief in uns hineinfühlen und die Antwort wird kommen.

„Sie haben mich klein gemacht als ich klein war. Je mehr ich beobachte wie klein ich mich mache, desto klarer wird mir: Ich entscheide mich, mich nicht mehr zu behandeln wie man mich als Kind behandelt hat.“  
Das sagte neulich ein Mensch zu mir, dessen Würde man von der Kindheit bis ins frühe Erwachsenenalter in den Boden gestampft hat. Dieser Mensch hat sich für seine Würde entschieden. Er ist bereit aufzustehen und sich den Dämonen der Kindheit zu widersetzen. Dafür ist es nie zu spät.

Das Bewusstsein für unsere eigene Würde ist etwas, das unser Leben tiefgreifend verändert. Wir werden klarer, selbstbewusster, achtsamer, mitfühlender, liebevoller, geduldiger. Wir ruhen mehr und mehr in uns selbst und strahlen diese Ruhe auf andere ab. Wir lassen uns nicht manipulieren und wir beugen uns nicht Dingen, Menschen und Situationen, die wir mit unseren Werten nicht vereinbaren können.Wir sind bereit die Konsequenzen für ein "Nein" zu tragen.

Würde gleicht einem inneren Kompass, der uns durch die Höhen und Tiefen des Lebens führt, im Gewahrsein unseres eigenen Wertes. Dem können wir uns anvertrauen und darauf können wir vertrauen. Komme, was da wolle. Würde ist gelebte Menschlichkeit. Sie ist ein Akt der Autonomie. Sie ist Freiheit im Denken, die einzige Freiheit, die man uns nicht nehmen kann. 

Namaste





Montag, 21. Januar 2019

Gedankensplitter ohne Lösungen


Foto: A.W.

Einsam macht
Gedanken und Gefühle nicht teilen zu können. 
Einsam macht
Ohne Empfänger zu sein
Der verstehend und inspirierend antwortet.

Sonntag, 20. Januar 2019

Vergiss, vergiss ...




Foto: Lucas Wende

Vergiss, vergiss ...
Die Vergangenheit. Ein großes Thema.

Immer wieder lese und höre ich, dass wir die Vergangenheit vergessen sollen. Zumindest das, was an schlechten Erinnerungen mit dieser Vergangenheit verknüpft ist. Vergessen, das Zauberwort für das bis heute kein Zaubertrank erfunden wurde. Nein, diesen Zaubertrank gibt es nicht und auch kein anderes Mittel, das uns vergessen lässt, außer Bruder Schlaf. Und auch im Schlaf legen sich Bilder der Vergangenheit in unsere Träume, die wir, erinnern wir uns beim Erwachen an die Bilder der Nacht, in unser neues Morgen mit hinüber nehmen.

Alzheimer, die Krankheit des Vergessens, ist der Weg, den die Seele wählt, um die Vergangenheit Stück für Stück, Jahr um Jahr, ins Dunkel des Vergessens zu rücken. Aber wer von uns will schon eine Krankheit erleiden nur um endlich zu vergessen was schmerzt?
Die Wahrheit ist, solange wir leben, lebt unsere Vergangenheit mit uns, in uns, aus uns heraus. Wie ein Subtext liegt sie unter dem Jetzt, oder darüber wie eine schwere Decke. Sie legt sich zu unserer Zukunft. Manchen Menschen macht sie sogar das Hineindenken in eine bessere Zukunft unmöglich.

Vergiss, vergiss ...
Vergessen geht nicht. Es will nicht gehen. Über das Vergessen hat der Mensch keine Macht. Auch wenn die Mode glaubt, die Macht der Gedanken wäre zu allem fähig, sie ist es nicht. Die Gedankenmacht der Vergangenheit ist um ein vielfaches stärker als die bewusste Gedankenkraft. Sie schleichen sich ein, die Splitter des Gestern, unterwandern die Gedankenkraft, legen sich als unbewusste Gedanken hinter gewollt gedachte Gedanken und haben eine immense Wirkung bis ins Bewusstsein hinein und damit wirken sie auf unser Leben.


Warum wundern sich viele Menschen, wenn sie sich immer wieder, Kraft der Gedanken, eine Vision ins Leben rufen, alles dafür tun und diese sich seltsamerweise dann doch nicht erfüllt?
Womöglich stelllen sie fest, wenn sie ehrlich zu sich selbst sind - vergessen geht nicht. Die Vergangenheit kriecht von unten nach oben, immer wieder, ganz gleich, was wir dagegen zu setzen versuchen. Wir sind machtlos gegen die Sequenzen des Vergangenen. Machtlosigkeit, etwas, das der Mensch nur schwer anzuerkennen bereit ist, dass er aber um seines Seelenheil Willens lernen könnte.
Bisweilen sind sie Gedanken an die Vergangenheit so mächtig, dass sie uns in Ohnmacht versetzen können. Schwer traumatisierte Menschen kämpfen ihr Leben lang mit der Vergangenheit. Sie quälen sich mit dem vergessen Wollen, weil die Qual der Erinnerung ihr Leben zu einem Dauerleiden macht.
Das Gehirn und die Seele verweigern sich dem Vergessen.

Der Ansatz der Psychoanalyse, wir müssten die Vergangenheit bis zum Urgrund aufarbeiten ist ein überwältigender Gedanke. Vergangenheitsbewältigungsarbeit ist schmerzhaft und bedarf eines jahrelangen Prozesses, sie bedarf unendlich vieler Sitzungen, die Altes wieder aufwühlen, unser Jetzt mit Altem überfluten und es verzerren, denn das damals gefühlt Erlebte vermischt sich mit dem heute Gefühlten und dem heutigen Erleben. Das lässt Eindeutigkeit und Klarheit schon von daher nicht zu. Es ist als würde man die Gegenwart zu einer Wippe machen, auf der das Alte und das Neue um das Oben kämpfen. So werden wir nicht in die Balance kommen. Das ist anstrengend und zeitraubend. Erlösung eine Möglichkeit und keine Garantie. Auf diese Weise wühlen wir uns wie ein Maulwurf gleich unter die eigene Erdung, zurück in den Schmerz, den wir doch so gerne weg haben wollen. Wir bohren in der Wunde, die unsere Seele schließen will oder sogar längst geschlossen hat. Wir reißen sie auf, die Wunde und am Ende fließt frisches Blut.

Ist das sinnvoll? 

Was, wenn wir vergessen würden, vergessen zu wollen?
Was wäre, wenn wir uns das Ganze einmal anders anschauen würden, auch wenn es schwer ist? Was wäre, wenn wir eine Beobachterhaltung einzunehmen versuchen, wenn wir den Schritt wagen würden herauszutreten aus dem eigenen Sumpf, um von Oben auf das Vergangene zu schauen?

Was, wenn wir sagen würden: Ja, das ist meine Vergangenheit und ja da fühlt sich manches noch heute schmerzhaft an. Ich bedaure das, aber alles, was mir widerfahren ist, ist ein Teil dessen, was mich zu dem Menschen macht, der ich jetzt bin. Ein Mensch, der auch gelitten hat, der aber immer noch da ist, der am Leben ist, mitsamt dieser Erfahrungen. Ein Mensch, der das alles geschafft hat, trotz der Narben und Wunden, die nicht verheilen wollen, oder gerade wegen dieser Narben? Was, wenn wir sagen würden: Meine Vergangenheit ist ein Segen. 

Was wäre anders?
Wir geben den sinnlosen Widerstand auf, der uns nur weiter leiden lässt. Wir akzeptieren was war und hören auf uns damit zu identifizieren.
Aus dem Nein zum Gewesenen Wunden würde ein akzeptierendes Ja.
Ein segnendes Ja.
Ein Segen, der uns erstaunliche Dinge gelehrt hat, uns tiefste Gefühle hat fühlen lassen. Ein Segen, der uns neben all dem Unguten auch wertvolle Erfahrungen, Lektionen und Botschaften geschenkt hat. Unsere Wunden und unser Schmerz sind unsere größten Lehrer, wenn wir bereit sind sie als solche zu erkennen und anzunehmen.

Alle unguten Erfahrungen führen uns an Orte an die wir freiwillig niemals gegangen wären, sie führen uns unter die Oberfläche des Oberflächlichen, hinab in die Tiefe des Lebens, wo es dunkel ist und schmerzhaft und angstmachend.
Und das soll ein Segen sein? Ja, für mich ist es das. Wenn wir fähig sind diese Sicht der Dinge zulassen erkennen wir - wir sind zwar dort gewesen im Dunkel, aber wir sind da durchgegangen. Wir waren stark und mutig, trotz unserer Schwäche, trotz unserer Angst und trotz dem Schmerz. Wir haben überlebt, wir sind er wachsen.
Wir sind tiefer geworden und wir haben die Gabe gewonnen andere zu fühlen und zu verstehen, die auch in der Tiefe des Dunklen waren und aus ihr herausgestiegen sind.Wir wissen sogar wie das geht.

Sollten wir das vergessen? 

Oder könnten wir, als der weise Beobachter unserer Vergangenheit, sagen: Ja, da ist zwar etwas, was ich mir nicht gewünscht habe, etwas, das ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen würde, aber ich habe es erfahren, um der Mensch zu werden, der ich jetzt bin.

Möglicherweise hat unsere Seele all das erfahren wollen. Die Seele weiß mehr als das kleine Ich. Sie ist der Ort an dem die Liebe wohnt, die Erkenntnis, die Wahrhaftigkeit und die Weisheit. Sie ist der Ort in uns, den kein Forscher jemals gefunden hat und wohl niemals finden wird. die Seele lässt sich nicht greifen, aber sie begreift uns und alles Sein, über die Vergangenheit, das Jetzt und die Zukunft hinaus.
Vergiss, vergiss ... kennt die Weltenseele nicht.

Freitag, 18. Januar 2019

Neues

 

Malerei: A. Wende


Neues annehmen
von Innen und von Außen
Neues zulassen 
wenn Altes verschwindet
Das Neue erlaubt Identitätsentwicklung
Wachstumsschmerzen gehören dazu.




Montag, 14. Januar 2019

Uns selbst wertschätzen

Foto. A.Wende


Selbstliebe ist nichts anderes als die Wertschätzung unseres Seins. Es ist egal, ob man uns das als Kind hat fühlen lassen oder nicht. Wir sind erwachsen.

Und wenn wir keine ernsthafte pathologische Störung haben, können wir jetzt entscheiden, ob wir uns weiter selbst so behandeln wollen wie man uns als Kind behandelt hat oder ob wir die Bereitschaft aufbringen gut für uns selbst zu sorgen und gut zu uns selbst zu sein. Und das heißt: Uns nicht zu verachten, uns nicht selbst klein zu machen, uns nicht schuldig zu fühlen, uns nicht zu schämen, uns nicht zu verurteilen, uns nicht zu bejammern, weil es das Einfachste ist.
Wir sind jetzt groß. Wir können entscheiden. Für uns selbst, damit es uns besser geht und denen, die uns begegnen und die uns lieben.

Wir können üben uns selbst gut zu versorgen.
Wir können Selbstmitgefühl üben, jeden einzelnen Tag.
Und es wird wirken.

Selbstmitgefühl ist das Gegenteil von Selbstentwertung. 
Selbstmitgefühl führt zur Liebe zu uns selbst.

Wir können es auch lassen. Wir können uns die Mühe, denn es ist Mühe, auch sparen und uns und anderen weiter das Leben schwer machen.

Samstag, 12. Januar 2019

Die Macht der Gewohnheit

Foto:A.W.

Ungute Gewohnheiten führen zu einem unguten Leben. Manche von ihnen können uns sogar krank machen. Viele Menschen lassen, auch wenn sie deutlich spüren, dass das, was sie gewohnheitsmäßig tun, ihrer Seele und/oder ihrem Körper nachhaltig schadet, nicht ab, von dem was schadet.
Kaum verständlich, aber menschlich.
Wer versucht eine ungute Gewohnheit zu lassen, merkt schnell: Es ist verdammt schwer sie sich wieder abzugewöhnen.
Woran liegt das?
Sind wir zu bequem?
Ja, viele von uns sind es. Wir machen was wir immer machen und nach eventuell kurzen, meist halbherzigen Versuchen es nicht mehr zu machen, werfen wir das Handtuch und überlassen uns der Gewohnheit, nach dem Motto: „Ach, es ist doch egal.“
„Ach, es ist die Macht der Gewohnheit“, wäre richtig.

Gewohnheiten sind mächtig und sie haben sogar Macht über unseren klaren Menschenverstand. 
 Jeder weiß zum Beispiel, das zu viel von Etwas, egal was es ist, ungesund ist. In der Maß ist rechte Weise, auch das weiß jeder. Aber dennoch verfallen viele Menschen in Maßlosigkeiten. Sie essen zu viel, zu ungesund, sie rauchen und trinken zu viel, sie arbeiten zu viel, sie kaufen zu viel, sie jammern zu viel, sie grübeln zu viel, sie streiten zu viel und und ... und täglich grüßt das Mumeltier. Und nichts wird besser, allenfalls schlechter.

Viele schlechte Gewohnheiten haben wir in der Kindheit von unseren Vorbildern, meist von den Eltern, gelernt. Viele Erwachsene verhalten sich in manchen Situationen so wie die Eltern früher. Sie spulen das unreflektiert Verinnerlichte ab. Sie leben nach, was ihnen vorgelebt wurde – zum Beispiel auch destruktive Beziehungsmuster.

Unser Gehirn ist beim Ändern von Gewohnheiten, ob groß oder klein, zunächst überfordert. Es kann nämlich nicht zwischen "guten" und "schlechten" Gewohnheiten unterscheiden.
Es hält an dem fest, was es kennt und was sich bewährt hat. Es verknüpft bestimmte Situationen mit bestimmten Handlungen. Das kann beispielsweise der Kaffee am Morgen sein, der mit dem der Griff zur Zigarette verbunden ist.

Je häufiger wir ein Verhalten wiederholen, desto stärker sind die neuronalen Verbindungen. Es kommt zum Automatismus.
Sobald wir uns in einer bestimmten Situation befinden, spult unser Unterbewusstsein automatisch die damit verknüpfte Gewohnheit ab, wohlgemerkt - ohne zu unterscheiden, ob sie gut oder ungut für uns ist. Solche Automatismen wieder los zu werden erfordert Bewusstheit.

Je weniger bewusst ein Mensch ist, desto geringer die Bereitschaft sich zu verändern. Je bequemer und unreflektierter ein Mensch ist, desto schwerer fällt Veränderung.
Veränderung gleich welcher Art, erfordert Bewusstheit, Einsicht, Erkennen, Achtsamkeit, Wille, Bereitschaft, Geduld und Disziplin. Sie bedeutet: Arbeit an uns selbst. Und die muss man machen wollen.

Es liegt an uns, unserem Gehirn zu vermitteln, dass sich ab jetzt etwas ändert.
Gewohnheiten lassen sich nämlich durchaus ändern.
Zum Beispiel indem wir den Auslösereiz mit neuen, heilsamen Handlungen verknüpfen. Im Fall der Zigarette zum Morgenkaffee könnten wir zum Beispiel in ein Tagebuch schreiben. Oder anstatt bei Stress oder Langeweile wahllos Süßigkeiten in uns hineinzustopfen, könnten wir Obst essen. Wir können also, wenn wir entscheiden zu wollen. Und das Gehirn, so stur es einerseits ist, ist andererseits lernfähig. Indem wir neue Verknüpfungen schaffen und sie wiederholen, werden neuronale Verbindungen wieder gelöst und durch andere ersetzt. Ersetzen wir also die Macht der Gewohnheit durch die Macht unserer Gedanken und Handlungen. Bewusst, achtsam und geduldig. Unsere Seele und unser Körper werden es uns danken.
 
Namaste

Donnerstag, 10. Januar 2019

Entscheidungen treffen





Tag für Tag treffen wir Entscheidungen. Große und kleine.
Das Leben erwartet von uns Entscheidungen. Das bedeutet: Das Leben stellt Fragen und wir müssen Antworten finden. Entscheidungen sind also Antworten.
Manche Entscheidungen sind leicht, manche schwer.
Entscheiden ist eine Herausforderung und diese ist, je folgenschwerer die Entscheidung ist, umso schwerer.

In dem Wort Entscheidung steckt das Wort: Scheidung.

Wählen wir eine Möglichkeit trennen wir uns zugleich von der anderen.
Entscheiden bedeutet über das Wählen zu trennen, das eine vom anderen. A oder B? Die eine oder die andere Möglichkeit?
Trennungen machen einen Schnitt. Schnitte schmerzen. Jede Entscheidung macht einen solchen Schnitt. Das erklärt warum wir uns mit dem Entscheiden oft so schwer tun.
Wir lassen etwas sein und wählen eine Möglichkeit, von der wir im Moment der Entscheidung nicht wissen, wie sie aussieht und welche Folgen sie für uns hat.

Schwere Entscheidungen bedeuten oft einen inneren Konflikt.

Dieser Konflikt hält so lange an, bis wir entschieden haben.

Aber wie ist es gut für uns?  Und wie können wir sicher sein, die richtige Entscheidung zu treffen?
Die Antwort ist: Wir können nicht sicher sein.
Wir müssen also das tief in uns angelegte  Sicherheitsbedürfnis überwinden.
Wir müssen uns der Unsicherheit hingeben. Das geht leichter, wenn wir uns dessen bewusst sind und das akzeptieren. Am Besten - wir akzeptieren, dass nichts sicher ist. Kein Job, keine Beziehung, kein Projekt, kein Zustand – nichts ist sicher und bis aufs Detail kalkulierbar und berechenbar.Das Leben selbst ist jeden Tag ein Wagnis voller Unsicherheiten.

Das Unberechenbar ist allgegenwärtig. Sicherheit ist eine Illusion.

Macht dieses Bewusstsein Entscheidungen leichter?
Ich finde schon.

Das Wichtigste bei Entscheidungen ist, dass wir sie treffen.
Denn entscheiden wir uns nicht, entscheiden wir uns trotzdem, nämlich für die Unentschiedenheit und somit dafür, dass alles bleibt wie es ist. Wir gehen kein Risiko ein, wenn wir am Ist-Zustand festhalten. Nicht selten verharren wir dann in einer unbefriedigenden Existenz mitsamt ihrer scheinbaren Sicherheit.

Ein Mensch, der keine Entscheidungen treffen kann, verliert das Selbstvertrauen. Und umgekehrt – wer wenig oder kein Selbstvertrauen hat, tut sich schwerer mit Entscheidungen.  
Er hat Angst. Vor allem vor der falschen Entscheidung.
Die Wahrheit ist: Egal wie wir entscheiden, wir werden nie wissen, ob wir besser entschieden hätten, wenn wir uns anders entschieden hätten. Eben weil wir nicht wissen, wie unser Leben dann verlaufen wäre.
Tja, es ist ein Kreuz mit dem Entscheiden. 
Darum warten viele so lange bis nur noch eine Alternative übrig bleibt. Und fügen sich dann ins Unvermeidliche, dass sie im Zweifel hätten vermeiden können, hätten sie entschieden.

Aber wie nun mutig Entscheidungen treffen?
Erst wenn wir beide Alternativen genau betrachten und erfroschen haben wir die Kraft der Wahl.
Dazu braucht es den Kopf und den Bauch.
Schließlich haben wir ja beide und das hat einen Sinn.
Daher ist es nicht unbedingt immer gut auf nur einen unserer beiden inneren Berater zu hören, wenn eine Entscheidung ansteht. Denn auch der Bauch kann sich täuschen, weil im Bauch eben nicht nur unsere Intuition sitzt, sondern auch unsere Angst, die uns auf die falsche Fährte locken kann. Daher sind meiner Erfahrung nach reine Bauchentscheidungen nicht immer und unbedingt die beste Lösung. Das Unterbewusstsein ist tricky. Wir sollten es nicht unterschätzen.
Und Gefühle können uns täuschen, denn die werden nun mal auch von unseren Gedanken gefüttert

Also was ist der Königsweg, wenn es um Entscheidungen geht, wenn es diesen denn überhaupt gibt? 
Ich weiß es nicht.
Aber ich weiß, ein guter Weg ist: Stell dir bei wichtigen Entscheidungen gute Fragen.
Du könntest dich fragen:
Was sind die Konsequenzen, wenn ich mich so oder so entscheide?
Wird die Entscheidung, die ich treffe, mir und den Menschen um mich herum Gutes bringen?
Bin ich bereit die Konsequenzen zu tragen, die meiner Entscheidung folgen werden?

Diese Fragen helfen weiter. Sie helfen umso besser, wenn wir sie schriftlich beantworten.
Und dann holen wir den Bauch dazu.
Wir setzen uns ruhig und entspannt hin und konzentrieren uns auf unseren Atem.
Wir spüren in unseren Körper: Wie fühlt es sich an, wenn ich diese Entscheidung treffe?
Welche Gefühle und welche Gedanken kommen hoch?
Fühlt sich das gut an oder ungut?
Gibt mir das Gefühl Kraft, oder spüre ich Schwäche?
Das sind hilfreiche Methoden bei unserer Entscheidungsfindung.

Und noch etwas Wesentliches:

Jede Entscheidung die wir treffen, sollte sich an dem orientieren, was wir wirklich wollen und nicht an dem, was andere von uns erwarten. 
Nur was wir wirklich wollen, können wir aus ganzem Herzen auch tun. Es nützt keinem sich zu verbiegen um einen andere nicht zu verletzen. Es nützt nichts sich für etwas zu entscheiden, das uns selbst Schaden zufügen könnte, nur weil wir Rücksicht nehmen wollen. Immer wenn wir uns selbst Schaden zufügen, schaden wir auch anderen – wir sind unzufrieden, unglücklich und frustriert. Keine gute Entscheidung. 

Namaste 









Mittwoch, 9. Januar 2019

Es sind die



Es sind die, die am Tiefsten fühlen, die am Tiefsten lieben, nicht in Worten, sondern in Handlungen.
Es sind die, die geben und weiter geben, obwohl sie nicht immer zurückbekommen was sie geben. Sie geben, nicht weil sie etwas erwarten.
Es sind die, die verletzt sind und trotzdem liebevolle Güte leben, weil sie wissen, dass jede Verletzung eine Erfahrung ist, an der sie wachsen.
Es sind die, die gelitten haben, die enttäuscht oder verraten wurden und trotzdem nicht verbittern, weil sie wissen, dass Verbitterung ins Dunkel führt und nicht ins Licht.
Es sind die, die gescheitert und wieder gescheitert sind und weiter machen, weil sie wissen, dass Aufgeben keine Option ist und jeder Tag eine neue Chance das Leben zu gestalten.
Es sind die, die Schönheit sehen, auch an den hässlichsten Tagen, weil sie wissen, dass eins ohne das andere nicht existieren kann und akzeptieren, dass es so ist.
Es sind die, die achtsam sind und liebevoll, sich selbst und anderen gegenüber, weil sie wissen, das Achtsamkeit und liebevolles Handeln heilsam sind.
Es sind die, die sein lassen was ihnen nicht gut tut, weil sie wissen, dass alles Ungute zerstörerisch ist und sie am wachsen hindert.
Es sind die, die dankbar sind für das, was sie haben und wertschätzen was ihnen geschenkt wird, es achten und pflegen, weil sie wissen, dass all das keine Selbstverständlichkeit ist.
Es sind die, die sich nicht beklagen und andere für ihre Probleme verantwortlich machen, weil sie wissen, dass sie selbst verantwortlich sind für das, was sie aus dem machen, was ihnen das Leben an Aufgaben gibt.
Es sind die, die nicht aufgeben, weil sie wissen, dass innerer Frieden und ein erfülltes Leben work in progress ist und jeder Tag eine neue Möglichkeit daran zu arbeiten.
Es sind die, die jeden Tag "ja" zum Leben sagen und in Bewegung bleiben, weil sie wissen, dass Starre der Tod im Leben ist.
Das sind die, die wir brauchen, um die Welt ein wenig besser zu machen als sie ist.



Namaste Ihr Lieben

Mittwoch, 2. Januar 2019

Werte sind wertvoll



Foto: A. Wende

Jeder von uns hat Vorstellungen davon wie er leben möchte. Unsere persönlichen Wertvorstellungen beschreiben immaterielle Werte, also Aspekte von Lebensqualität, die uns wichtig sind. Werte verhelfen uns dazu Orientierung und Fokusierung auf sinnstiftende Wichtigkeiten zu schaffen. Diese Werte geraten manchmal in den Hintergrund, manchmal sind sie verschüttet und manchmal ist da Etwas in unserem Leben, warum wir nicht (mehr) nach ihnen leben. Je größer die Diskrepanz zwischen dem ist, wie wir eigentlich leben wollen und wonach wir uns im Grunde unseres Herzens sehnen und der Art wie wir unser Leben tatsächlich leben, desto beschämender und schmerzhafter kann es sein uns zu fragen: Lebst du eigentlich nach deinen Wertvorstellungen? Ist das, was du da tust noch mit deinen Werten zu vereinbaren? Oder machst du hier einen faulen Kompromiss, der dir in Wahrheit überhaupt nicht entspricht?

In der Hektik und ob der Anforderungen des Alltags finden wir alle möglichen Dinge wichtig und wir reagieren darauf, was dazu führen kann, dass wir vergessen uns zu fragen: Was ist mir wirklich wichtig. Was ist meine Vorstellung von einem wertvollen Leben? Was gehört zu diesem Leben und was nicht?

Gut zu leben, im Einklang mit uns selbst zu leben, bedeutet: im Einklang mit dem zu leben, was uns lieb und wertvoll ist.
Und dazu ist es so wichtig uns von Zeit zu Zeit zu besinnen und uns zu fragen was das ist. Was ist mir lieb und teuer? Und was von, dem habe ich in mein Leben integriert? Oder habe ich so viele Zugeständnisse gemacht, dass mir das Liebe und Teure abhanden gekommen ist. Bin ich vielleicht deshalb von meinem Weg abgekommen?
Okay dann ist das jetzt so. Und das ist kein Drama.

Wir können immer wieder zu dem zurück was uns wichtig ist. Wir können die Richtung ändern, wenn wir uns verlaufen haben. Genau dazu ist es hilfreich unsere Wertvorstellungen zu (er)kennen, zu formulieren und sie uns bewusst zu machen. Sind wir uns unserer Werte bewusst, versetzen sie uns in die Lage die Richtung zu bestimmen, die wir künftig einschlagen wollen. Dann treffen wie unsere Entscheidungen auf der Basis dieser Werte.

Werte werden zu Handlungen, wenn wir sie umsetzen.
Durch sie wird Einfluss möglich darauf, wie wir unser weiteres Leben gestalten.
Wir leben selbstbestimmter, je bestimmter wir nach unseren Werten handeln, denn während wir nur begrenzt Kontrolle über unsere Gefühle und unser Denken haben, können wir unser Handeln – nämlich das was wir sagen oder nicht sagen, das was wir tun oder nicht tun – selbst bestimmen. Befriedigung erfahren, Selbstwirksamkeit erleben, Dinge bewegen, Ziele ansteuern - dazu braucht es Wertvorstellungen, ohne diese lassen wir uns vom Lustprinzip leiten oder wir lassen uns wie eine Marionette vom Außen bewegen. In beiden Fällen leben wir fremdbestimmt. Meine Erfahrung ist: Ein Leben ohne Werte funktioniert nicht sonderlich gut. Nicht für das Kollektiv und nicht für den Einzelnen. Und genau deshalb ist es hilfreich, wichtig und heilsam uns unsere Werte bewusst zu machen. Haben wir Werte und leben danach, haben wir einen Bereich im Leben, der unantastbar und dauerhaft ist. Werte sind etwas Bleibendes. Wir haben etwas, das uns von Innen hält, wenn alles andere wegfällt.

Namaste