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CO-abhängige von Alkoholkranken versuchen oft bis zur Selbstaufgabe einen Alkoholiker zu retten. Viele Co-abhängige leiden unvorstellbar. Sie leiden sogar mehr als der Alkoholiker, der sich jederzeit betäuben kann, um sein Leiden nicht mehr zu spüren. Co-abhängige verlieren sich darin dem Alkoholiker helfen zu wollen. Sie glauben, wenn sie sich nur genug kümmern, ihm genug helfen, ihm genug geben, ihn genug lieben, wird er oder sie, irgendwann zur Einsicht kommen.
Sie nehmen in Kauf, dass ihr eigenes Leben zur Hölle wird. Sie ertragen emotionale Verletzungen, sie halten ihre Hilflosigkeit, ihre Ohnmacht, ihre Scham und ihre Wut, ihre Verzweiflung und ihre seelische und körperliche Not stoisch über Jahre oder ein Lben lang aus. Sie verleugnen ihre Wünsche, ihre Ziele, ihre Sehnsüchte und missachten ihre Bedürfnisse und ihr Seelenheil. Sie funktionieren auch dann noch wenn sie gedemütigt, beschimpft, belogen, betrogen, beschuldigt, beschämt und manipuliert werden oder Gewalt erleben. Sie halten die Beziehung am Laufen, egal was es sie kostet. Und damit sind sie Mitgefangene der Sucht.
Sie sind besessen vom Wunsch den Alkoholiker zu retten.
Was sie nicht wissen: Es wird ihnen niemals gelingen.
Warum nicht? Weil Sucht nur von innen und niemals von außen zu stoppen ist.
Dazu muss man Sucht verstehen. Und das verstehen viele Co-abhängige nicht. Sie drehen sich zwar ständig um den Alkoholiker, aber sie können sich nicht in seine innere Welt hineinversetzen, was absolut verständlich ist. Aber genau das ist entscheidend, um diese innere Welt zu erfassen und in ihrer Tiefe zu verstehen. Es ist entscheidend um zu erkennen: „Ich gebe zu, dass ich dem Alkohol gegenüber machtlos bin und mein Leben nicht mehr meistern kann.“
Entsprechend dem ersten Schritt der Zwölf Schritte der Anonymen Alkoholiker, gilt das auch für den Co-abhängigen.
Wenn Alkohol Probleme schafft, ist Alkohol das Problem.
Die größte Angst des Alkoholikers ist, ein Leben ohne Alkohol leben zu müssen. Der Alkohol ist sein Allheilmittel, sein Rettungsring, in jeder Lebenslage. Er ist sein Helfer, sein Tröster, sein Mutmacher, sein Vergessen, sein Stimmungsaufheller, sein Problemlöser, sein Angstlöser, seine verlässlichste und wichtigste Beziehung.
Der Alkoholiker glaubt selbst dann noch an sein Allheilmittel, wenn er alles zerstört und alles verliert. Allein die Vorstellung das Leben ohne Alkohol bewältigen zu müssen, sich nicht mehr mit Alkohol betäuben zu können, ist für ihn die Hölle. Wenn man einem Alkoholiker den Alkohol wegnehmen will, nimmt man ihm sein Ein und Alles. Niemals ist er bereit kampflos aufzugeben. Die Macht des Alkohols ist in der chronischen Phase der Sucht so groß, dass der Alkoholiker sogar den Tod in Kauf nimmt, bevor er bereit ist die Krankheit zu stoppen.
Die Weigerung sich helfen zu lassen ist übrigens ein typisches Merkmal der Krankheit Sucht. So toxisch und zerstörerisch seine Sucht auch ist, der Alkoholiker wird solange sein Gift konsumieren bis er daran zugrunde geht, wenn von Innen nicht der Moment kommt, in dem sich der Schalter umlegt.
Co-abhängige kämpfen also einen Kampf, den sie niemals gewinnen können.
Nicht durch Bitten, nicht durch Kontrollieren, nicht durch Mahnen, nicht durch Drohen nicht durch Wut, nicht durch Tränen und nicht durch Liebe. Der Gegner, den sie bekämpfen ist nicht der uneinsichtige Süchtige, sondern die Droge Alkohol. Der Alkohol ist stärker als der Süchtige, er hat die absolute Macht über sein Leben. Damit hat er auch die absolute Macht über die Ohnmacht der Co-abhängigen.
Das zu begreifen und zu verinnerlichen, sich dieser traurigen Wahrheit zu stellen, ist der erste Schritt für den co-abhängigen Menschen um seinen Heilungsprozess zu beginnen. Erst wenn er das wirklich verinnerlicht hat, ist er überhaupt fähig, das zu tun, was er tun muss um sich aus der Endloschleife der toxischen Beziehung mit einem uneinsichtigen Alkoholiker zu lösen: Sich um sich selbst kümmern und um seine eigene Abhängigkeit.
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