Montag, 2. Mai 2016
Pfeile und Blumen
In der Nacht in der er Erleuchtung erlangen sollte, saß der Buddha unter einem Baum. Während er dort friedlich saß, griffen ihn die Maras an. Die Legende berichtet, dass sie Speere und Pfeile auf ihn warfen, die sich aber in Blumen verwandelten.
Was soll mir diese Geschichte sagen?
Ich verstehe sie so, dass auch Menschen, die keine böse Absichten haben, angegriffen werden können und Feinde haben.
Aber wieso verwandeln sich die Waffen in der Legende in Blumen?
Weil wir erkennen können, dass auch das Böse, das uns vernichten will, das Potenzial der Wandlung in sich trägt. Wenn wir angegriffen werden, sagt das nichts über uns selbst aus. Es sagt allein etwas über den Angreifer aus und seine Absicht zu zerstören.
Menschen töten Menschen. Mit Waffen und mit Worten.
Menschen verletzen Menschen, mit bloßen Händen, mit Waffen und mit Worten.
Wir sind nicht immer geschützt wie Buddha.
Manchmal zerstören uns die Angriffe anderer oder sie zerstören die, die wir lieben. Oder sie zerstören etwas, das uns am Herzen lag. Vielleicht die Seele eines Menschen, den wir lieben, vielleicht ein Lebenswerk, das wir weiter führen und vollenden wollten.
Und wir sind hilflos gegen die Macht der Zerstörung.
Man nimmt uns, was wir lieben, oder man tötet, was wir lieben oder man zerstört und ruiniert es bis nur noch Asche auf dem Feld zu sehen ist, das wir mühsam und voller Liebe bestellt haben.
Aber was kann der Angreifer wirklich zerstören?
Wieviel Macht wollen wir ihm geben?
Ja, er kann zerstören.
So viel und doch nicht alles.
Das sind die Blumen, in die sich die Speere verwandeln.
Die Blumen, die das Böse von uns abwenden, auch wenn wir innerlich zusammenbrechen - sie sind da, wenn wir sie sehen können. Sie bewahren uns davor, in das selbe zerstörerische Werk zu verfallen und sie schützen uns davor Gleiches mit Gleichem zu vergelten.
Wenn wir sie sehen können, bewahren sie uns davor so zu werden, wie der Zerstörer, der uns vernichten will. Die Blumen sind da, damit wir trotz einer solchen Erfahrung weich bleiben und nicht bitter und nicht böse werden. Sie sind da, damit wir der Welt gegenüber offen bleiben und weiter an das Gute glauben und an das, was Menschlichkeit bedeutet.
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