Sonntag, 9. Juni 2013

Blaue Denkfetzen






Tiefes Blau zieht ins Untergründige, auf den Grund der Seele – als Farbe der Ewigkeit, der Ganzheit und des Immateriellen. Das Blau als Utopie, als Sehnsuchtsträger. Im Gegensatz zu Schwarz, das Loch in welches man fällt, ist Blau die Weite in der man schwebt, der Himmel, das Meer, der Sog ins Unendliche.


Das Blau im Blauen hängt mit dem Quantum zusammen. Je mehr Blau, desto tiefer und doppeldeutiger die Farbe. Dicht ist sie schwer und physisch nah. Noch dichter, ist sie voller Geheimnisse, wie das Geheimnis der Luft und des Wassers, das in den Raum des Numinosen zieht.


Denn das Nichtsein ist unendliche Leere, und leerer Raum ist blau, und es gibt nichts Schöneres und tröstlicheres als Blau. Sicher liebte Novalis, nicht zufällig Blau, das Blau, das er auf all seinen Wanderungen suchte.“, schreibt Milan Kundera.


Tiefblau suggeriert Tiefe. Eine Tiefe die sich mit dem füllt, was wir in ihr sehen, was wir in sie hineindeuten, die wir füllen mit dem Eigenen und, aufgrund unseres kollektiven Gedächtnisses, mit all den Bedeutungen die wir unbewusst oder bewusst verinnerlicht haben.


Ich denke oft in Blau. Ich kenne den Blues, die Melancholie, diese tiefe schmerzliche Gefühl, das einhergeht mit der Aufhebung des Interesses für die Außenwelt, das Gefühl, das mich überkommt, wenn ich mit der Vergänglichkeit aller Dinge gedanklich in Berührung gehe, wenn ich Tränen darüber weine, dass auch ich und die, die ich liebe, vergänglich sind. „Das Vergnügen traurig zu sein“, wie Victor Hugo es nannte. Gäbe ich ihm eine Farbe so wäre es blau.


Laotse lachte und sagte: Der Weise liebt das Blau.

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