Tiefes Blau zieht ins Untergründige, auf den Grund der Seele – als Farbe
der Ewigkeit, der Ganzheit und des Immateriellen. Das Blau als Utopie, als
Sehnsuchtsträger. Im Gegensatz zu Schwarz, das Loch in welches man fällt, ist
Blau die Weite in der man schwebt, der Himmel, das Meer, der Sog ins Unendliche.
Das Blau im Blauen hängt mit dem Quantum zusammen. Je mehr Blau, desto tiefer
und doppeldeutiger die Farbe. Dicht ist sie schwer und physisch nah. Noch
dichter, ist sie voller Geheimnisse, wie das Geheimnis der Luft und des
Wassers, das in den Raum des Numinosen zieht.
„Denn das Nichtsein ist unendliche
Leere, und leerer Raum ist blau, und es gibt nichts Schöneres und tröstlicheres
als Blau. Sicher liebte Novalis, nicht zufällig Blau, das Blau, das er auf all
seinen Wanderungen suchte.“, schreibt Milan Kundera.
Tiefblau suggeriert Tiefe. Eine Tiefe die sich mit dem füllt, was wir in
ihr sehen, was wir in sie hineindeuten, die wir füllen mit dem Eigenen und,
aufgrund unseres kollektiven Gedächtnisses, mit all den Bedeutungen die wir
unbewusst oder bewusst verinnerlicht haben.
Ich
denke oft in Blau. Ich kenne den Blues, die Melancholie, diese tiefe schmerzliche Gefühl, das einhergeht mit
der Aufhebung des Interesses für die Außenwelt, das Gefühl, das mich überkommt,
wenn ich mit der Vergänglichkeit aller Dinge gedanklich in Berührung gehe, wenn
ich Tränen darüber weine, dass auch ich und die, die ich liebe, vergänglich
sind. „Das Vergnügen traurig zu sein“, wie Victor Hugo es nannte. Gäbe ich ihm
eine Farbe so wäre es blau.
Laotse lachte und sagte:
Der Weise liebt das Blau.
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