es ist erntedankfest. ich stehe vor der kirche. nach dem gottesdienst ist eine vernissage angesagt. deshalb bin ich da. ich warte vor geschlossenen türen. beim gottesdienst war ich nicht, interessiert mich nicht. ich halte meinen gottesdienst mit gott und mir. ich bin da weil ich meinen job zu machen habe. ich schreibe über die ausstellung.
vor der kirche steht der bettler. er ist alt, sein gesicht ist mit einem schwarzen bart fast völlig zugewachsen. die blauen augen sind trüb. der bettler zittert. ich denke, er hat vielleicht parkinson. der bettler stützt sich zitternd auf eine krücke, er hat mühe sich zu halten, immer ist er leicht am kippen.
es ist heiß an diesem sonntagmorgen des erntedankfestes, die sonne brennt vom himmel. trotzdem hat der mann einen dicken wintermantel an und eine schwarze mütze auf dem wackelnden kopf. er schwitzt. kleine schweißperlen tropfen über sein zerfurchtes gesicht. in der hand hält er einen pappbecher. der becher zittert im rythmus der hand.
er wartet. die kirchentür geht auf. leute strömen ins sonnenlicht, versammeln sich. die helle sonne rückt satte gesichter ins späte morgenlicht. der bettler steht immer noch da, seine aufmerksamkeit geht in richtung der leute. er wartet, still, den becher in der hand.
die leute bilden kleine gruppen. manche beißen in rotbackige äpfel. eine gabe des pfarrers für die gemeinde, denke ich und dass ich das geräusch, wenn jemand in einen apfel beißt noch nie leiden konnte.
die leute reden und lachen, schlucken apfelstücke runter. der mann wartet immer noch zitternd mit dem becher in der hand. ich sehe, dass er gesehen wird. ich sehe, dass sie ihn sehen. alle sehen ihn. sie gucken hin, gucken durch ihn hindurch, gucken über das zittern und den becher weg.
ich werfe meine zigarrettenkippe aufs pflaster und zertrete sie. ich gehe in die kirche und hole mir drei äpfel aus dem korb am eingang. ich lege einen apfel in die freie zitternde hand des bettlers, die beiden anderen stopfe ich ihm vorsichtig in die taschen seines mantels. dann lege ich das letzte kleingeld, das ich in meinem portemonaie finde, in den wackelnden pappbecher.
die leute sehen es. ich sehe, dass sie es sehen, weil ich will, dass sie es sehen. ein mann und eine frau aus der menge zücken den geldbeutel und tun es mir nach. der rest frisst äpfel und erstickt nicht daran.