In
jedem sinnvoll angegangenen Veränderungsprozess geht es immer darum
Unbewusstes bewusst zu machen. Eine mühsame Arbeit, wenn wir wissen,
dass das Bewusste nur zehn Prozent der Spitze des Eisberges ausmacht und
neunzig Prozent dieses Berges unter dem Wasser, im Meer des Unbewussten
liegen. Auch wenn wir uns bewusst vornehmen unsere destruktiven
Denkmuster und die wenig hilfreichen Überzeugungen über uns selbst in
hilfreiche und unterstützende zu wandeln,
schießt automatisch die alte verinnerlichte Überzeugung dazwischen. Die
im Meer des Unbewussten gespeicherten Überzeugungen über uns selbst und
insbesondere die entsprechend negativen Gefühle zum Gespeicherten
überschreiben sofort das bewusste Denken mit den verinnerlichten
Erfahrungen und strafen sie der Lüge.
Jedes
seit Kindesbeinen an verinnerlichte negative Denkmuster führt zu einer
Dämpfung positiver Emotionen. Damit ist auch zwangsläufig die Motivation
gedämpft, die notwendig ist um persönliche Ziele, die im
Veränderungsprozess formuliert werden, zu erreichen.
Entsprechend
zielgerichtete neue Denkmuster und hilfreiche Verhaltensweisen werden
daher mit einer nur geringen Wahrscheinlichkeit gleich oder mühelos in
die Tat umgesetzt. Mit anderen Worten: Nur weil uns etwas bewusst ist,
heißt das nicht, dass wir es verändern können.
Während
sich das explizite Gedächtnis, auch Wissensgedächtnis oder deklaratives
Gedächtnis genannt, Tatsachen und Ereignisse merkt, die dann bewusst
wiedergegeben werden können, erreicht man das implizite Gedächtnis auf
diese Weise nicht. Es hat die negativen Denkmuster automatisiert und
diese Automatisierung ist äußerst resistent gegenüber einer Motivierung
in eine andere, als die ihm vertraute Denkweise. Der wahre Herrscher
unseres Gehirns ist, ob wir das nun wahrhaben wollen oder nicht, ein
riesiges gegen uns arbeitendes Erfahrungsnetzwerk.
Nun
möchte ich nicht behaupten, dass Veränderung zum Positiven hin nicht
möglich ist, sonst könnte ich meinen Job aufgeben. Es ist möglich, aber
ich weiß um die Grenzen, die uns Menschen gesetzt sind. Und ich weiß
auch, wo ein Wille ist, ist nicht immer ein Weg. Unser Wille geht nicht
so weit, dass wir alles verändern oder wandeln können, was uns als
Mensch geprägt hat. Das ist auch nicht Sinn der Sache. Es geht darum uns
unserer selbst und unserer Automatismen im Denken und Verhalten bewusst
zu werden, unsere Erfahrungen zu integrieren und nicht mehr gegen uns
selbst zu kämpfen. Es geht darum zu lernen mit dem was ist, angemessen
umzugehen auf das es uns im Leben nicht mehr behindert.
Bewusstwerdung
ist ein Prozess. Ein paar Affirmationen und positive Gedanken denken
helfen nicht um unseren Denkapparat zu verändern. Wer das glaubt ist auf
dem Holzweg und vor allem: Er hat sich mit dem, was in unserem Hirn so
alles passiert, nicht auseinandergesetzt.
Alles was wir von Außen aufsetzen ohne tief genug ins eigene Innere geblickt zu haben, bleibt wirkungslos.
Was wirkt?
Wir
können das implizite Gedächtnis nicht löschen. Das ist Fakt. Aber wir
können es so gut kennen lernen wie es uns möglich ist. Dazu dürfen wir
wachsam werden, wir dürfen beobachten lernen, uns selbst und was wir
denken. Hier kommt der innere Beobachter ins Spiel. Mit Hilfe des
Beobachters lernen wir zwischen uns und den Produkten unseres
Denkapparates zu unterscheiden. Der innere Beobachter hat die Funktion
inneren Abstand von belastenden Gefühlen und Gedanken zu finden.
Wenn
wir mit unliebsamen Emotionen zu kämpfen haben, wenn wir emotional
verwickelt oder verstrickt sind, können wir uns auf die Position des
Beobachters zurückziehen und von außen auf uns schauen, mit dem Ziel
innere Distanz zu bekommen. Der Innere Beobachter ist der Teil in uns,
der beobachten kann, was wir fühlen und denken, in dem Moment wo Gefühle
und Gedanken in uns auftauchen. Er ist der wahrnehmende Teil unseres
Bewusstseins. Er wertet nicht und greift nicht ein. Er hat keine
Meinung, sondern nimmt ohne zu urteilen einfach wahr, was jetzt ist.
Diesen
Teil in uns, der beobachtet, dass wir beobachten, können wir auch den
neutralen inneren Zeugen nennen. Wir können uns jederzeit mit dieser
Instanz in uns selbst verbinden, die immer da ist: Unser Höheres
Bewusstsein, dieser ruhige, kraftvolle und stabile Kern in uns, der sich
vom Affengeschnatter in unserem Kopf nicht beeinflussen lässt. Sobald
wir uns bewusst darüber sind, dass Geist und Bewusstsein zwei
unterschiedliche Teile unseres Seins ausmachen, können wir innerlich
Distanz zu unseren Gedanken und Gefühlen einnehmen. Und das ändert
vieles.
Wenn Du Dir Begleitung in diesem Prozess wünschst, schreib mir unter: aw@wende-praxis.de
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