Viele von uns befinden sich seit langem in einer Art Kampfmodus.
Die
Zeitenwende strengt an, vor allem psychisch. Aber wir müssen irgendwie
weiter machen, unseren Alltag bewältigen, tun, was zu tun ist. Die
Herausforderungen sind da und wir nehmen sie an. Aufgeben ist keine
Option!, sagen wir uns und wir kämpfen uns zähneknirschend durch. Das
geht schon lange so und ja, es wird nicht einfacher.
Wir kämpfen uns durch. In
diesem Kampfmodus tun wir alles Mögliche, um uns besser zu fühlen. Wir
suchen nach Lösungen, wir haben Strategien, wir haben Kompensations- und
Ablenkungsmechanismen, die uns helfen sollen, die Situtation besser zu
verkraften und die schwierige Zeit irgendwie durchzustehen. Wir Menschen
haben einen starken Drang, uns körperlich und psychisch wohlzufühlen.
Wenn
aber Krisen und Tiefpunkte andauern, und kein Ende abzusehen ist, kommt
irgendwann der Punkt wo wir uns fragen: Wird das nie besser? Oder: Wird
es vielleicht noch schlimmer?
Wenn wir so denken und fühlen kann
sich Hoffnungslosigkeit breit machen. Sie macht sich meistens dann
breit, wenn wir erkennen: Ich habe alles versucht und nichts hilft.
Diese Erkenntnis ist schwer zu akzeptieren.
Was machen wir damit?
Wir können resignieren und die Hoffnung fallen lassen.
Drüberleben,
statt leben. Uns hängen lassen und aufgeben. Nichts mehr tun. In der
Lähmung erstarren und in eine Depression gleiten oder am Leben und an
uns selbst verzweifeln.
Manche von uns sind nah dran an diesem
Punkt, wo nichts mehr geht. Ich verstehe das gut. Auch ich habe Momente
in denen ich mich frage: Wofür? Warum? Macht alles noch einen Sinn und:
Was ist jetzt mein Sinn?
Immer wieder finde ich ihn dann doch. In
der Liebe zu meinem Sohn, der Zuneigung zu meinen Gefährten, in der
Herausforderung meiner Arbeit Menschen zu helfen, in meiner Liebe zum
Leben selbst und in der Liebe zu meinem Leben.
„Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie“, schrieb Viktor Frankl.
Ein
„Warum“ kann auch sein, dass wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir
an ihr festhalten, weil sie ein Wert für uns ist. Wir geben die
Hoffnung nicht auf, auch wenn es schwer ist, sie am Leben zu halten. Wir
haben die Bereitschaft an der Hoffnung festzuhalten und wir treffen
diese Entscheidung ganz bewusst. Und immer wenn wir spüren, dass sie uns
wieder entgleitet, dann erinnern wir uns an unsere Entscheidung.
Mir hilft das. Die Bereitschaft an der Hoffnung festzuhalten ist mein Nordstern, dem ich folge.
Aber was, wenn auch das nicht gelingt?
Es gibt noch einen anderen Weg aus der Hoffnungslosigkeit: Die Kreative Hoffnungslosigkeit.
Dieser Begriff stammt aus der Akzeptanz- und Commitmenttherapie.
Fast
jeder von uns hat die Kreative Hoffnungslosigkeit schon erlebt.
Kreative Hoffnungslosigkeit ist der Zustand, indem wir tief drinnen
begreifen, dass unser Kampfmodus uns nichts mehr nützt oder in dem wir
erkennen, dass er unsere Lage nur noch schlimmer macht und wir es sein
lassen zu kämpfen.
Wir lassen los, wir sagen uns innerlich: Okay, dann eben nicht! Dann ist das jetzt so!
Der Kampfmodus ist beendet.
Wir
haben die Situation akzeptiert, die wir nicht kontrollieren und nicht
ändern können. Damit ist aber nicht gemeint, dass wir uns selbst
endgültig gehen lassen, uns in unser Schicksal fügen und nichts mehr
tun. Es ist vielmehr so, dass wir jetzt ausatmen, dass wir „sein“
lassen, was nicht wirkt und unsere Energie dafür einsetzen, was sich
noch tun lässt.
Wir machen einen Strategiewechsel vom Kampf gegen das Problem zum Leben mit dem Problem.
Wir stellen uns der Situation und den Umständen.
So kommen wir erst mal zur Ruhe.
Dieser
Zustand schafft eine neue Ausgangslage. In der Ruhe, die einkehrt,
sind wir fähig neue Optionen zu sehen und uns Möglichkeiten zu öffnen,
die wir im Kampfmodus nicht sehen konnten. Wir durchbrechen den
Kreislauf des Kämpfens und akzeptieren, dass dieser Weg uns nirgendwo
hinführt.
Dann erst können wir wieder kreativ werden und weitergehen.
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