Dienstag, 29. Oktober 2019

Sucht und Co-Sucht - eine unheilsame Verstrickung


Malerei: Angelika Wende
 

Sucht ist eine schwere Krankheit, die man stoppen aber nicht heilen kann.
Weder der Süchtige, noch der co-abhängige Mensch kann ohne engmaschige psychologische Unterstützung seine Sucht stoppen und genesen.
Sich von der Sucht lösen bedeutet in ein tiefes Loch zu fallen.
Es bedeutet Entzug mit allen Angstgefühlen und allen seelischen und körperlichen Schmerzen.
Entzug bedeutet für Beide, für den Süchtigen ebenso wie für den Co-abhängigen, den Verzicht auf das Suchtmittel. Um gesund zu werden müssen sich beide vom Suchtmittel verabschieden und sich auf sich selbst konzentrieren.

Vom Suchtmittel zu lassen ist ein Ritt durch die Hölle.
Wenn jemand süchtig ist, egal ob nach einer Droge oder nach einem Süchtigen, darf er die Sucht nicht weiter ausleben, wenn er gesunden will.
Jede therapeutische Intervention ist nutzlos solange weiter konsumiert wird.

Der Alkoholiker
Wenn jemand alkoholsüchtig ist, ist der Alkohol das Problem.
Das bedeutet er muss zuerst entgiften und abstinent sein, bevor er mental überhaupt fähig ist an sich zu arbeiten. Es ist sonst ein Ding der Unmöglichkeit an irgendeinem anderen Problem zu arbeiten. Er wird, solange er trinkt, keine positive Veränderung erfahren, ganz einfach weil er nicht klar im Kopf ist. Die weit verbreitete Annahme man müsse die Ursachen für die Sucht aufdecken um die Sucht zu stoppen ist falsch.
Der Grund für das Trinken liegt schlicht und einfach darin, dass der Mensch alkoholkrank ist.
Daher muss das Problem Alkohol als erstes angegangen werden.


Der Co-abhängige
Auch der Co-abhängige wird wie der Abhängige nicht gesunden, solange er mit dem Suchtmittel, in diesem Falle dem Abhängigen, verhaftet ist, weil die Verstrickung durch Aufrechterhaltung des Dramas weiter besteht.
Er muss sich aus der Abhängigkeit lösen, bevor er sein eigenes Leben wieder in den Griff bekommen kann.
Auch er muss also zunächst abstinent sein, um positive Veränderungen überhaupt angehen zu können.
Das bedeutet für den Co-abhängigen: Kalter Entzug.
Das klingt hart. Für Süchtige der blanke Horror.
Genau deshalb ist es so schwer Süchtigen zu helfen, denn das Schlimmste was man ihnen in ihrer Welt nehmen kann ist die Droge.

Samstag, 26. Oktober 2019

Vergiftet



Malerei: Angelika Wende

 Jeder Mensch trägt Licht und Schatten in sich. Jeder, ohne Ausnahme. Entscheidend ist, ob er sich dessen bewusst ist und was er mit den sich widerstrebenden inneren Anteilen anfängt. Welche er füttert und welche er in seinem Leben und in seinen Beziehungen auslebt. Je mehr Ungutes und Giftiges es in unserem inneren und äußeren Leben gibt, desto vergifteter wird unser Inneres.

Ein Zeichen innerer Vergiftung ist das Wachsen der Angst.
Angst lähmt, Angst macht eng, Angst führt zu Süchten, zu Panik. Angst führt in ein Leben, das immer weniger Raum für Liebe und Freude lässt.
Je höher die Dosis Gift in der eigenen Psyche, dazu gehören Gier, Hass, Verblendung, Neid, Missgunst, Völlerei, Hochmut, Ich-Wahn, Sucht, Lug und Betrug, desto größer die Angst.
Je größer die Angst, desto leidvoller ist das Leben.

Ein vergiftetes Leben führt in eine Spirale nach Unten.
Aus Selbstvergiftung wird Beziehungsvergiftung, wird Lebensvergiftung, wird Zerstörung - auf allen Ebenen des Seins.

Wir dürfen achtsam sein, wenn die Angst wächst und hinschauen aus welchen Giften sie sich nährt.
Es ist nie zu spät den gesunden Anteil in uns zu füttern.

Donnerstag, 24. Oktober 2019

Antastbar

Foto: Pixybay

In der Schwäche sind wir antastbar.
In der Angst sind wir manipulierbar.
In der Ohnmacht sind wir hilflos.
Daher ist es so wichtig achtsam zu sein, wem gegenüber wir uns öffnen.

Nicht jeder erträgt dich in der Schwäche.
Vielleicht spiegelst du ihm seine eigene Schwäche und er schlägt drauf, weil er die Schwäche in sich selbst nicht ertragen kann.
Nicht jeder erträgt deine Angst.
Vielleicht spiegelst du ihm seine eigene Angst und er macht dir noch mehr Angst, um die Angst in sich selbst kleiner zu machen.
Nicht jeder erträgt deine Ohnmacht.
Vielleicht gibt ihm deine Ohnmacht das Gefühl von Macht, die er benutzt um seine eigene Ohnmacht nicht zu spüren.

Nicht jeder ist empathisch. Nicht jeder meint es gut. Nicht jeder ist ein Helfer. Nicht jeder trägt liebende Güte in sich.

Sei achtsam, wem gegenüber du dich öffnest.

Dienstag, 22. Oktober 2019

Wie, ich soll meine Angst umarmen?

Foto: A.Wende

Nicht die Angst, die uns vor einer realen Gefahr warnt, denn sie ist eine kluge gesunde Angst, müssen wir fürchten. Es ist diese diffuse Angst, die uns nicht loslässt, die immer mitschwingt, die Angst vor dem Leben, die Angst vor Verlusten, dem Scheitern, dem Versagen, dem Kontrollverlust, dem Ungeliebtsein, der Einsamkeit, der Sinnlosigkeit, vor dem Tod und viele andere Ängste, die uns zu schaffen macht. Es ist die Angst vor der wir flüchten, gegen die wir Widerstand aufbauen, von der wir uns ablenken, die wir kompensieren, die wir betäuben mit Süchten und Drogen, die uns am Leben hindert.
Wenn wir vor dieser Angst flüchten, wie können wir sie verstehen?
Diese Angst will das wir hinschauen.
Sie will uns zeigen was in uns selbst und unserem Leben nicht stimmt. Diese Angst ist nicht unser Feind, sie hat ein Anliegen. Sie will, dass wir etwas verändern, damit wir sie nicht mehr brauchen, sie will uns dazu bringen, innezuhalten und genau dort hinzuschauen, von wo wir den Blick schon viel zu lange abwenden.
Sich der Angst stellen, heißt in sie hineingehen, auf Augenhöhe mit der Angst gehen, sie verstehen und über sie hinauszuwachsen, indem wir von ihr lernen.
Dazu braucht es Achtsamkeit und Akzeptanz.
Es ist in Ordnung dass da Angst ist. Wir lassen sie da sein.
Wir lassen die Angst wie eine Wolke durch uns hindurchziehen, wir üben sie zu akzeptieren.
Je öfter unsere Akzeptanz über unsere Angst siegt, desto mehr kommen wir in unsere Kraft, desto mehr trauen wir uns zu. Desto mehr trauen wir uns zu tun, was wir wirklich wollen und zu sein wer wir sind. Wir nehmen uns selbst und unsere Bedürfnisse ernst und setzen uns dafür ein, dank der Angst.
Das bedeutet, die Angst zu umarmen.

Montag, 21. Oktober 2019

Zur Liebe



Zur Liebe gehört ein Erwachsenwerden, ein Reifungsprozess.
Liebe braucht Ernsthaftigkeit.
Zur Liebe gehören Offenheit, Ehrlichkeit, Vertrauen, Hingabe, Wertschätzung dem anderen gegenüber - das ist die Basis auf der Liebe gedeihen und halten kann.

Wenn wir lieben, wirklich lieben, hören wir auf zu spielen.
Dann lassen wir uns ein, wir finden eine Heimat und lassen die Spielerei.
Wir lassen uns wirklich tief ein und das bedeutet auch, dass wir treu sind, dass wir einen klaren Entschluss fassen und wirklich Ja zu sagen zum anderen. 
Wir lügen und wir betrügen nicht, weil wir um den Wert dieser Heimat wissen.
Und je älter wir werden, desto kostbarer wird diese Heimat.
Wir beschützen sie und pflegen sie weil die das Kostbarste ist, was wir haben in diesem endlichen Leben.

Samstag, 19. Oktober 2019

Ohne Schlamm kein Lotos



Foto: pixybay

Das wohl größte Problem des modernen Menschen besteht darin, dass er nicht mit dem Leid umzugehen weiß und es mit allen möglichen Arten von Konsum, Ablenkungen und Beschäftigungen zu verdecken versucht. Um Leidvolles zu verdecken und zu vermeiden, ist er ständig auf der Hut und in Sorge. Leid hat etwas Bedrohliches, egal ob wir es am eigenen Leib erfahren oder es bei unseren Mitmenschen erleben. Das Leid darf nicht sein. Das Leid muss weg, ganz schnell muss es weg. Her mit dem Glück, das haben wir doch verdient, aber doch bitte nicht das Leid! Verdient? Man hat sich weder das Eine noch das andere verdient. Die Dinge geschehen, wir haben weder über das Leid noch über das Glück Kontrolle. Aber wir hätten sie gern. Und so sind wir in ständiger Anspannung während wir versuchen ein glückliches Leben zu konstruieren.

"Mein Gott, du bist krank? Wie, unheilbar? Oh wie fruchtbar! Du Arme(r)!" Und dann wendet man sich ab, viele tun das. Das Leid so ganz nah an uns selbst macht Angst. Als könne es ansteckend sein wird die Flucht ergiffen. Oder man wünscht sich den anderen, der einst so voller Kraft war, schnell wieder glücklich, für ihn und für sich selbst, vor allem für sich selbst um das unaushalbare des Unglücks schnell wieder los zu werden. Angespannt drücken wir es weg das Leid, damit es uns ja nicht berühre. Sobald wir dann mit uns alleine sind, ist da die Angst, dass das Leid in uns selbst, die Verzweiflung, die Wut und die Einsamkeit, die hochkommt, uns überwältigen, wenn wir uns nicht mehr in Aktivitäten stürzen können.

Uns selbst aushalten ist schwer. Es hat etwas Beunruhigendes an sich. Uns im Leid aushalten hat etwas Beängstigendes.
Unser Alltagsleben ist unterbrochen. Gedanke, Gefühle, Bilder aus unserem Inneren drängen ins Bewusstsein. Zu viel um uns zur Wehr setzen können. Deswegen scheuen wir die Begegnung mit uns selbst. Es ist verständlich sich diesem Innenleben nicht aussetzen zu wollen. Nur manchmal kommen wie partout nicht drum herum. Dann sind wir allein, allein in unserem Leid, sei es seelisch oder körperlich. Und nichts lässt uns mehr ausweichen. Wir sitzen fest, wir stecken im Schlamm.
Wozu ist das gut? Wozu soll das gut sein, diese Begegnung mit dem Leid?
"Lotosblüten benötigen Schlamm, um zu wachsen. Der Schlamm riecht nicht gut, doch die Lotosblüte duftet wunderbar", sagt Thich Nhat Hanh.
Dieses Sinnbild der engen Beziehung von gut und ungut repräsentiert das Leben. Leid und Glück hängen voneinander ab, ohne Leid wäre Glück ein Zustand, der uns nicht mehr erhebend vorkäme. Glück und Leid gehen oft nahtlos ineinander über, ja, sie können sogar gleichzeitig erlebbar sein. Beides kommt und geht, verändert sich ständig, wie alles im Leben. Dem können wir uns nicht entziehen, das können wir nicht kontrollieren. Festhalten können wir nichts.

Aber ist Leid wirklich so eine Kathastrophe?
Leid hat immer auch Aspekte, die unser Wachstum fördern, wenn wir dazu fähig und bereit sind.
Solange wir nicht fähig sind, dem Leid mutig und präsent zu zu begegnen, werden wir es nicht los. Wir dürfen unsere Vorstellung von Glück verändern, denn diese ist unser größtes Hindernis, glückliche Momente zu erleben, auch im Leid.

Dienstag, 15. Oktober 2019

Warum bin ich wie ich bin?


„Du bist am Ende – was du bist.
Setz dir Perücken auf von Millionen Locken,
Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken,
Du bleibst doch immer, was du bist.“
Schreibt Goethe in Faust.

 


Wir sind wer wir sind, aber wie werden wir zu dem, der wir sind?
Die Persönlichkeit erhebt jeden Menschen zu einem einzigartigen Wesen. Aber wie formt sich unsere Persönlichkeit, wir bildet sich unser Charakter?

Ist die Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen und auf sie reagieren, schon bei der Geburt vorbestimmt? Entsteht unser menschliches Verhalten als Ausdruck einer komplexen biologischen Maschine? Beeinflussen unsere Gene unsere Wahrnehmung von Welt? Sind wir geprägt durch die Erfahrungen und Konditionierungen unserer Kindheit? Welche Rolle spielt unser soziales Umfeld? Welchen Einfluss hat die Peergroup? Gibt es ein festgeschriebenes Drehbuch unserer Persönlichkeit? Oder ist es all das zusammen was uns als Mensch ausmacht?
Welche Aspekte gehören der persönlichen Sphäre an und welche prägen uns am Entscheidendsten?

Die Neurobiologie behauptet, dass unsere Persönlichkeit zu einem großen Teil in unseren Genen festgeschrieben ist. Die Psychologie behauptet, was uns zu dem macht, der wir sind, beruht auf mehreren Faktoren: Erbanlagen, Erziehung und den prägenden Erlebnissen in der Kindheit. Wie Persönlichkeitsmerkmale in der frühen Kindheit und Jugend entstehen und wie sie sich auch im mittleren und höheren Lebensalter verändern können, ist Thema der Entwicklungspsychologie.
 Wie Genetik und Umwelt das Verhalten eines Menschen beeinflussen und welche Mechanismen die Persönlichkeit steuern, dieses Rätsel will die Verhaltensgenetik lösen. Diese wissenschaftliche Fachrichtung wendet Methoden und Ergebnisse der Genetik auf die Erforschung von Verhalten an.

Eine eindeutige Antwort auf die hochkomplexen Fragen zur Persönlichkeitsformierung ist bis heute nicht gefunden. Wir spekulieren also erfolglos weiter, zu unterschiedlich sind die Auffassungen sowie die Menschenbilder der Wissenschaft, der Psychologie und der Philosophie. Mit anderen Worten: Wir wissen, dass wir nichts wirklich wissen.

Was ich allerdings aus der Erfahrung meiner langen Arbeit mit Menschen weiß: All die Menschen, die zu mir kamen und zu mir kommen, haben das drängende Bedürfnis über die eigene Kindheit zu sprechen. Die Meisten von ihnen leiden daran, dass da etwas oder vieles nicht gut war. Etwas, das bis ins hohe Alter nachwirken kann, wird es nicht verarbeitet.
Daher ist es mir persönlich ziemlich wurscht welche Gene ein Mensch hat, es zu wissen würde ihm nicht weiter helfen. Was zählt ist, was ein Mensch als belastend erinnert und was sein Jetzt belastet. Daran können wir arbeiten.

Sonntag, 13. Oktober 2019

Aber !

Foto: A.Wende

Es gibt Leute, die haben immer ein "aber".
Dieses "aber" ist Abwehr, aus welchen Motiven heraus auch immer. Dieses "aber" ist Vermeidung, ist nicht tun müssen, ist nicht handeln, ist nicht ändern müssen. Ist nicht in Bereitschaft kommen müssen, ist die Verfestigung dessen, was ist.
"Aber" ist die größte Blockade für jeglichen Fortschritt innen wie außen.

Freitag, 11. Oktober 2019

Du kommst da raus



Sie liegen vor dir, die Trümmer des Gewesenen.
Du traurig, voller Schmerz, voller Angst.
Und weißt nicht wie und weißt nicht wohin und fühlst dich müde und leer.
Hast das Vertrauen verloren in das was war, das was so wertvoll und wichtig war, so lange.
Das was dein Leben war, dein Sinn, deine Heimat, so lange.
Und siehst - du hast dein Haus auf Sand gebaut.
Dein Haus
abgerutscht, weggerutscht, langsam und doch fühlbar.
Und hast gewackelt und im Wackeln Halt gesucht und nicht mehr gefunden.
Und gehofft, immer wieder und wieder.
Und dagegen angekämpft.
Wieder und wieder.
Und wolltest halten was unhaltbar ist.
Und dann gefallen.
Aus der Traum.
Vergangen und keine Zukunft sichtbar ohne den Traum.
Und allein und voller Fragen und keine Antworten.
Und dein Blick sieht nur die Trümmer über dir.
Und du fängst an zu graben.
Dich heraus zu graben.
Mühsam und ohne Zuversicht vielleicht.
Aber du gräbst.
Du kannst nicht anders.
Etwas in dir will da raus.
Etwas in dir weiß: Du kommst da raus.
Es weiß.

Donnerstag, 10. Oktober 2019

Toxische Beziehungen und der Ruf zur inneren Wandlung


Zeichnung: Angelika Wende

In jeder Beziehung gibt es destruktive Elemente.
Es gibt Streit, Vorwürfe, Anklagen und bisweilen auch Respektlosigkeiten.
Was aber wenn eine Beziehung fast ausschließlich destruktiv wird? Was wenn es überhaupt keine Wertschätzung mehr gibt, wenn alles als Angriff verstanden wird und die Beziehung zum Schlachtfeld wird? Was wenn gelogen und betrogen wird, wenn Sucht oder sogar Gewalt ins Spiel kommen?
Dann sind die schöne Prinzessin oder der schöne Prinz, in die wir uns auf den ersten Blick verliebt haben zum Albtraum geworden der das Leben vergiftet. Wir befinden uns in einer toxischen Beziehung.

Toxische Beziehungen haben eine besondere Dynamik.
Nicht, dass wir es am Anfang nicht gespürt hätten. Nur haben wir dem leisen: Pass auf! , nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt, weil alles so besonders war, so intensiv, weil es sich so seelenverwandt angefühlt hat. Aber: Immer wenn wir unser berechtigtes misstrauisches Gefühl zum Schweigen bringen verraten wir uns selbst.

Worauf basiert eine toxische Beziehung?
Eine toxische Beziehung ist ein Konstrukt, das einen Aggressor und ein Opfer braucht. In diesen Beziehungen geht es immer um das Verhältnis von Macht und Ohnmacht. Das wiederrum hat zu tun mit Aggression, Angst und Regulierung des Selbstwertgefühls.Oft fehlen beim Opfer das Wissen und Fühlen um den eigenen Wert, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen und die Fähigkeit, diese auch zu artikulieren. Es lässt vieles zu nur um geliebt zu werden, oder weil es glaubt sein Leben nicht selbst in die Hand nehmen zu können und alleine unterzugehen. Es erträgt vieles in der Hoffnung seine Liebe könne das Unerträgliche wandeln und aus dem Unguten Gutes machen.

Opferpersönlichkeiten haben Persönlichkeitsmerkmale, die sich gleichen. Sie sind meist verletzte Kinder, die schon früh Liebe als etwas erfahren haben was weh tut, egal auf welcher Ebene. 
Sie lassen zu, was Menschen mit einer gesunden Bindungserfahrung niemals zulassen würden, weil sie es so „gelernt“ haben. Sie sind Übergriffe „gewöhnt“ und werten sie als etwas, was vertraut ist aus der Heimat der Unliebe. Menschen suchen in potentiellen Partnern unbewusst das Vertraute, das vermittelt scheinbar Sicherheit - auch wenn das in diesem Kontext völlig absurd erscheint.

Der Aggressor im Außen, dem Opferpersönlichkeiten immer wieder in unzähligen Beziehungen begegnen, hat eine Funktion die, wird sie bewusst, zu einer tiefgreifenden inneren Wandlung führen kann.
Jeder Aggressor im Außen ist ein verdrängter destruktiver Persönlichkeitsanteil in uns selbst, den wir fürchten und den wir ständig versuchen in uns selbst zu eliminieren. Solange dieser Persönlichkeitsanteil nicht erkannt und integriert wird sind wir in Gefahr Opfer zu bleiben. 
Solange werden wir eigene Gefühle wie Wut, Hass, Zorn, Ekel, Schuld und Scham unterdrücken und verdrängen, sie also nicht wahrnehmen und uns stattdessen unbewusst mit den vermeintlich attraktiven Anteilen des Aggressors, die dieser neben den destruktiven Anteilen immer auch hat, identifizieren, bleiben wir in der Opferrolle gefangen.

Opfer fühlen sich oft tief drinnen wertlos, nicht gut genug und vor allem nicht liebenswert. Sie empfinden sich als wenig selbstwirksam. Sie denken, sie haben nichts Gutes verdient und halten sich vielleicht sogar für einen schlechten Menschen.   
All das wurde ihnen als Kind genauso beigebracht. Das unbewusste Ohnmächtige in diesen Menschen meint sich mit der Macht des Aggressors identifizieren zu müssen um die eigene Machtlosigkeit nicht mehr so schmerzhaft zu spüren. Eine fatale Falle, in die das Unterbewusste führt. Paradox und ich gebe zu, schwer zu verstehen.

Das Opfer will dem „Mächtigen“ gefallen, es will von ihm anerkannt und geliebt werden, es sagt was er hören will und tut was ihm gut tut, es verzeiht sogar das Unverzeihliche, auch wenn es zur gleichen Zeit spürt, das ihm das nicht gut tut, ja sogar zerstörerisch wirkt.
Es hat sich jedoch längst unbewusst mit den Ansichten und Werten des Aggressor identifiziert und übersieht dabei völlig wohin es das führt: Es übergeht eigene Grenzen, es negiert eigene Werte und lässt zu was der gesunde Menschenverstand niemals zulassen würde. Jetzt ist das Opfer nicht mehr nur Opfer - indem es sich mit dem Aggressor identifiziert wird es selbst zum Aggressor,  es greift sich selbst an. Je mehr es sich aber  selbst angreift, desto mehr verliert es sich selbst und damit den Halt. Es löst sich auf. Das Leben wird haltlos, grenzenlos. Der Raum für Demütigung, Verletzung und Unterdrückung wird weit, so weit, dass alles erdenklich Destruktive möglich ist.

Und immer ist da die Hoffnung das Destruktive zu erlösen.
Doch diese Hoffnung ist eine kindliche Illusion.
Nichts wird besser, nicht auf diese Weise.
Destruktivität wird nicht erlöst, derart destruktive Mächte sind nicht zu wandeln. 
Aus einem Aggressor wird kein schöner Prinz, bzw. eine schöne Prinzessin. Destruktivität wird erlöst indem man sich massiv vom Aggressor abgrenzt und sich mit der eigenen Aggression auseinandersetzt. Dann kann Wandlung im eigenen Inneren stattfinden.












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Montag, 7. Oktober 2019

Art

Blue Memories





Fatigue


Silence


We can mirror perfectly the entire spectrum of our emotions, once we learn how to polish ourselves, in order to reflect it accurately. Because, if the vision is blurred, the others cannot see it as we see it. Even if sometimes the beauty expands out from the artists, transcending every limited perception. We call this masterpiece.

There are people that are connected to something bigger then their own person. And simplicity enriches the soul. What is art? Is this related to permanence, or all that we need is to feel that our inner child is still alive?

Mihalache Catalin

Samstag, 5. Oktober 2019

Compassion Fatigue - Wenn das Mitgefühl erschöpft

Foto: www


Burn-out entsteht durch jahrelange Überforderung von Körper, Geist und Seele. Zu viel Stress, zu viel Anspannung und zu wenig Entspannung führen auf Dauer dazu, dass der gesamte Organismus permanent auf Hochtouren fährt und folgerichtig irgendwann wie ein überhitzter Motor "ausbrennt". Das ist nichts Neues. Was viele nicht wissen: Der Burn-out ist nicht ausschließlich eine " Managerkrankheit", also nicht nur eine Folge permanenter Überarbeitung, zum Burn-out kommt es auch dann wenn das Verhältnis von Arbeit und Selbstfürsorge aus dem Gleichgewicht gerät.

Eine hohe Gefährdung auszubrennen haben alle Beziehungsarbeiter in sozialen, kommunikativen und helfenden Berufen sowie Hausfrauen und alleinerziehende Mütter. Diesen Menschen fällt es oft schwer eine Balance zwischen Mitgefühl und Abgrenzung, zwischen Anspruch und Erwartung, überzogener Erwartung an sich selbst und menschlicher Unveränderbarkeit und zwischen Belastung und Erholung zu finden.

Gerade in den helfenden Berufen ist der Satz: „I have done too much for to many for too long with too little regard for myself“, ein Zeichen für die eigene Verletzbarkeit.

Charles Figley, Direktor des Instituts für Traumatologie an der Tulane University in New Orleans (Louisiana, USA) führte den Begriff der Compassion fatigue ein, zu deutsch: Mitgefühlserschöpfung.
Menschen mit Mitgefühl sind sensibel, sie sind offen, sie strahlen Wärme aus, sie geben Zuwendung, haben Verständnis für die Nöte anderer und - sie wollen helfen. Dabei stellen sie oft deutlich die eigenen Bedürfnisse nach Offenheit, Wärme und Zuwendung zurück. Ihr größtes „Problem“: Sie können den Schmerz anderer selbst spüren.

Compassion Fatigue ist eine besondere Form des Ausbrennens, da laut Figley Menschen in helfenden Berufen mehr für andere als für sich sorgen. Sändiges Umsorgen jedoch führt zu einem erheblichen Verbrauch an Energie. 

Menschen in helfenden und pflegenden Berufen sind daher einer enormen emotionalen Belastung ausgesetzt. Tagtäglich sind sie umgeben von Menschen, die leiden. Geht dieses Erleben über Jahre, kommt es zu einer schleichenden Erschöpfung. Betroffene berichten von Gedächtnisproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten, immer wiederkehrenden destruktiven Gedanken, grundloser Traurigkeit oder Wut, intensiven Gefühle von Angst, Verzweiflung, Freudlosigkeit und einem generellen Interesseverlust am Leben bis hin zur Depression. Zu den körperlichen Symptomen zählen Magen-Darm Erkrankungen und/oder Schlafstörungen, Erkrankungen des Immunsystems, Herz und Kreislauferkrankungen.

Die verminderte Leistungsfähigkeit und das Unglücklichsein sind das Resultat einer Selbstausbeutung über die Grenzen der Gesundheitschädigung, die sich schleichend vollzieht. Je weiter dieser Prozess fortgeschritten ist, umso schwieriger ist es ihn umzukehren. Damit es soweit nicht kommt, ist die bewusste Selbstfürsorge für Helfende überlebenswichtig.
Ich sage „bewusst“, denn gerade diejenigen von uns, die von Mitgefühlserschöpfung bedroht sind, sind in der Regel Menschen vom Fach, die es eigentlich wissen müssen. Aber wie heißt es so schön, das Wissen nützt uns nichts, wenn wir es nicht umsetzen.
Deshalb hier für alle, die es brauchen können, mich selbst eingeschlossen, das ABC - der Selbstfürsorge:
A = Achtsamkeit: Achte auf Dich selbst, auf Deine Bedürfnisse, deine Grenzen und deine Ressourcen.
B = Balance: Achte auf die gesunde Balance von Arbeit, Freizeit und Entspannung
C = Connection: Bleib in Verbindung mit Dir selbst, anderen Menschen und der Natur.

"In order to have compassion for others, we have to have compassion for ourselves."
Pema Chodron

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Wie ist es richtig für mich?


Foto: Alexander Szugger
 
Das Gehirn steht über allem und es kann uns täuschen bei allem. Es ist ein hochkomplexes Organ, es macht Konstruktionen und es denkt in Konzepten, es denkt aus der Matrix unserer Konditionierungen und Erfahrungen heraus.
Unser Herz hat eine tiefe Verbindung zu uns selbst.
Es ist der Wegweiser zu unserer Seele und dem, was sie in diesem Leben erfahren will. Das Gehirn hat andere Prioritäten, nach denen es seine Entscheidungen ausrichtet. Zum Beispiel: Was denken die anderen? Was erwarten die anderen von mir? Was muss ich tun um gemocht, geliebt, anerkannt zu werden? Wie funktioniere ich im Sinne des Systems? u.v.m.
All das ist wichtig für die Orientierung in der materiellen Welt. Wenn aber das Denken überhand nimmt und ständig das Herz überstimmt, sind wir nicht bei uns selbst. Wir orientieren uns an der Außenwelt und an unseren erlernten Glaubensmustern und halten sie für unsere eigenen Überzeugungen.
Die Folge: Wir richten uns danach, was man tut, was andere von uns erwarten, was uns beigebracht wurde und was andere als falsch oder richtig ansehen.
So zu leben kann nicht gut gehen, weil das Herz nicht darin aufgehen kann, weil all das nicht seiner Frequenz entspricht - es nicht zur Resonanz mit uns selbst.
In Resonanz mit dem, der wir im Tiefsten sind, kommen wir mit dem Herzen. Wir spüren es, wenn wir das sichere Gefühl haben: so ist es richtig für mich.
Wenn wir dem Herzen folgen, auch wenn wir damit gegen den Strom schwimmen, auch wenn wir mit unserer Angst gehen, auch wenn wir damit vielleicht eine Weile sehr alleine gehen, kommen wir bei uns selbst an – wir leben unserem inneren Wesen entsprechend.
Wenn das gelingt spüren wir inneren Halt. Wenn wir diesen Halt in uns selbst gefunden haben, können wir auch in den Stürmen des Lebens ruhig und gelassen bleiben, dann haben wir das Gefühl inneren Friedens, des Einklangs mit uns selbst und dem Leben.
It´s a long way home ...