Foto: A.Wende
Romantisierung ist ein faszinierendes Phänomen, es ist die Fähigkeit, das Alltägliche in etwas Besonderes zu verwandeln und das Gewöhnliche mit einem Hauch von Magie zu versehen. Wenn wir romantisieren, sehen wir die Dinge nicht wie sie sind, sondern, wie sie sein könnten – voller Möglichkeiten, voller Träume und Frieden.
Romantisierung hilft die Schönheit in den kleinen Dingen zu finden. Ich kann den Spaziergang im Park in ein Abenteuer der Entdeckungen verwandeln, indem ich die Farben der Blätter bewundere und die Geräusche der Natur tief in mich aufnehme. Das Lächeln eines Fremden kann mich an die Möglichkeit von Verbindungen erinnern, die über das Oberflächliche hinausgehen. Romantiserung liegt auch in der Art und Weise wie ich meine Räume dekoriere, einen Blumenstrauß arrangiere. Mit Bedacht, mit Liebe, Wertschätzung und Sinn für das Schöne. Oder ich lese ein Buch und verliere mich in den Geschichten der Charaktere, als wären sie Teil meines eigenen Lebens. Ich hole Erinnerungen an eine alte Liebe hervor und male sie mir schöner als sie eigentlich war um noch einmal das vergangene Glück zu spüren.
Kleine Fluchten aus der Realität, alles bis hin zu Sinnestäuschungen ist erlaubt.
Im Raum der Romantisierung gibt es keine Objektivität, sondern eine reine Produktion von Subjektivität, ein Areal von schönen Träumen, die ich mir erschaffe um mich an der Härte der Realität nicht wund zu reiben. Hier wirkt, um es mit den Worten Goyas zu sagen: „Magische Wirklichkeit, in der alles möglich ist.“ Auch Befreiung, Freiheit und Vision.
In der Romantisierung liegt eine tiefe Sehnsucht nach Verbindung, nach Bedeutung und nach der Fähigkeit, das Leben in seiner Fülle zu umarmen, die Welt mit offenen Augen und einem offenen Herzen zu betrachten, die Magie im Alltäglichen zu entdecken und die ungelebten Geschichten zu erzählen, die in mir schlummern.
Aber das Leben ist keine romantische Erzählung. Ich weiß das.
Und ich weiß auch Romantisierung hat ihre Schattenseiten. Manchmal neigen wir dazu, die Realität zu idealisieren und die Herausforderungen des Lebens zu ignorieren. Wir vergessen, dass hinter jeder schönen Geschichte auch Schmerz und Verlust stehen können. Es ist wichtig, die Balance zu finden – die Fähigkeit, das Leben in seiner Ganzheit zu akzeptieren, sowohl die Höhen als auch die Tiefen, das Gute und das Ungute, und dennoch die Schönheit zu erkennen, die in den kleinen Momenten liegt.
"There is a Crack in Everything that's how the Light gets in ..."
Leonard Cohen
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