Seit einigen Tagen sah ich plötzlich alles verschwommen. Die verschwommene Sicht nahm täglich zu. Kein Gegenstand, kein Wort, das ich schrieb oder las, kein Gesicht in das sich sah, kein Baum in der Ferne war klar und umrissen. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Ich begann zu katastrophieren. Keine Gelassenheit, kein Wegatmen, kein mich selbst Beruhigen, half.
Das Verschwommensehen war bedrohlich.
Werde ich blind? Kündigt sich vielleicht ein Schlaganfall an?
Ich bin nicht mehr die Jüngste. Warum sollte mich keine Krankheit treffen, plötzlich, aus heiterem Himmel, wie es in letzter Zeit so viele trifft, die ich kenne.
Ich fuhr also in die Notaufnahme um meinen Zustand untersuchen zu lassen. An der Rezeption der Augenklinik angekommen, sagte ich, aufgelöst: "Ich glaube ich werde blind." Ich hatte mich in meine Angst hineingesteigert. Von Ruhe und Gelassenheit, keine Spur mehr. "Sie werden nicht blind", lachte die freundliche junge Frau, die meine Personalien aufnahm. "Woher wollen Sie das wissen?", fragte ich. "Ich weiß es einfach", lächelte sie.
Es dauerte nicht lange bis die Untersuchungen begannen.
Plötzlich brach es aus mir heraus. Ich weinte. Da stand dieser Mensch, der meine Augen untersuchte, auf, öffnete seine Arme und sagte: "Kommen sie mal her." Er nahm er mich sanft in seine Arme und hielt mich eine Weile. Ohne Worte standen wir da. Eine lange Weile. Und ich wurde ganz ruhig.
Dieser Mensch hat mich berührt. Tief berührt. Er gab mir etwas, was man selten findet: Trost.
Danke dafür, lieber Mensch!
Und nein, ich werde nicht blind. Gott sei gedankt. Ich sehe zu viel, zu viel Unheilsames. Meine Augen sind sehr müde.
"The highest revelation is that God is in every man."
Ralph Waldo Emerson
Wow berührt und das Bild ist herzerwärmend.
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