„Verstehen kann man das Leben oft nur rückwärts, doch leben muss man es vorwärts“, schrieb der Philosoph Søren Kierkegaard.
Wie Recht er hat. Wir sind voll von unzusammenhängenden Erinnerungen und Bildern unserer Vergangenheit. Alles Erlebte und Gelebte ist in unserem System gespeichert. Die Vergangenheit ist der Urgrund, in dem wir wurzeln und aus dem heraus wir wachsen und uns ins Jetzt entfalten. Einiges ist uns bewusst und das Meiste ist uns unbewusst. Aber alles, was wir von Beginn unseres Lebens an erfahren und gefühlt haben, bestimmt unsere innere Gestimmtheit und damit wie wir die Ereignisse in unserem Leben erleben, erfühlen und deuten.
Unser Unbewusstes ist ein Keller voller Chaos. Und es gibt in diesem Keller auch Schätze zu finden. Dazu müssen wir uns wohl oder übel in den Keller begeben, das Chaos aufräumen und sortieren um Klarheit über uns selbst zu erlangen. Wir müssen, was wir vorfinden, sortieren. Das ist viel Arbeit und das kann dauern. Nach und nach schaffen wir es Ordnung zu machen. Endlich begreifen wir warum wir sind, wer wir sind, denken wie wir denken, fühlen wie wir fühlen und handeln wie wir handeln. Wir werden filtern müssen, bis wir sehen und verstehen können, was wirklich passiert ist. Wir differenzieren unsere Gedanken von denen, die nicht die unseren sind von denen, die die unseren sind, wir unterscheiden Tatsachen von Annahmen und Interpretationen. Wir klären Beziehungen und ordnen unsere Gefühle. Wir entlarven Glaubenssätze, Konditionierungen und Programmierungen. Wir erkennen Traumata und unsere emotionale Reaktion darauf.
Es braucht viel Mut, innere Kraft und Geduld um die Verwirrung zu entwirren, die wir in unserem inneren Keller vorfinden. Und es braucht viel Zeit die Dinge zu entmachten, die uns das Leben und den Umgang mit uns selbst bisweilen so schwer machen.
Manchmal mitten in unserer Aufräumaktion kommt wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein „Aha“ Moment. Diese „Aha“ Momente sind zum Erkennen und Verstehen gedacht. Sie bedeuten nicht: Jetzt wird alles anders, weil wir denken jetzt müssen wir sofort auf irgendeine Weise etwas damit machen.
Wir müssen nicht.
Was wir erkannt haben braucht Zeit um sich aufzulösen. Es muss nachwirken und in uns wirken bis wir es verinnerlicht haben. Es muss integriert werden, um uns nicht mehr zu beherrschen. Wir können rational noch so viel Klarheit erlangt haben, es gibt den Zusammenhang des Geistes mit unseren Emotionen und die sind stärker als jede Klarheit. Unsere Emotionen sind wie Magneten, die uns immer wieder in den Urgrund zurückziehen. Wir wissen vieles und wir schaffen es nicht diesen Anziehungen nicht nachzugeben. Wir schaffen es nicht ihnen Einhalt zu gebieten. Es braucht wieder große innere Kraft, immense Disziplin und Geduld um diesem Magnetismus gegenzusteuern und uns aus ihm zu lösen.
Wir müssen das Leben vorwärts leben, ein Zurück gibt es nicht und dennoch ist es schwer nicht immer wieder zurückzufallen. Das dürfen wir akzeptieren und uns Zeit geben.
Es braucht Zeit um zu Seelenfrieden zu gelangen.
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