Donnerstag, 29. September 2022

Aus der Praxis: Die Menge macht das Gift

 

                                                                      Foto: www

 
Wir werden nicht unverletzt durchs Leben gehen.
Jeder von uns hat Verletzungen erlebt und jeden Tag können neue dazu kommen. Große und kleine. Und jede Verletzung kann zu einem Trauma werden. 
 
Trauma ist nicht das, was geschieht, sondern wie wir auf das, was geschieht, reagieren. 
 
Jeder von uns reagiert anders, auf seine ureigene Weise. Was den einen unbeeindruckt lässt oder wachsen lässt, kann für den anderen eine Welt zusammenbrechen lassen.
Im Laufe des Lebens widerfahren den Meisten von uns große und/oder kleine Traumata. Die kleinen nennt man auch Mikrotraumen. Auch diese können zu bleibenden Schäden in der Seele führen. Mikrotraumen sind für unser Leben von großer Bedeutung, denn sie formen unsere Gedanken und unser Empfinden. Sie beeinflussen wie wir uns selbst sehen, wie wir andere sehen, wie wir das Leben sehen, wie wir auf die Dinge reagieren und sie formen unsere Gewohnheiten. 
 
Mikrotraumen schaffen neuralgische Punkte. Sie schaffen Schwachstellen in der Psyche.
Diese scheinbar kleinen Verletzungen richten mehr an, als wir glauben. Je mehr dieser Mikrotraumen wir erfahren, desto größeren Schaden richten sie an. Sie sind wie ein Schwelbrand, der irgendwann zu einem Großfeuer werden kann, wenn sie uns nicht bewusst sind. So können zum Beispiel ständige Kränkungen in einer Beziehung auf Dauer krank machen. So können sich wiederholende Konflikte irgendwann explodieren und zur Katastrophe führen. Eine scheinbar kleine Sache kann so groß werden, dass aus einer Mücke ein Elefant wird und das Gegenüber überhaupt nicht versteht, was plötzlich los ist. 
 
Aus scheinbaren Kleinigkeiten, aus kleinen Mikrotraumata, können psychosoziale, psychische und psychosomatische Probleme entstehen.
Mit anderen Worten all die kleinen Verletzungen wirken potenzierend oder anders ausgedrückt: Die Menge macht das Gift. Darum ist es so wichtig auch kleine Verletzungen zu achten, sie zu erkennen, entsprechend damit umzugehen und sie zu verarbeiten, damit ihre Summe, die sich im Laufe des Leben anhäuft, nicht zu einem Zusammenbruch der Seele führt, von dem sich dann keiner erklären kann woher er kommt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen