Donnerstag, 30. April 2020

Die Dinge haben sich verändert. Wir müssen uns verändern.



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Weshalb können sich Menschen so schwer ändern?
Weshalb nutzen oft monate- oder jahrelange Therapien wenig?
Die Antwort ist: Weil sie feststecken.
Der Veränderungswille scheitert bei vielen Menschen daran, dass die meisten es zwar wollen, sich eine Veränderung aber nicht vorstellen können. Man hat doch schon immer so gedacht, gefühlt, gelebt und ist immer so gewesen.

Menschen berechnen ihre Zukunft aus den Erfahrungen ihrer Vergangenheit und nur sehr wenige habe ein Modell dafür, wie ihr Leben anders sein könnte.
Und zeigt man ihnen ein Modell, so ist tief innen eine Blockade zu spüren, die sich erst dann auflöst, wenn sie selbst fest an die Möglickeit einer Veränderung glauben und bereit sind sie in Gang zu setzen. Veränderung bedarf einer hohen Bereitschaft die passenden Schritte für die persönliche Veränderung zu machen.

Persönlichkeitsentwicklung und inneres Wachstum kommen nicht von selbst.
Man muss etwas dafür tun, man mus sich aktiv mit der eigenen Persönlichkeit auseinandersetzen und mit der eigenen Biografie. Man muss sich seiner Ziele bewusst sein, seinen Werten und den Visionen über sich selbst und das eigene Leben.
Und da fängt es schon an. Die meisten Menschen spulen über Jahrzehnte ihre alten unbewussten Programme ab. Meist funktionieren sie auch, solange die äußeren Modalitäten stabil bleiben. Dabei wird vieles in Kauf genommen, was in Wahrheit überhaupt nicht funktioniert, aber das wird verdrängt und auf viele Arten und Weisen abgewehrt oder kompensiert.
Die eigene Biografie ist innerlich zwar abgespeichert aber selten bewusst gemacht.
Die Ziele haben sich irgendwann verfestigt, nach ihnen wird gelebt und gehandelt, aber sie werden nicht auf ihre Sinnhaftigkeit für das eigene Wachstum überprüft.
Werte werden nicht bewusst formuliert. Frage ich Menschen nach ihren Werten, so begegnet mir oft langes Schweigen.
Visionen sind selten. Man lebt so dahin, in der alten vertrauten Weise und denkt nicht viel darüber nach wie´s da drinnen wirklich aussieht.

Zufrieden sind die Wenigsten. Und die wenigsten merken nicht einmal, dass sie es nicht sind oder sie wissen nicht wirklich warum sie es nicht sind.
Sie merken es dann, wenn etwas was schon immer so war, nicht mehr funktioniert. Dann kommt das mulmige Gefühl: Etwas stimmt nicht. Das Außen, das sich verändert, passt nicht mehr zu dem was ich so vor mich hin lebe.

Genau das geschieht jetzt.
Das Außen ist für uns alle radikal verändert. Das Außen, in dem sich so vieles was Innen nicht in Ordnung war verdrängen ließ, ist weggebrochen.
Es gibt sie nicht mehr die alte "Normalität".
Von einem Tag auf den anderen sind all die vertrauten Dinge und Lebensumstände weggebrochen.
Verlust auf vielen Ebenen macht sich breit. Das Drüberleben funktioniert nicht mehr.
Der trittsichere Boden auf dem man ging wackelt gewaltig. Da geschieht eine Veränderung, die nicht gewolllt ist, der wir unterworfen sind und der gegenüber wir uns machtlos fühlen und es in der Tat auch sind.
Das ist ein Schock.
Das ist genauso ein Schock, wie wenn wir etwas plötzlich verlieren, an dem wir sehr hängen, durch Trennung, Verlust oder den Tod.
Dann beginnt die Trauer.
Sie spult sich in Phasen ab.
Erste Trauerphase: Leugnen
Zweite Trauerphase: Intensive Emotionen
Dritte Trauerphase: Suchen, Finden, Loslassen
Vierte Trauerphase: Akzeptanz

Diese Phasen können nacheinander kommen oder im Wechsel.

Viele Menschen bleiben lange in der ersten Phase stecken. 
Sie leugnen was ist, machen Konstruktionen damit es nicht ist, wie es ist und so nicht gefühlt und bewusst wird. Leugnen ist der untaugliche Versuch das Alte aufrecht zu erhalten. Was aber nicht mehr funktioniert, weil es an der Realität zerbricht. Es ist anders, es ist verloren, es ist nicht mehr wie es war. Es ist unwiderruflich vorbei.
Dann kommen Emotionen hoch. Meist ein ganzer Cocktail destruktiver und als schmerzhaft empfundener Emotionen. Und schon beginnt die Abwehr: Das will ich nicht fühlen. Der innere Widerstand baut sich auf und errichtet eine Mauer, die den Zugang zu den eigenen Gefühlen versperrt. Sie, die gefühlt werden wollen, werden wieder kompensiert, wieder verdrängt. Sie brodeln im Unterbewussten - so lange bis wegdrücken nicht mehr funktioniert.

Das ist der Moment wo viele erst wach werden. Dann wenn es richtig weh tut.
Das ist der Moment wo die Veränderung die einzige Option ist, weil das Bewusstsein begreift: So wie es war geht es nicht weiter, auch wenn ich mich noch so sehr dagegen wehre.
Es werden Lösungen gesucht, es wird ausprobiert, manches wird gefunden und langsam beginnt das Loslassen. 
Wir beschreiten den Weg zur Akzeptanz: Es ist wie es ist. 
Ich kann es nur so hinnehmen wie es ist.

Und jetzt?
Vieles was zuvor funktioniert hat oder sogar hilfreich war, wirkt nicht mehr oder es ist sogar kontraproduktiv.  
Die Emotionen und Bedürfnisse verändern sich. Das Alte ist verloren. Wir haben uns verabschiedet und wir müssen schauen was jetzt noch trägt und welche inneren und äußeren Veränderungen notwendig sind um das Leben neu zu gestalten.
Das Neue allerdings erfindet sich nicht so schnell in einem Prozess der unbeständig ist und sich täglich wandelt. 

Wie damit umgehen? Wenn nichts verlässlich ist und der äußere Wandel uns wie ein Fluss mit sich nimmt? 
Beobachten - das Außen und die Reaktion des eigenen Inneren auf das Außen.
Das eigene Innere anschauen ob es so wie es ist, dem Außen noch standhält - emotional und rein praktisch was die Gestaltung des Lebensalltags angeht, den Job, die Beziehungen. 
Das eigene Innere, die Persönlichkeit erforschen und die Erfahrungen der Vergangenheit, die Glauensmuster und Überzeugungen überprüfen ob sie stärkend oder schwächend sind.
Den ehrlichen Check machen, ob es da nicht vieles gibt, was nicht hilfreich ist um das Jetzt zu leben. Den Check machen, was in uns repariert werden muss. 
Den Check machen, welche Ziele überprüft und erneuert werden müssen. 
Das eigene Lebenskonstrukt in Frage stellen.  
Eine Stärken-Schwächen-Analyse machen um die Potentzale zu erkennen. Zu den Potenzialen gehören auch die brach liegenden, noch ungenutzten Potenziale.
Zu den Schwächen gehört auch das, was aufgrund von überholten Überzeugungen und überkommenen Handlungsweisen schwächt.

Werte definieren. 
Bereitschaft entwickeln und ja sagen zu dem, was notwendig und sinnvoll ist. 
Danah handeln.
Tag für Tag, Schritt für Schritt.
Geduldig.
Ein Modell finden, das jetzt trägt, von Innen heraus. Ein Modell, das stabil ist, inmitten all der Instabilität. Uns unsere Kernkompetenzen bewusst machen und auf sie aufbauen.
Ein langer schmerzhafter Prozess, der uns allen jetzt nicht erspart bleibt.
Die Dinge haben sich verändert. Wir müssen uns verändern. Jetzt.








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