Dienstag, 31. Januar 2012

carpe diem

werde, der du bist. dieser satz von nietzsche ging anna seit wochen nicht aus dem kopf.das setzte vorraus, dass sie wusste wer sie war. das verlangte sicherheit ob ihrer selbst, tief drinnen, ein tiefes inneres wissen um ihr sein, setzte das vorraus.

einmal, es war lange her, fast zwanzig jahre, da hatte sie dieses gefühl gehabt, zu wissen wer sie war. ihr leben war gut gewesen. sie hatte erfolg im beruf, den sie liebte, ein gesundes fröhliches kind, ein schönes zuhause und ihre leidenschaft das malen. alles war leicht. das schwere ließ sich auf der woge der sicherheit leicht mitbewegen. das schwere, die leise melancholie, die sie schon immer umfing wie ein zarter grauer schleier. angesehen hatte man es ihr nicht, sie war eine strahlende erscheinung gewesen, immer lächelnd, immer funktionierend wie ihr leben.

damals, sie erinnerte sich an diesem grauen morgen, an dem sie an ihrem schreibtisch saß wie jeden morgen um ihre ersten gedanken nach dem aufwachen in ihr tagebuch zu schreiben, damals hatte es diesen moment gegeben wo sie dachte: jetzt könnte ich sterben, ich habe gelebt.

sie hatte diesen gedanken mit sich herumgetragen wie diesen gegenwärtigen über das werden, der sie war. und weil er so groß in ihr gewesen war hatte sie ihn aussprechen müssen. sie hatte ihn ausgesprochen und es allen gesagt, die es hören wollten oder nicht: jetzt könnte ich sterben, ich habe gelebt.


anna lächelte. wie hochmütig sie doch gewesen war, wie sehr von sich selbst und dem funktionieren ihres lebens beeindruckt. so beeindruckt, dass sie nicht einmal darüber nachgedacht hatte, was ihre kleine tochter bei dem gedanken der mutter, die ihre bereitwilligkeit zu sterben vor sich selbst ernst nahm, gefühlt hätte. hochmut, eine todsünde, ein laster, das keinem gut anstand, dachte anna. sie schüttelte den kopf und nahm einen schluck kaffee aus der großen blauen tasse. sie drehte die tasse in ihren schmalen händen, deren haut dünn geworden war. carpe diem, nutze den tag, stand da in einer altmodischen schnörkeligen schrift.

anna lächelte. hatte sie das getan, damals, hatte das den ausschlag gegeben für dieses
ich kann jetzt sterben, ich habe gelebt. war es das gewesen, ihre fähigkeit den tag zu nutzen, ohne einen gedanken an das gestern, das morgen? sie hatte es vergessen. anna neigte dazu zu vergessen, was sie vergessen wollte.

carpe diem und werde, der du bist. zwei gedanken, die in ihrem kopf tanzten, deren schritte ihr verstand zu folgen suchte und es nicht vermochte. das herz, dachte anna, das herz will da nicht mit, warum auch immer.

ich brauche ruhe, dachte sie und wusste wie schwer es war die ruhe zu finden, die sie so sehr brauchte. sie musste leben, man hatte sie nicht sterben lassen damals. leben bedeutete, sie musste raus ins leben, raus um dinge zu tun, die sie leben ließen, geld verdienen.

damals hatte sie viel geld gehabt, es floß ohne dass es sie große anstrengung kostete. du bist ein sonntagskind, hatte die mutter zu ihr gesagt, mit einem neidischen gesicht, so als sei es eine laune der natur, die an ihr selbst vorbeigegangen war und kein verdienst, den sie ihrer tocher zuschrieb. anna, das sonntagskind, dem das glück in den schoß fiel wie dem sterntalermädchen im märchen die goldenen taler.

dann hatte es aufgehört das sonntagskindgoldenetalerleben. mit einem schlag hatte es aufgehört, so unvermittelt, dass anna es erst nicht fassen konnte und alles war anders geworden. so anders, wie es anders nicht hätte kommen können. das andere kam nicht schleichend, es kam schlag auf schlag. kaum, dass sie versuchte sich von einem schlag zu erholen, hieb der nächste auf sie ein.

anna stellte die tasse auf die scheibtischunterlage. carpe diem. auch diese tage hatte sie genutzt, wenn überleben nutzen ist, dann hatte sie sie genutzt. in all diesen tagen, die da gewesen waren, in den schweren langen jahren, die den guten langen jahren gefolgt waren, hatte sie nie mehr an das gedacht, was sie einst gesagt hatte, diesen satz vom sterben. sie hatte ihn vergessen im kämpfen ums überleben.

der carpe diem gedanke legte sich zu dem werde, der du bist gedanken. anna fragte sich, was beide gedanken miteinander zu tun hatten. sie fragte sich: was, wenn sie damals wirklich gestorben wäre? wäre sie als die gestorben, die sie war? eine hochmütige, leicht melancholische frau und mutter, der das leben goldene taler beschert hatte? das leben hatte das nicht für sie gewollt, oder gott oder das universum. das leben hatte ihr etwas anderes gezeigt, sie auf einen anderen weg geführt. ich bin gestorben, schoß es ihr in den kopf, mitten im leben gestorben.

in diesem sterben war sie eine andere geworden. sie hatte die andere seite der taler gesehen, sie hatte gekämpft für das leben, das sie damals so leichtfertig hatte wegwerfen wollen, gekämpft für das leben ihrer tochter, das genauso schwer geworden war wie ihr eigenes. sie hatten es überlebt das schwere. und das schwere hatte sie verändert, anna und ihre tochter.


werde, der du bist, dachte anna und sie wusste, wer sie auch war. sie wusste, dass sie die, die sie war mit allem was sie ausmachte war, jetzt in diesem moment in der zeit und sie wusste, dass sie die, die sie jetzt auch war, auch bleiben würde und sie wusste, dass sie, wenn das leben, oder gott, oder das universum es vorhatten, wieder auch eine andere werden würde, so lange sie lebte.

anna schloß ihr tagebuch und während sie es tat, langsam, fast wie eine rituelle handlung, war da nur noch ein gedanke in ihrem kopf: carpe diem.


Samstag, 28. Januar 2012

Gedankensplitter 33

jede überzeugung ist ein akt der selbstversicherung
überzeugungen sind starr
das starre ist ein gegen das leben gerichtetes sich nicht bewegen
in der starre bleibt der mensch im ist zustand

bewahren des ist zustands ist ein festhalten am gewohnten
verweigerung aus angst vor der veränderung

veränderung ist das einzig sichere im leben
ist werden, entwickeln und vergehen

die einzige starre der der mensch nicht entkommt ist die des todes
wie viele lebendige tote nennen sich mensch?

Dienstag, 24. Januar 2012

Werde, der du bist oder vom Töten des Ego

Jedes Leben ist durch gewisse Umstände eingeengt, durch den Beruf, den Partner mit seinen Erwartungen, die Familie und ihre Belastungen, Finanzen und ähnliches mehr. Umstände beschneiden unsere Freiheit.

Was unsere Freiheit beschneidet verhindert unser inneres Wachstum.

Nun denken manche Menschen vor lauter Tun für das äußere Wachstum über das innere Wachsen nicht so viel nach. Sie haben keine Zeit, oder keine Ambitionen oder sind zu sehr beschäftigt mit dem Wollen des mehr als genug, das sie schon haben oder dem Suchen nach dem, was sie noch zu haben müssen, denken. Seltsam aber, dass Depressionen, Angst und Burnout Erkrankungen in unserer Gesellschaft boomen. Ich sage boomen, denn diese seelischen Krankheiten sind seit einiger Zeit auf vielen Hochglanzmagazinen die verkaufsfördernden Headlines.

Was ist das denn?

Aus Krankheiten machen wir Modewörter? Es lebt der ungesunde Trend, den wir setten. Das hat doch was. Wir lesen darüber und fühlen uns nicht mehr so falsch und so allein mit unserer wachsenden individuellen und kollektiven Pathologie und weil das jetzt öffentlich ist, denken wir, alles nicht so schlimm, haben ja viele und scheint "normal" zu sein und damit lebt es sich eine Weile wieder besser mit den Depris, den Ängsten und der Erschöpfung.

Bei manchen geht das gut. Bei anderen nicht. Die verdrängen so lange was weh tut, bis es richtig weh tut, bis sie zusammenbrechen um dann endlich die Auszeit nehmen zu dürfen, die ihre Seele "verdient" hat.

Es muss zusammenbrechen, es muss so weit kommen bis nichts mehr geht. Und dann kriecht er nach oben, nach dem Zusammenbruch, der Gedanke an das innere Wachstum. Seltsames Wesen der Mensch, ein Wesen, das dem Krug gleicht, den man zum Brunnen trägt, bis er bricht. Sind wir so hohl?

Wenn der Krug zerbrochen ist, ist guter Rat teuer. Dann beginnt die Suche nach Heilmittelchen, die den zerbrochenen Krug Seele wieder kitten sollen, anstatt die Suche nach uns selbst zu beginnen, denn das könnte unter Umständen doch genau das sein, was uns der Zusammenbruch fühlen lassen will. Da meldet sich unsere Seele, die heil sein will, werden will. Keine Zeit! Gott sei Dank gibt es doch wunderbare Pillen, die uns ganz schnell wieder befreien von unseren Seelenschmerzen und Ausfällen und die werden fleißig geschluckt, damit wir wieder fleißig sein können, dürfen - wollen? Übrigens, Gott hat die nicht erfunden, dem fiele etwas Besseres ein, wenn wir ihn lassen würden, aber wir lassen ihn nicht, denn wir haben ihn ausgeschlossen aus unserem Leben, weil er altmodisch geworden ist und eben kein Trendsetter.

Pillen einwerfen, der Seele suggerieren, es geht wieder, denn wir wollen, dass es weiter geht. Alle wollen wir das.

Aber wollen wir wirklich oder glauben wir wollen zu müssen wegen der Umstände, dem Partner, der Arbeit, der Familie? Wahr ist - wir haben uns unser Leben so eingerichtet, dass ein Loslassen einen Kraftakt bedeuten würde, der unser Lebensgerüst zerschmettern würde. Wir haben uns ein Gefängnis gebaut, das so ausbruchsicher ist wie einst Alcatraz.

Das ist eine Wahrheit an der alle Selbstbefreiung scheitert.

Aber was ist die andere Wahrheit?
Sie ist einfach und doch schwer zu leben. Sehr schwer, denn das eigene Leben lebt sich nicht allein, auch wenn manche Esoteriker oder Life Coaches uns das als leichte Übung verkaufen wollen. Es ist schwer, weil das Eigene immer ein Teil des Ganzen ist und damit ist es verbunden und determiniert vom Ganzen.

Die eigene Freiheit in ihrer Totalität zu leben ist eine Illusion. Die Freiheit beginnt zwar im Kopf, manifestiert sich aber im Zusammenspiel mit dem, was ausserhalb unserer Köpfe ist. Das nennt man Realität, also das, worauf sich das Kollektiv seit Menschengedenken geeinigt hat und das Kollektiv scheisst erst mal auf die individuelle Freiheit des Einzelnen, denn der ist in dieses Kollektiv untrennbar eingebunden und damit von ihm abhängig und umgekehrt. Er wird viel verlieren, wenn er die eigene Freiheit über die Grenzen des Ganzen erhebt, weil sie nämlich genau da aufhört - und da beginnt - bei der Freiheit der anderen. Ein Lösungsansatz ist - er wird Eremit und Selbstversorger im tiefen Wald oder in der Einöde irgendwo im Nirgendwo. Dann geht das mit der Freiheit. Aber wer macht das schon und wer mag das schon machen.

Also wie kommen wir aus aus dem Hamsterrad und zur Selbstbefreiung und Selbstwerdung?

Werde, der Du bist, das wusste schon Nietzsche und - er hat es auch nicht geschafft. Sein ganzes Leben war ein einziger Kampf gegen seine hämmernden Kopfschmerzen und seine schmerzenden, schlechten Augen. Es war eine Flucht und eine Suche, ein Wandern von einem Ort zum anderen, ein Kampf gegen seine innere Zerrissenheit, ein Leiden an seiner Einsamkeit in der Welt und ein Denken für die Welt, die er verändern wollte - für die Menschen und ihr Seelenheil, für die Liebe, die er selbst nicht leben konnte und all das andere Gute und das Glück, das er selbst nicht erreicht hat. Nietzsche war ein Mann der Worte, der erkennen musste, dass Worte zwar kraftvoll sind, denn ohne diese Kraft hätte er im eigenen Leben sicher nicht bestehen können, aber im Grunde sah er am Ende verbittert ein - dass Worte, ausser dass sie das Bewusstsein immens erweitern, am richtigen Leben nichts Wesentliches verändern wenn man nicht danch leben kann. Das Leben will nicht nur geschrieben, nicht nur gesprochen werden - es will gelebt werden. Auch Sigmund Freud, der sich in die Psyche des Menschen eingrub um die menschliche Struktur zu erklären und zu verstehen um so die Seele zu heilen, hat sich ein Leben lang den Mund fusselig geredet, Patient für Patient, Vorlesung für Vorlesung, um am Zungenkrebs zu verenden.

Tja, was also erwarten wir von uns, wir, die wir nicht so klug sind wie diese beiden klugen Geister und wir selbst sein wollen?

Wir erwarten zu viel. Wir fordern zu viel, wir fordern das Unmögliche von uns selbst.
Immer und immerzu. In guten und in schlechten Zeiten. In gesunden und in kranken Zeiten.

Und was ist es in uns, was das fordert?

Ein sich selbst als glücklich Bezeichnender, dem ich kürzlich zu fällig begegnete, sagte zu mir: das ist das Ego, das das fordert. Das Ich, das aufgeblasene überhöhte Selbst, das ist es, das will und er sagte zu mir, dass nur der glücklich wird, der sein Ego tötet. Und einen Moment lang, nein, ein paar Tage lang, dachte ich - da ist was dran. Ich habe nachgedacht wie ich mein Ego töten kann, damit ich endlich glücklich sein kann. Dazu musste ich mein Ego und das, was es will, erst einmal suchen gehen. Ich habe in mich hineingesehen, hinter meine Maske geschaut, die ich mit mir herumtrage, die ich mir als Schutz zugelegt habe um in dieser Welt nicht noch mehr verletzt zu werden als ich es schon bin. Und hinter der Maske habe ich die Teile in mir gesehen, die dieses Ego nähren. Ich habe meine Angst gesehen, die viele Namen hat, die meine innere Zerrissenheit füttert und mir das Leben schwer macht und mich klein. Ich habe meine Eitelkeit gesehen, die mich von den Menschen manchmal trennt, ich habe meine Wut gesehen, die ich nicht rauslasse, sondern in mich hineinfresse und bin erschrocken. Erst mal. Und dann kamen eine gefühlte kleine Depression und eine gefühlte große Erschöpfung zum Vorschein. Oh ja, ich bin voll im Trend der Zeit, habe ich gedacht und es über das Denken hinaus so richtig gefühlt. Und in diesem Moment wo ich fühlte und zu denken aufhörte, fiel etwas von mir ab und es fühlte sich auf einmal leichter an in mir.

Plötzlich hatte ich wieder Kraft. Ich begann an einem einzigen Tag so viel zu bewegen und zu verändern wie monatelang zuvor nicht. Und jetzt ist mir klar: Ja, das ist das Ego, das will, das mich von mir selbst trennt und von den anderen und mir meine Lebensenergie raubt.

Aber ich habe es nicht getötet, ich habe es angeschaut und langsam erkannt. Ich bin zu dem Schluss gekommen, ich will nicht töten was zu mir gehört, denn das bin auch ich, denn ich bin die Summe all meiner Teile, und wenn ich einen Teil von mir töte, töte ich das Ganze, also mich und nicht nur mein Ego. Und mein Gefühl sagt mir, das ist richtig so.

Jetzt bin ich an der Stelle meiner Wahrheit angelangt, die mich den Weg weiter gehen lässt mit dem tiefen inneren Wissen, dass ich nicht mehr von mir fordere als mir gut tut und was ich auch leisten kann für mich und andere und was ich nicht mehr leisten will und nicht mehr sein will, für mich und andere. Da beginnt er, der Weg zur inneren Freiheit und zum innerem Wachstum, der Weg hin zu dem, der ich bin. Der erste Schritt ist, mich selbst zu erkennen und mich anzunehmen mit meinem Ego, mit meinem Unvollkommensein, meiner Angst und meiner Zerissenheit. Der zweite Schritt ist - zu mir selbst zu stehen und es auszusprechen, vor mir selbst und den anderen, denn sie sind ein Teil meiner Realität. Das ist das Ende der Überforderung und ein neuer Anfang. Es ist gut, ich darf sein - mit allem was ich bin und noch werde.

Ach, eins noch: falls der Glückliche, der mich auf mein Ego aufmerksam machte, das liest: Danke!




Donnerstag, 19. Januar 2012

WIR HABEN DIE WAHL

Ich habe vor nicht allzu langer Zeit ein Kind beobachtet, wie es, in sich selbst versunken und voller Hingabe im Sandkasten sitzt und Kuchen backt, glücklich lächelnd als sie enstehen. Es reiht sie auf, einen nach dem anderen, am Rand des Sandkastens. Und dann, unvermittelt, klatscht es mit seinen kleinen Händen auf die schönen Sandkuchen und zerstört sie. Es weint, kann nicht fassen, was es da getan hatte. Es hat es selbst getan und es ist verstört über seine Fähigkeit zerstören zu können.




So ist es mit uns Menschen, ob klein oder groß. Der Mensch baut auf und er zerstört. Das war zu allen Zeiten so. So sind wir Menschen angelegt. Und manchmal zerstören wir genau das, was wir lieben, unbewusst, ohne es zu wollen, weil wir nicht achtsam sind. Dann sind wir genauso erschrocken wie das Kind, wenn es seine kaputten Sandkuchen sieht. Wir fühlen uns machtlos.



Aber wir sind auch so angelegt, dass wir uns das Unbewusste bewusst machen können, denn wir haben einen Verstand. Wir besitzen die Fähigkeit inne zu halten, hinzuschauen, zu fühlen, zu denken und zu entscheiden.



Wir haben die Wahl. Unabhängig vom großen Plan, haben wir in unserem Leben die Möglichkeit zu wählen, auch wenn sich am Plan vielleicht dadurch nicht viel ändert. Das Entscheidende ist der Versuch, der Wille zu kämpfen und sich nicht wehrlos einem Schicksal unterzuordnen, von dem wir glauben - so ist es für uns bestimmt.



Vielleicht ist es ja gerade der Plan, dass wir lernen, aus all den schicksalshaften Geschehnissen, aus den Zerstörungen, die wir unbewusst anrichten, dass wir gerade dadurch aufgefordert sind unser Schicksal zu wandeln.



Ein Mensch bei dem alles glatt läuft, dessen Leben ohne dramatische Höhen und Tiefen verläuft, wird sein Schicksal nicht wandeln wollen. Er lebt im Einverständnis mit dem Plan, den das Universum für ihn bestimmt hat.



Jeder aber, dem das Universum Schweres auferlegt, jeder, den es Leid erfahren lässt, hat vielleicht genau die Bestimmung dieses Leid zu wandeln. Wenn er nicht dagegen ankämpft, verliert die Weltenseele das Interesse.



Wir haben immer die Wahl. Ob wir unser Schicksal annehmen und daran zerbrechen oder ob wir das, was uns gegeben ist anschauen und sehen, was wir daraus machen können. Wir haben als Erwachsene die Wahl, ob wir zerstören oder aufbauen. Wenn wir glauben keine Wahl zu haben fühlen wir uns hilflos und den Mächten ausgeliefert, wie das Kind im Sandkasten. Und sind es dann auch.



Was können wir tun um in den Zustand zu gelangen, die Möglichkeit der Wahl zu haben? Wir können uns die Struktur der Umstände anzuschauen, die zu dem Zustand der Machtlosigkeit geführt haben. Und vielleicht stellen wir dann fest, dass ähnliche, sich wiederholende Handlungsweisen und Verhaltensmuster zu diesem Zustand führten.



Wir können uns fragen: Welche Haltung, welche Gedanken, welche Gefühle führten uns zu Handlungen, die zu unglücklichen, destruktiven, scheinbar aussichtslosen Situationen in unserem Leben geführt haben? Wo liegt die Gemeinsamkeit?



Vieles was wir tun entsteht aus der Verstrickung in und von Beziehungen.



Die Beziehungen zu anderen, aber vor allem die Beziehung, die wir zu uns selbst haben, sind mit verantwortlich für das, was uns im Leben begegnet.



Um die Beziehung zu anderen zu verstehen, ist es sinnvoll zunächst die Beziehung, die wir zu uns selbst haben zu klären. Sich Fragen zu stellen wie: Was denke ich über mich selbst? Was fühle ich über mich selbst? Welche Bedürfnisse habe ich? Welche von diesen Bedürfnisse lebe ich? Welche Bedürfnisse lebe ich nicht? Was macht mich glücklich? Was will ich in diesem Leben erreichen? Wer will ich sein? Was ist mein übergeordnetes Ziel? Und - bin ich achtsam, mir selbst und anderen gegenüber?



Viele von uns stellen sich hin und wieder eine oder sogar mehrere dieser Fragen.

Kurz und flüchtig berühren sie unseren Verstand, ohne in unseren Gedanken hängen zu bleiben. Wir sind die meiste Zeit damit beschäftigt zu funktionieren und den Erwartungen unseres Alltags gerecht zu werden. Ob der Alltag uns gerecht wird, darüber denken wir selten nach. Wir glauben dazu ist keine Zeit. Und weil wir das glauben ist es so. Keine Zeit haben ist eine Ausrede. Wir haben viel mehr Zeit als wir glauben. Es ist unglaublich, wie viel Zeit wir verschwenden für nutzlose Dinge, sinnlose Beziehungen, die wir leben, Umstände die wir aufrecht halten, Sachen, die wir tun weil wir sie zu tun gewöhnt sind. Wir sind zu beschäftigt mit dem Anhäufen von Dingen und dem Sichern und Festhalten der Dinge die uns wichtig erscheinen und es bei genauer Betrachtung nicht sind.



Der wahre Grund warum wir uns auf solche Fragen nicht einlassen ist Angst.

Denn sobald wir uns Fragen stellen, droht unser Funktionieren ins Wanken zu geraten. Der scheinbar sichere Boden, die Basis auf der wir uns bewegen, beginnt mit dem Stellen solcher Fragen bedenklich zu schwanken. Wir geraten in Gefahr den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die Grundfesten auf die unser Leben gebaut ist, geraten in Gefahr einzustürzen. Warum also sollten wir so ein Szenario in unsere Köpfe lassen? Verunsichert und ängstlich schütteln wir diese Gedanken dann ab und machen weiter, as usual. Glücklich und zufrieden sind wir zwar nicht, aber es läuft doch einigermaßen.



Es läuft, schon das sollte uns zu denken geben – ES läuft – nicht WIR laufen. Es macht mit uns und nicht wir machen mit ihm. Ich meine das Leben.



Es gibt Menschen, die sich ihr in ihrem Leben so eingerichtet haben, dass sie das größte Maß an Zufriedenheit besitzen. Zufriedenheit entsteht dann, wenn sich die Realität mit unseren Vorstellungen deckt. Zufriedenheit fühlen wir wenn wir gesund sind, wenn wir erfolgreich sind, uns nicht unter Druck fühlen, keine schmerzlichen Sehnsüchte verspüren, die uns immer wieder einholen.



Die Meisten von uns aber haben Wünsche. Immer neue oder immer den gleichen alten Wunsch, der unerfüllbar gbelieben ist. Wünsche deuten immer auf einen Mangel hin. Auf etwas, was wir nicht haben. Wünsche sind der Ausdruck von Mangel. Und weil der Mangel schmerzt wünschen wir dann, schicken den Wunsch ins Universum und warten, ob er sich nicht doch erfüllt, endlich.



Aber das Universum erfüllt keine Wünsche. Denn Wünsche sind Doppelbotschaften. Doppelbotschaften sind verwirrend. Das Universum versteht keine Doppelbotschaften, aber es versteht klare Überzeugungen. Nicht durch das Wünschen tritt das Ersehnte ein, sondern durch den festen Glauben daran, dass der Wunsch seine Berechtigung hat. Das, was wir tief in uns glauben, wovon wir unbewusst überzeugt sind, ist zumeist das, was wir erleben. Wenn wir glauben, dass wir etwas verdient haben geschieht es. Wenn wir glauben etwas nicht verdient zu haben, bekommen wir es nicht, oder wir verlieren es nach kurzer Zeit wieder.



Glaube ist die Verfestigung unserer Gedanken.

Cogito ergo sum – ich denke, also bin ich.

Drehen wir es mal so: ich bin, was ich denke.

Viele von uns denken: Ich bin was ich denke, aber tief drinnen spüren sie - ich bin nicht was ich denke zu sein.



Entscheidend ist das Denken, das keinen Zweifel in sich trägt. Das was hinter dem Wollen ist, die Überzeugung im tiefsten Inneren unseres Herzens, das Gefühl. Auf das Gefühlte kommt es an.



Wenn wir denken, wir wollen ein guter Mensch sein, so denken wir – wir wollen es sein – was soviel heißt wie - ich will es sein, ich bin es aber nicht, sonst würde ich es ja nicht sein wollen.



Etwas wollen heißt: es nicht haben.



Also was ist die Überzeugung?

Die Überzeugung ist: ich bin kein guter Mensch.

Dann ist der wahre Gedanke der Zweifel.

Zweifel schafft keine Taten. Im Zweifel entsteht kein Erfolg.

Der Zweifel verhindert alles. Er blockiert uns. Verneinungen, negative Gedanken und Worte verfestigen negative Zustände.



Klarheit schafft Möglichkeiten und Glaube schafft Möglichkeiten.

Es geht um Klarheit um Eindeutigkeit und um Entscheidungen. Nicht um Wünschen und Wollen um etwas in die Realität umzusetzen.



Und genauso ist es mit der Zerstörung - oder ist es ein Zufall, dass wir oft genau das zerstören, was wir nicht zerstören wollen?

Dienstag, 17. Januar 2012

WOLLEN

all das gesagte der verletzungen, die sie sich zugefügt haben, ungewollt. verletzung des eigenen weitergegeben, weil im eigenen unverstanden geblieben. an den erwartungen scheitern wir, an denen, die wir an andere stellen. gut gemeintes, gemeint im glauben dem anderen gut zu tun. den anderen sein lassen fällt schwer. warum das so ist, sie weiß es nicht. und immer der versuch zu verstehen.

aber das verstehen nützt nichts, wenn es nicht zum eigenen passt. das weiß sie sicher. die kluft zwischen ich und du ist das fremde im anderen. das fremde bleibt fremd, trennt uns vom anderen. immer ist das so. kompromisse sind kein dauerhafter kitt. er weicht auf, sobald die gegensätze sichtbarer werden mit der zeit.

letzlich scheitern wir am unvereinbaren in uns selbst.

schon das eigene widerstrebt dem eigenen. immer ist es das eine, das dem anderen widerstrebt und dem anderen fremden. wünsche legen sich nicht in wünsche wie die blätter einer blume, selbstverständlich und füreinander geschaffen.

ist niemand für den anderen geschaffen. alles arrangements, mehr oder weniger funktionsfähig?

will ich mich arrangieren, fragt sich sich und weiß, was sie will und dass, wenn da zwei sind die wollen, das eine wollen das andere wollen nicht einschließen kann, weil gleiches wollen unmöglich ist. was wir für den anderen wollen, wollen wir doch nur für uns, geben ihm den namen des anderen, aus falschem glauben heraus. wollen das gute tun, aber das gute ist relativ und gut gemeintes ungutes, wenn nicht für uns selbst gemeint.

am zu vielen wollen für den anderen zerbricht der andere. setzt sich zur wehr eine weile, dann wehrloses aufgeben und zu sich selbst zurück.

wir wissen woran wir scheitern. wissen nicht, wie es aufhalten, weil das wollen gößer ist als die achtsamkeit.

grenzgänger, grenzüberschreitend eindringend in das fremde land des anderen, im wollen sich zu verbinden. sinnloses sehnen eins zu werden, ganz zu sein mit dem anderen, durch den anderen. ein untauglicher versuch etwas zu einem zu machen was zwei ist und immer zwei bleibt.

das ganze bist du selbst. du, in all den teilen, die splittern gleichen, bist du ganz. sie weiß es. es nützt nichts.

wir scheitern an grenzverletzungen. aus grenzverletzungen entstehen alle verletzungen. achtsamkeit, uns achtsam sein lassen, den anderen achtungsvoll sein lassen, nichts wollen. so ist der mensch nicht gemacht. es ist die einsamkeit in ihm selbst, an der er leidet.


das erkennen der unteilbarkeit des innersten und die nichtakzeptanz, dass es so ist und niemals anders sein kann. schmerzhafte einsicht. wir wollen schmerz vermeiden, eigenen schmerz, der nur wieder neuen schmerz schafft. es ist der widerstand gegen das eigene schmerzende, der den schmerz vergrößert in uns selbst. dann, ungewollt weitergegeben, schafft er schmerz im anderen.

unser wollen passt nicht für den anderen, wenn es nicht seins ist. mein und dein, das meine und das deine sind zwei, die sich vermischen, ein neues schaffen, das eine und das andere andere verwässern. da ist ein sich treu bleiben ein schweres.

nein, wir wollen uns nicht verletzen und doch tun wir es.


Montag, 16. Januar 2012

für dich


begreifen was für dich fassbar ist
verstehen was für dich zu verstehen ist
tun was für dich zu tun möglich ist

aufstehen wenn du gefallen bist
neu anfangen wo für dich ein ende ist

erinnern was für dich wertvoll ist
arbeiten für das was für dich sinnvoll ist

verabschieden was für dich vergangen ist
bewahren was für dich gut ist

besinnen auf das was für dich wichtig ist
lieben was für dich liebenswert ist

nutzen was in dir angelegt ist
an nichts glauben was für dich nicht wahrhaftig ist

verteidigen was für dich schützenwert ist
verbinden was für dich zusammgehörig ist

annehmen was für dich glaubhaft ist
ablenen was für dich unerträglich ist

suchen was für dich zu finden ist
verschenken was für dich liebe ist

leben was für dich lebenswert ist

für dich


Sonntag, 15. Januar 2012

Unsere K I N D E R




was unsere kinder lernen ist das, was wir ihnen vorleben. 
was unsere kinder sehen ist das, was wir ihnen zeigen. 
was unsere kinder anzweifeln ist das, was wir glauben. 
was unsere kinder achten ist das, was wir verachten. 
was unsere kinder schmerzt ist das, was wir verdrängen. 
was unsere kinder symptomatiseren ist das, was an uns krank ist. 
was unsere kinder ohnmächtig macht ist unsere wut. 
was unsere kinder einsam macht ist unsere selbstzentriertheit. 
was unsere kinder klein macht ist unsere selbstsucht. 
was unsere kinder zerreisst ist das, was wir ihnen wegreissen. 
was unsere kinder ausleben ist das, was wir verdrängen. 
was unsere kinder ersehnen ist das, was wir ihnen nicht geben. 
was unsere kinder süchtig macht ist unsere leere.

was unsere kinder unzufrieden macht ist unsere gier.


was unsere kinder traurig macht ist unsere freudlosigkeit.

was unsere kinder zappelig macht sind unsere erwartungen.

was unser kinder bockig macht ist unsere eile.

was unsere kinder lähmt ist unsere schnelllebigkeit.

was unsere kinder aggressiv macht ist unsere kälte.

was unsere kinder rebellisch macht ist unser druck.

was unsere kinder aufstehen lässt ist unser mangelndes rückgrat.

was unsere kinder fallen lässt ist unsere lieblosigkeit.

was unsere kinder still macht ist unser eifer.
 

was unsere kinder haltos macht sind unsere lebenslügen. 
was unsere kinder verbrennt ist unsere gleichgültigkeit. 
was unsere kinder von uns entfremdet ist unsere unwahrhaftigkeit. 
was unsere kinder erfüllen sind unsere phrophezeihungen. 
was unsere kinder machtlos macht ist unsere ignoranz. 
was unser kinder sehend macht ist unsere blindheit. 
was unsere kinder gefühllos macht ist unser mangel an empathie. 
was unsere kinder zerstört ist die welt die wir zerstören.

was unsere kinder nicht sein wollen ist das, was wir sind ...

Samstag, 14. Januar 2012

A N G E K O M M E N

wie ein blitz aus heiterem himmel überfiel es ihn, ein gefühl als drücke man ihm den hals zu. das herz raste, klopfte im zugedrückten hals, als wolle es herausspringen aus ihm, der schweiß brach ihm aus, floß in heißen strömen über sein gesicht.

er begriff es nicht, wusste nicht, was mit ihm geschah, er hatte keine kontrolle darüber. er versuchte es mit atmen, langsam ein und ausatmen. die klammer um seinen hals zog sich enger zu. er hatte angst zu ersticken.

ich will das nicht, dachte er, versuchte zu schreien, aber seine stimme gehorchte ihm nicht. er geriet in panik, riss sich das hemd vom leib und das fenster auf. die nachtluft war eiskalt. es wurde nicht besser. ich sterbe dachte er und, ich will nicht sterben. sein wollen nützte ihm nichts, das gefühl hatte ihn im griff. er hielt sich das herz, dann den hals, legte seine zitternden hände darauf, abwechselnd. es veränderte sich nichts. ein herzinfarkt, dachte er, ich habe einen herzinfarkt. er griff zum telefon, wählte den notruf, mit schwacher stimme presste er es heraus: hilfe, ich brauche hilfe, ich sterbe.

am anderen ende eine stimme: wo sind sie? im selben moment war es vorbei.

er begriff es nicht, entschuldigte sich bei der stimme. es ist gut, sagte er. es ist wieder gut. es ist nicht mehr nötig, dass sie kommen. er legte den hörer auf. spürte nach. es war wirklich vorbei.

er klappte den laptop auf, gab die symptome ein, fand das wort - panikattacke. es war eine panikatattacke, sicher war es das. bei einem herzinfarkt wäre er jetzt tot. es zu wissen beruhigte ihn ein wenig.

er ging zum kühlschrank und griff sich eine dose bier. das zischen beim öffnen war vertraut, gab ihm eine kleine sicherheit zurück. lebenssicherheit. er lebte. er nahm einen schluck bier. die kühle flüssigkeit benetzte seinen trockenen hals. ein gutes gefühl gegen das ungut gefühlte, was da gewesen war. das wollte er nicht noch einmal erleben.

ich will leben, dachte er und dass es zu viel war, alles, zu viel. er packte das nicht mehr. er spürte es schon lange. immer wieder hatte er sich vorgenommen eine pause zu machen, nicht zu hetzen, sich nicht mehr anzutreiben, urlaub zu machen. ein urlaub, das war gut. ausspannen. handy aus. laptop zuhause lassen. ruhe.

es war eine warnung. eindeutig. langsam alter, schließlich bist du fast fünfzig. die firma würde mal ohne ihn auskommen müssen. jeder war ersetzbar, auch er, auch wenn er glaubte, dass ohne ihn nichts ging. die firma, die nicht einmal seine war, dafür lebte er, als ob es seine wäre.

schwachsinn, dachte er und holte sich noch ein bier. in einem zug trank er die halbe dose aus. das kann so nicht weiter gehen, das macht mich kaputt. morgen werde ich mich krank melden, erst mal. auszeit, urlaub planen, irgendwo hin wo es ruhig ist, nicht so ein all inclusive schwachsinn. ist wieder nur stress. eine ruhige kleine ferienwohnung irgendwo in der türkei.

er sah das meer vor sich, blau, tief, leise rauschend. er atmete ruhig durch. atmen ist leben. hecheln tat er, jedes mal wenn er seine neunzig kilo die stufen zur firma nach oben schleppte, am morgen, auch an den wochendenden, weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun können.

nach oben hatte er gewollt. er war angekommen, oben. oben ist die luft am dünnsten, schoß es ihm in den kopf und dass dünne luft das atmen schwer macht.

Freitag, 13. Januar 2012

F I N D E N

Wir saßen beim Thailänder.

Ich aß und er sah mir dabei zu. Ich habe keinen Hunger sagte er, als die Kellnerin die Bestellung aufnahm. Er entschied sich für ein Bier. Das war untypisch für ihn, er aß gern, auch wenn er keinen Hunger hatte.

Er war anders als sonst, in sich versunken, nicht so gesprächig wie sonst. Mein Essen kam. Ich aß und er sah mir dabei zu.

Mit dir ist doch was?, wagte ich einen Vorstoß. Nein, es ist alles gut, sagte er. Er sagte oft, dass alles gut sei und ich sagte jedesmal, dass nicht alles gut sei, aber besser als es gewesen war, bevor wir uns getroffen hatten. Diese Mals verkniff ich mir die Antwort. Er würde sie nicht hören, so sehr war er bei sich.

Ich nahm ein Stück Hühnerfleisch und eine grüne Bohne zwischen die Esstäbchen, schob beides in den Mund, kaute und wartete. Ich habe Geduld, ziemlich viel Geduld, wenn es sein muss, aber dieses Schweigen machte mich nervös. Er liebt mich nicht mehr, dachte ich, oder er weiß nicht, ob er mich noch liebt und hoffte, dass ich mich täuschte, in beiden Fällen.

Ich hatte fast alles aufgegessen. Er saß noch immer schweigend da. Ich mochte das gemeinsame Schweigen, weil ich Schweigen überhaupt gern mag, weil es Raum schafft für meine Gedanken, die ständig frei flottieren, bis ich sie fassen kann und dann schreibe ich das Erfasste in das Notizbuch, das ich immer bei mir trage. Dieses Schweigen war anders, es hatte etwas Beklemmendes.

Liebst du mich noch? rutschte es mir heraus. Verdammt, das passierte mir, die sich immer beklagte, wenn er das sagte, zu oft für meinen Geschmack, aber wenn er es nicht sagte, war es mir auch nicht recht, es fehlte mir irgendwie. Ich hatte mich daran gewöhnt wie an sein Gesicht. Er lachte kurz, ja, ich liebe dich noch.

Worüber denkst du nach? fragte ich ihn erleichtert.

Es hat nichts mit dir zu tun. Er nahm meine Hand in die seine. Ich habe irgendwann die falsche Wegkreuzung genommen, sagte er in seiner geräuschlosen Art zu sprechen. Ich sah ihn erstaunt an, wann war das?

Wann genau das war, weiß ich nicht. Ich krame in meiner Erinnerung und finde den Moment nicht, wo ich mich verloren habe. So fühlt es sich an, wie etwas Verlorenes, das man einmal wie selbstverständlich besaß und dann ist es weg und du weißt gar nicht mehr was es eigentlich war. Ich kann es nicht genau fassen. Ich würde sagen, ich suche ohne zu wissen, was genau ich suche.

Wie willst du es dann finden, wenn du nicht weißt was du suchst?

Es ist seltsam, sagte er, aber ich habe das Gefühl, es findet mich.


Donnerstag, 12. Januar 2012

Gedankensplitter 32


meine seele liebt illusionen.
sie hat kein interesse an den kategorien von realität.
meine seele hat ihre eigene wahrheit.
für sie ist wahr, was wirkt.

Samstag, 7. Januar 2012

DIE PLICHT

die bücher stapelten sich auf dem schreibtisch.

bgb, hgb, strafgesetzbuch. gebundene papiertürme, vollgepackt mit informationen. das musste alles in seinen kopf hinein. er hasste paragraphen, hasste gesetze. messbare größen, starres von menschen ausgedachtes um recht und ordnung festzuschrauben, unbeugsames in worten fixiertes, ein sammelsurium von unveränderbarkeiten, das keinen spielraum ließ, seine gedanken einpferchte in den käfig purer akzeptanz.

es ist wie es ist, dachte er, sich selbst besänftigend, das gefühl von wut eindämmend, dass sich ausbreitete, wenn er sich dem lernstoff zuwendete, widerwillig auch dieses mal.

er zündete sich eine zigarette an. ein weiterer aufschub, eine kleine flucht, die ihm das miese gefühl gab es nie zu schaffen. wegschieben ist keine lösung, dachte er, wissend dass das nicht sein gedachtes war, sondern das des vaters. wegschieben war, was er am besten konnte. die erinnerung wegzuschieben gelang ihm nicht. die breitete sich aus, immer dann, wenn er in die pflicht genommen war.

er hatte sich entschieden, auf anraten des vaters, jura zu studieren. da hast du immer arbeit, die menschen begehen verbrechen, die sterben nicht aus die verbrecher, hatte der vater gesagt und karl hatte einsicht gezeigt. er wusste sowieso nicht was er wollte. er hatte es nie gewusst. ob er überhaupt jemals etwas gewollt hatte, wirklich gewollt hatte, hatte er vergessen. es sind nur noch zwei semester, beschwichtigte er seinen widerwillen, dann wars das. was das dann war, war ihm nicht klar, aber das war im moment nicht wichtig, wichtig war, dass er endlich fertig wurde mit dem studium. der vater wartete.

erst die pflicht und dann das vergnügen. die worte des vaters klangen ihm in den ohren, hämmerten von innen gegen sein trommelfell, gingen in ein summendes vibrieren über. wie ein tinitus, unheilbar, dachte er, dagegen gibt es keine medizin.

er achtete darauf, dass er seine pflicht tat. der vater konnte ihm nichts vorwerfen, wusste nichts von dem sträuben, das ihn quälte. die pflicht, er hatte nie etwas anderes getan, als sie zu erfüllen. während seine kommolitonen am abend beim bier saßen, saß karl am schreibtisch. vergnügen muss man sich verdienen, vibrierte es weiter, mittlerweile im ganzen kopf. karl hielt sich die ohren zu. das vibrieren interessierte das nicht, mit gewalt drückte es sich von innen nach aussen. es tat weh.

alles hat seinen preis, im leben kriegst du nichts geschenkt, auch das hatte der vater ihm eingehämmert. karl drückte die aufgerauchte zigarette in den überquellenden aschenbecher, griff nach der zigarettenpackung, zog eine weitere kippe herraus und zündete sie an.

am anfang hatten sie ihn noch gefragt, ob er mitkäme auf ein bierchen oder ins kino. die pflicht ruft, hatte er sie abgewiesen, immer wieder. irgendwann fragten sie nicht mehr. er hatte längst vergessen wie sich der ton seiner haustürklingel anhörte. das schnappende geräusch, das die tür machte, wenn sie ins schloß fiel, wenn er am späten nachmittag von der uni nach hause kam, war ihm vertraut. das klang wie - klappe zu, affe tot.

er musste lachen, das bild schien ihm gelungen. witzig, irrwitzig, dachte er, und dass irre werden die einzige chance war der pflicht zu entkommen, die der vater, ausser einer unheilbaren krankheit oder seinem frühzeitigen ableben, als ausrede akzeptieren würde. er lachte wieder. das lachen klang bitter, prallte dumpf gegen die bücherwand, die immer näher rückte. karl öffnete den hemdkragen, lockerte die krawatte, die ihm den adamsapfel zudrückte. er bekam trotzdem kaum luft. mit einem ruck stand er auf und riss das fenster auf. der vorhang rutschte von der schiene, fiel in sich zusammen und landete auf den braunen teppichboden. er bückte sich, hob ihn auf und warf ihn in den wäschekorb im badezimmer. das kalte licht der neonröhre knallte ihm ins gesicht wie eine ohrfeige. wenn du nichts spurst setzt es was, flüsterte die erinnerung. karl schüttelte den kopf um sie abzuschütteln. sein blick verhakte sich im spiegel. was er sah gefiel ihm nicht. er ähnelte dem vater immer mehr. er war schmal geworden, seine haut hatte einen gelblichen ton angenommen. zu wenig sauerstoff, dachte er, und dass er doch mal rausgehen sollte. seine lippen formten lautlos das wort stubenhocker.

er ging zum schreibtisch zurück. am vorhanglosen fenster blieb er stehen. draussen schien eine milde abendsonne, der lärm der strasse drang ins zimmer. die anderen saßen jetzt sicher im biergarten, genossen die wärme des sommerabends und hatten ihren spaß. erst die pflicht, dann das vergnügen, meldete sich das vibrieren in seinen ohren zurück. es wurde lauter, als er den schlüssel aus dem schloß zog, die tür aufriss, sie mit wucht zuschlug und die treppe hinunter rannte.

vor der haustür klatschte ihm der erste dicke regentrogen ins gesicht. morgen, dachte karl, drehte sich auf dem absatz um und ging nach oben.

Freitag, 6. Januar 2012

Erwartungen

da sind so viel löcher in mir und all diese löcher sind die quelle meines brauchens.

er strich mit der hand eine strähne seines langen grauen haares aus der stirn. er war fahrig, nervös auf eine art, die trotzdem seltsam ruhig wirkte. ich habe sie gebraucht, sagte er. mehr als sie mich. der zauber der verliebteit lässt uns glauben unsere angst vor der einsamkeit, das bedürfnis nach sicherheit, unser angewiesensein auf anerkennung zu überwinden. aber das ist eine illusion. der zauber ist, wie der rausch einer droge, flüchtig. am ende der verliebtheit sehen wir die löcher, die wir mit dem verliebtsein gefüllt haben und sie sind schwärzer und tiefer als zuvor. das einzige was uns helfen kann sie zu füllen, ist die überwindung des brauchens. liebe braucht nicht.


aber ich liebe meinen mann und ich brauche ihn, sagte sie, das eine und das andere. es bedingt sich.

er schüttelte vehement den kopf, die strähne fiel ihm wieder ins gesicht. der irrtum, den wir begehen ist, dass wir die löcher in uns für die löcher in der beziehung halten, dann, wenn wir eine weile miteinander leben, wenn die schwierigkeiten kommen. dann glauben wir die beziehung ist das schwierige, weil wir unsere eigenen löcher vergessen haben.

weil die liebe nicht braucht ist ihr blick klar. ein reifes ich in dem die liebe wohnt ist sehend. liebe ist kein schicksalsschwageres mysterium, das irgendwo in einem anderen menschen auf uns wartet. liebe ist das selbst und weltbild eines reifen ichs, das nicht besitzen, nicht verändern will, keine bindung anstrebt, sondern verbundenheit.

sie sah ihn an, verstand nicht, zugleich faszinierte sie, was er sagte. aber wir binden uns immer an etwas und besonders an menschen, das ist doch menschlich, schoß es aus ihr heraus.

er schien ihre worte nicht zu hören, setzte seinen monolog fort. ich wollte sie besitzen, ich wollte, dass sie mich glücklich macht. ich habe sie nicht geliebt, auch wenn ich es geglaubt habe, ich war bedürftig nach ihrer liebe und weil ich bedürftig war, musste ich sie verlieren. jetzt liebe ich sie ohne zweck und mit dem schrecklichen wissen - sie kommt nicht mehr zurück. ich zahle den preis und es tut weh. aber ich falle nicht ins leere, ich fühle so nicht. ich weiß, dass ich diesen weg gehen muss. ich muss zu mir selbst finden.

sie fühlte seine trauer, die des verlassenen.

ich habe diese erfahrung machen müssen um zu begreifen, dass wir, wenn wir lieben, wenn das ich und die liebe identisch sind, niemals ins leere fallen können. das ist meine lektion, die begegnung mit mir selbst um die entdeckung der liebe zu machen.

aber du bist verzweifelt, sagte sie. schau dich an.

verzweiflung, wut, schmerz, trauer und angst sind nicht vermeidbar, wenn eine beziehung zu ende ist. all diese gefühle sind gefühle eines verliebten, der den verlust erleidet. am ende, über die verliebtheit hinaus, steht das ich allein da, ohne den trost und den zuspruch des anderen. diese begegnung mit dem ich ist die entdeckung der liebe. ich erkenne meine ohnmacht, meine isoliertheit und damit die wahrheit über die komplexität des menschseins. jeder ist allein, und der glaube zu zweit dieses alleinsein überwinden zu können entpuppt sich als schimäre, weiter nichts. der glaube, dass das du das ich komplett macht ist eine illusion. je unvollständiger das ich ist, desto mehr braucht es ein du.

es ist unsere eigene unzulänglichkeit, die braucht, unser unvollständigsein, das braucht und nicht geben kann, ohne zu erwarten. ewig sind da diese erwartungen an den anderen, an das leben. aber was kann man erwarten? eigentlich nichts. solange wir erwarten sind wir eng. erwartungen gründen sich auf vorstellungen, wie etwas zu sein hat, wie der andere uns zu begegnen hat, wie er uns zu lieben hat, damit wir glücklich sein können. wenn wir nicht erwarten können wir empfangen, aber dazu müssen wir offen sein und damit beginnen unsere erwartungen nicht an andere zu stellen.

aber das tun wir doch alle, widersprach sie. wir haben alle erwartungen. so sind menschen.

er nickte. ja, so sind menschen. aber heißt das, dass es damit richtig ist, nur weil menschen so sind? ich will, wenn überhaupt, meine erwartungen an mich selbst und mein eigenes leben erfüllen, damit fange ich an. ich will offen sein für mich selbst. erst wenn ich eine verbindung mit mir selbst gefunden habe, die mich erfüllt, kann ich geben, ohne nehmen zu wollen. dann erst ist eine echte verbindung mit einem anderen möglich.

wie eine welle schwappte ein unwohlsein über sie. sie dachte an zu hause, an den mann, der sie erwartete, den sie brauchte, der sie glücklich machen sollte und dem es nicht gelungen war in all der zeit, die sie miteinander waren.

sie spürte die löcher, die pötzlich ganz groß waren und hatte panische angst hineinzufallen.






Mittwoch, 4. Januar 2012

Gedankensplitter 31

 
Die Vorstellung, dass wir viele Ichs haben sollte mich beunruhigen. Sie tut es nicht. Da ich es von mir selbst weiß, habe ich mich damit abgefunden. Ich weiß darin liegen viele Möglichkeiten. All diese Ichs sind wie Splitter eines zerborstenen Spiegels. Es ist nicht möglich, ihn zu einer harmonischen Ganzheit zu bringen und doch ergeben sie ein Ganzes.

Wir haben nicht nur ein Leben, es sind viele in dem Einen, unzählige Ebenen und Unterebenen und die Metaebene, die versucht die Balance zu halten. Es ist eine künstliche Ganzheit, die wir zu schaffen versuchen. 

Die vielschichtigen Ebenen sind der Grund dafür, dass es die eine Wahrheit nicht gibt, nicht in der Welt und nicht in mir. Das Wissen darum macht es mir nicht leichter. Es macht es nicht leichter zu vertrauen, vielleicht ist das der tiefere Grund, weshalb mir Vertrauen nicht gelingt.

Dienstag, 3. Januar 2012

DAS LEBEN IST ABSURD

ich bin blockiert. ich sitze hier vor diesem weißen kästchen in das ich noch vor kurzem an fast jedem morgen mit einem satz zu schreiben begann und aus diesem satz eine geschichte machte.

ich sitze hier und versuche zu schreiben. es fällt mir schwer, aber ich versuche es, weil ich weiß, man muss es versuchen, wenn man etwas will, egal was es ist. also versuche ich es und füge wort an wort, das mir aus dem kopf in die finger fließt. gut, ich kann es noch. es fließt endlich wieder - ich kann noch schreiben. zumindest reihe ich worte aneinander wie die perlen einer kette. rund soll es werden, was ich schreibe, einen anfang muss es haben und einen schluss und dazwischen einen sinn. das ist das wesentliche, dass die worte einen sinn ergeben, wo doch nichts einen sinn ergibt, denke ich, und habe es schon geschrieben.

das leben ist absurd. nie habe ich etwas anderes gedacht. und obwohl ich das weiß, bin ich am sinnsuchen wie alle anderen.

wie alle menschen bin ich ein sinnsucher wie camus es so treffend beschrieben hat. festgemacht hat er es am beispiel von sisyphos, der seinen blöden stein immer wieder von unten nach oben rollt, weil ihn der göttervater bestraft hat, und in dieses rollen des steines, weil ihm nichts anderes bleibt, den sinn seines daseins legt.

mit anderen worten, wenn ich suche finde ich etwas, auch den sinn. sisyphos hat ihn schließlich auch gefunden, auch wenn er ziemlich banal war.

ich weiß längst, der sinn den ich suche, den finde ich nicht irgendwo da draussen. das habe ich in jungen jahren lange versucht, ihn da draussen zu finden, in einem menschen, in der liebe, in zielen, in aufgaben, die ich mir gestellt habe und mir noch heute immer wieder stelle. immer neue, weil mich so ziemlich alles nach einer gewissen zeit langweilt, dinge, menschen, sogar ich mich selbst. schwer da einen sinn von dauer zu finden.ich verliere immer wieder den faden könnte man sagen.

den roten faden, der mein leben durchzieht, den könnte ich suchen und finden, denn den gibt es. dieses etwas, das mich bei aller sinnlosen langeweile immer wieder anzieht und am leben hält, der rote faden, der mein leben durchzieht und mich ausmacht.

ich will etwas bleibendes, etwas woran ich mich halten kann, etwas worauf ich mich verlassen kann. wie sinnlos dieses wollen ist, wo doch nichts bleibt, weder umstände, noch dinge und schon gar nicht menschen.

verlass dich nie auf einen menschen, denn menschen können menschen kränken, hat mein sohn gesungen in einem rap, den er gemacht hat als er zwölf jahre alt war. damals hat mich dieser satz traurig gemacht, weil er dem kopf eines zwölfjährigen entsprungen ist und ich habe mich gefragt, was hast du falsch gemacht, dass dein kind so empfindet. aber er ist wahr dieser satz, mein kind hatte recht und ich habe vielleicht nichts falsch gemacht, mein sohn war schon damals klug genug das zu erkennen. er hat eine simple wahrheit ausgesprochen.

diese wahrheit ist nur traurig, weil ich sie bewerte mit meinen erfahrungen und sie besetze mit den gefühlten enttäuschungen und verlusten, die mein leben begleiten seit ich denken kann und das leben aller menschen, die ich kenne.

also keine kränkungen mehr und keine verluste mehr, habe ich mir vorgenommen damals. und keine kränkungen und keine verluste mehr bedeutet - binde dich an nichts, nicht an dinge und schon gar nicht an menschen, die dich kränken können. also habe ich es vermieden mich zu binden um mich zu schützen und eine ganze zeit ist mir das ziemlich gut gelungen.

ich habe mich zurückgezogen von den menschen und in einer art splendid isolation gelebt, "erleuchtet" durch die bücher, die ich gelesen habe, das wissen, das ich mir angeeignet habe und die gedanken, die ich gedacht und aufgeschrieben habe und niemand hat dieses leben gestört, weil ich niemanden eingelassen habe in mein reich. es hat sich gut angefühlt nur mit mir selbst zu sein, mit meinen gedanken und der liebe zu meinem sohn, dem einzigen menschen, der mich kränken darf und von dem ich weiß, dass er mich dennoch liebt und ich ihn und dem ich alles verzeihe und er mir.

das ist sinn genug, habe ich gedacht und trotzdem gefühlt, dass es da noch einen anderen sinn geben muss, einen, der weit über diesen, auf einen anderen bezogenen sinn, hinausgeht. mein sinn, der nur mit mir zu tun hat, etwas, das mich von innen hält, wenn alle sinnbezogenheit im aussen endet - mein roter faden. meine schreiberei ist ein teil dieses fadens. die nutzt keinem ausser mir selbst.

nachdem ich drei bücher veröffentlicht hatte, hatte ich nie mehr den drang weitere in die welt zu setzen. warum? das weiß ich selbst nicht so genau, vielleicht weil ich angst hatte meine ganze schreiberei ist nur für mich selbst gut. sinnlos also auch das irgendwie, ausser ich mache es wie sysiphos und sehe die schreiberei als meinen lebensinn an. tue ich auch irgendwie. und gut ist es, könnte ich sagen und habe das auch eine ganze zeit lang gesagt und gelebt und mich an nichts gebunden ausser an die worte, die mich nicht kränken können, weil sie die meinen sind und ich sie mir gefügig machen kann, wie es mir beliebt.

wie gesagt, eine ganze weile ging das gut. ich war einsam, aber ich habe ausser den menschen, die ich einst geliebt habe und die mich verlassen haben oder ich sie, nichts vermisst. aber dann habe ich nicht aufgepasst und mich von einem menschen berühren lassen und aus war es mit meiner splendid isolation. mein leben kam ins wanken.

alles was ich mir mühsam zurecht gelebt hatte, wurde erschüttert. ich habe versucht der erschütterung zu entkommen, aber es hielt mich etwas fest und ich hatte das gefühl, dass es einen sinn hat, das mich etwas fest hält an diesem menschen, etwas, das ich nicht so einfach würde kappen können, ohne mich selbst und den anderen zu kränken. und genau in dem moment wo ich das begriffen habe, wusste ich wieder wie recht mein sohn hatte damals, als er das sang mit dem kränken. was macht das alles für einen sinn?

das leben ist absurd. ich habe nie etwas anderes gedacht.