Dienstag, 29. November 2022

Untaugliche Versuche

 


 
Oft ist die größte Quelle unseres Unbehagens und unserer Frustration unser Versuch einen anderen zu ändern. Wir vergessen dabei, dass wir keine Macht über das Denken, Fühlen, das Verhalten und die Lebensweise anderer haben, auch wenn es uns missfällt, auch wenn wir sehen, dass dieser andere sich selbst schadet. Wir vergessen dabei, dass jeder das Recht hat sein Leben so zu leben und zu gestalten, wie er das will, auch wenn es uns missfällt wie er es tut. In Wahrheit geht es uns nichts an, es sei denn, wir werden um Hilfe gebeten.
Wenn wir einen anderen ändern wollen, verschwenden wir Energie auf das Unmögliche.
Wir sind dann enttäuscht, wütend und frustriert, dass dieser untaugliche Versuch trotz all unserer gut gemeinten Anstrengungen misslingt. Wir machen etwas für den anderen, was er gar nicht will. Wir merken es vielleicht sogar, aber wir machen weiter mit diesem untauglichen Versuch, immer in der Hoffnung, dass der andere es doch endlich begreift, es einsieht, es anerkennt, sich wandelt, weil wir es doch gut meinen und meinen es besser zu wissen für ihn.
Wir versuchen es immer wieder.
Diese Versuche können zwanghafte Ausmaße annehmen. Diese Versuche können uns geradezu beherrschen. Wir machen damit unser Wohlbefinden von dem abhängig, den wir ändern wollen und merken es nicht einmal, so sehr sind wir in unserem zwanghaften Verhalten gefangen."Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten", sagte einst Albert Einstein. Und so ist es.
Wenn wir etwas verändern wollen gibt es nur einen Weg: Wir fangen bei uns selbst an.

Sonntag, 27. November 2022

"There is a crack, a crack in everything. That's how the light gets in."

 

                                                                   Foto: A. Wende
 
 
Da draußen ist es dunkel. Am Morgen, wenn ich aufstehe ist es dunkel und am Nachmittag ist es schon früh dunkel. Auch heute an diesem 1. Advent ist der Morgen dunkel. Die Dunkelheit liegt über den Tagen wie eine schwere Decke. Das ist schon für Daueroptimisten und Positivdenker nicht so leicht auszuhalten. Besonders schwer ist es für Menschen, denen es nicht gut geht, bei denen es Innen dunkel ist. Die äußere Dunkelheit legt sich zu ihrem inneren Dunkel und das macht es nicht leicht durch die Tage zu kommen.
Noch einmal schwerer ist es für Menschen, die eine Depression, eine Angsterkrankung oder sonst eine seelisches oder körperliches Leid zu tragen haben. Diese Menschen brauchen Licht, mehr Licht als andere, die ihr inneres Leuchten spürbar in sich tragen.
Seelisch belastete Menschen sind dünnhäutiger als andere, sie verkraften vieles nicht wie andere, sie sind sensibler, empfindsamer und leichter zu erschüttern als andere. Ihr Herz ist verwundet und es kann schneller brechen. Durch meine Arbeit mit diesen Menschen weiß ich: Sie haben viel Licht in sich, aber sie selbst spüren es nicht mehr, weil das Dunkel in ihrem Leben so groß und so übermächtig geworden ist, dass es ihnen den Zugang zu ihrem Licht versperrt. Aber - was wir nicht sehen und nicht spüren können, ist trotzdem da. Und da ist auch die Sehnsucht danach. „Was sich nach Licht sehnt ist nicht lichtlos, denn die Sehnsucht ist schon Licht“ schrieb Bettina von Arnim
Diese Sehnsucht ist ein Antrieb ins Licht zu gehen, es zu suchen und zu finden. Zugleich zeigt sie uns auch wo in uns selbst oder in unserem Leben ein Mangel an Licht ist. Wo fehlt, was uns Leuchten macht, wo fehlt, was unser Leben heller macht. 
 
Heute Morgen zünde ich ein Licht an. Das erste von vier Lichtern. Auch ich sehne mich nach mehr Licht, denn die Zeiten sind dunkel. Um uns herum ist viel Dunkel. In mir ist es dunkel, weil ich einen geliebten Menschen verloren habe, der lange Jahre an meiner Seite war. Da ist die Sehnsucht nach dem, was war und dem, was hätte sein können und ich erkenne, während ich in das warme Licht der Kerze blicke, wie ich in meiner Vergangenheit feststecke, ihr anhafte und das Jetzt nicht voll und ganz erlebe mit all dem, was es auch ist, weil ich nach Hinten blicke. Jeden dunklen Morgen und jeden dunklen Tag. Ich habe Klienten, denen es gerade ebenso geht, die einen Menschen verloren haben, der Licht in ihr Leben brachte, und die ihr Jetzt mit dem Schatten des Verlustes bewältigen müssen. Der Kummer ist groß. Wo der Kummer groß ist, blenden wir aus, was sonst noch ist. Wir sind fokussiert auf das, was schmerzt und da hilft es auch nicht uns zu sagen, alles, alles geht vorüber, auch dieser Schmerz wird vergehen. Wahr ist, manchmal geht er nicht vorüber. Manchmal bleibt der Schatten des Gewesenen. Er wird zu unserem Begleiter in dunklen und in hellen Tagen. Immer ist er an unserer Seite. Aber er verwandelt sich, so wie wir uns wandeln mit jedem Atemzug. Irgendwann ist er dann einfach da, ohne zu schmerzen. Er ist zu Wehmut geworden, die leise und unaufdringlich ein Teil von uns geworden ist. 
 
In dunklen Zeiten können wir uns das nicht vorstellen. Im aktuellen Kummer können wir nicht glauben, dass er sich eines Tages wandeln wird. Wir müssen das auch nicht glauben. Wir dürfen das Dunkel da sein lassen. Uns sein lassen im Dunkel. Nicht dagegen ankämpfen, es nicht weghaben oder wegmachen wollen, es nicht betäuben mit Drogen, Alkohol, Kaufen, Essen oder sonstigen unheilsamen Abwehrmechanismen, die alles nur schlimmer machen.
Nicht mehr wegrennen wollen.
Einfach da sein lassen, was da ist.
Ja, es erfordert Mut nicht mehr vor uns selbst wegzulaufen. Ich weiß das. Es erfordert Mut die Dunkelheit in uns selbst mitfühlend zu berühren. Aber es ist dieser Mut, der uns ans Licht bringt, an unser inneres Licht, das da ist, solange wir leben, mitten im Dunkel.
Ich wünsche allen von Euch, die in dieser dunklen Zeit so fühlen, dass ihr den Glauben an Euer inneres Licht nicht verliert, so sehr es auch gerade im Schatten liegen mag. Es wird dauern, aber es wird heller, dann, wenn wir den Glauben nicht verlieren an das, was in uns leben will und leben soll.
Nach jeder Dunkelheit leuchtet ein Licht, jedem Morgen folgt ein neuer Tag und jedem Winter ein Frühling. Ja, das klingt platt, aber es ist wahr. Haltet durch und vielleicht zündet ihr jeden Tag eine Kerze an oder ganz viele - für den wunderbaren Menschen, der Ihr seid. 
 
"There is a crack, a crack in everything. That's how the light gets in", singt Leonard Cohen

Samstag, 26. November 2022

Das Ende eines Zyklus

 

                                                                 Foto: A.Wende


Das Ende eines Zyklus ist der Beginn einer neuen Geschichte. Wir dürfen eine Entscheidung treffen um auf unserem Lebensweg voranschreiten zu können und um diesen Übergang als erfüllende Geschichte zu gestalten. 

Eine neue Richtung im Leben einzuschlagen bedeutet das Alte, Überkommende hinter sich zu lassen, es bedeutet die Möglichkeit sich auf der persönlichen Ebene zu erneuern, den Wandel zu ergreifen, uns zu erlauben unser Leben anders zu gestalten, neue Wege zu gehen, neue Ziele zu definieren und neue Menschen in unser Leben zu lassen.

Das Ende eines Zyklus setzt einen Schlusspunkt an das Gewesene. Und es macht keinen Sinn weiter daran anzuhaften, auch wenn man uns nicht loslassen will oder wenn wir nicht loslassen wollen.

Einen Zyklus beenden kann auch bedeuten Altes zu sprengen, was uns in Ketten gehalten hat, auch die Ketten, die wir selbst um uns gelegt haben. Zu einem neuen Zyklus gehört auch abzusprengen, was unserer Vision im Wege steht. 

Wer bereit ist nach Vorne zu blicken blickt tut das nicht ohne eine gewisse Unsicherheit und immer ist da auch die Angst vor dem Ungewissen. Ja, wir tun uns schwer damit dem Alten Adieu zu sagen. Aber es bleibt uns nichts anderes übrig, wenn wir eine neue Geschichte schreiben wollen. Um das weiße Blatt, das da vor uns liegt zu beschreiben, gehört es dazu innere und äußere Blockaden zu überwinden. Das bedeutet unseren ganzen Mut und unser Gottvertrauen zusammenzunehmen, die Herausforderung anzunehmen und zu gehen. Weg gehen von dem, was uns nicht mehr nützlich ist oder gar schadet – hin gehen zu dem, was uns nützlich und hilfreich ist und uns gut tut. Und selbst dafür zu sorgen, im Wissen: Niemand kann uns das geben, was wir uns nicht selbst geben können. Niemand ist verantwortlich für unser Handeln, das sind allein wir selbst. Darum schauen wir auf uns selbst. Wir richten die Aufmerksamkeit auf uns selbst, ganz gleich was andere tun. Wir gestalten den neuen Zyklus selbst und erwarten nicht, dass andere es für uns tun. Wir wählen was das Heilsame für uns ist.

So gut wir es vermögen, tun wir das.

Wir gehen. Jeden Tag, Schritt für Schritt. Langsam, achtsam, neugierig, offen für Begegnungen, neue Herausforderungen und neue Erfahrungen. Mit jedem Schritt ist da die Möglichkeit, dass sich neue Türen öffnen, die Möglichkeit uns überraschen zu lassen.

 

Freitag, 18. November 2022

Ignoranz – Silent Treatment

 

                                                                      Foto: A.Wende

 

Sie, er ignoriert dich.

Nicht einmal. Immer wieder.

Du schreibst dieser Person. Sie liest deine Worte.

Du rufst sie an. Sie ruft nicht zurück.

Es bleibt still.

Es bleibt lange still.

Es bleibt solange still wie die Person es will.

Sie entscheidet über Nähe und Distanz.

Wann immer und so lange wie sie will.

 

Ignoriert werden tut weh.

Schweigen macht unruhig. Macht Stress im Kopf. Im Bauch. Im Herzen.

Vielleicht kränkt es dich, wenn dich ein Mensch ignoriert, der dir wichtig ist.

Vielleicht fühlst dich ohnmächtig oder wütend oder traurig. Oder ohnmächtig, wütend und traurig zugleich.

Das ist ein fieser Gefühlscocktail.

Wenn du das so fühlst, dann fühl es.

Akzeptiere deine Gefühle.

Deine Gefühle akzeptieren ist Selbstwertschätzung, ist Selbstausdruck.

Du nimmst dich selbst ernst.

 

Du tust, was der andere nicht tut – dich ernst nehmen.

Er schätzt dich nicht.

Er ist nicht aufrichtig.

Er spielt mit deinen Gefühlen.

Er hat kein echtes Interesse daran, eine positive Beziehung mit dir aufrechtzuerhalten.

 

Du könntest aufhören ihm zu schreiben.

Du könntest aufhören ihn anzurufen.

Warum willst du diesem Menschen hinterherlaufen?

Wer in dir will das?

 

Wer dir immer wieder die kalte Schulter der Ignoranz zeigt, wer dich mit Schweigen bestraft, gewinnt daraus Befriedigung.

Vielleicht fühlt er sich mächtig, weil er dich in Ohnmacht versetzt.

Vielleicht fühlt er sich groß, weil er weiß, dass du dich jetzt klein fühlst.

Vielleicht fühlt er sich stark, weil du dich jetzt schwach fühlst.

Vielleicht will er die Kontrolle über dich, weil er sich selbst nicht unter Kontrolle hat.

 

Es ist sein Problem.

Es ist nicht dein Problem.

Du kannst es bei ihm lassen.

Warum willst du jemand hinterherlaufen, der dich ignoriert?

Was in dir will das?

 

Ja, es tut weh ignoriert zu werden.

Wer dich ignoriert, wird es immer wieder tun.

Dein Wehtun geht vorbei.

Seine Ignoranz geht nicht vorbei.

 


 

 

Donnerstag, 17. November 2022

Aus der Praxis: Genesung ist kein Kurstreckenlauf. Genesung ist ein Marathon.

 

                                                                       Foto: www

„Ich hab es satt, trotz Therapie, trotz Coaching, es wird nicht besser. Mir kann keiner helfen! Es ändert sich einfach nichts Grundlegendes. Hört das denn nie auf?", klagte gestern ein Klient.

 

Mir kann keiner helfen! Das ist kein hilfreicher Gedanke. 

Dieser Gedanke ist eine Hürde für meinen Klienten. Ein Schwellenhüter, der sich innerlich groß vor ihm aufbaut und dafür sorgt, dass er sich selbst machtlos fühlt und die Verantwortung für seine Genesung woanders hin delegiert.

Nun, der Inhalt des Gedankens ist dennoch wahr. 

 

Es stimmt, uns kann keiner helfen, wenn wir uns nicht selbst helfen. Und das bedeutet: wir tragen das Unsere dazu bei.

Wir erwarten nicht, dass jemand anderer uns gesund macht. Das kann der beste Therapeut nicht. Genesung braucht die unbedingte Bereitschaft und Mithilfe des Betroffenen. Die Erwartung: man muss mir helfen oder einer soll mich gesund machen ist kontraproduktiv. Wir geben damit die Verantwortung für uns selbst ab. Wir folgen dem kindlichen Bedürfnis: Mama soll es für uns gut machen, Papa soll für uns richten, was wir nicht können oder nicht schaffen. 

 

Wenn wir nicht aktiv mithelfen, können wir es nicht schaffen.

 

Wer wirklich eine nachhaltige Verbesserung  seiner Symptome oder seiner Lebensumstände erreichen will, muss mitarbeiten. Da reicht eine Stunde Therapie in der Woche nicht. Auch ein Klinikaufenthalt über Wochen oder Monate reicht nicht. 

Das sehen wir an den vielen Rückfällen, sobald Patienten entlassen wurden.  Wieder zurück in der alten Welt, fallen die meisten innerhalb kurzer Zeit in alte Muster und schädliche Denk- und Verhaltensweisen zurück. Schätzungen zufolge liegt z.B. die Rückfallquote von Alkoholkranken nach einem Klinikaufenthalt bei 70 bis 90 %.

 

Genesung ist kein Wunderwerk. Einmal getan und für immer ist es gut. 

Genesung ist ein langer, gewundener Weg . Sie ist ein täglicher Prozess, der sich lebenslang entfaltet.  

Für das Gehen und das Gelingen ist jeder von uns selbst verantwortlich. Diesen Weg kann uns jemand zeigen, jemand kann uns begleiten, jemand kann uns unterstützen, uns Werzeuge an die Hand geben  – gehen müssen wir diesen Weg selbst, unsere Werkzeuge benutzen müssen wir selbst - und zwar jeden Tag, für 24 Stunden, Schritt für Schritt, im Bewusstsein, dass wir genesen wollen und bereit sind das Unsere dafür zu tun, jeden einzelnen Tag.

 

Um wirklich zu genesen ist es von großer Bedeutung, diese Entscheidung jeden Tag neu zu treffen. Nur für diesen einen Tag. Mit anderen Worten: wir sind jeden Tag aktiver Teilnehmer unseres Genesungsprozesses.

Wir kümmern uns jeden Tag um die Verbesserung unser Symptome, wir setzen bewusst um, was wir gelernt haben, so gut wir können. 

Wir praktizieren und machen unsere Übungen. 

Wir beobachten unsere unheilsamen Gedanken und disfunktionalen Verhaltensmuster und tun unmittelbar was hilfeich ist, um Heilsames dagegen zu setzen und setzen es um. 

Wir  arbeiten an uns selbst, so wie wir es gelernt haben, geduldig, dizipliniert und beständig  – zu unserem Besten. 

Wir lassen das, was toxisch ist sein und fokusieren uns auf das, was für unser Genesung gesund ist.

Wir akzeptieren Rückschritte, machen kein Drama daraus, praktizeren Selbstmitgefühl und gehen weiter. 

Wir verzeihen uns selbst unmittelbr, wenn wir wieder einmal in die alten selbstzerstörerischen Gedanken oder Gewohnheiten zurückgefallen sind und machen mit den hilfreichen Gedanken und Gewohnheiten weiter. 

Wir haben die Bereitschaft gut für uns zu sorgen und tun es. Jeden Tag. 

Wir wissen, dass Frust und Rückfall dazu gehört und lassen uns nicht unterkriegen. 

Wenn wir ein Tief haben, das uns überfordert, suchen wir uns Hilfe.

Wir fangen niemals von vorne an, denn wir haben schon viel gelernt, wir wenden es einfach wieder an, wenn wir es vergessen oder ignoriert haben.

Wir sagen uns: Du schaffst das! 

 

Genesung ist kein Kurstreckenlauf. Genesung ist ein Marathon. Und den laufen wir, trotz Trainer, alleine. Das bedeutet: Eigenverantwortung; Bereitschaft, Achtsamkeit  und Selbstfürsorge. Damit werden wir genesen und wachsen. Dann hört das irgendwann vielleicht nicht ganz auf, aber es wird irgendwann viel besser.

 

 

 

Mittwoch, 16. November 2022

Gründe warum das Gelassenheitsgebet so hilfreich ist


 

Das Gelassenheitsgebet des Theologen und Philosophen Roland Niebuhr lautet:
„Gib mir die Gelassenheit die Dinge zu akzeptieren,
die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
 
Warum ist es hilfreich?
 
1. Weil es uns an den Segen der Gelassenheit, der Achtsamkeit und des Loslassens erinnert.
 
2. Weil es uns daran erinnert, dass es einen Raum zwischen Reiz und Reaktion gibt, den wir nutzen können um nicht auf alles draufspringen zu müssen.
 
3. Weil es uns hilft Akzeptanz zu üben indem wir annehmen, was partout nicht zu ändern ist. Annehmen hilft uns den inneren Widerstand zu lösen und nach Lösungen zu suchen, wie wir durch eine andere Sichtweise und eine andere Haltung mit dem, was unveränderbar ist, besser umgehen können.
 
4. Weil es unseren Fokus auf das lenkt, was in unserem Einflussbereich liegt und wir dann fähig sind, das Angemessene und das Notwendige zu tun. 
 
5. Weil es uns den Mut schenkt, die Dinge, die wir ändern können, zu ändern, sie durch unser Denken und Handeln zu beeinflussen und zu gestalten - innen wie außen. 
 
6. Weil es uns zum Nachdenken bringt, darüber, was in unserem Einflussbereich liegt und was nicht und uns so lehrt die Dinge genauer und klarer zu sehen. 
 
7. Weil es uns hilft vom Bedürfnis alles kontrollieren zu wollen abzulassen und keine unnötige Energie zu verschwenden - an Dinge, Situationen und Menschen auf die wir keinen Einfluss haben. 
 
 

Sonntag, 13. November 2022

Wege aus der Co-abhängigkeit: Wir beginnen bei uns selbst

 

                                                                      Foto: www

 

Wenn wir uns aus der Co-abhängigkeit befreien, beginnen wir bei uns selbst. 

Wir tun das um unser Selbstwertgefühl, das wir in der Co-abhängigkeit verloren haben, wiederzuerlangen. Wir genesen, indem wir unsere Selbstachtung, unsere Selbstwirksamkeit und unser Selbstbewusstsein wiedererlangen.

Es ist nicht einfach bei uns selbst zu beginnen, weil wir uns in der Co-abhängigkeit an letzte Stelle gesetzt haben oder weil wir nicht mehr wissen, wer wir selbst sind.

Wir können das ändern. Jeden Tag aufs Neue. Nur für heute.

 

Was wir für uns tun können: 

 

Ich achte nicht ständig auf den anderen, was er tut oder nicht tut, was er will und was er nicht will. Ich achte nicht auf das, was um mich herum geschieht und worauf ich keinen Einfluss habe.

Ich achte auf mich selbst. Ich schaue auf mich selbst. Ich bin achtsam und richte die Aufmerksamkeit auf mich selbst.

Ich übernehme die Verantwortung für meine Gedanken, meine Gefühle und meine Handlungen, ganz gleich, was andere tun oder nicht tun.

Ich kann nur mich selbst ändern. Es ist nicht mein Job andere zu ändern.

Ich handle selbst, anstatt zu erwarten, dass andere es für mich tun.

Ich erwarte nicht, dass andere für mich tun, was ich selbst tun muss.

Ich übernehme die Verantwortung für meine Bedürfnisse und mein Wohlergehen selbst.

Ich bin achtsam mir selbst gegenüber.  

Ich bin liebevoll zu mir selbst. 

Ich bin ehrlich zu mir selbst.

Ich zähle auf mich selbst.

Ich vertraue auf mich selbst.

Ich gestalte mein Leben jeden Tag selbst.

Ich erwarte nicht, dass andere das für mich tun.

Ich reagiere nicht auf alles und jeden.

Ich setze achtsam Grenzen.

Ich denke nach bevor ich reagiere.

Ich denke nach bevor ich agiere, ob es angemessen und meiner Genesung zuträglich ist.

Ich fordere nichts von anderen, was ich selbst nicht erfüllen kann.

Ich setze Prioritäten.

Ich handle im Sinne meiner Selbstfürsorge und meiner Selbstfreundschaft.

Ich handle so, dass ich mich nicht überfordere.

Ich handle nach meinen Werten.

Ich handle im Sinne dessen, was wertvoll und hilfreich ist.

Ich entscheide mich für das, was für mich wirklich wichtig ist.

Was das ist, entscheide ich selbst. 

 

"Beginne bei dir selbst" ist der Schlüssel zu wahrer Veränderung.

 

 

 

Freitag, 11. November 2022

Wir haben die Wahl

 



Gestern schrieb ich auf meiner Facebookseite: Wenn du Gutes willst musst du für Gutes sorgen. Und wenn ich für Gutes sorgen möchte, dann muss ich das Schlechte sein lassen.
Das bedeutet natürlich nicht, dass es das Schlechte nicht gibt. Das Leben ist immer alles. Und auch das Schlechte hat etwas Gutes, wir können daraus lernen. Nichts ist schlecht, wenn wir daraus gelernt haben und daran gewachsen sind. Absolut Nichts.
Ob ich das so sehe oder nicht, ist meine Wahl. 
Ich habe die Wahl, solange ich lebe. Die Wahl zu entscheiden, was für mich gut und was für mich schlecht ist. Die Wahl, wie ich mit dem, was mir geschieht, umgehe.
Jetzt mag jemand sagen: Nein, ich habe nicht immer die Wahl.
Das ist okay. Wenn jemand einen Glauben oder eine Überzeugung hat, macht es keinen Sinn, ihn bekehren zu wollen, oder ihm das Gegenteil beweisen zu wollen, wenn er daran festhalten will, bewusst oder unbewusst.
 
Wir haben keine Macht über andere Menschen.
Weder darüber wie sie denken, noch wie sie fühlen, noch wie sie handeln. Wir können niemanden sagen, was wir für gut oder für schlecht halten. Jeder darf das für sich selbst entscheiden. Er hat die Wahl wie er sich entscheidet und es geht uns nichts an. Wir können Impulse setzen, etwas vorleben, aber wir können niemanden bekehren, verändern oder eine Wandlung bei einem Menschen herbeiführen, wenn er es nicht will. Bei Niemanden.
 
Wir können aber vieles für uns selbst tun.
Wir können Gründe finden, warum wir etwas nicht tun, oder Wege um es zu tun.
"Die letzte der menschlichen Freiheiten besteht in der Wahl der Einstellung zu den Dingen", schreibt Viktor Frankl in „… trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“.
Meine Lebenserfahrung ist: Das ist wahr.
Ja, ich habe die Wahl. Auch wenn ich krank bin, habe ich die Wahl wie ich damit umgehe. Auch wenn ich Verluste erlebe, habe ich die Wahl wie ich damit umgehe. Ich kann wählen, ob ich mich für einen guten, gesunden Umgang entscheide oder für einen schlechten Umgang mit dem, was ist und mit mir selbst. 
 
Niemand hat je ein besseres Leben gefunden, indem er sich für das Schlechte entschieden hat.
Aber was ist schlecht?
Wir spüren genau, was für uns gut und was für uns schlecht ist.
Was nicht gut ist, fühlt sich nicht gut an. 
 
Auch das können wir natürlich wieder mit dem Kopf relativieren, wir können Argumente finden, warum es nicht wirklich schlecht ist, wir können dagegen halten und uns sagen, wir finden das gar nicht so schlecht. Oder wir können sagen, wer weiß, wenn ich das loslasse, vielleicht wird es noch schlechter. Wir können uns ewig als Opfer sehen und nicht erkennen, dass wir uns ab einem bestimmte Punkt freiwillig in diese Rolle begeben haben oder daran festhalten, weil wir keine andere Lösung für uns sehen. Wir können uns dafür entscheiden, nur einen Teil der Realität anzuerkennen und alle anderen Möglichkeiten für uns ausschließen. Wir können uns dafür entscheiden, dass das Leben leidvoll und chaotisch ist und dass wir dem Guten nicht trauen können, weil eh wieder alles schlecht wird. Wir können sagen, wir haben Angst etwas anderes zu wählen und bei dem bleiben was ist, auch wenn es schlecht für uns ist. Wir können ignorieren, was schlecht ist. Wir können weise wählen. Wir können wählen, nicht zu wählen. 
 
All das können wir tun.
Wir haben die Wahl.
Wir leben in einer Wirklichkeit, die wir als Sicht gewählt haben.
Ob wir darin bleiben wollen oder nicht – wir haben die Wahl.

Dienstag, 8. November 2022

Gedanken über Liebe

 



Liebe, das ist so großes ein Wort, das für so viel herhalten muss, was mit Liebe nichts zu tun hat. Allzu oft wird, was wir Liebe nennen, verwechselt mit Bedürftigkeit, Sex, Anhaftung, oder Verstrickung.
Aber was ist Liebe? Was ist sie für mich?
Liebe ist unser tiefstes Wesen, sie ist unsere Essenz.
Liebe beginnt mit uns selbst. Sie beginnt in uns selbst.
Liebe ist - für uns selbst gut zu sorgen, mit liebevoller Güte und Mitgefühl für das einzigartige Wesen, das wir sind und das einzigartige Leben, das wir leben und gestalten dürfen. Kann ich liebevoll für mich sorgen, kann ich es für andere.
Zu dieser Liebe zu mit selbst, gehört auch:
Ich sage jetzt ein kraftvolles Nein zu allem Unheilsamen und ein kraftvolles Ja zum Heilsamen. Ich bin offen und bereit mit aller Klarheit zu erkennen, was gut ist für mich ist und was ungut für mich ist und mich wegbringt von meiner Essenz. Das bedeutet: Noch achtsamer sein mit mir selbst und der Lebenszeit, die mir bleibt. 
 
Das Leben passiert, auch ohne mein Zutun. Aber die Liebe ist von mir selbst abhängig. Sie in mir selbst zu entwickeln ist für mich die Basis eines sinnvoll gelebten Lebens. 
Liebe ist für jeden von uns etwas anderes. Jeder von uns verbindet damit Bedürfnisse, Wünsche, Sehnsüchte und Erfahrungen. Für mich ist Liebe zunächst einmal liebevolle Selbstfürsorge. Und dazu gehört für mich Selbstmitgefühl. Ich muss nicht perfekt sein, ich muss nicht positiv drauf sein, wenn ich es grade nicht bin. Ich darf alles fühlen, was ich fühle und ich darf diese Gefühle da sein lassen. Wenn ich sie da sein lasse, leiste ich keinen Widerstand, sie dürfen sein und sie dürfen wieder gehen. Ich muus sie nictht kranpfhaft wegdenken. Ich nehme sie liebevoll an. Ich nehme mich liebevoll an, in meinem ganzen So Sein. An guten und an unguten Tagen. Und ich lasse die anderen so sein wie sie sind. Ich habe Mitgefühl, denn ich weiß, wie schwer das Leben sein kann, ich weiß, dass jeder anders denkt und fühlt und ich weiß, dass es nicht die Dinge sind, die uns passieren, sondern wie wir darauf ragieren. Was für den einen schlimm ist, ist für den anderen nur eine Lappalie. Was dem einen das Herz bricht, macht den anderen stärker.
Liebevolle Güte respektiert das. Bevor wir das große Wort Liebe benutzen, warum nicht erst mal anfangen mit: liebevoller Güte, uns selbst und anderen gegenüber. 
 
Namasté Ihr Lieben

Montag, 7. November 2022

Gegenwärtig sein

 


                                                                 Foto: www
 

Einmal empfing der japanische Zen-Meister Nan den Besuch eines Professors, der etwas über Zen erfahren wollte. Nan-in servierte Tee. Er goss die Tasse seines Besuchers voll und hörte nicht auf, weiterzugießen. Der Professor beobachtete das Überlaufen, bis er sich nicht mehr beherrschen konnte. „Es ist übervoll, mehr geht nicht hinein“, rief er. „So wie diese Tasse“, sagte Nan-in, „sind auch Sie voll mit ihren eigenen Meinungen und Spekulationen. Wie kann ich Ihnen Zen zeigen, bevor Sie Ihre Tasse geleert haben?“

Warum erzähle ich dir diese Geschichte?
Weil ich dich bitten möchte, wenn du magst, die Tasse da oben in deinem Kopf leer zu machen, für einen Moment nur.
Die Voraussetzung um die Dinge wirklich wahrzunehmen, ist gegenwärtig zu sein, im Hier und Jetzt zu sein, als Beobachter, ohne Bewertung des Geschehens einfach da zu sein, ohne Ziele und Absichten. Gegenwärtig sein heißt den ständigen Strom der Gedanken zur Ruhe kommen lassen, um sich in der Stille zu öffnen, für einen Bewusstseinsraum des Nichtdenkens und Nichtwissens, und dadurch in Kontakt zu kommen mit den Kräften der Intuition, der Inspiration und der Kreativität, die dieser Raum atmet.

Gegenwärtig sein ohne zu bewerten, ohne die Konstruktionen von Wirklichkeit, die wir machen, mit all den Konditionierungen und Glaubensmustern, die uns vom ersten Atemzug an in unsere Tasse gegossen wurden – das ist Achtsamkeit. Achtsamkeit ist für die meisten von uns nichts Selbstverständliches, wir sind so übervoll mit dem, was im Außen geschieht, so fremdbestimmt, dass wir den Kontakt zur Achtsamkeit verlieren, und damit verlieren wir den Kontakt zu uns selbst. Nichts fällt uns schwerer als den Verstand zur Ruhe zu bringen und uns auf das Fühlen einzulassen.
Und genau darum möchte ich dich jetzt, für einen Moment in der Zeit, zu einer Übung in Achtsamkeit einladen.

Ich bitte dich eine sitzende, aufrechte Körperhaltung einzunehmen.

Spüre erst einmal, ob deine Füße festen Kontakt zum Boden haben.

Es geht jetzt nur darum wahrzunehmen, dass deine Füße Kontakt zum Boden haben und wo sie Kontakt haben.

Und als Nächstes bitte ich dich wahrzunehmen, dass dein Körper atmet und dass er dabei Bewegungen macht.

Registriere diese Bewegungen.

Registriere, dass dein Brustkorb sich sanft hebt und senkt und wenn du sehr genau wahrnimmst, dann spürst du auch, dass deine Nasenflügel ganz kleine Bewegungen machen. Und diese Bewegungen des Körpers beim Atmen nimm einige Augenblicke lang wahr.

Beende die Übung, indem du wieder bewusst wahrnimmst, dass deine Füße Kontakt mit dem Boden haben und nimm deine Körpergrenzen achtsam wahr.

Kehre dann mit deiner Aufmerksamkeit bewusst in den Raum zurück und nimm diesen Raum bewusst wahr.

Dies ist eine sehr einfache Achtsamkeitsübung.
Aber was du dabei vielleicht für diesen kurzen Moment gespürt hast, ist dein gegenwärtiges Sein. Diesen Bewusstseinsraum nennen wir auch die transpersonale Ebene oder den Raum des Überbewussten. Diesem Raum entspringt unsere spirituelle Kompetenz, was bedeutet, dass wir fähig sind, die eigene Intuition sicher wahrzunehmen und in Handeln umzusetzen, was nichts anderes heißt als: Unser Verstand, unser Bauch und unser Herz handeln in Einheit.

Gegenwärtig sein ist eine wunderbare Übung um den Tumult in unseren Köpfen zu beruhigen, um präsent zu sein im Moment, um nicht überlaufen zu werden von all dem, was wir nicht brauchen um zu SEIN.

Namasté

Samstag, 5. November 2022

4 Zonen der Wandlung

 

                                                                               Foto: www

 

4 Zonen der Wandlung

 

1 In der Komfortzone fühlst du dich sicher und meinst die Kontrolle zu haben.

 Wenn du eine Wandlung willst, musst du allerdings die Komfortzone verlassen.

Das bedeutet Abschied zu nehmen von vertrauten Strukturen, unheilsamen Gewohnheiten, selbstschädigenden Überzeugungen und nicht hilfreichen Verhaltensmustern.

Das macht Angst.

 

2 In der Angstzone suchst du nach Ausreden und Gründen.

Du siehst nur das, was nicht zu bewältigen ist und was du nicht mehr richtig kontrollieren kannst. Hier beginnt das Unbekannte,  deine Herausforderungen liegen jenseits deiner bisher vertrauten Grenzen. 

Wie schaffst du es, aus der Angstzone heraus zu kommen?

Indem du deinen Denkapparat davon überzeugst, dass es für dein Seelenheil notwendig ist, dich heraus zu wagen. Dafür sind kleine Schritte sinnvoll.

 

3 In der Lernzone bist du bereit deine Komfortzone auszuweiten.

Hier liegt deine Chance, zu wachsen, zu lernen und neue Erfahrungen zu machen.

Du ist bereit, trotz und mit der Angst, weiter zu gehen um neue Skills zu lernen und sie umzusetzen. Du siehst welche Werkzeuge und Potenziale du besitzt und erlernst die Kunst sie zu beherrschen und sie zu benutzen. Du lernst angemessen mit Herausforderungen und Problemen umzugehen. 

Das ist am Anfang schwer. Aber mit der Zeit wird es immer leichter. Bis irgendwann das Erlernte zur Routine wird. Dann hast du deine Komfortzone erfolgreich vergrößert.

 

4 In der Wachstumszone setzt du dir neue Ziele und arbeitet jeden Tag so gut du kannst daran sie zu erreichen. Du lebst bewusster, was dich selbst angeht. Du sorgst gut für dich selbst. Du tust das Schritt für Schritt in deinem Tempo für 24 Stunden. 

Tag für Tag.

 

Glaube, Hoffnung, Liebe kommen wieder, wenn du offen bist. 

 

 

 

Wenn Du Dir in deinem Denken und Fühlen eine heilsame Wandlung wünscht oder wenn du in einer toxischen Verstrickung gefangen bist, die dein Leben vergiftet, schreib mir. Im November und Dezember habe ich noch 2 Plätze für ein 1:1 Coaching frei.

Ich freue mich auf Dich.

 

Kontakt: aw@wende-praxis.de