Sonntag, 31. Juli 2022

Aus der Praxis - Woran du eine Missbrauchsbeziehung erkennst

 


„It takes two for Tango“, das ist in der Regel wahr, aber meiner Erfahrung nach gibt es Beziehungen, die einseitig toxisch sind, heißt: in denen das ungesunde Verhalten eindeutig von einer Person ausgeht und mit der Zeit auf die andere Person übergreift. Das sind Missbrauchsbeziehungen, in denen es ganz klar einen Täter und ein Opfer gibt. Das sind Beziehungen, in der einer von Beiden persönlichkeitsgestört oder suchtkrank ist und der andere nicht.
Persönlichkeitsstörungen sind Teil der Persönlichkeit, das bedeutet, die Betroffenen sind unfähig zu erkennen, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, vielmehr sind sie davon überzeugt, dass mit den anderen etwas nicht stimmt. Sie verhalten sich ungesund und merken nicht, dass sie es tun.
 
Woran erkennst du ungesundes Verhalten ?
Toxische Menschen sind geborene Manipulatoren.
Sie verdrehen die Wahrheit. Sie verdrehen deine Wahrnehmung.
Sie reden dich klein, putzen dich auf subtile Weis runter und entwerten dich, damit sie sich selbst größer und besser fühlen.
Sie führen dich in die Irre mit Lügen oder Verdrehungen der Tatsachen.
Gesagtes wird umgedeutet: „Das habe ich so nie gesagt. Das ist dein Problem, wenn du das so verstanden hast!“
Ihre Worte und ihre Handlungen stimmen nicht überein.
Sie machen Zusagen und geben Versprechen, die nicht gehalten werden. Sie sind unzuverlässig und halten Verabredungen nicht ein. Ihr Wort ist nichts wert.
Erinnert man sie daran, werden sie aggressiv und haben hunderte Gründe und Ausreden, warum sie nicht zu ihrem Wort stehen.
Sie haben große Stimmungsschwankungen und wechselnde Verhaltensweisen, die sich im Laufe eines Tages von liebenswürdig bis aggressiv ändern können.
Auf Phasen intensiver Nähe und Zuneigung erlebst du plötzlich emotionale Kälte.
Sie denken nur an sich selbst und ihre Bedürfnisse.
Sie ignorieren deine Wünsche, deine Bedürfnisse und deine Gefühle.
Sie machen was sie wollen. Dabei ist es ihnen egal, ob du das gut findest oder darunter leidest.
Sie (miss)brauchen dich zu ihren Zwecken.
Wenn du sie brauchst sind sie nicht für dich da.
Sie lügen und betrügen dich.
Sie sagen: Du musst dich ändern, ändern aber an ihrem Verhalten, trotz Zusagen, nichts.
Sie betreiben Schuldumkehr: Egal was passiert ist, egal was sie getan haben, immer bist du schuld.
Nach einem Streit gehen sie aus dem Kontakt und legen dich auf Eis. (Off)
Immer musst du dich entschuldigen, auch wenn sie dich mies behandelt haben. Dann erst wird dir verziehen. (On)
Sie verletzen dich immer wieder und geben dir die Schuld, dass sie das tun, weil du nicht so bist, wie sie es brauchen oder voll daneben.
Wenn du lieb, einsichtig und gefügig bist, wirst du belohnt und mit Liebesbezeugungen überschüttet, wenn du nicht lieb bist, wirst du bestraft.
Wenn nur einige diese kranken Verhaltensweisen oft genug wiederholt und erlebt werden, beginnst du irgendwann an dir selbst zu zweifeln. Du denkst: „Ich bin nicht okay. Das muss an mir liegen. Mit mir stimmt etwas nicht. Das muss meine Schuld sein. Ich bin krank.“
 
Wahr ist: Das Zusammensein mit einem psychisch Kranken oder einem Suchtkranken, führt auf Dauer zu krankhaften Verhalten deinerseits. Es macht krank.
Warum?
Wenn die eigene Wahrnehmung ständig verdreht wird, wird das Vertrauen in die eigene Urteilsfähigkeit massiv zersetzt. Wenn du ständig auf -und abgewertet wirst, wirst du emotional instabil, du kennst dich selbst nicht mehr (Selbstentfremdung).
Wenn du ständig hörst, dass du schuld oder dass du krank bist, beginnst du an dir zu zweifeln und verlierst dein Gefühl für deine Selbstwahrnehmung, deinen Selbstwert und deine Werte. Wenn dein Körper ständig unter Stress steht, steht auch dein Gehirn unter Dauerstress und du kannst nicht mehr klar denken. Kurz gesagt: Du bist brainwashed.
Zudem ergibt sich durch den ständigen Wechsel von Hoch- und Tiefphasen ein massives Suchtpotential, das es schwer bis unmöglich macht, allein und ohne professionelle Unterstützung das ungesunde, zerstörerische Konstrukt zu verlassen.
Du musst oft viele Runden drehen, bis du es irgendwann schaffst.

Meine Erfahrung mit Betroffenen zeigt: Solange du noch einen Benefit hast, kommst du da nicht raus. In der Regel muss der Preis, den du dafür zahlst um mit einem toxischen Menschen zusammen zu sein, sich höher anfühlen als der Preis, den du für das Verlassen der Beziehung zahlen musst.

Samstag, 30. Juli 2022

Bist du präsent?

 

                                                                       Foto: A. Wende

 

Bist du präsent?

 

Hörst du was dein Gegenüber sagt?

Siehst du seine Lippen, die sich bewegen, die Mimik in seinem Gesicht, die Gesten, die er macht?

 

Bist du präsent oder bist du bei dir?

Denkst du schon über deine Antwort nach?

Über das, was Du sagen willst.

Was du los werden willst, über dich.

Ich denken

Ich sagen.

 

Bis du präsent?

Hörst du die Geschichte, die dir der andere erzählt?

Verstehst du sie?

Fragst du nach?

Oder antwortest du mit deiner Geschichte?

Ich denken.

Ich sagen.

 

Bist du präsent?

Kannst du fühlen, was der andere sagt?

Kannst du zu ihm hin fühlen?

Mit ihm fühlen?

Zuhören und Schweigen?

Mitfühlend schweigen?

Oder fühlst du deine Gefühle?

Was es mit dir macht?

Nur mit dir?

Ich denken.

Ich sagen.

 

Bist du präsent?

Willst du verstehen?

Willst du in aller Tiefe verstehen – den anderen?

Oder bist du an der Oberfläche in deinem Verständnis der Dinge ? 

In deinem Verständnis des anderen?

In deiner Wahrnehmung.

Deiner Bewertung?

Deiner kleinen Welt?

Ich denken

Ich sagen.

 

Führst du einen Dialog oder führst du einen Monolog, der ein Gegenüber hat?

Bist du präsent?

 

 

 

Donnerstag, 28. Juli 2022

Aus der Praxis - Warum Klarheit so wichtig ist

 



In schwierigen Zeiten wie diesen, fällt es vielen Menschen immer schwerer innere Klarheit zu schaffen. Den ganzen Tag prasselt unendlich viel auf uns ein. Das Leben wird immer anstrengender, die äußeren Kräfte, die sich in unser Leben drängen, werden immer mächtiger. Die Welt ist instabil. Nichts mehr ist sicher, unsere kollektive Zukunft ist eine unbekannte Größe. Da draußen herrscht alles andere als Klarheit – es herrscht Chaos.
Wir denken viel, den ganzen Tag denken wir. Je mehr wir denken und uns von unseren Gedanken beherrschen lassen, desto vernebelter und unklarer wird unsere Sicht auf die Dinge. Wir haben Chaos in unserem Denkapparat. Wir sind nicht mehr fähig einen klaren Gedanken zu fassen. 
 
Unsere Gedanken nicht zu ordnen und sie nicht zu bereinigen führt dazu, dass es uns schließlich an Klarheit fehlt.
Wenn wir uns unklar sind, reagieren wir unbewusst, wie aus einem Zwang heraus, dem sogenannten Reiz-Reaktions-Muster. Dann werden äußere Reize automatisch und vollkommen unbewusst beantwortet. In der Folge führen wir eine unbewusste Handlung aus, die im Zweifel nicht hilfreich für uns ist. Besitzen wir jedoch innere Klarheit sind wir emotional stabil. Emotionale Stabilität ist enorm wichtig, um uns nicht im äußeren und im inneren Chaos zu verlieren.
 
Was ist Klarheit?
Klarheit bedeutet Selbstwahrnehmung, uns unserer Selbst bewusst zu sein, d.h. wir sind in der Lage unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen beobachten, reflektieren und einordnen zu können. Wenn wir Klarheit haben, besitzen wir die Fähigkeit, unser eigenes Denken wahrzunehmen, ohne uns damit zu identifizieren. Wir fähig zu erkennen, dass wir nicht unsere Gedanken, Gefühle und Emotionen SIND, sondern diese nur HABEN.
 
Man könnte Klarheit auch mit Bewusstheit oder Gewahrsein gleichsetzen.
Klarheit ist die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, die Dinge zu differenzieren und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Klarheit bedeutet auch, die richtigen Fragen zu stellen. Die richtigen Fragen sorgen dafür, dass wir unser Gehirn auf Lösungssuche programmieren, anstatt um das Problem herumzutanzen.
Wenn unser Geist klar ist, wenn wir ganz bei uns und zugleich eins mit unserem Ziel im Leben sind, werden wir zum Schöpfer. Die Kraft unseres kohärenten Geistes befähigt uns das Chaos zu sortieren, Ungleichgewicht zu identifizieren, Prioritäten zu setzen, auf das uns umgebende Unstrukturierte einzuwirken um es zu ordnen und es zu gestalten.
Kohärenz heißt, mit uns selbst im Einklang sein, uns unserer Selbstwirksamkeit bewusst sein. Wir können dieses innere Ich spüren. Wir können uns in ihm verankern, uns daran orientieren, es zum stabilen Zentrum werden lassen und uns aus diesem inneren Einklang heraus in die äußere Welt hinein ausdrücken und das, was in unserem Einflussbereich liegt zu unserem Wohl gestalten. 
 
Klarheit ist die Vorausetzung um Herausforderungen zu lösen.
Klarheit zu haben bringt Klarheit in unser Denken, in unsere Entscheidungen und in unsere Handlungen. Innere Klarheit schafft gleichzeitig Klarheit im Außen. Das hat Auswirkungen auf alle Bereiche unseres Lebens. Unsere Wahrnehmung steigt, unser Selbstbewusstsein wird gestärkt, wir treffen bewusste Entscheidungen. Wir leben selbstbestimmt und nicht mehr fremdbestimmt. Wir bleiben ruhig inmitten des Chaos.
 
Solltest du eine persönliche Unterstützung wünschen, um zu mehr Klarheit zu finden, bist Du herzlich in meinem Coaching willkommen. In einer wertschätzenden Atmosphäre kannst du mit mir über alles sprechen, was Dich beschäftigt und belastet.
Wir ordnen das innere Chaos, wir stärken deine Selbstwahrnehmung und schaffen Klarheit. 
 
Du fühlst Dich angesprochen?
Dann freue ich mich darauf, Dich kennenzulernen!
 
Kontakt: aw@wende-praxis.de
Angelika Wende

Montag, 25. Juli 2022

Die große Transformation

 



Was in der Jetztzeit geschieht, ist eine radikale Veränderung, wir sprechen von einer großen Transformation.

Vieles vom Alten geht, Manches unterliegt einer Wandlung. Was das Neue bringt wissen wir nicht. Wir meinen zu wissen, wir spekulieren, aber wahr ist: Wir wissen, dass wir nichts wissen.

Nichtwissen wie eine Sache ausgeht macht Angst.

Und jeder geht mit dieser Angst anders um.

 

Einer versucht mit aller Macht, alles was vertraut und gewohnt ist, festzuhalten.

Einer verlegt sich aufs Kopf in den Sand stecken und hofft, dass die Veränderung ihn so nicht findet.

Einer verschließt die Augen vor dem, was er nicht sehen will und betäubt sich mit Essen, Alkohol, Drogen oder Sex.

Einer macht Party und denkt: Nach mir die Sintflut.

Einer hortet sein Geld und legt es an, auf dass es nicht an Wert verliert.

Einer ist voller Wut auf alles, was er nicht mehr unter Kontrolle hat und was ihm Angst macht und projiziert seine Wut und seine Angst auf alles und jeden, was sein kleines Universum und seinen Denkrahmen bedroht.

Einer verurteilt alles und jeden, der nicht seine Meinung teilt und verbannt es aus seinem Leben. Das ist das, was wir im Moment als Spaltung erleben.

Einer begibt sich in den Fluss des Geschehens und lässt sich treiben.

Einer hortet und hamstert, auf dass ihn die Knappheit nicht treffe.

Einer wandert aus, weil er im Winter nicht frieren will.

Einer denkt, das wird schon, und versucht es auszusitzen. 

Einer jammert und klagt und hofft auf Rettung.

Einer spielt den Retter bis zur Selbstaufgabe um sich selbst nicht spüren zu müssen und sich nicht um sich selbst zu kümmern.

Einer versinkt in Depression.

Einer resigniert.

Einer gibt sich selbst auf und verzweifelt.

 

Andere beobachten.

Sie stellen Fragen:

Was ist meine Aufgabe in dieser Zeit der Transformation?

Was ist die Frage, die mir das Leben jetzt stellt?

Was darf ich lernen?

Was darf und was kann ich tun?

Für wen kann ich etwas tun?

Was ist wirklich wichtig?

Was ist das Wesentliche in meiner Welt, in der Welt und für die Welt?

Was kann ich dazu beitragen?

Was sind meine Werte, die mich tragen, egal was passiert?

Was in mir darf heilen?

Was hält mich stabil, mitten im Sturm?

Was schenkt mir Kraft, Gelassenheit und innere Ruhe?

Was für ein Mensch will ich sein, jetzt?

Will ich Krieg oder Frieden?

 

Und was ändert sich jetzt?

 

Alles Verdrängte, alles Verleugnete, alle Lügen, alles, was nicht wahrhaftig war und ist, alles was nicht mehr trägt, alles was nicht echt und stabil ist, jede Beziehung, die nicht auf echter Zuneigung, Verbundenheit und Liebe basiert, alles, was nicht der Wahrheit entspricht, tritt aus dem Schatten.

Es wird ins Licht gerückt damit wir erwachen und uns von unseren Illusionen, Selbstlügen und Lügen lösen und verabschieden.

Damit wir erwachen aus unserer satten Trance.

 

Alles Alte was nicht trägt, löst sich auf.

Es ist okay.

Alles was uns nicht mehr dient, fällt von uns ab.

Es ist okay.

Die Schatten werden ganz groß.

Sie werden sichtbar für uns.

Wir können nicht mehr wegsehen.

Eine große Reinigung findet statt.

Es ist okay.

 

Je bewusster wir unser Leben und uns selbst (be) reinigen, desto klarer kommen wir durch die große Transformation.

Im Vertrauen auf das Gute, Wahre und Schöne, das unzerstörbar ist.

Im Vertrauen auf die Liebe für das Leben und für alles was lebt.

 

Was wahrhaftig ist bleibt!

 

Namasté

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 24. Juli 2022

Aus der Praxis: Bereitschaft


 
"Was ist eigentlich der Unterschied zwischen den Menschen, die es schaffen sich aus Verstrickungen zu lösen und ihr Leben zum Besseren zu wandeln, und jenen, die es nicht schaffen?", hat mich gestern eine Klientin gefragt.
Die Antwort lautet: Viele Menschen schaffen es nicht, notwendige Veränderungen herbeizuführen, die ihr Leben bedeutend verbessern könnten, weil sie nicht bereit sind, die Unannehmlichkeiten und die unangenehmen Gefühle, die eine Veränderung mit sich bringen, auf sich zu nehmen.
Nach all der Zeit in der ich mit Menschen arbeite, sagt meine Erfahrung: Die, die es schaffen, sind diejenigen, die die unbedingte Bereitschaft haben das Unheilsame zu beenden und auch unangenehme Empfindungen und Gefühle zu erleben. Und sie haben noch etwas: Sie haben Werte, die zwar oft im Verborgenen schlummern, aber sich wiedererwecken lassen. Und: Sie sind diszipliniert und konsequent in der Umsetzung und der Übung dessen, was hilfreich ist.
Diese Menschen sind nicht unbedingt stärker als andere.
Sie sind auch nicht weniger traumatisiert oder klüger als andere. Sie haben auch nicht unbedingt einen höheren Leidensdruck. 
 
Ich kenne einige Menschen, die einen sehr hohen Leidensdruck haben und dennoch nicht bereit sind das Unheilsame in ihrem Leben zu wandeln.
Die, die es schaffen, haben erkannt: Komfortables Elend ist zwar komfortabel, aber es ist Elend. Und da will ich raus, auch wenn es mich Anstrengung kostet.
Aber was macht das komfortable Elend eigentlich aus?
Es ist in seiner Unberechenbarkeit berechenbar, man kennt sich aus, man erlebt keine großen Überraschungen, man kennt das Drehbuch, man spielt seine Rolle, man fühlt sich sicher.
Paradox oder? 
 
Wie kann man sich im Elend sicher fühlen?
Weil es vertraut ist. Man muss sich nicht bewegen, man muss sich keinen Ungewissheiten stellen und schon gar nicht der Angst vor einer Veränderung, von der man nicht weiß, wie sie aussieht. Man ist gewöhnt an die Gewohnheit, auch wenn es eine elende Gewohnheit ist. Man kennt das Leid und wie es sich anfühlt, man kann es sich schön reden, weil es ja doch irgendeinen Benefit hat, man kann sich darin suhlen, sich selbst bedauern, sich bedauern lassen und sich bequem einrichten in dem, was man nicht verändern kann, weil man zu schwach ist, oder weil man an der Überzeugung klebt: Mir geht es so mies, mir kann keiner helfen.
All das sind selbstüberzeugende, selbstmanipulierende Argumente, die dazu führen, dass man im komfortablen Elend hocken bleibt.
All diese Argumente basieren auf Ängsten. 
 
Wenn wir uns aus elenden Verstrickungen lösen wollen, wenn wir unser Leben lebenswerter machen wollen, müssen wir die Bereitschaft haben diese Ängste, was immer sie auch sein mögen, auszuhalten.
In der Akzeptanz-und Commitmenttherapie ACT heißt es:
A
ccept your thougths and feelings
C
onnect with your values
T
ake effective action
 
Heißt: Gedanken und Gefühle akzeptieren, auch wenn sie unangenehm oder schmerzhaft sind und sie aushalten.
Sich mit den eigenen Werten verbinden, denn unseren Werten folgen ermöglicht Zufriedenheit in der Gegenwart.
Und effektiv handeln im Sinne von: Was ist hilfreich für mich? Und es dann tun. 
 
Klingt einfach, ist es aber nicht, sonst könnten wir das ja alle.
Wie gesagt. Können, können viele.
Was den Unterschied macht ist: Die Bereitschaft können zu wollen.
Die Bereitschaft auf ein Ziel hinzuarbeiten für ein erfülltes, selbstbestimmtes und lohnendes Leben, ein auf Werte ausgerichtetes Leben, denn das ermöglicht Zufriedenheit und Seelenfrieden. Auch wenn das Erreichen des Ziels die Gefahr birgt, dass sich erst mal ein Gefühl von Angst, von Orientierungslosigkeit oder ein Gefühl von Leere einstellt. Ja dazu sagen, ein Commitment zu machen – nämlich sich freiwillig zu verpflichten, das Elend zu wandeln und effektiv zu handeln, um es zu verlassen. Auch wenn wir auf diesem Weg straucheln. Egal, straucheln und dann wieder aufstehen, uns an unseren Werten orientieren und weiter in die Richtung gehen, die wir gewählt haben. 
 
Wenn Du bereit bist, begleite ich Dich gern.
 
Kontakt: aw@wende-praxis.de

Freitag, 22. Juli 2022

PODCAST: Emotionale Abhängigkeit & Co-Abhängigkeit: Was Liebe nicht ist

 

                                    www.wende-praxis.de                             timbiegert.com

 

Emotional Abhängige und Co-abhängige Menschen brauchen aktiven Input, der ihnen fühlbar macht, dass das Leben mehr ist, als das sich Drehen um einen anderen oder die Sorge und der sinnlose Kampf um einen Suchtkranken, der nicht zu retten ist, wenn er es nicht will. 

Sie brauchen wieder ein Gefühl für sich selbst und ihre tiefsten Bedürfnisse. Sie brauchen Anregungen, Unterstützung und Impulse zur Selbstfürsorge und Selbstwertschätzung. Sie brauchen sinnvolle Perspektiven für ein besseres, selbstabhängiges Leben. 

Sie brauchen Menschen, die sie verstehen, ohne sie zu verurteilen oder zu bedauern. Sie brauchen Menschen, die ihnen Mut machen und ihnen Wege zeigen, ihr Leben für sich selbst zu gestalten. 

Und in vielen Fällen brauchen sie professionelle Unterstützung, einen Menschen, der sie auf dem schweren Weg aus der Abhängigkeit in ein selbstbestimmtes Leben begleitet.

Emotionale Abhängigkeit & Co-Abhängigkeit: Was Liebe nicht ist

Das ist das Thema im aktuellen Podcast von Tim Biegert im Gespräch mit Angelika Wende.

Zu hören auf you tube und auf spotify

 

Hier die Links:  

https://www.youtube.com/watch?v=uL0i33-3zmQ


https://open.spotify.com/episode/6PVsgJbKKO4AJhk3GVcDfd?si=Jp2eEmEbSzGmeDZj21_7vw&utm_source=facebook&utm_medium=messenger


Mittwoch, 20. Juli 2022

Aus der Praxis: Der Innere Feind - von Selbstablehnung zu Selbstannahme

 

                                                         Zeichnung: A.Wende

Diesen inneren Feind in uns, der uns ständig weismachen will, dass wir es nicht schaffen werden, dass wir niemals froh sein werden, was auch immer wir tun, der uns sagt, dass wir nicht gut genug sind, kennen viele von uns. Permanent mischt er sich in unser Leben ein. Ob wir wollen oder nicht, er sagt uns, was wir tun oder lassen sollen und blockiert dabei – meist unbewusst – unser Handeln. So hält er uns immer wieder von der Umsetzung unserer Ziele ab und stellt sogar Entscheidungen im Nachhinein noch in Frage.
In der Kindheit früh traumatisierte Menschen, erleben diesen inneren Feind in deutlich abgespaltener Form als täteridentifizierteres Introjekt (inneren Anteil). Hier geht es dann um Selbstablehnung, Selbstverletzung, Selbstzerstörung, Selbstsabotage, Selbsthass und das Verharren in destruktiven Beziehungen. Manche werden sogar selbst zum Täter an anderen - Hurt people hurt people.
 
Dieser innere Feind wird immer da sein, doch jeder von uns hat die Macht, aus diesem Feind einen Gefährten zu machen.
Um die mentale Selbstsabotage zu beenden, helfen weder Affirmationen, noch verdrängen, noch schönreden. Es funktioniert nicht diesen Anteil zum Verschwinden zu bringen, er ist und bleibt Teil unserer Persönlichkeit. Aber es kann gelingen ihn für uns zu nutzen. Dazu ist es unabdingbar ihn - anstatt ihn weiter abzuspalten – in unsere Persönlichkeit zu integrieren.
Das bedeutet: Ihn zu identifizieren, anzuerkennen und zu verstehen, mit ihm Kontakt aufzunehmen und herauszufinden, warum dieser Anteil entstanden sind, was er als seine Aufgabe empfinden und wie er zum Regulator der Persönlichkeit geworden sind.
Erst dann kann es gelingen angemessene Distanz einzunehmen und ihn zur Kooperation mit den „guten Anteilen“ unserer Persönlichkeit für uns zu nutzen.
Ziel ist, die traumabedingte Selbstablehnung in Selbstannahme zu wandeln. 
Auf diesem Weg lernen wir zunächst Empathie und Mitgefühl für uns selbst und die frühe leidvolle Erfahrung. So wird der innere Druck abgebaut, Energie für die positive Veränderung der aktuellen Lebenssituation frei und die Fähigkeit zur Resilienz wird entscheidend verbessert. Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit werden aufgebaut. 
 
 
Auf diesem Weg begleite ich dich gern.
Wenn du bereit für den ertsen Schritt bist, buche Dein kostenfreies Erstgespräch mit mir.
Schreib mir dazu eine Mail unter: aw@wende-praxis.de
 
Ich freue mich auf Dich.

Samstag, 16. Juli 2022

Hass ist keine Meinung

 

                                                                       Foto: www


Das Getrenntwerden von denen, die man liebt oder gern hat, erleben manche von uns in dieser unheilsamen Zeit. Wir kommen nicht mehr an die anderen heran. Sie verstehen uns nicht, sie hören uns gar nicht zu, sie können nicht fühlen, was wir fühlen oder sie weigern sich, sich mit unserer Sicht der Dinge auseinanderzusetzen. Sie halten stoisch an dem fest, was sie für die absolute Wahrheit halten, pochen darauf Recht zu haben, spielen sich als Richter auf und verurteilen all jene, die ihrem Urteil über die Dinge nicht zustimmen, inklusive uns. Oder sie beschimpfen uns mit den übelsten Worten und im traurigsten Falle wenden sie sich voller Hass von uns ab. 
 
Was ist passiert?
Wir passen nicht mehr in ihre Welt.
Wir sind die, die nicht ja sagen zu dem, was sie als Wahrheit zu glauben beschlossen haben. Wir haben unsere eigene Wahrheit oder zumindest wagen wir es ihre Wahrheit anzuzweifeln. Wir sind kritisch, wir hinterfragen, wir sagen vielleicht sogar: Nein, deine Wahrheit ist nicht meine.
Damit sind wir eine Bedrohung für ihre kleine Welt, an der sie festhalten um die Kontrolle nicht zu verlieren und ihre mentale Komfortzone nicht verlassen zu müssen. 
„Was nicht sein kann, darf nicht sein.“ Diese Überzeugung bringen wir ins Wanken. Also müssen wir weg aus ihrem kleinen Universum. Wir werden entsorgt. 
Das Band ist zerrissen, von dem wir glaubten, dass es für immer hält.
 
Manche Menschen machen es sich sehr einfach.
Manche Menschen sind einfach strukturiert und zu faul um komplex zu denken. Sie braucht eindeutige Kategorien von Schwarz und Weiß, Gut und Böse.
Aber glauben sie wirklich, dass sie auf einem guten Weg sind?
Glauben sie wirklich, man kann mit Wut, Hass und Aggression auf alles und jeden, der nicht in die eigene Welt und zur eigenen Wahrheit passt, einen guten Weg gehen?
Ich weiß, dass das ein Holzweg ist.
Ich entscheide nicht, was ein anderer zu denken hat.
Ich urteile nicht über den Weg, den ein anderer wählt.
Ich kann die Wahrheit anderer achten und sie stehen lassen, auch wenn sie mir nicht gefällt und ich sie nicht gut heiße.
 
Hass ist keine Meinung.
Ich spucke keinen Hass auf Andersdenkende, weil ich weiß, dass Hass nur die eigene Seele vergiftet. Ich lasse dem anderen das Seine.
Und wenn er mir das Meine nicht lassen kann, dann lasse ich ihn sein. 
 
 
"Es gibt keine zwei Menschen, die gleich sind. Keine zwei Menschen, die einen Satz in ein und derselben Weise verstehen. Wenn man es also mit Menschen zu tun hat, sollte man vermeiden, sie an die Vorstellungen anzupassen, wie man meint, dass sie sein sollten."
 
Milton Erikson

Dienstag, 12. Juli 2022

Die Welt und Du

 

                                                                Foto: Pixybay

 
Die Welt und Du 
 
Da draußen ist eine Welt und du bist ein Teil dieser Welt.
Nimmst du sie wahr? Über dich selbst hinaus?
Berührt sie dich, inspiriert sie dich, bereichert sie dich?
Oder stürmt sie auf dich ein, stresst sie dich, ängstigt sie dich, verunsichert sie dich?
Fordert sie dich auf eine klare Position zu beziehen?
Beziehst du eine klare Position?
Hast du einen klaren Standpunkt?
Gelingt es dir bei dir selbst zu bleiben?
Kannst du dich abgrenzen und dein inneres Gleichgewicht bewahren?
Kannst du dein Zentrum spüren?
Und
drückst du dich aus in der Welt?
Lässt du dich in der Welt lebendig werden?
Spürst und erfährst du Selbstwirksamkeit?
Gibst du etwas hinein in die Welt, über dich selbst hinaus?
Und
Wie begegnet dir diese Welt?
Wohlwollend? Anerkennend? Unterstützend?
Oder ablehnend, kühl und verschlossen?
Voller Erwartungen und Ansprüche?
Wie sehen deine Begegnungen aus?
Wie reagierst du darauf?
Was sagt dir das alles über dich ?

Sonntag, 10. Juli 2022

Zuhause ankommen

 


                                                        Foto: Angelika Wende
 
 
Du hast eine Entscheidung getroffen und dich auf den Weg gemacht, den Weg zu dir selbst. Du hast dich aus unheilsamen Verstrickungen gelöst und stehst jetzt alleine da. Obwohl es schmerzhaft ist, spürst du vage, dass du nicht der Verlierer bist.
Doch der Gewinn kommt erst später. Es braucht Zeit.
Zunächst leidest du unter der Erkenntnis, dass du für das, was du an Aufmerksamkeit erhalten hast, mit Anpassung und Abhängigkeit bezahlt hast. Jetzt, wo du dich davon befreit hast, brauchst du dich nicht mehr anzustrengen, dich nicht mehr zu verbiegen, dich selbst nicht mehr zu verleugnen und gewinnst an Freiheit.
Wie fühlt sich das an, wenn du plötzlich frei bist?
Wenn sich all das, was bisher auf dich einstürmte und dich niederdrückte, langsam auflöst?
Wenn die Anstrengung, das Drama von dir abfallen?
Wenn es ruhig wird, ganz still, du selbst still wirst?
 
Es macht erst einmal Angst.
Sich aus unheilsamen Verstrickungen zu befreien kann sehr frühe Verlassenheitsängste auslösen. Die Befreiung kann als hoher Preis für die Treue zu dir selbst erlebt werden. Sie kann begleitet sein von dem Gefühl existentieller Einsamkeit, die zu vermeiden, du als Kind gelernt hast. Aber die Erfahrung der Selbsterhebung gibt dir schließlich die Kraft, die Einsamkeit durchzustehen, begleitet von einem empathischen inneren Erwachsenen, der dein ängstliches inneres Kind beschützt und gut versorgt.
 
Nein, keine Angst.
Denn das Geheimnis des Ankommens bei dir selbst, liegt im Vertrauen auf die Wahrhaftigkeit deines Gefühls.
Zuhause ankommen bei dir selbst.
Im Hier und Jetzt. Wo Ruhe und Frieden ist.
Wo du dir schenkst, was du brauchst.
Wo du sein kannst, so, wie du bist.
Das gibt es nicht?
Doch, dieses Zuhause gibt es.
Du musst nur vertrauen.
Dir selbst vertrauen und mit dir selbst gut umgehen.
Bis die Welt es dir gleichtut.

Donnerstag, 7. Juli 2022

Aus der Praxis: Dir selbst vertrauen

 



"Ich habe diesem Menschen vertraut. Heute weiß ich, er hat mich manipuliert, meine Wahrnehmung verdreht, mich belogen und betrogen. Er hat mich hergeholt, wenn er mich brauchte und wegegestoßen, wenn er mich nicht brauchen konnte. Er hat mir immer wieder Versprechungen gemacht und sie nicht gehalten. Und wissen sie was? Die ganze Zeit war da diese leise Stimme in mir, die mich warnte: Pass auf, da stimmt etwas nicht.
Ich habe sie nicht hören wollen. Ich habe meiner Intuition nicht vertraut. Ich habe sie ignoriert, ich habe immer wieder versucht, das Gute in diesem Menschen zu sehen. Ich wollte vertrauen, weil es mir gefällt zu vertrauen. Aber jetzt habe ich endgültig begriffen, dass ich mir die ganze Zeit selbst Schaden zugefügt habe. Ich werde keinem mehr vertrauen können. Und das ist das Schlimmste."
 
Meine Klientin ist verzweifelt.
Nicht nur weil ihre Beziehung beendet ist, nicht nur, weil sie einen Verlust zu bewältigen hat, sie ist verzweifelt, weil sie an sich selbst zweifelt. Sie hat sich selbst nicht vertraut und sich wider besseres Fühlen, immer wieder Sand in die Augen streuen lassen. 
 
Solche Erfahrungen kennen viele von uns. Sie können unser Selbstwertgefühl und unser Selbstvertrauen erschüttern. Sie können dazu führen, dass wir uns von den Menschen zurückziehen und uns sozial isolieren. Sie können dazu führen, dass wir verbittern, dass wir einsam werden und keinen mehr an uns heranlassen. Sie können dazu führen, dass wir den Glauben an die Liebe verlieren. 
 
Wie konnten wir so einen Fehler machen? 
Über Jahre vielleicht. Wie konnten wir nur so blöd sein?
Es gibt viele Gründe, warum wir das konnten.
Vielleicht haben wir Verlustangst, vielleicht haben wir Angst vor dem Alleinsein, vielleicht haben wir Angst, nie mehr einen Partner zu finden, wenn wir die Beziehung verlassen.
Vielleicht haben wir Angst, das Leben allein nicht meistern zu können.
Vielleicht haben wir Angst, ohne Partner nichts wert zu sei.
Vielleicht haben wir uns schlecht behandeln lassen, weil unser inneres Gesetz lautet: „Du bist nicht gut genug. Also hast du nichts Besseres verdient.“
Vielleicht hat sich die Beziehung wie die beschissene Heimat unserer Kindheit angefühlt, beschissen, aber so vertraut, das wir glaubten, wir seien zuhause angekommen.
Vielleicht haben wir einfach nicht glauben können, dass der andere Mensch nur seinen eigenen Vorteil suchte und es ihm niemals um uns ging.
Vielleicht haben wir nicht glauben wollen, wie berechnend und gefühlskalt ein Mensch sein kann, weil wir so nicht sind, weil wir mit reinem Herzen geliebt haben und das Beste wollten.
Vielleicht haben wir gehofft, wenn wir nur genug lieben, genug verstehen, genug verzeihen, wird man uns dafür lieb haben.
Vielleicht haben wir das Unheilsame in Kauf genommen, weil es da auch schöne Momente gab und haben sie ganz groß werden lassen, nur um das Gefühl zu haben, geliebt zu sein.
Vielleicht erhalten wir aber nie eine Antwort.
Solche unbeantworteten Fragen können uns jahrelang beschäftigen. Sie können Tag für Tag auf Neue an uns nagen und uns innerlich zerfressen. 
 
Die entscheidende Frage aber ist: Kann ich mir je wieder selbst vertrauen, wenn ich so gutgläubig war, wenn ich die Signale, die Zeichen und meine Intuition überhört, übersehen, überfühlt habe? 
 
Ja, wir können. Wenn wir das wollen.
Ich glaube, wir müssen bestimmte Erfahrungen machen, um wichtige Lektionen zu lernen, die wir ohne unsere Fehler nie gelernt hätten. Wir dürfen das Vertrauen in uns selbst nicht von den unheilsamen Erfahrungen unserer Vergangenheit abhängig machen. Wir dürfen nicht zulassen, dass ein Fehler über unser Jetzt und unsere Zukunft bestimmt. Wir sind aufgerufen zu ergründen, warum wir uns selbst nicht vertrauen, warum wir uns selbst Schaden zufügen, warum wir nicht den Mut haben, auf unsere Intuition zu hören und ihr zu vertrauen.
Wir lernen mit jedem unserer Fehler. Durch unsere Fehler können wir wachsen
Wir treffen in Zukunft eine andere Wahl.
Wir hören auf uns selbst, egal wie viel Sand man uns in die Augen streut. Wir sind hellwach, wir beobachten uns selbst und achten auf das, was wir fühlen und wir nehmen unsere Gefühle ernst – wir nehmen uns ernst.
Wir sagen uns: Okay, es tut weh, aber ich musste diesen Fehler machen, um genau das daraus zu lernen: Mir selbst vertrauen.