Freitag, 30. Oktober 2015

Selbstliebe






Unsere Seele sucht Liebe. 
Sie möchte Gott nahe sein.
Da Gott in unserem eigenen Inneren wohnt, kann nur von dort die Liebe kommen, kein anderer kann uns diese Liebe geben.
Wir suchen im Außen. Und finden Spiegel des eigenen Inneren.
Solange wir noch nach Selbstliebe suchen, finden wie im Außen keine Liebe.
Wir finden das, was wir Liebe nennen.
Wie komme ich an meine Selbstliebe?
Durch die Azeptanz dessen was ich bin, all dessen, was ich bin - das Hell und das Dunkel - und niemals, indem ich nur einen Teil von mir selbst verachte oder verleugne.
 

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Gedankensplitter





Angst ist die tiefer liegende Ursache für die meisten Probleme. 
Angst hindert uns daran wir selbst zu sein.
Darum ist die Angst, die wir zuerst anschauen müssen,  
die Angst vor uns selbst.

Dienstag, 27. Oktober 2015

waiting for daylight


you
alone
in the dark of the night
when silence surrounds you
and covers the now
and opens the door to yesterday
and closes the door for tomorrow
fear crawls out of the corners
and fills up the room
and all you can do is sit and wait
wait for dayligth

Drehbücher des Lebens




Die folgenden drei Märchen gehören zu den Archetypen menschlicher Drehbücher:
Die Geschichte vom König Midas. Sie wird zum Drehbuch mit dem Titel: „ Ich habe nicht genug.“
Die Geschichte vom Aschenputtel. Sie wird zum Drehbuch mit dem Titel: „Ich bin viel zu tief und so oft verletzt worden, um je Macht über mein Leben  zu haben.“
Die Geschichte vom König der Löwen. Sie wird zum Drehbuch mit dem Titel: „Ich bin zu alt, um etwas Neues zu beginnen, meine Zeit ist vorbei.“

Jeder von uns hat so ein Drehbuch in seinem Leben am wirken. Es schreibt sich von selbst aus unseren Erfahrungen heraus, die zu Überzeugungen über uns selbst und unser Leben werden. Der Film der aus diesem Drehbuch entsteht läuft ein Leben lang in Endlosschleife mit dem immer gleichen Helden und der sind wir selbst. Je tiefer wir dieses Drehbuch verinnerlicht haben, desto inniger folgen wir ihm unbewusst und werden damit überhaupt nicht froh. Wie auch? Wir sitzen fest in einer festgeschriebenen Vergangenheit, die wir jeden Tag aufs Neue in die Gegenwart einladen und sie damit immer weiter wiederholen. Unser Unterbewusstsein tut das, weil wir an dieses Drehbuch fester glauben als an unsere Träume, unsere Potenziale, unsere Gaben, unsere Sehnsüchte und unsere eigene Macht. 

Wir denken, dieses Drehbuch ist mein Leben und klammern uns an Hoffnungen, dass sich doch noch einmal Alles zu unseren Gunsten ändern könnte. Es wird sich nicht ändern. Es wird sich solange nicht ändern, bis wir das Drehbuch in die Ecke werfen und ein Neues schreiben. 

Nicht die Hoffnung ändert die Dinge, die Hoffnung lässt sie uns aushalten, die Absicht ändert die Dinge. Und diese Absicht wirkt nur dann, wenn wir absichtsvoll beginnen unser Leben aktiv zu gestalten.

Sonntag, 25. Oktober 2015

Was es bedeutet ein Mensch zu sein

Es verblüfft mich längst nicht mehr zu sehen, wie das Recht des Stärkeren, das Recht der Geldigen in dieser Welt gilt und wie es sich mehr und mehr ausbreitet, bis alles was schwächer ist, darunter erdrückt wird und liegen bleibt, sich mit den Krümeln abfindet, weil die Armut taub und ohnmächtig macht, wenn sie nur lange genug dauert. Es verblüfft mich nicht mehr, aber es erschüttert mich noch immer und immer wenn ich es mit diesen Geldmenschen zu tun bekomme, packen mich die Wut und der Ekel.

Diese Welt wird regiert und beherrscht von den Gierigen, den Habenmenschen, den  Waffenproduzenten, den Banken, den Produzenten unnützer Dinge, die die Marketingmenschen dann als lebensnotwendig wohlfeil anbieten, kurz, diese Welt wird regiert vom Geld, von nichts anderem als vom Geld. Wer das nicht hat, hat das Nachsehen. Er hat nichts außer seinem Sein und wenn dieses Sein nichts hat, was es von Innen hält,  sieht es schlecht aus um diesen Menschen. Aber auch jener, der ein Sein hat und kein Geld um sein Sein zu leben und zu entfalten, dem geht es schlecht in einer Welt, die den Menschen danach bewertet was er hat. Denn, haste nix biste nix und haste nix bekommst du auch nix.

Ich spreche von den Künstlern aller Genres, den Musikern, den Malern, den Schriftstellern, den Philosophen, von all den Menschen,  die diese Welt so nötig braucht, wie sie die anderen ganz und gar nicht braucht, von diesen Menschen, die etwas geben was unbezahlbar ist: ihr Herzblut für das, was sie tun und ich spreche von dem wertvollen Geschenk, das diese Menschen der Welt machen, mit dem, was sie tun.

Ich denke an all die toten Maler wie Vincent Van Gogh, dessen Geschichte mich rührt, an seine Liebe, seine Leidenschaft und seinen Schaffensdrang, an all die Bilder, die ihm keiner abkaufen wollte, an seine Verzweiflung an sich selbst und der Welt, die das, was er ihr zu geben hatte, nicht haben wollte, an seinen Freitod, weil die Freiheit keine wahr, denn frei sein ohne Geld, immer abhängig von der Gnade des Bruders, macht wahnsinnig, wenn ein Mensch es nicht schon ist. Ich denke an Amedeo Modigliani, dessen Bilder mich bis in die Tiefe meiner Seele berühren, der wie kein anderer das Wesen eines Menschen auf die Leinwand bannen konnte, ohne seine Augen zu malen, der an der Armut zugrunde ging, weil man seine Gabe nicht sehen wollte und all all die anderen begabten Künstler, die keine Marketinggenies waren wie ein Picasso, der menschlich zu den Unanständigen gehörte und die Frauen an seiner Seite eine nach der anderen zerstörte, und bejubelt wurde von der Welt, weil er sich ausgezeichnet verkaufen konnte. Über seine Kunst ist nicht zu streiten, auch wenn ich sie nicht sonderlich mag.

Ich denke an all die Künstler, die damals wie heute am Hungertuch nagten und nagen, weil es keinen gab und gibt, der der Welt den Wert ihres Produktes vermittelt oder sie unterstützt wenn er es könnte,  weil: Kunst braucht man nicht wie das tägliche Brot, die ist Luxus, haben wir gelernt; und ich denke an die, die sich den Luxus leisten können und die Werke alter Meister und neuer Hypekünstler für Millionbeträge kaufen und zwar ihres monitären Wertes wegen, die sie sich in Tresore und in eigens dafür errichtete Räume hängen, um sich ab und an ihrer Geldanlage der besonderen Art zu ergötzen und in ihrem Herzen nicht einmal die blasseste Ahnung haben, was es bedeutet, mit Liebe Kunst zu schaffen. (Ausnahmen bestätigen die Regel, wie immer.)

Ich denke an all die jungen begabten Künstler, die sich mit miesen Jobs durchschlagen, die ihnen die Muse und die Schaffenskraft rauben oder von Hartz IV leben, weil sie keinen Job bekommen, denn mit dem, was sie können, kann man sie auf dem freien Markt nicht brauchen.

Ich denke an diese Künstlerseelen, die nicht begreifen, warum Menschen nicht begreifen, dass das was sie tun ihre Arbeit ist und kein Hobby, das man mal so nach Feierabend macht, und sonst aber bitte was Anständiges und ich könnte kotzen, ob soviel Ignoranz und Mangel an Schöngeistigkeit und Herzensbildung in der Welt der Geldmenschen, die keiner braucht und die doch alle unterstützen, damit man sie auch ja nicht abschaffe, die, die Herzen, Seelen und das Leben der Menschen vergiften und den Frieden in der Welt weiter bewusst verhindern mit ihrem ruchlosen Tun, denn auch Kriege bedeuten Kohle, und ich sehe wie diese Geldmenschen unendlich vielen Menschen auf diesem Planeten Schaden zufügen und alle gucken zu und machen mit, indem sie nichts machen.

Und ich verstehe bei allem Bemühen meines gescheiten Hirns nicht, warum die, die das auch sehen nicht endlich aufstehen und diese menschenverachtenden Gierschlunde aus ihren schicken Designerstühlen heben, von denen aus sie das Geschick der Menschheit lenken.

Doch, ich verstehe es. Es geht, weil die Mehrheit der Menschheit aus genau dieser Gier besteht, durchdrungen vom Haben wollen, vom Geld anhäufen und Dinge kaufen, die kein Mensch braucht. Sie aber brauchen das, weil sie Innen nichts haben, außer Neid und Gier und Machthunger und den irren Glauben das sei das fette Leben, das Haben, das letztlich ihre Blutwerte verfettet. Sei´s drum - mein Haus, mein Auto, mein Urlaub, mein Bankonto, mein I-Phone und gleich noch ein paar für die verwöhnten Kids, weil alle verwöhnten Kids eins haben müssen. Ja, das ist das gute Leben.

Wer in Gottes Namen braucht diese Menschen mit ihren unseligen Geschäften, die sie machen?

Niemand braucht sie. Die, die das wissen, sind entweder vorm Überlebenskampf oder der Armut so geschwächt, dass sie darüber schon gar nicht mehr nachdenken, andere sind von der erlernten Hilflosigkeit so konditioniert oder brainwashed, dass eine Veränderung für sie unvorstellbar ist und der große Rest ist derart verblödet vom Rundumkonsum, dass er glaubt, so ist die Welt, so muss sie sein, das ist normal. Nein, das ist nicht normal!

Die Künstler und all die anderen sensiblen Menschenseelen, die nicht blind und verblödet sind, stehen da, ohnmächtig und ohne eine bessere Zukunft in einer Welt, die glaubt, dass sie sie nicht braucht und ihnen noch dazu vorhält, dass ihr brotloses Schaffen keinem etwas nützt.

Ehrlich, wäre ich der liebe Gott, ich würde auf diese Welt einen großen Haufen sch.... aber zuvor würde ich einen Noah eine Arche bauen lassen mit Platz für all die, die wissen, was es bedeutet ein Mensch zu sein.



Gedankensplitter




manche schultern scheint gott für so stark zu halten, 
dass er glaubt, keine last kann sie brechen.

gott irrt sich.

Samstag, 24. Oktober 2015

Patience

when the shadows are bigger than you are
let them be
have patience 
learn to have patience

be sure
they leave you
nothing stays forever
life is change
have patience

sometimes you go through the darkest night 
alone with your ghosts of the past and your ghosts of the presence
to recognize
they are still here
you haven't got rid of them

let them be
hold on
be patient 
 
be aware 
its a chance for transformation 
to a higher level
if you only believe
 

Montag, 19. Oktober 2015

traumatic memories

AW, mixed media, 2015

Das Gehirn speichert Zeit.
Erfahrung, Erinnerung -
alles gespeicherte Zeit
Es denkt und handelt in den Rastern erlebter Zeit.
Gestern, Heute, Morgen.


Samstag, 17. Oktober 2015

Ein großer Wunsch geht in Erfüllung ... ich wollte schon immer in einer Kirche ausstellen

Ich danke den Menschen der Frauenfriedenskirche, Frankfurt, die es mir ermöglichen!





Aus der Praxis – Mit der Angst leben lernen

Mixed Media AW


Abgetrennt von unserer inneren Wahrheit tappen wir im Dunkel. Wir fühlen uns von aller Welt verlassen und haben Angst. Diese Angst will uns etwas sagen, mach so nicht weiter, lass los von dem, was dir schadet.

Jede große Veränderung, jede Trennung, jeder Verlust, jede neue Erfahrung, jede Lebenskrise ist eingebettet in Angst.
Angst ist ein Gefühl, eine Explosion destruktiver Energie, die uns vollkommen ausfüllen kann. Sie ist manchmal übermächtig und undurchdringlich. Sie liegt irgendwo tief auf dem Boden unserer Seele, so dass wir sie nicht benennen und nicht identifizieren können. Sie erscheint uns gesichtslos oder sie wirkt auf uns wie eine dicke Nebelwand,  die uns von allem trennt, innen und außen. Wir versuchen dagegen anzukämpfen doch es misslingt, eben weil wir voller Angst sind. Wir wollen durch diese Wand hindurch, die uns von uns selbst trennt, aber wir schaffen es nicht, eben weil sie uns von uns selbst trennt und wir kein Licht mehr sehen durch die Nebelschwaden die sich in uns auftürmen. Wir wissen, es gibt keinen, der uns die Angst nehmen kann und uns sagen kann, was für uns das Richtige ist und das macht uns noch mehr Angst. Wir wissen, wir allein müssen die Antwort finden.

Manchmal ist das, was wir als Angst empfinden sogar nicht einmal die unsere.
Wir haben sie von jemand übernommen, einem Elternteil, einem Kind oder einem Partner. Angst ist ansteckend und in diesem Fall müssen wir uns befreien von dem, was nicht zu uns gehört. Manchmal sind unsere Ängst Phantome, die wir im Kopf erschaffen, Relikte einer erinnerten gelebten Vergangenheit, die uns großen Schaden zugefügt hat und manchmal sind unsere Ängste gewachsen, weil wir das Vertrauen in andere Menschen gründlich verloren haben. Wir sind wieder und wieder enttäuscht und belogen worden, man hat uns Versprechungen gemacht, die gebrochen wurden. Oder wir haben den Glauben an uns selbst verloren, weil wir immer wieder in ungesunden Beziehungen gelandet und geblieben sind, trotz besseren Wissens oder ohne es zu wissen. Wir haben es mit der Angst zu tun, wenn Menschen, die wir lieben, sich selbst zerstören und wir uns über Jahre abarbeiten, um sie zu retten und diese Menschen machen trotzdem weiter mit dem, was sie zerstört und wir müssen hilflos dabei zusehen, was diese Menschen sich selbst antun und damit uns.

All das macht Angst. Je mehr wir von all dem erfahren haben und erfahren macht die Angst groß und größer in uns selbst. All diese Ängste sind Ängste,  die aus Beziehungen zu anderen heraus Futter bekommen und wir sind nur noch eine Marionette der anderen und meistens sind wir uns dessen nicht einmal bewusst.

Die Angst will uns genau das vor Augen führen - all das, was uns nicht bewusst ist.
Wir schrecken davor zurück die Wahrheit zu erkennen was in einer für uns wichtigen Beziehung eigentlich passiert und das Zurückschrecken macht die Angst noch größer. Wir fürchten uns genau hinzusehen, stecken den Kopf in den Sand und trösten uns mit der Hoffnung, dass Gott oder die Zeit oder der andere es für uns lösen werden und damit machen wir uns machtlos. Indem wir die Lösung unserer Ängste dem lieben Gott, der Zeit oder anderen überlassen sind wir in der Rolle des hilflos Erwartenden, der sich allein von der Hoffnung nährt und nicht die entsprechenden Maßnahmen ergreift, die die Dinge für uns selbst verändern. Und dabei geschieht nur eins - unsere Angst wächst und macht uns klein und kleiner, so klein, das wir uns innerlichauflösen, erschöpft und müde werden, lebensmüde gar, weil wir uns dem Leben nicht mehr gewachsen fühlen. "Angst essen Seele auf", heißt ein Film von Rainer Werner Fassbinder, und genau so ist es - die Angst zerfrisst die Seele wie ein Gift. Also müssen wir entgiften. Wir müssen das, was nicht das unsere ist, ausleiten wie die Gifte einer körperlichen Erkrankung ausgeleitet werden müssen, damit der Organsimus gesunden kann.

Entgiften bedeutet: Wir müssen beginnen offen zu sein für die eigenen Gefühle, sämtliche Gefühle empfinden, auch jenes, das wir als Angst bezeichnen.
Und das ist das Schwerste, denn die Angst sucht sich viele Plätze wenn wir nicht in der Lage sind sie als das zu erkennen was sie wirklich ist - ws sie im Kern ist. Vielleicht ist unsere Angst um andere gar nicht die Angst um die anderen, sondern unsere Angst verlassen zu werden, vom anderen. Die Angst allein zu sein und einsam. Dann geht es nicht um die anderen, sondern allein um uns selbst. Es geht um eine Grundangst, die wir mitschleppen seit wir Kind sind, die sich fest macht an allem, was ihr entspricht um uns dort festzuhalten, wo wir schon damals festgehalten wurden und hilflos und ohnmächtig stecken blieben, weil wir keine Helfer hatten.

Die meisten Menschen haben ein ganzes Leben lang Angst in sich gespeichert und wir nehmen umso mehr Angst auf, je mehr wir bereits gespeichert haben, denn wir sind geradezu darauf konditioniert Angst zu haben. Gleich und gleich gesellt sich gern und genauso gesellt sich Angst zur Angst. Die  Folge ist, dass sie ins Unermessliche wächst, wenn wir ihr nicht Einhalt gebieten.
Aber wie?

Wir müssen von der Angst zur Stärke finden. 
Dazu müssen wir aufhören sie zu ignorieren. Sie zu ignorieren ist genauso als würden wir das Unkraut im Garten ignorieren, es wächst und wächst, bis es alle Blumen und Bäume überwuchert. Genauso ist es mit der Angst, wenn wir versuchen den Frieden in uns dadurch zu finden, dass wir unsere Angst verdrängen, laufen wir ins Unkraut und ersticken darin. Wenn wir aber die Stärke besitzen uns den Urgrund unserer Angst deutlich bewusst zu machen, sie zuzugeben und sie zu respektieren, finden wir am Ende Frieden.

Natürlich ist das kein Mittel um die Angst endgültig und sofort zu besiegen, aber es ist der Anfang um zu begreifen, dass wir die Angst, die wir ignorieren füttern. Wenn wir sie fühlen und uns mit ihr auseinandersetzen, wenn wir sie ausprechen, aufschreiben, mitteilen, ihr das wahre Gesicht geben, das sich hinter all ihren maskenhaften Erscheinungsformen verbirgt, wird sie klein und kleiner und wir wachsen mit jedem Mal, wenn wir das tun ein kleines Stückchen mehr. Wir schleichen es aus das Gift, das Leben zerstören kann und wir wissen dabei - es wird dauern.

Jedes nagende Angstgefühl fordert uns auf, einen bestimmten Bereich in unserem Leben und in unserem Inneren zu untersuchen. 
Indem wir die Angst und ihre Urprünge so genau erfassen wie es uns möglich ist, verbinden wir uns mit dem Bewusstsein der Wahrheit. Wir finden zu dem zurück was wir verloren haben in der Angst - zu unserer inneren Wahrheit. Erst wenn wir dort angelangt sind, sind wir wieder fähig zu handeln und den nächsten Schritt zu gehen, mutig, trotz unserer Angst und mit jedem mutigen Schritt wieder ein bisschen stärker als zuvor.

Es hört nie auf, wir werden immer Ängste haben, und deshalb gibt es kein Mittel um sie endgültig auszurotten, aber wir können lernen mit unseren Ängsten so umzugehen, das sie uns nicht auffressen.
Wenn wir die Angst nicht mehr verdrängen haben wir eine Chance uns aus ihrer Macht zu befreien und wieder Vertrauen in unsere Kraft zu finden, immer und immer wieder.

Freitag, 16. Oktober 2015

Was war das, was nicht mehr ist?




zweisames zerbrochen
traurigkeit über scherben
ein sehnen nach dem, was nicht mehr ist
und dem, was noch nicht ist.
zerrissenes denken zwischen gestern und morgen.
das jetzt zerfetzendes 
wissen, nichts bleibt und alles wird anders und vergeht.

spott noch über deine trauer
entgegenschleudertes verhöhnendes zerreisst die letzten bande.
 und du fragst dich:
was war das, was nicht mehr ist?




 

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Vom Unanständigen im Menschen

Foto: AW

"Es gibt nur zwei "Rassen": die Rasse der anständigen Menschen und die Rasse der unanständigen Menschen. Gerade deshalb, weil wir wissen, daß die Anständigen in der Minorität sind, ist jeder einzelne aufgerufen, diese Minorität zu stärken und zu stützen". So lautet ein Zitat von Viktor Frankl.
Frankl, der Arzt und Psychiater, der Begünder der Logotherapie, der Mensch, der im KZ an Fleckfieber erkrankt und sich nachts wach hält, indem er versucht, sein Buch über die ärztliche Seelsorge stenographisch zu rekonstruieren, der Mensch, der das Lager überlebt und im April 1946 von US-Truppen befreit wird und schließlich nach Wien zurückkehrt.  Dort erfährt er vom Tod seiner Frau, seiner Mutter und seines Bruders, alle in Auschwitz ermordet. Frankl wird Professor an der Wiener Universität und beginnt, an zahlreichen Universitäten weltweit als Gastprofessor zu lehren. Schließlich begründet er in San Diego, Kalifornien an der "United States International University" eine Professur für Logotherapie und damit das erste Logotherapie-Institut der Welt. Dieser Mensch weiß. Er weiß um das Anständige und er weiß um das Unanständige im Menschen und ich sage, Viktor Frankl hatte Recht -  es gibt nur zwei Rassen.

Es gibt die, die sich nicht verkaufen, nicht lügen und betrügen, nicht benutzen und ausnutzen, nicht ihren Vorteil in allem und jedem suchen, nicht von Gier, Machtwillen und Neid getrieben das Menschliche in sich selbst abtöten und sogar skrupellos andere töten würden, emotional oder seelisch, würde man sie lassen und manche tun es auch. Es gibt Millionen von Unanständigen, die das alles tun und alles andere Unvorstellbare auch, was es an Unmenschlichkeit im Menschen zu finden gibt. Die Unanständigen sind am Wirken, immer und überall, und ich kenne so manche von ihnen und ich erkenne sie immer besser, wenn ich ihnen begegne und mit ihnen umzugehen fällt mir schwer, noch immer. Ich halte mich fern von den Unanständigen so gut ich es kann und trotzdem, ich bin allzuoft in die Falle gelaufen, derer, die mich schamlos belogen und damit betrogen haben, betrogen um mein Vertrauen und an meinen Glauben an das Anständige im Menschen.

Was aber ist das Anständige?

Die Frage ist höchst kompliziert, denn das, was mir persönlich als anständig und gut erscheint, ist für einen anderen noch lange nicht das Anständige und das Gute und umgekehrt ebenso. Somit ist das Gute ein individuelles, ein subjektives Empfinden, bei dem allein die persönlichen Werte des Einzelnen die entscheidende Rolle spielen. 

Ein guter Mensch ist freundlich, er ist sich selbst und seinen Mitmenschen gegenüber wohl gesonnen, er ist empathisch, hilfsbereit, fürsorglich, verständnisvoll, geduldig, liebevoll, er ist ehrlich und wahrhaftig, er lügt und betrügt sich selbst und damit auch andere nicht, nicht aus einer Laune heraus und nicht um Vorteile zu erlangen, er verletzt nicht um zu verletzen und er übt keine Gewalt auf keiner Ebene aus.

Das sind ein paar der Worte, die mir einfallen, Gedanken, die mir kommenwenn ich über das Anständige und das Gute nachdenke und schon beim nachdenkenden Hinschreiben erkenne ich, wie wenig diese Worte und diese Gedanken in unserem mitmenschlichen Lebensalltag mit Handeln und Taten gefüllt sind. 

Freundlich ...
Ich sehe so selten freundliche Gesichter in den Straßen. So manches Lächeln, das ich beim Verlassen des Hauses auf den Lippen trage erfährt kein Widerlächeln und nicht einmal beim Betreten der Räume, in denen ich in Gemeinschaft mit anderen arbeite, lächelt mich eins der in den PC gegrabenes Gesicht an, kein Aufblicken ist meinen Gruß wert und schon lange denke ich, das ist nicht mehr der rechte Ort für dich. Und nein es ist kein Spiegel, in den ich da blicke, es ist das Eis da draußen und drinnen auf dem ich ausrutsche, an dem mein Lächen abrutscht, das keine Resonanz findet auf dem tiefgefrorenem Boden der Mitmenschlichkeit, die eine fragwürdige Größe geworden ist in einer Gesellschaft, in der jeder seinen eigenen Kampf führt. Wogegen? Gegen sich selbst ist die Antwort.

Wohl gesonnen ...
Ich empfehle eine Fahrt mit dem Bus oder mit der S-Bahn nur eine kurze Strecke, ich empfehle den Besuch eines Kaufhauses, ich empfehle einen Blick ins Trash TV der Privatsender um festzustellen, dass es da alles an Unfreundlichem, nicht wohl Gesonnenem zu erfahren gibt, was man lieber nicht erfahren will, will man den Glauben an das Unanständige nicht füttern, so dass es einem übel werden könnte, weil unverdaulich und vergiftet ist die Kost, die geschluckt wird von Millionen, Tag für Tag.

Empathisch ...
Ich empfehle das Beobachten der Menschen auf den Straßen, die achtlosen Blickes oder mit Verachtung in selbigem an den auf dem Straßenpflaster Sitzenden vorüber gehen, die leeren Hände, die sich ihnen entgegenstrecken, nicht sehen wollend, während die ihren so schwer tragen an schwer zu tragendenden vollgestopfte Plastiktüten, deren Inhalt, ihre Gier niemals befriedigen kann. Mit starren Blick auf das Haben Wollen gehen sie ihres Weges, gehen ihn außer sich und nicht im Mitgefühl für sich selbst ins eigene Innere, wo es doch zu fnden wäre, das Empathische, für sich selbst, denn nur wer es dort findet, kann es für andere empfinden. 

Fürsorglich, gedudig, liebevoll, ehrlich, wahrhaftig, darüber will ich nicht nachdenken, meine lieben Leser mögen es selbst tun, wenn sie mögen.

Über das Lügen und Betrügen, darüber denke ich nach, das ist es, was mich am meisten abstößt am  Unanständigen im  Menschen, abgesehen vom Gewalttätigen, das in ihm haust und mir jeden Tag wie ein Messer in die Seele sticht, schalte ich nur für einen Moment die Nachrichten über diese unsere Welt an, die im Krieg liegt.

Nein nicht die Welt ist es, die Menschen sind es, die Kriege führen, mit sich selbst und dem Nächsten in Folge, denn wie den Nächsten lieben, wenn nicht zunächst sich selbst? Welch ein Quälen, ein Verletzen, ein Morden, ein Zerstören, welch eine Wucht an Grausamkeit der Rasse der Unanständigen, die Menschheit ist übervoll davon.

Das ist die Welt in der ich lebe, in der du, er, sie, es, wir, ihr, sie, leben. Leben?  

Es wäre um so vieles leichter zum Misanthrophen zu werden, leichter als den Glauben an das Gute zu bewahren, das Kraft erfordert und Zuversicht und Vertrauen in das Anständige, all das was trotzdem leben lässt. Woher sie nehmen, die Kraft, die Zuversicht, das Vertrauen, die Liebe? Aus der Entscheidung heraus das Unanständige durch eigenes Unanständiges nicht zu füttern.

Dienstag, 13. Oktober 2015

Angst XXIII




Angst ist die tiefer liegende Ursache für die meisten Probleme. 
Angst hindert uns daran mehr wir selbst zu sein.
Darum ist die Angst an der wir zuerst arbeiten müssen, die Angst vor uns selbst.

Montag, 12. Oktober 2015

Dein Helfer

 
Und immer wieder hörst du sie, diese Stimme, die dir Angst macht, dich klein macht und dir sagt: Du schaffst das nicht!
Diese Stimme, die dir Todesangst einjagt, wenn sie spürt, dass du gut zu dir sein willst, die dir einredet: Du bist schlecht, du hast das Gute nicht verdient. Sie ist groß und mächtig weil sie all die Jahre Macht über dich hatte. Und du ergibst dich ihr wieder und wieder und alle guten Vorsätze gut zu dir zu sein, zersplittern an der eisernen Wand dieser Stimme, die dein Inneres spaltet.

Aber sie kommt nicht aus dir, sie ist in dir, noch immer dort, wo man sie hineingepflanzt hat, als du Kind warst und dich nicht wehren konntest und keine Helfer hattest. 
Es ist die Stimme deines falschen Selbst.
Mach dir bewusst, wer da wirklich zu dir spricht und sag dieser Stimme: Du bist nicht hilfreich! Mach das, wann immer du spürst, dass die Angst hochkriecht, denn die Stimme ist die Angst - sie hat sie erschaffen und du fütterst sie, solange du sie nicht erkannt hast, als das was sie ist: Das Fremde in deinem Seelenhaus.

Sie ist nicht du!
Du bist das nicht!
Sag ihr: Ich bin das nicht!
Und dann schick sie weg.

Du wirst das hundert Mal, tausend Mal, eine Million Mal machen, aber irgendwann gibt sie ihre Macht auf, dann, wenn sie spürt, dass du größer bist als sie.
Jetzt bist DU dein Helfer.

Resignation


 
... vielleicht ist es so
ich resigniere 
und doch, es gibt unendlich viele arten das zu tun, ohne ein verbitterter greis zu werden. 
 
vielleicht ist der rückzug ins eigene die einzige freiheit, die am ende bleibt, um nicht am außen zu zerbrechen.
 
... ich fürchte mich vor den menschen.

Sonntag, 11. Oktober 2015

Frei von Illusionen


Vielleicht macht es Sinn, ein illusionsloses Leben zu leben, frei von Illusionen über sich selbst und andere und die Welt, sagte er.

Aber ist das überhaupt möglich, was ist denn der Maßstab, um zu erkennen wann es eine Illusion ist, die du dir machst und wann nicht. Wann weißt du, ob etwas ist wie es wirklich ist?, erwiderte ich.

Er überlegte einen Moment: Ohne Illusion leben bedeutet Klarheit erlangen, sich klar darüber sein was ist und was nicht, es bedeutet Klarheit darüber, dass man sich selbst belügt und von anderen belogen wird, die sich selbst belügen. Es bedeutet sich klar darüber zu sein, dass jede Selbstlüge der Selbstklärung entgegensteht, die es braucht um die Selbstlüge zu beenden und damit alle Lügen, denn die Selbstlüge ist der Ursprung aller Illusionen.

Das Leben ist ein Spiel mit der Täuschung. Und ich kenne keinen der es nicht spielt. Der Mensch lebt in Illusionen, vielleicht weil er nicht anders kann. Er braucht sie um aus dem was ist Projektionen ins Mögliche zu schaffen, er braucht sie um sein Innerstes zu schützen vor Wahrheiten, die nicht aushaltbar sind und um den Schmerz über das Unaushaltbare zu ertragen. So macht sie Sinn, die Illusion, als Selbstschutz vor dem Zerbrechen an der Härte der Wirklichkeit da draußen. Manchmal ist sie lebenserhaltend und damit eine gesunde Wahl, auch wenn die Wahrheit über die Wirklichkeit damit ausgeschlossen wird, antwortete ich.

Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar, sagte er, ein Ziat von Ingeborg Bachmann, nutzend.

Gut. Nur, was ist wahr?, erwiderte ich. Macht sich nicht jeder selbst sein Bild über die Wahrheit. Sieht nicht jeder nur das, was er sehen kann, geboren aus seiner Sicht auf Welt? Ist es nicht so, dass Wahrheit keine Allgemeingültigkeit besitzt, und ist sie nicht auch ein Spiel mit der Täuschung, eine Illusion? Alles sind Projektionen, Suggestionen, die das Gehirn macht und damit Wirklichkeit verzerrt, so dass es die Wahrheit gar nicht geben kann, die eine Wahrheit, die Klarheit bedeuten würde. Nichts ist wahr und nichts ist unwahr und alles ist Illusion.

Aber was ist dann mit der äußeren Wirklichkeit?, fragte er zurück. Sie ist doch da und damit wahr.

Sie ist da, nickte ich, aber sie unterliegt den Konstruktionen, die sich Menschen über sie machen, sie unterliegt dem, was sie hineindeuten oder nicht sehen wollen, bis hin zum Wirklichkeitsverlust, der die Wirklichkeit verzerrt.

Und das ist dann Illusion, oder?

Illusionistisch wird die innere Welt immer dann, wenn sie derart mit der äußeren Wirklichkeit kollidiert, dass sich das Selbst aus ihr herausnimmt, sich auf sich selbst reduziert, sich von ihr entfremdet und der Kontakt mit der Wirklichkeit nicht mehr existiert.

Das ist pathologisch, räumte er ein.

Ja, und das ist nicht selten, erwiderte ich. Ich erlebe viele Menschen, die in dieser Pathologie leben, sich selbst dermaßen entfemdet, dass sie für keine Wahrheit mehr ansprechbar sind. Gefangen im Sumpf der Illusion haben sie den Bezug zur Wirklichkeit verloren und damit sich selbst.

Die Selbstlüge wird also dann zum Problem, wenn das Selbst nicht mehr um sie weiß?

Ja, so ist es, nur das Selbst, das bewusst um die Illusionen weiß, die es sich macht, kann die Illusionen wählen, die es braucht um das Leben zu überstehen, ohne angesichts der Härte der Wirklichkeit zu resignieren.

Es empfiehlt sich also nicht ein illusionsloses Leben zu leben, frei von Illusionen über sich selbst und andere und die Welt? sagte er.

Nein, es empfiehlt sich nicht, wenn du mich fragst.

Samstag, 10. Oktober 2015

Aus der Praxis - Die Falle der Co-Abhängigkeit verstehen

Die Falle der Co-Abhängigkeit lockt Menschen in destruktive Beziehungen und/oder lässt sie in ungesunden Beziehungen verharren, die sie auf Dauer zerstören. In der Welt des Co-Abhängigen werden nahezu alle Bereiche von Abhängigkeit durchzogen. Der Co-Abhängige lebt fremdbestimmt, er bezieht seine Daseinsberechtigung daraus für andere da zu sein und das bis hin zur Selbstaufgabe.

Co-Abhängigkeit ist eine Sucht, genauer gesagt ist sie Beziehungssucht, es ist die Sucht, von anderen, meist Süchtigen oder psychisch kranken Menschen, gebraucht zu werden. Die Ursache dieser Sucht ist Angst. Die Angst vor dem Alleinsein, die Angst vor den eigenen Gefühlen, die Angst nicht gut genug zu sein, die Angst nicht liebenswert zu sein, die Angst vor Unabhängigkeit, die Angst das Leben, ohne für andere da sein zu müssen, nicht bestehen zu können.

All diesen Ängsten liegen Erfahrungen und Überzeugungen aus der Kindheit zugrunde. Alle Co-Abhängigen verbindet das Erleben tiefen Verlassenseins, das sie als Kind, aus welchen Gründen auch immer, gemacht haben. Diese Erfahrung prägt sich ein und durchzieht ihr ganzes Leben. Diese Menschen haben niemals eine klar umrissene Identität entwickeln können, weil sie bereits in der Kindheit nicht gelebt werden durfte oder zerstört wurde. Als Kinder wurden sie dazu missbraucht die Bedürfnisse der Erwachsenen zu erfüllen, sie durften nie Kind sein, sondern hatten eine Funktion. Sie erlebten Kontrolle, Misshandlung durch Worte und Taten, sie erfuhren Übergriffe, emotionaler und/oder sexueller Art, Demütigung und Vernächlässigung von den Menschen, denen sie vertrauten, den eigenen Eltern. Sie haben Ohnmacht, Scham und Schuldgefühle erlebt und nie gelernt eigene Bedürfnisse anzumelden. Was sie gelernt haben ist, dass sie keine Wert besitzen und ihre Gefühle keine Rolle spielen, bzw. nicht sein dürfen. Sie wissen nicht wo sie selbst enden und wo das Du beginnt.

Als Erwachsene haben diese Menschen oft ein verschwommenes Identitätsgefühl. Sie können ihre Bedürfnisse nicht von denen anderer unterscheiden. Sie fühlen sich machtlos und streben nach Verschmelzung. Sie verschmelzen ihr Leben mit dem anderer. Die Anderen werden zu einer Ausweitung ihrer selbst, als sei ihr Leben ihr eigenes. Sind sie allein und werden nicht gebraucht stürzen sie in ein Gefühl innerer Leere. Die Erfahrung innerer Leere ist schmerzhaft. Um den Schmerz nicht spüren zu müssen begeben sich Co-Abhängige im Bemühen den emotionalen Mangel aus der Kindheit zu kompensieren, immer wieder in Abhängigkeit zu anderen. Sie tun das unbewusst und reinzenieren so lebenslang ihr Kindheitstrauma.

Betrachtet man die Lebenspur dieser Menschen, so lässt sich erkennen, dass sie immer wieder in die gleichen destruktiven Beziehungsmuster geraten, die sie emotional, körperlich und seelisch ausbluten. Co-Abhängige geraten immer wieder in stark abhängige Beziehungen, in denen sie gebraucht und missbraucht werden. Bedürftige Partner, Freunde oder die eigenen Kinder werden zur Quelle eines Selbst, das sich ohne Bindung für nicht lebensfähig hält und dabei in Wahrheit ebenso bedürftig ist, wie die Bedürftigen um die sich der Co-Abhängige kümmert. Sie haben gelernt durch andere zu überleben, wie man selbstbestimmt lebt haben sie nicht gelernt.

Das ist die Aufgabe eines Co-Abhängigen - seine eigene Bedürftigkeit zu erkennen, sie anzunehmen und mit ihr leben zu lernen. Er muss seine Verleugnungsmuster aufgeben, sein geringes Selbstwertgefühl zulassen, seine Anpassungsmuster durchschauen und seine Kontrollmuster erkennen und aufgeben. Er muss seine Gefühle und Grenzen spüren lernen, sie vor sich selbst und anderen zugeben, er muss aufhören andere zu benutzen um sich nicht leer zu fühlen und begreifen, dass er selbst Hilfe braucht. Heilung kann nur dann eintreten, wenn der Co-Abhängige Veränderungen vornimmt, die ihn befähigen, die Herrschaft über sein eigenes Leben anzutreten.

Die Erfahrung zeigt: Der Co-Abhängige wird meist erst dann seine destruktive Lebensweise verlassen,  wenn er spürt, dass die Co-Abhängigkeit wie jede andere Sucht, in die Selbstvernichtung führt. Das Kindheitstrauma, welches das wahre Selbst dieser Menschen dazu brachte sich zu verleugnen um zu überleben, muss auf der seelischen Ebene geheilt werden. Wird es das nicht, geht dieser Mensch an sich selbst zugrunde.





Freitag, 9. Oktober 2015

Der rote Faden





ich hatte sie seit monaten nicht gesehen. wir hatten ab und zu miteinander telefoniert. meistens war ich es, die sie anrief. anna meldete sich fast nie. das war seit dreißig jahren so und das würde sich die nächsten dreißig jahre, falls wir die erleben würden, nicht ändern. wir waren beide zu alt, um so festgefahrenes noch zu ändern. wir waren freundinnen geblieben. anna, sagte ich, wenn wir irgendwo gemeinsam auftauchten, was genauso selten war wie unsere telefonate, ist meine älteste freundin. und anna regte sich jedes mal künstlich über das wort "älteste" auf. ich meinte damit auch eigentlich meine längste freundin, aber das hört sich noch komischer an als die älteste, zumal jeder wusste, wie es gemeint war. trotzdem bat sie mich jedes mal, es nicht zu sagen und jedes mal sagte ich es wieder. es war ein festgefahrenes wie alles andere, was sich in unserer freundschaft festgefahren hatte. sie hatte mich angerufen. dieses mal war sie es gewesen. etwas war also geschehen. anna war eine eigenbrödlerin, eine einsame wölfin, die ihr rudel nicht gefunden hatte. ich wünschte mir für sie, sie wäre aufgeschlossener, offener für das leben, für mich und meine freunde, denen ich sie gerne vorgestellt hätte. anna wollte das nicht. die meisten von ihnen hatten sie nie kennengelernt. anna war menschenscheu und anna litt unablenkbar. seit ich sie kannte, litt sie unter dem schweren, vielleicht weil sie selbst schwer war und weil sie zu denen gehörte, die nicht vergessen können. anna lebte mit der erinnerung wie mit einem treuen gefährten. sie und die erinnerung waren untrennbar miteinander verbunden, ein verinnerlichtes ganzes. vielleicht war das der grund, dass es da keinen platz gab für anderes. auch nicht für mich. nicht wirklich. ich wusste das, aber ich liebte sie und wer liebt versteht.

ihre stimme klang schwach. ich musste mich anstrengen, um sie zu verstehen. ich muss mit dir sprechen, sagte sie. kannst du kommen? wann kannst du kommen? ihre worte klangen nach dringlichkeit. ich sagte, ich komme gleich, wenn du willst. gut, sagte sie, ich mache uns frühstück. es war halb neun als ich losfuhr. das dunstige grau des oktobermorgens ergoss sich ins grau der autobahnspur, eine düstere melange, die mich mit einem schlag traurig machte. vielleicht war es auch das denken an anna, die begabte anna, die an sich selbst verzweifelte, immer wieder und irgendwann vielleicht endgültig. ich erinnerte mich an die anna, die sie als mädchen gewesen war, hell, strahlend, immer im mittelpunkt der aufmerksamkeit. anna liebte das leben und das leben liebte anna, bis es ihm einfiel sie zu quälen und anna immer zuversichtlich und voller kraft und alles hatte sie geschafft. aber das leben hörte nicht auf mit der quälerei und irgendwann schwand annas zuverischt und sie verlor ihre kraft. ich glaube irgendwann kam der punkt, da nahm sie es dem leben übel, dass es ihr kein glück bescherte. er hat mich fallen lassen, sagte sie immer öfter und meinte den gott, an den sie glaubte. sie tat mir leid. aber das wollte sie nicht. sie schob mein mitleid von sich, sagte, wer mit dem anderen mitleidet wird mit nach unten gezogen und ich solle es lassen, uns beiden zuliebe, sie wolle nicht ursächlich für mein leid sein, und dass geteiltes leid immer doppeltes leid war.

für mich war anna stark. sie bezog ihre stärke aus den dingen, die sie aus sich selbst heraus schuf. mit  den jahren hatte sie das meiste, was sie an dingen besaß verloren. aber innen war alles da. nur dass anna seitdem nicht mehr an sich glaubte. was sie tue, tue sie um zu überleben, da sei keine freude mehr, sagte sie, wenn ich sie fragte, wie man etwas tun konnte, das keinen sinn hatte. um zu überleben tun manche menschen noch viel sinnloseres, sagte anna dann, und dass wir alle etwas brauchen, das uns von innen hält, unserem leben einen sinn verleiht, das keinen sinn habe, ausser dem sinn, den wir ihm geben, jeder den seinen. mich hielten meine kinder. sie waren in einem schwierigen alter. mein sinn waren meine kinder und was mich interessierte war, dass es ihnen gut ging. manchmal dachte ich, dass nur die menschen sich über den sinn gedanken machen, die keinen gefunden haben oder ihn verloren haben. ich hoffte, mir die sinnfrage niemals stellen zu müssen.

mit diesen gedanken parkte ich den wagen vor annas haus. ich klingelte, sie öffnete. sie sah schön aus wie immer, traurig schön. sie nahm mich in die arme und hielt mich eine weile. dann bat sie mich in die kleine wohnung im hinterhaus, die auch ihr atelier war, seit sie allein lebte, ohne paul, mit dem sie einige jahre gelebt hatte und mit dem es nicht gut gegangen war. komm, setz dich, sagte sie. ich setzte mich, sah mich um, sah was ihr geblieben war von ihrem leben und dachte dieser raum ist nicht anna, er ist zu klein für sie, zu klein für ihre großen gedanken. ich fühlte einen stehenden schmerz in der brust. sie machte sich am herd zu schaffen, briet rühreier und speck. dein lieblingsfrühstück, ich habe es nicht vergessen, lächelte sie mir zu. wir saßen uns gegenüber, in der mitte ein strauß rosen. mit einer zärtlichen geste schob sie die vase zur seite. anna liebte rosen. einmal hatte sie zu mir gesagt, rosen sind wie das leben, du bekommst die blüte nicht ohne die dornen. wir aßen rührei und tranken kaffee. es war als hätten wir uns erst gestern gesehen. ein vertrautes, wohlmeinend, bekanntes, inniges. liebe, dachte ich, das ist liebe. 

anna, was ist los?, fragte ich sie. mit tränen in den augen sah sie mich an: theresa, ich weiß nicht mehr weiter, ich habe den faden verloren, den roten faden. wie meinst du das, fragte ich sie. ich meine das, was mein leben durchzieht, das was mich ausmacht, was mich zusammenhält, ich spüre es nicht mehr. ich mache alles wie früher, aber es fühlt sich nicht mehr so an, wie es sich angefühlt hat. es fühlt sich an, als habe es mit mir nichts mehr zu tun, wie etwas fremdes, das ich mir zu eigen mache und dabei genau weiß, es ist nicht meins. kennst du die mythologie vom ariadne faden? ich schüttelte den kopf. ich war nicht belesen wie anna, die viel las, bücher ihre freunde nannte und ihre retter, die ihr geholfen hatten zu überleben seit kindertagen.

ariadne, die tochter des königs minos übergibt theseus, als er den minotaurus in seinem labyrinth aufsuchen und töten soll, einen faden. er soll ihm dabei helfen, den ausweg aus dem labyrinth zu finden, ohne sich dabei zu verirren und elendig umzukommen. er hält ihn fest in der hand, der faden gibt ihm die sicherheit, dass er wieder herausfindet. sie stockte einen moment, theresa, ich habe den faden verloren, er ist abgerissen irgendwo auf dem weg durch das labyrinth, verstehst du? ich verstehe, nickte ich. und jetzt hast du angst. 
ja, ich habe angst. ich habe angst in diesem labyrinth umzukommen. 
was ist passiert?, fragte ich sie. ich weiß es nicht, erwiderte sie. wenn du den faden verlierst, bist du verloren. du traust dich keinen schritt mehr zu gehen, du gehst auch nicht weiter, weil du angst hast, nicht mehr zurück zu finden und zugleich fürchtest du dich vor dem weitergehen, vor dem unbekannten, das vor dir liegt. dieses rießige schwarze unbekannte und du denkst, im zweifel kannst du dich nur weiter verirren und umkommen. du hast angst vor dem unbekannten, antwortete ich. 

ich dachte eine weile nach. anna, vielleicht sollst du auch nicht mehr zurück. du hast immer da hinten gelebt, du hast dich immer an deinem faden festgehalten, dich an ihn gebunden und jetzt gibt es diese anbindung nicht mehr. der anfang und das stück zwischen anfang und jetzt, das ist das alte. es ist vorbei, anna. und das macht sinn. 
welchen sinn? sie starrte mich an.
du hast deinen faden vielleicht ar nicht verloren, möglicherweise hast du ihn losgelassen und das macht dir angst. dein herz hat sich längst vom alten verabschiedet, aber dein kopf will das noch nicht begreifen. das herz ist klüger als der verstand. dein kopf ist überfordert mit dem vakuum, das da jetzt ist. er will den ausgang wissen, aber das herz muss ihn nicht kennen, es schlägt, ohne ziel, moment für moment.  sie sah mich an. ja, ein vakuum, so könnte man es nennen. ich nahm ihre schmale hand und legte sie in die meine: anna, was meinst du, wozu ist es gut, dein vakuum? sie überlegte einen moment, dann lächelte sie schwach: um es zu füllen? ja, anna, um es zu füllen, moment für moment.





Mittwoch, 7. Oktober 2015

Gedankensplitter

Es geht ums Wesentliche
und das sind niemals die Wünsche
sondern das, was uns von Innen hält.

Eine Utopie




Am Anfang hatte ich oft „Ich liebe dich“, gesagt, immer wieder hatte ich es gesagt, jeden Tag hatte ich es zu ihr gesagt, ein paar Mal. Ich wurde nicht müde, es zu sagen. Dann, eines Tages, ich weiß noch, wir gingen am Rhein spazieren, in Gummistiefeln am Uferstreifen entlang, es regnete, aber Anna hatte unbedingt Enten füttern gehen wollen, wir standen nebeneinander im matschigen Lehm, zupften kleine Stücke aus den Brötchen vom Vortag, blödelten herum und spornten uns gegenseitig an wer mundgerechtere für die Entenschnäbel werfen konnte, sagte Anna plötzlich: Es ermüdet mich, dein ewiges „Ich liebe dich“. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Mir fehlten die Worte. Ich blickte auf das trübe, grünliche Wasser. Ich wusste, dass ich es oft sagte und ich fragte mich, ob ich es so oft sagte, um Anna meiner Liebe zu versichern oder mich selbst der meinen. Sie fasste mich am Arm. Es war ein Griff, dem ich mich nicht entziehen konnte, er hatte etwas Feindliches. „Sprachwort Liebe“, fuhr sie mich an, und dass sie es schon zu oft gehört hatte, von anderen, die da gewesen waren und gegangen und dass Liebe kein Sprachwort sei, sondern ein ohne Worte auskommendes still Gefühltes, im besten Falle ein Tunwort.
 
Sie war wütend. "Paul, du weißt es, ich misstraue dem Wort Liebe. Am Ende folgt immer das Wort Kummer. Er hat mich zurückgelassen, immer wieder, lieblos. Liebe ist eine Utopie, die zwei Menschen teilen um dem Wirklichkeitsraum zu entkommen, in einen besseren Raum. Das gelingt niemals und wenn, dann allenfalls eine Weile. Sie muss scheitern die Utopie von Liebe, wie jede Utopie scheitert, sie scheitert an der Wirklichkeit, zu der sie dann wird." Ich versuchte mich zu rechtfertigen, versuchte ihr klar zu machen, dass es aus mir heraus müsse, das Wort, weil es wahr sei, dass ich sie liebe und dass ich nicht wie die anderen sei und schon gar nicht die Absicht hätte ihr Kummer zu bereiten. Anna holte tief Luft, sah mich an und sagte: "Ich bitte dich, sag es einfach nicht mehr, Paul. Das Wort Liebe, so inflationär wie du es benutzt, verliert an Bedeutung". Ich sagte es nicht mehr und ich ging seit diesem Tag auch nicht mehr mit Anna Enten füttern. Aber nach einer Weile des Durchhaltens, was mir schwer fiel, so schwer wie das unausgesprochene Wort, das auf meiner Zunge lag während der ganzen Zeit des Durchhaltens, sagte ich es wieder. Anna meinte, ich sollte mir endlich etwas suchen, was mich von Innen hält und zwar keinen Menschen und schon gar nicht sie. Etwas hat uns eingeholt, ja, es war wohl die Wirklichkeit. Heute weiß ich, Anna hatte Recht.


















Dienstag, 6. Oktober 2015

ANGST XXII



Malerei: AW

den inneren kampf beenden heißt: arrangiere dich mit dem teil in dir, den du als größer empfindest als dich selbst. lerne deinen dämon lieben. dieser dämon heißt meistens angst.
angst hält dich klein.
hör auf vor diesem dämon davonzulaufen, schau ihm ins gesicht, konfrontiere dich mit dem, was du am meisten fürchtest.
angst, die nicht benannt wird, beherrscht das leben.
sieh dir die angst aus der nähe an, vielleicht ist das wovor du dich am meistens fürchtest unabhängigkeit, dann geh genau diesen weg in die unabhängigkeit und sag dir: es ist ok angst zu haben, sie ist ein gesundes warngefühl, aber lass sie dich niemals von dem, was du tun willst, abhalten.
sich der angst stellen, heißt über sie hinauszuwachsen. 
je öfter dein mut über deine angst siegt, desto mehr kommst du in deine kraft, desto mehr traust du dich, zu tun was du wirklich willst.


Montag, 5. Oktober 2015

ab jetzt, ab und an, etwas für euch zum hören ... ich bin bei soundcloud





         https://soundcloud.com/frida-473688618/10-sprachwort-liebe

angst
 
wenn alles vertraute unvertraut wird
wenn alles sich auflöst
dann kommt angst
weil wir glauben den halt zu verlieren

wenn alles erfahrene uns die brüchigkeit des moments bewiesen hat
wenn wir wissen, dass nichts stabil bleibt
dann kommt angst
weil wir den glauben an beständigkeit verlieren

wenn der raum den die gedanken absuchen unüberschaubar wird
wenn es keinen sicheren fixpunkt mehr gibt
dann kommt angst
weil wir wissen, dass wir niemals sicher sein können

wenn wir erkennen dass angst uns vor nichts schützt
wenn wir trotzdem weiter gehen
dann kommt mut
weil wir wissen, dass er das einzig wirksame mittel gegen die angst ist.

Sonntag, 4. Oktober 2015

This is me




I always have a million projects in my head about writing, painting, to photograph, performance, speaking, singing, working with people.

I have always felt an interest in many different creative things and I thought I had to choose one. 

I had many projects time after time but none of them worked out. It was really frustrating. That was until now. I thought I needed to get some ideas out of my head, but I didn´t know which one.

But, eventually, instead of striving to choose one of the things I like, I should mix them all. In the end, my life is about all these things I love. I love doing them all. This is me.


Donnerstag, 1. Oktober 2015

Die große Liebe




"Von der Liebe hat er gesprochen, immer. Und immer gesagt: Du bist meine große Liebe, du darfst mich niemals verlassen. Er hat mich besetzt mit seiner großen Liebe, mir die Luft zum Atmen genommen, meine Schritte bewacht und eifersüchtige Augen auf mich gelegt. Mir alles gegeben und alles für mich getan und immer dieses: Ich liebe dich. Wie eine ewige Mahnung an eine Verpflichtung war das für mich. Das hat mich erdrückt, mir die Luft zum Atmen genommen, ich wusste nicht mehr wer ich bin. Diese Fixierung hat mich zum Kaninchen gemacht, bewegungslos, ins Licht dieser Liebe sehend, geblendet für das Eigene, so habe ich mich gefühlt. Ich habe ihn gebeten es zu lassen, immer und immer wieder, ihn gebeten die Wucht zurückzunehmen, ihn gewarnt, so wird das nicht gut gehen auf Dauer, das erdrückt alles Leben, unser Leben. Er hat nicht aufgehört und weiter gemacht und ich habe mich in die Enge getrieben gefühlt. Ich habe mich zurückgezogen, immer mehr um nicht zu ersticken unter dieser großen Liebe und nicht mehr gewusst wie sie nehmen, weil sie zu viel war für mich und ihn weg gestoßen und nichts erreicht als immer mehr Erdrückung. Und immer diese Angst, er geht zugrunde, wenn ich ihn verlasse. Und dann habe ich es getan, weil ich nicht mehr anders konnte."
"Was haben Sie getan?", fragte ich sie.
"Ich habe ihn verlassen."
"Und, ist er zugrunde gegangen?"
"Nein."