Freitag, 24. April 2020

Lebenskunst


 
Louise Bourgeois ...  Foto: www
 
Leben ist eine Kunst, vielleicht sogar die Schwerste und die Herausforderndste aller Künste.
Wir alle sind Lebenskünstler. Jeder von uns sucht mit seinen Werkzeugen, seinen Fähigkeiten und Gaben seinen ureigenen Weg - das ist LebensKunst. Die Kunst zu Leben gleicht dem, was der Künstler macht: Er ist schöpferisch, er bringt Inneres ins Außen, kreiert etwas aus sich selbst heraus, ein Bild, eine Skulptur, ein Buch, ein Musikstück - er schafft ein Werk – so wie das Leben jedes Einzelnen von uns das Werk ist, das wir schaffen, aus uns selbst heraus, mit unseren Prägungen, Erfahrungen, Gedanken, Gefühlen und Taten ... und immer spielt auch der Zufall mit, wie in der Kunst.
  
Kunst ist Ausdruck von Kreativität. Kreativität ist Lebensenergie, sie ist gelebte Fantasie, sie ist unser schöpferisches Potential, sie ist die Fähigkeit Lösungen zu finden.  
Sie ist das, was uns von Innen hält, wenn alles andere wegfällt, das, wozu wir nichts und niemanden brauchen, außer uns selbst. Kreativität ist Selbstausdruck, Begeisterung und Lebensfreude, und sie wartet darauf, in jedem von uns, lebendig zu werden.

„Die mächtigste Muse von allen ist unser eigenes inneres Kind“, sagt Stephen Nachmanovitch.
 Dieses kreative Kind braucht Raum, um sich frei zu entfalten. Dieses kreative Kind lebt in uns allen, egal wie jung oder wie alt wir sind und es will spielen, es will sich ausdrücken und es ist sehr neugierig. Dass Kreativität und schöpferische Neugier das Leben bereichern, mag für manche wie ein Gemeinplatz klingen. Dass Kreativität sogar buchstäblich lebensrettend wirkt, habe ich in meinen Leben oft erfahren. Ich weiß, dass es keine größere Kraft in uns gibt als die eigene Kreativität, denn sie ist das Leben selbst. Mit der Entdeckung unserer Kreativität entdecken wir unsere innere Quelle, wir schöpfen Kraft, Lebenskraft. 

Jeder Mensch ist kreativ – das ist unsere ureigene Natur.  
Immer wenn wir künstlerisch tätig werden, erfahren wir dabei etwas ungeheuer Wertvolles – wir erfahren der eigenen Kreativität zu vertrauen und wir fühlen uns freier als zuvor.
Kreativität geschehen lassen und erleben wie schöpferisch unser alltägliches Leben eigentlich ist - das gelingt durch Hingabe, Gelöstheit und Wachheit, all das was spirituelle Traditionen immer schon als wesentlich betrachtet haben. Das sind Werte, die in unserer Welt mehr und mehr verloren gehen. Mit diesem Verlust geht das Wesentliche verloren, was uns als Mensch ausmacht - das schöpferische Potenzial, das, womit wir Gott am nächsten sind. 

Das Wunderbare am schöpferischen Tun ist ...
Ein schöpferischer Mensch ist im Moment. 
Er ist mit Leib und Seele bei dem, was er tut.
Er lässt sich nicht ablenken - er ist bei sich selbst.
Er ist achtsam. 
Er spürt keine Leere.
Er hat nicht das Gefühl etwas zu verpassen.
Er ist präsent im Jetzt.
Welch eine Lebensqualität, welch eine Kunst zu leben und Leben zu spüren!
Es ist der Akt des Schaffens, der uns lebendig macht. Im Akt des Schaffens bringen wir unsere Bestimmung zum Ausdruck. Er ist die Realisation und Kristallisation dessen, was uns als Mensch ausmacht. Kreativität lässt uns das Unmögliche schaffen und unsere eigenen Grenzen überwinden. Kreativität ist unsere größte Motivationsquelle. Sie ist so faszinierend und bereichernd für die Seele, weil sie uns aus dem Alltag heraushebt, weil sie uns das Gefühl gibt intensiv zu leben und zu fühlen. Kreativität macht uns innerlich reich. Fernab vom Habendenken führt sie uns zu unserem Sein, unserem Menschsein.

Kreativität als Triebfeder trägt wesentlich zur Komplexität des Lebens bei. 
Sie sollte in unseren Schulen an erster Stelle stehen und nicht als Stiefkind einer Ausbildung rangieren, die für das wahre Leben nichts taugt. Wenn unsere Kinder den Herausforderungen der Zukunft mit Selbstvertrauen, Mut und Kraft begegnen sollen, müssen wir ihr schöpferisches Potenzial fördern und nicht ihre Fähigkeit eins und eins zusammenzuzählen. Damit lernen sie nur zu funktionieren und nicht zu leben und etwas zu erschaffen, was die Farben der Seele in das Grau des Alltags hineinträgt.
 
“Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“,  sagte Pablo Picasso einmal. Er hat Recht, es gibt keine bessere Möglichkeit als sich mit Kunst und vor allem mit Kunst machen, den Staub des grauen Alltags von der Seele zu waschen.



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