Donnerstag, 28. Oktober 2021

Blendwerk


Es gibt Menschen, die genau wissen wie sie uns kontrollieren und manipulieren können. Sie kennen unsere empfindlichen Stellen und unsere wunden Punkte. Sie wissen für welche Worte wir empfänglich sind. Ein: "Ich liebe dich", nachdem man uns verletzt hat, ein: "Es tut mir leid", nachdem man uns belogen oder gedemütigt hat. Oder: "Das bildest du dir ein, das ist dein Problem. Das hat nichts mit mir zu tun."
Und wir kippen. Wir verlassen unser Bauchgefühl, unser Herz und unseren Verstand, die uns sagen: Nein, vertraue diesem Menschen nicht wieder!
Aber wir "wollen" so gerne vertrauen, wir wollen doch geliebt werden, wir wollen uns getäuscht haben und wir wollen an das Gute glauben.
Und wieder lassen wir uns täuschen, in der Hoffnung, dass es endlich gut wird. In der Hoffnung, dass der andere es gut mit uns meint. Wir sind bereit zu verzeihen und lassen uns wieder ein.
Aber wir lassen uns nur wieder täuschen.

Worte sind gefügig.
Handlungen und Verhalten eines Menschen sprechen die Wahrheit.
 

Wir dürfen Worten nicht immer Glauben schenken. Auch wenn sie schön klingen und uns sagen, was wir so gerne hören wollen. Auch wenn sie unseren Schmerz lindern.
Wenn die Handlungen mit den Worten eines Menschen nicht übereinstimmen sind seine Worte falsch.
Sie sind Blendwerk.
Wir müssen uns nicht weiter blenden lassen. Wir dürfen erwarten, dass Worte und Handlungen eines Menschen übereinstimmen. Dass er das, was er sagt, auch tut. Wir dürfen erwarten, dass er seine Worte und damit sich selbst und uns ernst nimmt.
Und wenn unsere Erwartung nicht erfüllt wird, lassen wir nicht mehr zu, dass wir manipuliert und belogen werden. Wir lassen uns nicht mehr blenden. Wir sind ehrlich zu uns selbst, auch wenn es weh tut, auch wenn wir uns dann abwenden müssen um nicht weiter einer sinnlosen Hoffnung zu folgen, die schmerzt, weil sie vergeblich ist.
Dann wenden wir uns unserem wahren Schmerz zu: Der Sehnsucht nach Liebe und Wahrhaftigkeit, die wir bei einem Menschen gesucht haben, der uns das nicht geben kann.
Und wir halten den Schmerz aus.
Er geht vorüber.

Sonntag, 17. Oktober 2021

Wir sind liebenswert

                                                         


 

Wenn wir glauben nicht liebenswert zu sein tun wir uns nichts Gutes. Diese innere Überzeugung führt nie zu etwas Gutem. Wir lassen uns auf Beziehungen ein, die nicht gut für uns sind oder in denen wir schlecht behandelt werden. Wir klammern uns an die falschen Menschen. Wir haften an toxischen Verstrickungen, weil wir glauben nichts Besseres verdient zu haben, denn wir sind ja nicht liebenswert.
Wir tun alles um geliebt zu werden und verbiegen uns, wir laufen Menschen hinterher, denen wir gleichgültig sind und die uns nur benutzen. Wir lassen uns wieder und wieder verletzen und glauben wir sind auch noch selbst schuld daran, dass wir verletzt werden, wenn man es uns oft genug sagt, denn wir sind ja nicht liebenswert.
Oder wir lassen keine Nähe zu und stoßen Menschen von uns, die es gut mit uns meinen. Wir kapseln uns ab und ziehen uns zurück, wir muten uns niemandem zu, denn wir sind ja nicht liebenswert.
Wir glauben nicht, dass wir Achtung und Respekt, Zuneigung und Wertschätzung, Gutes und Fülle verdient haben und begnügen uns mit den Brosamen die man uns hinwirft, denn wir sind ja nicht liebenswert.
Wir sind überzeugt davon, dass wir nicht geliebt werden können, denn wir sind ja nicht liebenswert.
Ist das Wahr? Ist all dieser selbstschädigende Unsinn wahr?
Nein, es ist nicht wahr!

Wenn Menschen uns nicht gut behandeln, uns nicht wertschätzen, uns verletzen und uns nicht in angemessener Weise lieben, hat es nichts damit zu tun, dass wir nicht liebenswert sind. Aber es hat damit zu tun, dass wir das über uns selbst glauben, denn nur darum lassen wir all das Unheilsame zu.

Viele von uns haben den Glauben nicht liebenswert zu sein seit wir ein Kind sind verinnerlicht, weil wir keine Liebe bekommen haben, weil man uns sagte oder uns fühlen machte: Du bist nicht liebenswert.
Aber das war und das ist nicht wahr!
Wir sind liebenswert!


Wir lernen uns von dieser unguten Überzeugung, die man uns über uns beigebracht hat, unabhängig zu machen. Wir lernen Verantwortung für uns selbst zu übernehmen indem wir uns selbst liebevoll behandeln, ungeachtet dessen, was uns andere Menschen über uns gesagt haben, über uns sagen oder uns einreden wollen.
Wir ändern unsere unheilsame Überzeugung, weil wir die Bereitschaft dazu haben, weil wir bewusst und entschieden etwas für unsere Heilung tun. Wir öffnen unser Herz für die Liebe in uns selbst. Dann wird sich unsere Beziehung zu uns selbst zum Guten wandeln und damit wandeln sich unsere Beziehungen zu anderen Menschen.
Wir sind liebenswert.
Das ist, was wahr ist!

Samstag, 16. Oktober 2021

Aus der Praxis – Beziehungssucht, der unstillbare Hunger nach Liebe

                                                        Malerei: Angelika Wende


Manche Menschen sind emotional von Beziehungen abhängig, andere nicht.

Wenn ich von Abhängigkeit schreibe, meine ich: Sucht.

Neben Suchtmittel-Süchtigen gibt es süchtige Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Spielsucht, Arbeitssucht, Esssucht, Geltungssucht und eben auch Liebes - und Beziehungssucht.

 

Was ist Sucht?

Im weitesten Sinne meint Sucht jede zwanghafte Befriedigung von Bedürfnissen, die mit einem unerträglichen inneren Spannungszustand als zwingend erlebt wird. Die Befriedigung hebt diesen Zustand nur vorübergehend auf, um sich dann in gesteigertem Maße als eine Form unbezwingbarer Gier zu wiederholen. Sucht äußert sich als ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Dieses Verlangen führt dann zur Abhängigkeit.  

Abhängigkeit ist dadurch gekennzeichnet, dass eine für den Betroffenen unerträgliche innere Spannung die Bedürfnisbefriedigung erzwingt. Der Zwang, unter dem der Süchtige dabei steht, ist mit einem Mangel an Selbstkontrolle gleichzusetzen. 

Süchtiges Verhalten mit Krankheitswert liegt vor, wenn dieses zu einem eigendynamischen, zwanghaften Verhalten wird, das sich selbst organisiert hat und sich beständig zu verwirklichen sucht. Bei jeder Art von Suchtverhalten  handelt es sich um einen misslingenden Konfliktlösungs- oder Anpassungsversuch. Sigmund Freud interpretierte Suchtverhalten als triebhafte Beschäftigung mit sich selbst, die eine Illusion von Herrschaft über die Triebbefriedigung und befriedigende Erfahrungen ermöglicht. Diese Illusion schützt nach Freud den Süchtigen vor der Unaushaltbarkeit seiner Realität. Sucht ist so gesehen der Kompensationsversuch von inneren Konflikten und Traumatisierungen des Selbst.

 

Kennzeichen von Sucht sind:

  • Unwiderstehliches Verlangen, Zentrieren des Denken und Handeln auf das Suchtmittel, nur durch das Suchtmittel kann das innere Gleichgewicht hergestellt werden.
  • Wunsch oder Zwang, eine Substanz zu konsumieren oder etwas immer wieder zu tun.
  • Kontrollverlust.
  • Abstinenzunfähigkeit.  
  • Toleranzbildung.
  • Entzugserscheinungen. 
  • Schädlichkeit für den einzelnen und das Umfeld.

 

Das Verlangen Beziehungssüchtiger nach ihrem Suchtmittel  ist für sie unbezwingbar. Sie verlieren die Kontrolle über sich selbst. Ist der Partner nicht anwesend oder verfügbar leiden sie unter Abstinenz.  Sind sie nicht in Beziehung, haben sie Entzugserscheinungen. Der Partner wird zum Mittelpunkt und zum Dreh-und Angelpunkt der eigenen Welt. Sind sie ohne Beziehung fühlen sie sich innerlich leer und empfinden ihr Leben als sinnlos. So fungiert ihr  Suchtverhalten als energetische Barriere, die verhindert, dass Schmerz oder Ängste aus dem Unbewussten an die Oberfläche kommen.

 

"Unter Beziehungssucht versteht man die emotionale Bindung an einen anderen Menschen in einem Ausmaß, in dem die persönliche Freiheit und die menschliche Würde aufgegeben werden. Beziehungssüchtige sind nur in der Lage, (Pseudo-) Beziehungen einzugehen, in denen „zwei zu einem“ werden, und in ihnen als Person fungieren."

 (Anne Wilson Schaef, A.W., 1989). 

 

Für Beziehungssüchtige gibt es nur die Beziehung als Lebensmodell oder sogar als einzige Überlebensmöglichkeit. 

Aufgrund der inneren Überzeugung, dass nur Beziehung ihnen eine Identität verleiht, sind sie süchtig nach Paarsein. Sie brauchen den anderen um sich ganz fühlen zu können. Das ganze Sein kreist um den anderen und wird als bedingungslose Liebe zu ihm wahrgenommen.

Eine eigene Identität gelingt Beziehungssüchtigen nicht. Im Grunde wissen Beziehungssüchtige nicht, wer sie sind. Dieses Nichtempfinden für sich selbst kompensieren sie, indem sie sich auf den Partner fixieren. Sie neigen dazu sich in die Person verwandeln und sich wie die Person verhalten, die der andere gerne hätte. Der Partner wird idealisiert und überhöht. In ihren Gefühlen und Stimmungen sind sie vom Partner abhängig. Schenkt er ihnen Zuneigung und Aufmerksamkeit geht es ihnen gut, entzieht er sie, geht es ihnen schlecht. Beziehungssüchtige haben kaum Grenzen, sie verlieren sich im anderen und gleichzeitig überschreiten sie die Grenzen des anderen. Demütigungen und Kränkungen werden ertragen, um den Partner nicht zu verlieren. Auch wenn der Partner sie schlecht behandelt, bleiben sie in der Beziehung, die in Wahrheit nur eine Illusion ist. Sie bleiben, weil sie das Gefühl haben, nichts Besseres verdient zu haben und verstricken sich bis zur Selbstaufgabe. Dass sie leiden nehmen sie in Kauf.

 

In der Welt des emotional Abhängigen ist alles besser als ohne Beziehung sein. 

Betroffene fühlen sich nur sicher in der Nähe des Partners. Wendet er sich gefühlt auch nur für kurze Zeit ab wird das als Drama empfunden. Es kommt zu Eifersucht und Streit. Werden sie verlassen, stürzen sie in eine tiefe Leere. Es kommt zu Ängsten und Depressionen, denn das Alleinsein wird als qualvoller empfunden als jegliche Probleme in der Beziehung.

 

Wenn Beziehung für einen Menschen überleben bedeutet, sprechen wir von  Beziehungssucht. Beziehungssucht ist eine Sucht, die mit viel Leid verbunden ist. Betroffene jedoch verbinden Leid mit Liebe, sie glauben zu lieben, wenn sie leiden. Beziehungssucht ist eine äußerst schmerzhafte Sucht, die meist progressiv verläuft.

  

Was ist der Urgrund der Beziehungssucht?

So genau weiß man es nicht. Eindeutige Parameter warum Menschen beziehungssüchtig werden gibt es nicht.  Was man aber weiß: Jede Art von Suchtverhalten wird meist in der Kindheit angelegt und erlernt.

Hinsichtlich der Beziehungssucht gibt es zwei Haupttypen. Der erste Typus ist nach Beziehung süchtig. Diese Beziehung kann real sein oder nur in der Phantasie ausgelebt werdeb. Der Betroffene ist fixiert auf seine Vorstellung von Beziehung, wobei der Partner nicht von Bedeutung ist. Zum zweiten Typus gehören Menschen, die von der Beziehung zu einer bestimmten Person abhängig sind. Sie können auch ohne eine Beziehung leben, sobald sie jedoch in Beziehung sind, fixieren sie sich sofort auf den Partner. Beide Typen haben eins gemeinsam: Die Beziehung beherrscht das gesamte Denken, Fühlen und Handeln. Sie definieren ihre Identität über den anderen, von dem sie glauben, nicht ohne ihn leben zu können.

Zuneigungshunger und fehlendess Identitätsbewusstsein als Grundlage der Abhängigkeit

Vor allem scheint der Hunger nach Zuneigung, Liebe, Anerkennung und Halt sowie die Angst vor dem Alleinsein in dem fehlenden Gefühl für die eigene Identität begründet zu sein. Der Zugang zum Selbst ist diesen Menschen versperrt, oft weil sie als Kind ein falsches Selbst aufbauen mussten um emotional zu überleben, wodurch sie auch gelernt haben: ohne in Beziehung zu sein gehe ich zugrunde. Bin ich nicht verbunden, bin ich ausgestoßen und muss sterben. Gefühlt lösen sie sich auf wenn sie sich allein fühlen.

Die meisten Beziehungssüchtigen kommen aus dysfunktionalen Familien oder aus sogenannten broken homes (unvollständige Familie, Abwesenheit eines Elternteils als Folge von Scheidung, Tod, Getrenntleben oder sonstigen Umständen.)

Eine Ursache kann auch in einer lieblosen, von Missbrauch, Vernachlässigung geprägten traumatischen Kindheit liegen oder die Eltern haben ein Beziehungsmodell von gegenseitiger Abhängigkeit vorgelebt. Das ist der Fall, wenn Eltern zusammenbleiben, obwohl sie sich nicht lieben und nicht gut zueinander sind, so dass das Kind unbewusst lernt: Der Erhalt von Beziehung, egal wie toxisch sie sein mag, ist mit Überleben gleichgesetzt. 

 

Aus ihrer Ursprungsfamilie bringen fast alle Beziehungssüchtige keine klare Vorstellung oder eine ungesunde Vorstellung von Beziehung mit, wobei sie gleichzeitig keine oder nur eine geringe Fähigkeit zum Aufbau einer gesunden Beziehung besitzen, da sie dies ja nie gelernt haben. Beziehung ist für sie nicht einander freiwillig gut tun, sondern vielmehr assoziieren sie Beziehung mit emotionalem Überleben, Existenzberechtigung Lebenssinn und fatalerwiese mit Leiden. Vor allem aber mit dem Wunsch nach bedingungsloser „Liebe“ -  eine Liebe die alles gibt, alles in Kauf nimmt und alles erträgt. Die Selbstachtung dieser Menschen ist sehr niedrig und getragen von der unbewussten inneren Überzeugung: "Ich habe es nicht verdient, glücklich zu sein. Ich bin es nicht wert geliebt zu werden."

 

Beziehungssüchtige sind häufig sensible, empathische Menschen, die intuitiv die Mängel und Schwächen des Gegenübers spüren und sie auffüllen wollen. Sie neigen dazu andere retten zu wollen. Daher her finden wir viele Beziehungssüchtige in Co-abhänggkeit zu anderen Süchtigen oder Menschen mit Persönlichkeitststörungen wie z.B. dem Narzissmus. 

Zwanghaft suchen diese Menschen nach einer Existenzberechtigung, die sie in sich selbst nicht fühlen. Und sie suchen nach dem, was sie als Kind nicht erfahren haben: Bindung, Verbundenheit, Halt, Sicherheit und Liebe. Nur davon bekommen sie nie genug. Für Beziehungssüchtige ist es nie genug Liebe. Ihr Zuneigungshunger ist unstillbar. Die Dosis muss immer erhöht werden.

 

 „Liebe“ muss intensiv sein, egal wie und egal was es kostet. 

Je intensiver, rauschafter und schmerzhafter es ist, desto mehr glauben sie, dass es Liebe ist. Auch wenn sie rational begreifen, dass das, was weh tut, keine Liebe ist, sind sie nicht fähig sich aus der toxischen Verstrickung zu lösen. Denn dann ist da nichts mehr und das Nichts fürchten sie mehr als jede Seelenqual. Aber dieses Nichts ist nichts anderes als der Verlust von Bindung, welcher das Gefühl von Selbstverlust zur Folge hat.

 

Beziehungssüchtige klammern sich wie jeder Suchtkranke an ihr Suchtmittel.  

Beziehungssucht ist wie alle Süchte ein fortschreitender, zum Siechtum führender Prozess, gelingt es nicht, ihn zu stoppen. Um seiner Sucht zu frönen gibt sich der Süchtige immer weiter auf. 

Genau wie bei substanzgebundenen Süchten gewinnt das Suchtmittel die Kontrolle über den Menschen und sein Leben. Er löst sich mehr und mehr auf und verändert sein Wesen. Mit fortschreitender Sucht treten immer bestimmte Verhaltensmuster und Wesensveränderungen ein. Der Partner wird z.B. immer mehr kontrolliert. Es kommt zu Machtausübung, Schuldzuweisungen und extremer Eifersucht. Es kommt zu Selbstbezogenheit, Unehrlichkeit, eingeschränktem Denkvermögen und tunnelartigem Denken. Aggression, Wut und Drohungen sind nicht selten, sobald der Partner sich gefühlt entzieht oder sie gar verlassen will. Des Weiteren kommt es zu Selbstvernachlässigung, Vernachlässigung von Verantwortung usw. Das zerstörerische Verhalten wird ständig wiederholt. Um den Erhalt der Beziehung wird bis zur Selbstaufgabe gekämpft. Der Süchtige ist nicht mehr in der Lage angemessen zu reagieren oder seinen Alltag auf gesunde Weise zu bewältigen. Er verliert schließlich die Kontrolle über sich selbst und sein Leben.

Beziehungssucht ist wie alle Süchte zerstörerisch.

 

Wie gelingt es Beziehungssucht überwinden?

Der erste Schritt, um Beziehungssucht zu überwinden, ist die Krankheitseinsicht des Betroffenen. Das bedeutet zu erkennen und sich selbst ehrlich einzugestehen, dass man süchtig ist. Das passiert aber in den meisten Fällen erst dann, wenn seelische Störungen wie Angstzustände, Panikattacken, Depressionen oder körperliche Erkrankungen den Betroffenen signalisieren, dass es so nicht weitergeht. 

Ist der erste Schritt getan gibt es Wege um aus der Beziehungssucht heraus zu finden. Eine Therapie ist unumgänglich um die selbstschädigenden, unheilsamen Verhaltensmuster zu identifizieren und sie durchbrechen zu lernen.  

 Beziehungssüchtige müssen lernen sich selbst zu fühlen um eine eigene Identität aufzubauen.

In der Thera­pie geht es u.a. darum die slbstschädigenden inneren Überzeugungen und die dysfunktionalen Muster die zur emotionalen Abhängigkeit führen zu erkennen und sie langsam aufzulösen. Der Beziehungssüchtige lernt nach und nach sich selbst als Individuum mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen wahrzunehmen, diese auszudrücken und für sich selbst zu stehen um das Leben alleine meistern zu können. Dazu gehört das Selbstbewusstsein, die Selbstwertschätzung, den Eigenwert und das Gefühl des Ganzseins in sich selbst zu stärken um eine gesunde Beziehung zu sich selbst aufzubauen. Schließlich gilt es zu verinnerlichen, dass er es wert ist, wirklich und wahrhaftig geliebt zu werden.

 

Wenn du dich in diesem Text erkannt hast und Hilfe suchst, schreib mir eine Mail unter:

aw@wende-praxis.de

 

 

 

 

 

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Wenn es bewusst verletzt, ist es keine Liebe

 



Beziehungen sind gleichermaßen Segen und Verderben. Beziehungen sind ein Quell der Freude und des Glücks als auch tiefer Traurigkeit. Beziehungen können uns wohltun als auch verletzen oder sogar zerstören.
In jeder Beziehung kann es geschehen, dass wir einen geliebten Menschen verletzen, ohne es zu wollen. Dann tut es uns leid, wir entschuldigen uns und achten darauf es nicht wieder zu tun. Wir gehen achtsam mit dem anderen um. Wir gehen sorgsam mit seiner Seele um. Wir sind vorsichtig mit dem, was wir sagen und tun, weil wir das Beste für den anderen wollen. Wir wollen, dass es ihm gut geht.
Ein Mensch aber, der uns immer wieder absichtlich verletzt, der uns herabwürdigt, bewusst kränkt oder Schmerz zufügt, will nicht unser Bestes. Dieser Mensch ist niemand, den wir in unserem Leben noch einen Platz geben sollten.
Niemand, der dich wirklich liebt und dem dein Wohlergehen am Herzen liegt, wird dich absichtlich verletzen.
Lass diesen Menschen gehen.
Erinnere dich daran: Du bist liebenswert, du wirst die Liebe, die du brauchst bekommen, vorausgesetzt du lässt es zu.

Mittwoch, 13. Oktober 2021

Verdrängung

 

                                                                Foto: A. Wende
 

Verdrängung dient dazu die Realität besser ertragen zu können.

Nicht Hinschauen zu müssen.

Nicht leiden zu müssen.

Nicht klar sehen zu müssen.

Die Wahrheit nicht sehen und nicht anerkennen zu müssen.

Nichts tun zu müssen, indem wir unsere Gedanken, unsere Haltung oder unsere Lebensumstände verändern.

Festhalten, indem wir vorgeben, es sei im Grunde alles in Ordnung.

Verdrängung ist eine gefährliche Abwehr.

Unterschätze sie nicht.

Die Gefährlichkeit der Verdrängung beginnt da, wo das Abwehren nicht mehr als probate Strategie für die Lebensbewältigung nützlich ist, sondern krank macht. Denn die verdrängten Bewusstseinsinhalte sind weder vergessen noch sind sie gelöst. Sie sind lediglich dem Zugriff des Bewusstseins entzogen und dort arbeiten sie im Untergrund weiter. Sie lösen Ängste, Blockaden und Depression aus.

 


 

Donnerstag, 7. Oktober 2021

Angst, Mut und Würde

 

                                                                 Foto: pixybay


„Manchmal bin ich so wütend, dass ich selbst das größte Hindernis auf meinem Weg bin. Ich bin mein größter Feind, der zulässt, dass mich echte oder eingebildete Angst blockiert. Ich glaube immer noch, dass ich all die guten Dinge im Leben nicht verdiene und suhle mich weiter in meinem Elend. Ich mache so vieles nicht, weil ich diese verdammte Angst habe. Und immer ist sie so groß, viel größer als ich es, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich schäme mich dafür, dass ich so bin.
Meine Klientin ist sich ihres inneren Dramas bewusst. Sie kämpft mit ihrer Angst und allzuoft siegt die Angst. Ihr Leben ist klein geworden. Die gesunde Angst, die sie eigentlich davor bewahren soll, unheilsame Dinge zu tun, hindert sie auf ungesunde Weise am Leben. 
 
Angst ist für viele von uns ein gewaltiger Hemmschuh.
Die Angst Fehler zu machen, die Angs zu scheitern, die Angst vor Erfolg, die Angst vor der Einsamkeit, die Angst vor anderen, die Angst vor den eigenen Gefühlen, vor Verlust, Krankheit und Tod. Es gibt unendlich viele Ängste. Die Gesichter der Angst sind so vielfältig, wie die Gesichter von uns Menschen. All diese Ängste haben eins gemeinsam: Sie hindern uns daran Dinge zu tun, die wir gerne tun möchten. Sie führen zu Enge und zu Vermeidung. Angst kann sehr einsam machen, wenn wir erkennen, dass andere unsere Ängste absolut nicht verstehen und nachvollziehen können. 
„Der Mensch ist Angst. Der Mensch ist Verlassenheit. Der Mensch ist Verzweiflung. Angst ist die existenzielle Erfahrung der Verunsicherung“, schreibt Jean Paul Sartre über die Angst.
Auch wenn viele von uns diesen Satz nachvollziehen können, wer Angst nie gefühlt hat, in der Intensität wie meine Klientin sie fühlt, wird von diesen Worten emotional unberührt bleiben. Welch eine Gnade. 
 
Zu viel Angst ist schmerzhaft. Sie schnürt unsere Lebendigkeit ab. Sie drückt auf die Brust, die lässt das Herz rasen oder sie wabert wie ein bedrohlicher Subtext in unserem Alltag, bei allem was wir tun.  
Noch schmerzhafter ist es, wenn wir uns, wie meine Klientin, für die Angst schämen oder wütend über uns selbst sind. Dann ist nicht nur die Angst unser Feind, sondern wir selbst. Menschen die zu viel Angst haben, die eine Angststörung oder Panikattacken habn, verurteilen sich in den meisten Fällen auch noch dafür. Dabei ist genau das absolut unheilsam. Sie können nichts für ihre Angst, denn übergroße Angst erwächst immer aus einem Trauma. 
„Trauma ist immer direkt gekoppelt mit Angst, ja wir können sogar sagen, dass Angst die Wurzel von Traumata ist. Das reduziert unsere Fähigkeit, uns selber auf eine kohärente und würdevolle Art zu erfahren. Angst regiert dann unser Leben. Wir haben Angst zu sterben, krank zu werden, Fehler zu machen - und vor allem: unser volles Potential zu leben. Angst ist dann die dominierende Kraft, Mut und Würde haben ihren Platz verloren“, schreibt der Psychologe und Traumatherapeut Peter Levine.
Mut und Würde. Wie sehr wünscht sich meine Klientin dies zu besitzen, wie sehr wünschen sich all die Ängstlichen unter uns, dies zu besitzen. Sie besitzen es nicht. 
 
Und trotzdem machen sie das Beste aus ihrem Leben, trotz und mit der Angst. 
Und dafür verdienen sie unsere Hochachtung und ihre eigene, besonders die. Denn es bedeutet Mut sich jeden Tag mit der Angst auf den Weg zu machen, sich ihr zu stellen, drüber zu leben, mit ihr zu leben, trotzdem zu leben, so gut es geht, immer wieder zu scheitern an der Angst, gelegentlich zu fallen, sich wieder aufzuraffen, aufzustehen und trotzdem weiter zu machen, so gut es geht und am Leben teil zu haben, so gut sie es vermögen. Ich würdige diese Menschen und ich wünsche mir für sie, dass sie sich selbst würdigen, weil sie den Mut haben nicht aufzugeben. Ich weiß aus Erfahrung wie schwer es ist vor der Angst nicht zu kapitulieren. Das allein ist für mich schon würdevoll, da stimme ich mit Peter Levine nicht überein. Unsere Angst kann uns die Würde nicht nehmen, nur wir selbst können das, indem wir uns selbst entwürdigen, nämlich weil wir uns dafür verurteilen oder dafür schämen Angst zu haben.
Was meine Klientin angeht, wir arbeiten mit ihrer Angst und nach und nach lernt sie, gesünder damit umzugehen, mutig und würdevoll.

Dienstag, 5. Oktober 2021

Nein sagen


 
Foto: Andy Reiner https://www.sichtlichmensch.com/
 
 
Es gibt ein Wort, das manche von uns nur schwer über die Lippen bringen: Nein! Ein klares, kurzes Wort und so schwer auszusprechen. Wir trauen uns nicht Nein zu sagen, und sagen ja, auch wenn wir Nein meinen. So oft tun wir das.
Nein heißt eine klare Grenze setzen.
Nein heißt im Zweifel die Zuneigung derer zu verlieren, denen wir gefallen wollen. 
Nein macht uns im Zweifel Schuldgefühle.
Ein klares Nein heißt aber auch:
Wir sagen Nein, weil wir es wirklich meinen.
Wir stehen zu uns selbst und vertreten das, woran wir glauben und wovon wir überzeugt sind.
Nein heißt auch, wir haben unsere Werte und wir sind ihnen treu.
Wir sind uns selbst treu.
Wenn wir lernen, nein zu sagen, hören wir auf zu lügen. Wir hören auf uns zu verbiegen und anderen zu Willen zu sein, wenn wir das nicht wollen. Wenn wir aufhören uns selbst zu belügen, hören wir auf andere zu belügen.Wir gewinnen Selbstvertrauen und das Vertrauen anderer.
Wenn wir nein sagen, wenn wir es wirklich meinen, ohne lang zu erklären warum und wieso wir es sagen, nehmen wir uns selbst ernst und werden ernst genommen.
Wir haben Kontrolle über uns selbst.
Wann immer du es fühlst: Sag es: Nein!

Montag, 4. Oktober 2021

Heilung

 


Es ist leicht anderen Vorhaltungen zu machen oder ihnen die Schuld für unsere Probleme zu geben.
Es ist leicht zu sagen, wenn du anders wärst, wenn du respektvoller, wertschätzender, liebevoller wärst, mit dir selbst fürsorglicher umgehen würdest, würde ich mich besser fühlen.
Oft sind unsere Vorhaltungen berechtigt.
Wir fühlen uns verletzt und sind traurig oder frustriert. Wir glauben, wenn der andere sich ändert, würde uns das von unseren unliebsamen Gefühlen befreien.
Das ist ein Trugschluss. Denn damit legen wir die Macht für unser Wohlbefinden anderen in die Hände. Das ist Co-abhängigkeit. 
 
Der andere wird sich nicht ändern, weil wir das brauchen.
Der andere wird sich nicht ändern, egal ob wir bitten oder wütend sind, egal ob wir Recht haben und eine Veränderung zu seinem Besten wäre.
Er wird es nicht tun, wenn er es selbst nicht will.
 
Der einzige Mensch, den wir ändern können, sind wir selbst.
Das müssen wir anerkennen. Und unsere Bemühungen sein lassen. Den anderen sein lassen und unsere Gefühle anerkennen.
Das nennen wir akzeptieren.
Das bedeutet, dass wir unser Wohlbefinden nicht mehr von anderen abhängig machen.
Wir selbst können uns von unserer Wut, unserer Frustration, unserem Kummer und unserem Schmerz befreien, wenn wir aufhören die Erlösung von anderen zu erwarten.
Wir entscheiden uns alles zu tun, damit es uns besser geht, unabhängig von anderen.
Wir hören auf anderen die Schuld zu geben.
Wir lassen die Verantwortung für das seine bei ihm und übernehmen Verantwortung für uns selbst.
Damit sind wir bereit unser co-abhängiges Verhalten zu stoppen.
Wir wenden uns unserer inneren Heilung zu. 
 
Dabei unterstütze ich dich gern.
Kontakt: aw@wende-praxis.de