Meine Klientin leidet unter der Last eines Problems, das sie nicht lösen kann. „Es liegt wie ein Schatten über meinem Leben“, sagt sie. „Ständig kämpfe ich damit. Es fühlt sich an, als wäre ich in einem Labyrinth gefangen, ohne Aussicht auf einen Ausweg. „
Als ich sie frage, was das Problem ist, antwortet sie: „Das Problem ist nicht wirklich greifbar, nichts das ich konkret benennen oder in Worte fassen kann. Es ist ein Gefühl, ein tief verwurzelter Schmerz, eine leise Trauer, die ständig da ist. Das Gefühl der tiefen Enttäuschung, der Verlust von Träumen, die nie Wirklichkeit wurden. Ich erinnere mich an die Zeit, an denen ich voller Hoffnung war, an Pläne, die ich gemacht habe, und an die Menschen, die an meiner Seite waren. Doch jetzt steht mir all das nur noch als schmerzhafte Erinnerungen gegenüber, wie Mahnmale für das, was hätte sein können. Ich habe versucht Lösungen zu finden. Ich habe Bücher gelesen, meditiert und unzählige Stunden damit verbracht, eine mögliche Lösung zu finden. Aber nichts verändert sich. Je mehr ich suche, desto verlorener fühle ich mich. Es ist, als würde ich gegen einen unsichtbaren Feind kämpfen, der mir immer einen Schritt voraus ist. Die Frustration frisst an mir, und manchmal frage ich mich, ob ich nicht einfach aufgeben sollte. Aber Aufgeben ist keine Option. Es würde bedeuten, die Hoffnung aufzugeben, und das kann ich nicht. Vielleicht werde ich nie eine Lösung für dieses Problem finden.“
Ist es möglich?
Gibt es Probleme für die wir keine Lösung finden?
Die Frage, ob wir jedes Problem lösen können, ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Zum Beispiel ...
Von der Art des Problems: Einige Probleme sind logisch und können durch analytische Methoden gelöst werden. Andere Probleme sind emotional, psychisch, sozial oder ethisch und erfordern unterschiedliche Ansätze.
Um ein Problem zu lösen brauchen wir innere und äußere Ressourcen auf die wir zugreifen können. Die Verfügbarkeit von Ressourcen wie Zeit, Wissen, Geld und Unterstützung von anderen kann einen großen Einfluss darauf haben, ob ein Problem gelöst werden kann.
Einige Probleme sind extrem komplex und erfordern umfangreiche Erforschung, Zusammenarbeit und innovative Gedanken und Herangehensweisen, während andere einfacher zu lösen sind.
Manche Probleme sind rein subjektiv und hängen von unseren inneren Überzeugungen, Glaubensmustern, persönlichen Meinungen, Vorstellungen und Werten ab. In diesen Fällen gibt es möglicherweise keine "richtige" Lösung.
Manchmal gibt es unvorhersehbare Elemente oder unbewusste Überzeugungen, die so fest in uns verankert sind, dass sie die Lösung eines Problems erschweren oder unmöglich machen.
Manchmal sabotieren wir uns selbst: Selbstsabotage entsteht durch Selbstzweifel, mangelndes Selbstvertrauen, geringer Selbstwert, Selbstkritik, Ängste wie z.B. Angst vorm Scheitern und automatisierte unreflektierte Verhaltensmuster. Dazu gehören u.a. Prokrastination, Perfektionismus und geistige Starrheit, z.B. das Festhalten an der Überzeugung: "Das hat in der Vergangenheit auch funktioniert, das muss es auch jetzt."
In diesen Fällen ist es wichtig, in uns selbst hineinzuhören und zu erforschen, welche Bedürfnisse der Selbstsabotage zugrunde liegen oder welche Bedürfnisse miteinander konkurrieren.
Kognitive Dissonanz: Wir wissen eigentlich, dass wir besser A tun sollten und trotzdem machen wir immer weiter B. Obwohl wir emotionalen Schaden nehmen, wollen wir nicht loslassen.
Erlernte Hilflosigkeit: Ist die Überzeugung nichts an den eigenen Lebensumständen ändern zu können und Opfer der Umstände zu sein. So kann es z.B. aufgrund wiederholter traumatischer Ereignisse zum Glauben kommen unangenehme oder problematische Situationen nicht vermeiden oder ändern zu können, obwohl dies rein objektiv betrachtet möglich wäre. Es ist die feste Überzeuung, nichts ausrichten zu können und das nicht nur in Situationen tatsächlicher Hilflosigkeit, sondern darüber hinaus.
Manchmal arbeitet unser Ego derart gegen uns, dass es eine Lösung zwar versteht und als möglich anerkennt, aber partout nicht umsetzen will.
Manchmal liegt dem Problem ein schweres Trauma zugrunde, das verdrängt wird und nicht in unser Bewusstsein dringt.
Insgesamt kann man sagen, dass viele Probleme gelöst werden können, aber nicht unbedingt alle. Es ist immer eine Frage der Perspektive, der Persönlichkeit, der Ressourcen und der individuellen Herangehensweise. Wenn wir ein Problem nicht lösen können, gibt es Strategien, die helfen können, damit umzugehen:
Erforschen, Identifizieren, Benennen und Akzeptanz: Um ein Problem zu lösen müssen wir es zunächst erforschen, identifiziere und benennen können. Wenn es identifiziert und benannt ist müssen wir es akzeptieren. Nur was wir akzeptieren können wir ändern. Manchmal ist es auch wichtig, zu akzeptieren, dass nicht alle Probleme sofort gelöst werden können. Akzeptanz kann helfen, Druck und Stress abzubauen und einen klareren Kopf zu bekommen.
Das Problem aufteilen: Wenn ein Problem zu groß oder komplex erscheint, können wir es in kleinere Teile aufteilen und uns darauf konzentrieren, die Teilprobleme nacheinander zu lösen.
Alternativen finden: Manchmal gibt es mehrere Wege, ein Problem zu betrachten oder anzugehen. Wir können verschiedene Ansätze erkunden und uns für unkonventionelle Lösungen öffnen.
Aus der Situation lernen: Selbst wenn wir ein Problem nicht sofort lösen können, können wir überlegen, was wir daraus lernen können.
Selbstfürsorge: Wenn wir, wie meine Klientin, mit einem scheinbar unlösbaren Problem kämpfen, ist es wichtig auf unsere mentale und emotionale Gesundheit zu achten. Wenn ein Problem sehr belastend ist, ist es hilfreich, Pausen einzulegen, Entspannungstechniken anzuwenden oder wenn auch das nicht gelingt, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Perspektivwechsel: Das Bedeutet, das Problem aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Oft kann eine neue Perspektive neue Lösungsansätze eröffnen. Gelingt uns das alleine nicht, können wir uns professionelle Unterstützung suchen, die uns dabei hilft die Perspektive zu wechseln. Oft kann ein unbeteiligter Blick von Fachleuten wertvolle Einsichten oder Lösungen anbieten, die wir nicht in Betracht gezogen haben.
Es in Ordnung ist, nicht alles sofort lösen zu können.
Es ist in Ordnung, die Unvollkommenheit des Lebens zu akzeptieren. Es ist wichtig zu erkennen, dass es normal ist, auf Herausforderungen zu stoßen und dass nicht jede Situation und nicht jedes Problem sofort gelöst werden kann. Geduld mit uns selbst und die Bereitschaft, weiter nach Lösungen zu suchen, sind entscheidend.
Wenn Du in einem scheinbar unlösbaren Problem feststeckst unterstütze ich Dich gern bei der Lösungsfindung. In der Praxis in Wiesbaden oder Online.
Schreib mir dazu eine Mail unter: aw@wende-praxis.de
Angelika Wende
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