Montag, 20. April 2020

Mögest du gesund sein.


Foto: Angelika Wende

Bleib gesund, das ist mittlerweile die neue Abschiedsformel geworden.
Bleib gesund! Mal ehrlich? Was soll das?
Das entscheide doch nicht ich.
Ich kann gut für mich sorgen, mich gesund ernähren und was noch alles hilfreich ist, für meine Gesundheit tun, aber mit Ausrufezeichen aufgefordert gesund bleiben - das funktioniert nicht.
Leider, schön wärs.

Ich hab mal drüber nachgedacht, was diese Aufforderung, die mir anfangs selbst über die Lippen kam, was ich aber sofort wieder abstelle, mit mir macht.
Das klingt so wie "Pass auf dich auf!"
Auch so eine Aufforderung, wenn sie sich Sorgen um einen machen.
Ich passe auf mich auf, aber auch wenn ich das tue, mir kann morgen ein Dachziegel auf den Kopf fallen oder das Virus kann mich erwischen, obwohl ich auf mich aufpasse.
Ich habe das nicht in der Hand.

Genau das ist es was wir alle nicht so gern mögen - die Dinge nicht in der Hand zu haben.
Da gehen wir dann mit einem Mordsdruck vor um das Gefühl von Kontrolle zu behalten oder wieder herzustellen. Verdammt anstrengend ist das, wie jeder Widerstand gegen das, was wir nicht ändern können. Das verbraucht viel Energie.

Wir haben eben nicht alles unter Kontrolle. Da ist der Wunsch Vater des Gedankens. Verständlich, ich hätte auch gerne alles unter Kontrolle, dann würde ich mich sicherer fühlen, inmitten all der Unsicherheiten des Lebens.
Ist aber nicht so und das muss ich akzeptieren.

Es gibt Dinge, da können wir uns anstrengen wie wir wollen - sie liegen nicht in unserem Einflussbereich.
Das ist eine der großen Lektionen, die uns das Leben gerade alle ausnahmslos lehrt.

Noch mal: "Bleib gesund!", das klingt so nach Anstrengung. Und wer das dann nicht schafft, hat der sich nicht genug angestrengt? Sicher nicht.
Ja, klar will ich gesund bleiben.
Aber das liegt nicht in meiner Macht. Aber genau das suggeriert dieses "Bleib gesund!" , als hätte ich es in der Hand, wenn ich mich besonders anstrenge.
Puh, ist das anstrengend.

Ich finde "Mögest du gesund sein", entspannter und liebevoller, wünschend für den anderen und wünschend für uns selbst: "Möge ich gesund sein". Und vor allem -  es ist demütiger.
Demut, genau das ist die zweite der vielen Lektionen, die wir alle gerade lernen dürfen.









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