Foto: Angelika Wende |
Die jetzige Situation stellt für uns alle eine große Herausforderung dar. Wir sind mit einem völlig neuen Lebensalltag konfrontiert, der alles was uns als selbstverständlich und normal erschien, weggerissen hat. Aber was ist mit den Menschen, die schon vor Corona unter Angststörungen, Zwängen, Hypochondrie, Depressionen oder starken Einsamkeitsgefühlen leiden?
Bei vielen nimmt die Symptomatik zu.
Sie sind jetzt oft, besonders wenn sie alleine leben, vollkommen auf sich selbst reduziert. Sie haben kaum noch Ausweichmöglichkeiten aufgrund des Lock downs. Viele gewohnte hilfreiche kleine Fluchten um der Symptomatik der Erkrankung für Stunden zu entkommen ist nicht mehr möglich. Möglich sind Spaziergänge, einkaufen gehen und Gespräche mit vertrauten Menschen via Telefon oder Video. Aber auch das Rausgehen in Corona Zeiten ist jetzt zum Beispiel für Hypochonder eine große Herausforderung in Sachen Angstüberwindung.
Da draußen ist nichts mehr sicher, da draußen ist ein Virus, der krank machen kann, sie, die sich vor nichts mehr als vor Krankheiten fürchten. Das potenziert die Angst um ein Vielfaches. Viele hypochondrische Menschen gehen auch nicht mehr zu Ärzten, was sie zu ihrer seelischen Entlastung brauchen, denn in den Praxen könnte man sich ja noch schneller anstecken unter all den Kranken. Und beim Spaziergang könnte einen das Virus erwischen, sobald man einem Infizierten begegnet und wer das ist sieht man ja nicht, also ist jeder Mensch besonders für die Gedankenwelt eines Hypochonder eine potenzielle Gefahr.
Dies ist nur ein Beispiel für das Leid psychisch kranker Menschen, das die Pandemie um ein Vielfaches verstärkt.
Der Psyche fehlen lebensnotwendige Kontakte und vertraute Gewohnheiten. Das macht nicht nur mit der Psyche von Gesunden etwas, das ist für Menschen mit psychischen Störungen der blanke Horror.
Sie sind sich selbst und ihren Störungen oft hilflos ausgeliefert. Auch der gewohnte Gang zum Therapeuten ist vielen Patienten nicht mehr möglich, weil viele Praxen geschlossen sind. Manche Therapeuten arbeiten jetzt über Video, das ist sehr hilfreich, aber es ersetzt die fühlbare menschliche Nähe nicht, die Patienten zur Entlastung und Beruhigung brauchen.
Trotzdem: Die virtuelle Sprechstunde ist besser als keine und sollte unbedingt genutzt werden, wenn die Möglichkeit besteht.
Aber was kann man selbst als Betroffener tun?
Hilfreich kann auch das Lesen sein. Es gibt viele gute Bücher zum Verständnis und zum Umgang mit der eigenen Krankheit. Diese wieder einmal oder neu zu lesen macht Sinn.
Ich empfehle folgende:
Bei Panikattacken, das kleine Überlebensbuch „NUR MUT! Von Dr.med. Claudia Croos-Müller mit wirksamen Soforthilfetipps.
Bei Zwangsstörungen das Buch: Der Kobold im Kopf -
Die Zähmung der Zwangsgedanken
Autor: Lee Baer
Bei Hypochondrie: „Hypochondrie und Krankheitsangst“ von Gaby Bleichhardt, Alexandra Martin. Reihe: Fortschritte der Psychotherapie - Band 41.
Bei leichteren Depressionen ist ein sehr hilfreiches Buch: Der Zen-Weg aus der Depression von Philip Martin
Bei Einsamkeitsgefühlen empfehle ich das Buch von Fransika Muri mit dem Titel: „21 Gründe das Alleinsein zu lieben.“
Und wenn es trotz aller Bemühungen zur Selbsthilfe unerträglich wird: Es gibt Hilfe in psychosomatischen Kliniken, bei Therapeuten die Videoberatung anbieten und unter folgenden Nummern ...
Das Corona-Krisentelefon
Unter der Telefonnummer 069-798 46666 gibt es die Möglichkeit mit Therapeutinnen und Therapeuten über Ängste und Möglichkeiten zur Überwindung von Belastungen zu reden. Montag bis Freitag jeweils 9-21 Uhr; Samstag und Sonntag jeweils 16-20 Uhr. Speziell für Kinder, Jugendliche und Eltern wird eine Beratung unter der gleichen Telefonnummer 069-798 46666 zu folgenden Uhrzeiten angeboten: Montag-Freitag, 9-14 Uhr. Die Beratung ist kostenlos.
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