Mittwoch, 6. Dezember 2023

Nicht alles beginnt in deinen Gedanken

 

                                                              Malerei: A.Wende
 
 
"Alles beginnt in deinen Gedanken."
Nein, nicht alles beginnt in deinen Gedanken.
"Alle Probleme sind Illusionen des Geistes."
Nein, nicht alle Probleme sind Illusionen des Geistes.
 
Ein Trauma ist kein Gedanke.
Ein Trauma ist keine Illusion des Geistes.
Ein Trauma bleibt bestehen.
Es wird gespeichert.
Prägt sich ein bis in die kleinste Zelle des Körpers.
Bleibt dort. Unauslöschbar. Wird Erinnerung.
Trauma fragmentiert und spaltet das Ich.
Trauma setzt sich über Generationen fort.
Trauma hinterlässt Wunden und Narben. 
Trauma lässt sich nicht umdenken, nicht neu denken, nicht besser denken, nicht weg denken.
Trauma heilt nicht durch Denken.  

Du kannst nur versuchen damit zu leben.
Du kannst das Mögliche dafür tun, um es zu integrieren damit du Heilung findest.
Und hoffen, dass du sie findest.
 
Nein!
Nicht alles beginnt in deinen Gedanken.
Nicht alles sind Illusionen des Geistes.

Montag, 4. Dezember 2023

Möglichkeiten

 



Möglichkeiten sind Gottes Geschenke an uns.
Um sie zu empfangen müssen wir sie sehen wollen.
Sie sind da.
Immer und überall.
Sie warten darauf geträumt und gewagt zu werden.
Im Wagnis des eigenen Lebens,
im Mut mit der Angst zu gehen,
in jedem "trotzdem",
in jedem "obwohl"
in jedem "aber", das wir überwinden,
liegt die Möglichkeit zu Wachstum und innerer Freiheit.
Trotz aller Beschränkungen, die die Umstände diktieren und in denen wir gefangen sind.
Es gibt immer Möglichkeiten.

Sonntag, 3. Dezember 2023

Was ein Mensch sein könnte ...




Alle Jahre wieder … die Sehnsucht nach einer heileren Welt, die Sehnsucht alles möge sich zum Guten fügen, die Sehnsucht nach Liebe, die Sehnsucht nach Familie, nach Geborgenheit und Halt, die Sehnsucht nach Frieden unter den Menschen.
Mit Frieden ist gerade nix. Mehr Krieg als Frieden ist.
Wir drängen das weg, wir wollen es weihnachtlich. Ehrlich? Mir ist nicht nach weihnachtlich.

Letztlich ist es wohl diese unstillbare Sehnsucht danach, dass alles gut ist und schön und friedlich, die uns in der Weihnachtszeit umtreibt, innerlich, während wir im Außen umtriebig dafür sorgen, dass alles schön wird. Schöne Geschenke, schönes Essen, eine schöne Zeit.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt.
Schön soll sie werden, die Weihnachtszeit. Frieden auf Erden und in den Seelen und den Menschen ein Wohlgefallen, wo in Wahrheit alles auseinanderfällt.
Alle Jahre wieder Hoffnungen und Erwartungen. Aber da kommt bei vielen von uns auch eine Menge hoch, was das ganze Jahr unterdrückt wird. Irgendwie macht das was mit uns, dieses Weihnachten, so ganz tief innen drinnen. Wir werden sentimentaler, nachdenklicher, berührbarer, melancholischer. Sogar die scheinbar Hartgesottenen spüren dieses seltsam nominose Gefühl, das sich nicht ignorieren lässt. Dieses unbestimmte Gefühl, das sich nicht wirklich fassen lässt. Irgendwie so ein Gefühl zwischen Frost und Wärme und beides gleichzeitig. Alle Jahre wieder, wenn in den Städten die Weihnachtbeleuchtung das Dauerdunkel ein bisschen heller und erträglicher macht und drinnen die erste Kerze am Adventskranz angezündet wird, ziehen viele von uns Resumee und vielen geht es dabei nicht sonderlich gut. Ja, die Weihnachtszeit, die hat schon was. Da rührt was ans Gemüt, ob wir sie feiern oder einfach ignorieren, was sowieso nicht gelingt, weil Weihnachten nun einmal stattfindet, mit oder ohne uns.

Was war denn da eigentlich an Weihnachten?
Da wurde Jesus Christus geboren in einem Stall in Bethlehem. Und die ganze Welt weiß darum noch heute. Da kam einer auf die Welt um den Menschen die Augen zu öffnen. Einer kam, der so ganz anders war. Gütig, liebevoll, gebend, helfend, verzeihend, heilend in seinem ganzen Wesen und in seinem ganzen Tun.

Einer, der kam und zeigte, was ein Mensch sein könnte.

Das ist es wohl, was uns so besinnlich macht, das Wissen, wie der Mensch sein könnte, wenn ... ?
Ja wenn er all das, was er auch ist, nicht wäre.
Dieses "auch" ist es, was uns das Leben und das miteinander leben so schwer macht und nicht friedlich. All der dunkle Kram in der Seele, all das Unheilsame in den Herzen, was uns daran hindert zu sein, was ein Mensch sein könnte. Wir sind nicht wie Jesus und wir werden es nie sein, keiner von uns, auch wenn wir noch so lange an uns selbst arbeiten. Wir werden weiter unsere Schatten mit uns herumtragen, ebenso wie unser Licht. Im Kleinen wie im Großen.

„Es ist okay“, sage ich immer, wenn ich etwas nicht ändern kann, wenn ich es sein lasse wie es ist, weil es nicht in meinem Einflussbereich liegt. Aber es gibt etwas, was in meinen Einflussbereich liegt, in unser aller Einflussbereich: Nämlich ob wir inmitten des Dunkels unser Licht anknipsen, das innere Licht, damit es wärmer wird, in uns selbst und über uns selbst hinaus dahin wo wir hinreichen, andere erreichen. Es ist okay, solange wir den Schatten nicht die Macht geben unser Leben und das Leben unserer Nächsten verdunkeln. Es ist okay, solange wir noch wissen, was ein Mensch sein könnte.

Mittwoch, 29. November 2023

Stille

 



Wenn ich früh am Morgen um halb sechs aufstehe ist es still. Nichts, kein Laut, kein Geräusch bis auf das Ticken der Wanduhr im Zimmer. Tick, Tack, im immer gleichen Rhythmus, erinnert sie mich an das Vergehen der Zeit und an meine Endlichkeit. Und zugleich sagt sie mir: Nutze den Tag. Jeder Tag ist kostbar. Jeder Tag ist ein Tag Leben. Jeder Tag ist eine Möglichkeit und ein Geschenk. Wenn ich das Fenster öffne ist es still, keine Vogelstimmen, kein Straßenlärm, ein stiller lautloser Morgen. Ein Morgen, der mir allein mir gehört. Ich lebe, wie schön, ich atme, wie schön. Ich trinke ein Glas warmes Ingwerwasser, mache mir einen Kaffee, setze mich an den Schreibtisch und lasse meine Gedanken fließen. Ich genieße diese ersten stillen Stunden des Tages.
Stille ist Lärmlosigkeit.
In der Stille begegne ich mir jeden Morgen selbst, spüre nach wie ich mich fühle. In der Stille des Morgens bin ich ganz bei mir. Nichts lenkt mich ab, nichts stört meine Kreise, niemand will etwas von mir. Da bin nur ich und meine eigene Gesellschaft. Und es ist gut und ruhig und still. Es gab eine Zeit, da habe ich das nicht so empfunden. Da war es mir zu still im ZImmer, da war diese Leere, und in der Leere eine diffuse Angst, ein Gefühl von Verlassenheit, ein bedrohliches auf mich selbst Zurückgeworfensein. Ich fühlte mich verlassen wie ein mutterloses Kind. Kein Halt, ein Gefühl von Trudeln im leeren Raum, das eine leise Verzweiflung und eine tiefe Trauer in sich trug. Die Stille war mir unerträglich. Warum ist da niemand? Warum muss ich das aushalten? Warum bin ich allein? Warum habe ich den Menschen verloren, den ich so sehr liebe? Was habe ich getan oder nicht getan? Was hätte sein können, wenn …? Endlose anstrengende Gedanken, die sich in der Stille aufblähten, keine Antworten fanden, sich wie kleine Hamster im Kopf drehten und kein Entkommen aus dem Hamsterrad. Und viel Schmerz und Trauer um das verlorene Glück. Es war kein guter Morgen. Statt beruhigende Stille war gruseliger Lärm in meinem Kopf. Nach und nach habe ich gelernt die Stille auszuhalten. Langsam, ganz langsam, habe ich gelernt meine Gedanken zu beobachten, sie vorüberziehen zu lassen, ohne ihnen all den Mist zu glauben, den sie mir einsagen wollen über mich. Ich habe gelernt meine ängstlichen Gedanken zu besänftigen und mein Gefühl von Leere zu füllen – mit mir selbst. Ich habe gelernt mich selbst auszuhalten, mit allem, was mich ausmacht, mehr noch, ich habe gelernt mich in meiner eigenen Gesellschaft wohl und sicher zu fühlen. Es war keine leichte Übung, es hat gedauert, es brauchte Mut und Geduld, aber es hat sich gelohnt. Heute liebe ich die Stille. 
 
In der Stille zu sein ist für die meisten Menschen nicht leicht. 
Viele meiner KlientInnen sagen, dass die Stille sie beängstigt und unruhig macht, dass sie Musik anmachen, den Fernseher anschalten, etwas tun müssen, sich beschäftigen müssen, raus müssen, weil sie es nicht aushalten in der Stille mit sich selbst und ihren Gedanken.
Gedanken können beängstigend sein, sie können anstrengend sein, sie können uns in Gefilde führen, die sich wie die Hölle anfühlen. Mit sich selbst, den eigenen Gedanken, Sehnsüchten und Ängsten konfrontiert zu sein kann verdammt bedrohlich sein. Unsere Dämonen gesellen sich in den stillen Stunden gerne zu uns. In der Stille finden sie Raum, werden gehört, gefühlt, endlich dürfen sie da sein. All das Verdrängte will da sein. Und wir wollen es weghaben. Ganz schnell soll das weggehen, was wir nicht fühlen, nicht hören, nicht sehen wollen. Wir kämpfen dagegen an. Im Lärm des Alltags obsiegen wir oft, das Laute übertönt was da an Unliebsamem in uns haust. Wir leben in einer lauten Umwelt, die immer lauter wird, auf dass wir nicht in uns hineinhören. Aber: Wer laut argumentiert, hat nicht immer die besten Argumente. In der Stille verlieren wir diesen Kampf, wenn sie nur lange genug anhält. Das ist gut so. Denn genau dazu ist sie da. 
 
Die Stille ist nicht gegen uns, sondern für uns, damit wir all dem, was da im Lärm des Alltags untergeht, endlich gegenübertreten, hinhören und uns uns selbst stellen. Dem, der wir sind, dem, der wir nicht sind und dem, der wir auch sind. Nur so werden wir überhaupt herausfinden wer wir im Ganzen sind. In der Stille machen wir uns mit uns selbst vertraut. Wir kommen uns näher, ganz nah. Die Stille wird zum zentralen Punkt der Selbsterkenntnis. Wir kommen uns nah wie einem Fremden, den wir uns vertraut machen, mit Neugier und Wohlwollen, mit Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, mit Zuneigung und Wertschätzung, so wie wir es einem Fremden gegenüber tun würden, der uns interessiert.
Stille ist auch der zentrale Punkt für Veränderung.
Nur wenn wir uns selbst in der Stille so weit als möglich erkannt haben, wissen wir was wir nicht mehr wollen und was wir wollen. Wir finden Klarheit über den Menschen mit dem wir da gerade alleine im Zimmer sitzen. Diese Klarheit ist die Vorrausetzung um der zu werden, der wir sein wollen, um unser Leben zu gestalten, auf das es das Unsere ist, egal was andere denken, meinen und glauben. Wir werden uns unserer selbst bewusst. Das ist die Kraft, die wir aus der Stille schöpfen: Selbst-Bewusstsein und ja, auch Selbstfreundschaft. Am Ende ist diese Freundschaft mit uns selbst die einzige sichere Stabile im Leben. Alles kann uns verlassen, nur wir selbst dürfen uns nicht verlassen, denn dann sind wir wirklich verlassen. 
 
„Die größten Ereignisse in unserem Leben – das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.“
Friedrich Nietzsche

Dienstag, 28. November 2023

Work in Progess : Takotsubo / Heartbreak

 

"The heart breaks and breaks
and lives by breaking
It is necessary to go
through dark and deeper dark
and not to turn."
 

 

Stanley Kunitz, The Testing-Tree

 

 

 








Namensgeber des sogenannten „Takotsubo“-Syndroms ist eine traditionelle, japanische Tintenfischfalle in Form eines ausgebuchteten Tonkruges mit verengtem Hals

 Sie erinnerte die Ärzte an das typische Bild des Herzens bei dieser Krankheit: Eine Bewegungsstörung und eine ballonartige Aufweitung der linken Herzkammer .

Takotsubo-Kardiomyopathie: Wenn Stress das Herz aus dem Takt bringt. 

Atemnot, Brustenge und Schmerzen im Oberkörper.

Die Symptome der Takotsubo-Kardiomyopathie, auch Stress-Kardiomyopathie oder „Broken Heart-Syndrom“ genannt, gleichen denen eines Herzinfarkts.

Montag, 27. November 2023

Trauer

 

                                                               Malerei: A.Wende

In der Trauer lebst du zwei Leben.
Das eine in dem du tust was wichtig ist um deinen Alltag zu leben.
Das andere in dem du deine Trauer zulässt um weiter zu leben.
Trauer braucht Zeit und Geduld.
Trauer kommt in Wellen.
Manche überwältigen dich, manche wiegen dich sanft in der liebevollen Erinnerung an das Verlorene.
Manchmal ist der Schmerz so stark wie körperlicher Schmerz, der dich zerreisst.
Manchmal weinst du leise Tränen, die dich trösten und beruhigen.
Manchmal möchtest du schreien.
Manchmal möchtest du für immer schweigen.
Manchmal möchtest du nicht mehr hier sein, damit der Schmerz endlich aufhört.
Manchmal erinnert dich das Lachen eines Kindes an die Schönheit und die Kostbarkeit des Lebens.
Und du spürst, tief in deinem Herzen die Gnade der Liebe.
Das Leben ist da, auch wenn du deine Liebe verloren hast.
Es ist okay, dich verloren zu fühlen.
Es ist okay Tage voller Schmerz zu haben, an denen die Welt leer und grau erscheint.
Es ist okay, dir Hilfe zu holen.
Es geht nicht darum, weiterzumachen wie vor dem Verlust, es geht darum voranzukommen.
Jeder Schritt, den du gehst, ist ein Akt der Liebe zum Leben selbst, die du in dir trägst.

Sonntag, 26. November 2023

Das Ganze und seine Einzelteile

 

                                                           Malerei: Angelika Wende


Der Mensch ist ein soziales Wesen, das heißt nicht nur, dass wir ein soziales Umfeld und soziale Kontakte brauchen und haben, das heißt ebenso, dass das soziale Umfeld in dem wir leben uns stark beeinflusst. Viele Probleme mit denen Menschen zu kämpfen haben resultieren aus dem Umfeld in dem sie leben. Sie hängen sehr oft auch mit sozialen Umbrüchen zusammen.
Die Coronakrise, Kriege, Flüchtlingsflut, Klimakrise, radikale Veränderungen in der Arbeitswelt, hohe Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, steigende Inflationsrate, die Medien mit ihrer Informationsflut, der Verlust sozialer Bindungen, das Auflösen haltgebender familiärer Beziehungen, eine hohe Scheidungsrate, zunehmende Vereinzelung, Altersarmut, Kinderarmut, Zukunftsangst und vieles mehr beeinflussen nicht nur die Gesellschaft sondern jeden Einzelnen von uns, der in dieser Gesellschaft lebt.
Die Folgen des gesellschaftlichen Wandels, der sich seit Beginn der Coroankrise vollzieht sind unübersehbar: Wir haben eine steigende Zunahme von psychischen Störungen, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch, Verhaltensstörungen (besonders bei Kindern und Jugendlichen) Anpassungsstörungen, Angststörungen und affektive Störungen zu denen Depressionen zählen.
Die Stapelkrisen und der Wandel, der sich immer schneller vollzieht und immer herausfordernder wird, verlangt vom Einzelnen eine hohe Anpassungsleistung. Dies führt zu großen persönlichen Herausforderungen. Immer mehr Menschen aber schaffen die Anpassung nicht mehr. Sie sind emotional überfordert. 
 
Die Gesellschaft krankt und erzeugt in Folge Krankheit beim Individuum. 
So sind heute psychische Erkrankungen die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen und Arbeitsunfähigkeit. Jeder Vierte ist häufig gestresst. Hauptbelastungen sind die Arbeit, Selbstansprüche und die Angst um Angehörige. Das zeigt die Stressstudie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2021. Laut der Studie leidet ein Großteil der Menschen unter Erschöpfung (80 Prozent), Schlafstörungen (52 Prozent), Kopfschmerzen und Migräne (40 Prozent), Niedergeschlagenheit bzw. Depressionen (34 Prozent).
 
Die Psyche vieler Menschen streikt.
Eigentlich eine gesunde Reaktion auf eine ungesunde Umwelt. Aber hilft uns das weiter?
Und wo führt das hin?
Wie wollen so viele psychisch angeschlagene Menschen eine kranke Gesellschaft gesunden lassen? Wie sollen in einem derart ungesunden Kollektiv gesunde Kinder aufwachsen, sich entwickeln und entfalten? Wie sieht die Zukunft einer Gesellschaft aus, die krankt ?
Ich will mir das gar nicht ausmalen. 
 
Viele Menschen gehen in Therapie, falls sie denn das Glück haben einen Therapieplatz finden, um seelisch zu gesunden oder ihre Probleme zu lösen. Es ist jedoch ein Mythos zu glauben, man brauche nur eine Therapie oder ein Coaching um sein Leben zu verbessern. Bessern sich die äußeren Umstände nicht oder ist das soziale Umfeld ungesund, ist beides nicht von Erfolg gekrönt.
Daher ist wichtig, außer dem Klienten selbst, auch die Lebensumstände zu erkennen, die hinter seinen Problemen liegen und diese aufrechterhalten. 
 
Nun kann man natürlich nicht die ganze Gesellschaft als Einzelner ändern, aber man kann sich als Einzelner bewusst machen, was die Seele zusätzlich krank macht und es ändern.
Je mehr Einzelne das tun, desto größer die Wirkung auf das Ganze.
So hilft es z.B. überhaupt nicht, wenn ein co-abhängiger Mensch in die Therapie geht und nach den Sitzungen zuhause täglich Kontakt mit seinem alkoholkranken Partner hat. Es hilft nichts, wenn einer an der Beziehung arbeitet und der andere nichts tut. Es hilft nichts, wenn man Tag für Tag einen Job macht, der ausbrennt und man einmal pro Woche in Therapie geht um den Stress besser aushalten zu können. Es hilft nichts, wenn ein Kind, das unter Zwängen leidet, therapiert wird und das Familiensystem nicht mitbehandelt wird.
Wir müssen umdenken, wenn wir mit Menschen arbeiten, wir müssen uns ein Bild von ihren Lebensbedingungen machen und das Problem nicht allein im Einzelnen suchen, sondern auch den Kontext beleuchten in dem ein Mensch lebt um das ganze System zu begreifen, um zu erfassen, was, außer der eigenen Psyche, Probleme macht und vor allem – was diese Probleme weiter aufrecht hält und füttert. 
 
Was kann der Einzelne tun?
Beobachten, sich selbst und sein nahes Umfeld.
Genau hinschauen und identifizieren, was da an Unheilsamen vom Außen auf das Eigene wirkt, wie stark es destruktiv wirkt, wie sehr es dem eigenen Seelenheil schadet und es ernst nehmen und zu lösen versuchen, oder Abstand nehmen, oder sein lassen oder loslassen.
Hört sich einfach und radikal an, ich weiß, aber bisweilen ist die Wahrheit einfach und radikal. Auch wenn es eine große Herausforderung ist sie zu akzeptieren und danach zu handeln. Hier ist jeder von uns gefragt: Was kann ich Heilsames tun?
Für mich selbst und die Gemeinschaft. 
 
 
“When a flower doesn't bloom, you fix the environment in which it grows, not the flower.”
Alexander Den Heijer