Samstag, 31. Dezember 2022

Lektionen 2022

 



Ich habe gelernt, dass es keinen Sinn macht an etwas festzuhalten, auch nicht an einem Menschen, wenn er sich selbst zerstört und keine Heilung sucht. Ich weiß jetzt, was Vergeblichkeit ist und dass Liebe nicht alles heilt.
Ich habe gelernt aufzuhören darauf zu warten, dass ein anderer sich ändert. Ich fange bei mir selbst mit der Veränderung an.
Ich habe gelernt alle Gefühle da sein zu lassen und sie nicht zu bekämpfen.
Ich habe gelernt meiner eigenen Wahrheit noch tiefer zu vertrauen, gegen alle Widerstände und Ausgrenzung vom Außen.
Ich habe gelernt was es heißt autonom und auf mich allein gestellt zu sein, auch wenn es nicht leicht ist und bisweilen einsam.
Ich habe gelernt mich selbst auszuhalten.
Ich habe gelernt gehen zu lassen, was gehen will, weil ich weiß, es würde bleiben, wenn es zu mir gehört.
Ich habe gelernt den Worten der Menschen keinen Glauben zu schenken sondern allein ihren Handlungen.
Ich habe gelernt was wahre Gefährten sind und wer nur da ist, wenn er etwas von mir braucht oder wenn ich ihm etwas nütze.
Ich habe gelernt, dass Liebe viel mehr ist als Partnerschaft.
Ich habe gelernt, dass Frieden und innere Kraft niemals außerhalb, sondern nur in mir selbst zu finden sind.
Ich habe gelernt, dass jedes Ankämpfen, jeder innere Widerstand gegen das was ist, mir Kraft raubt, meinen Geist, meine Seele und meinen Körper schwächt und mir Energie raubt, die mir an anderer Stelle fehlt.
Ich habe gelernt hinzunehmen, was ich nicht ändern kann.
Ich habe gelernt, dass Menschen denen ich vertraut habe, mein Vertrauen verraten und missbraucht haben und mich von ihnen verabschiedet, auch wenn es schmerzt.
Ich habe gelernt, dass ich nichts kontrollieren kann.
Ich habe gelernt, dass es möglich ist auch tiefe Verletzungen zu verzeihen und dass Verstehen und Liebe der Weg ist um das zu tun.
Ich habe gelernt, dass es nur eine sinnvolle Bewegung gibt wenn ich mit dem Rücken zur Wand stehe – mich an sie anzulehnen.
Ich habe gelernt, dass meine Angst nicht immer ungesund ist, sondern eine Wächterfunktion hat, die mir die Kraft gibt „Stopp“ zu sagen, wenn ich spüre, dass mir etwas schadet.
Ich habe gelernt mich auszuruhen, wenn ich erschöpft bin, mich nicht weiter anzutreiben und über meine Grenzen zu gehen.
Ich habe gelernt was körperliche Schwäche ist und wie zerbrechlich ich geworden bin.
Ich habe gelernt Schwäche zuzugeben und um Hilfe zu bitten. Sie kam von da, wo ich sie niemals erwartet hätte.
Ich habe gelernt, das Älterwerden für mich eine Herausforderung ist und übe angemessen damit umzugehen.
Ich habe gelernt Loszulassen von dem, was ich denke zu wollen und zu akzeptieren, dass ich bekomme, was ich brauche um zu wachsen.
Ich habe gelernt in mich selbst zu vertrauen und in das Leben, das es gut mit mir meint, wenn ich es gut mit mir selbst und dem Leben meine.
Ich habe gelernt, dass ich nur den Moment habe, dass alles im Leben fragil und unberechenbar ist. Deshalb richte ich meinen Focus auf das Heute und was ich im Heute bewirken kann.
Ich habe gelernt, dass Dankbarkeit ein hoher Wert ist.
Ich habe gelernt, das Hoffnung eine starke Kraft ist und ich habe gelernt zu unterscheiden wo sie vergeblich ist und wo sie hilfreich ist.
Ich habe gelernt, dass meine Handlungen eine Wirkung über mich selbst hinaus haben und darauf zu achten, ob sie dem Ganzen dienen.
Ich habe gelernt, dass es nur eins im Leben gibt worauf ich Einfluss habe - das bin ich selbst.
 
Möget Ihr einen guten Übergang in ein weiteres Jahr haben.

Freitag, 30. Dezember 2022

Purification Process: Bewusstsein, Bereinigung, Loslassen und inneres Gleichgewicht.

 

                                                         Foto: www

 
Uns für einen Neuanfang öffnen gelingt umso besser, wenn wir uns zuvor dem Ballast zugewendet haben, den wir mit uns herumschleppen, den wir verdrängen, oder durch Vermeidung und Abwehr in uns anhäufen bis die inneren Turbulenzen sich in psychischen oder körperlichen Symptomen zeigen.Wenn wir uns all dem Unheilsamen öffnen, erfahren wir wie befreiend es ist, belastende Dinge ins Licht der eigenen Wahrnehmung zu bringen. Diese Dinge wollen, dass wir ihnen Aufmerksamkeit schenken und uns ihnen zuwenden. Sie wollen da sein dürfen. Sie wollen erkannt, benannt und akzeptiert werden, denn nur was wir erkennen, benennen und akzeptieren kann sich wandeln. 
 
Am Ende des alten Jahres möchte ich dich dazu einladen neugierig deiner inneren Stimme zu lauschen und in ehrliche Kommunikation mit dir selbst zu gehen. Auch die Gefühle und Gedanken, die dir nicht gefallen, dürfen Raum haben.
Vielleicht erzählt deine innere Stimme dir, was in deinem Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist, was dir Unbehagen bereitet, was dich traurig, ängstlich oder wütend macht, was dich nervt, was dich anwidert, was dir nicht gut tut. Vielleicht ist da etwas, was dich schon lange blockiert, was bereinigt werden will, damit du innerlich gelöster wirst und in dein seelisches Gleichgewicht kommst um Leichtigkeit und Lebensfreude zu verspüren. Vielleicht gibt es etwas, dem du zu distanziert und/oder oberflächlich begegnest und was mehr Aufmerksamkeit verdient. Vielleicht gibt es etwas, das du bereinigen willst – einen Konflikt, einen Streit, Verletzungen, die du anderen oder dir selbst zugefügt hast. Vielleicht ist da etwas, was du dir selbst nicht verzeihen kannst. Vielleicht erkennst du, wenn du ehrlich zu dir selbst bist, eine unheilsame Verstrickung oder das Unheilsame einer toxischen Beziehung an und die Notwendigkeit dich endlich daraus zu lösen und danach zu handeln.
Vielleicht zeigt sich dir ein Schatten, den du schon lange verdrängst. Vielleicht gelingt es dir, diesem Schatten mit Neugier und Liebe zu begegnen, anstatt wie du es oft tust, davor wegzulaufen oder ihn zu verteufeln. Vielleicht möchtest du nachspüren, welche inneren Anteile für ein Ungleichgewicht sorgen und welchen unbewussten Programmen und Prägungen du noch immer folgst. Vielleicht möchtest du dich fragen, was du an giftigem Zeug in deinem Leben konsumierst und/oder welche Süchte, dich und dein Leben unfrei und leidvoll machen.
 
All diesen Aspekten von Verunreingung kannst du dich heute im besonderen Maße zuwenden und dir Klarheit verschaffen.
Schreib alles auf.
Wenn du fertig bist, nimm ein paar tiefe Atemzüge und sei stolz auf dich. Genieße das Gefühl der inneren Befreiung. Alles Unheilsame steht jetzt schwarz auf weiß auf Papier. Welcher Impuls kommt hoch? Möchtest du das Papier zerreißen, es verbrennen? Dann tu das. Wenn du es aufheben willst um dich immer wieder daran zu erinnern? Dann tu das.
Natürlich wirst du jetzt nicht alles schlagartig erkennen, schon gar nicht sofort lösen, aber du wirst dir bewusster was genau das entscheidende Thema ist, das jetzt ansteht und bereinigt werden will. Dann darfst du dich darum kümmern und dir Hilfe suchen, wenn du es alleine nichts schaffst. 
 
„Alle Disharmonie ist Unwahrheit“, schreibt Bettina von Arnim
Alles was nicht in Harmonie ist, ob im Innen oder im Außen, will bereinigt werden um ins Gleichgewicht zu kommen. Alles Unbereinigte ist wie eine Fessel, die uns unsere Lebendigkeit abschnürt. Je enger die Fessel, desto beschwerlicher ist unser Weiterkommen. Wir verbrauchen viel Kraft, denn wir kämpfen gegen einen Widerstand. Wir kommen nicht weiter, wir sind in unserer inneren und äußeren Bewegungsfreiheit eingeschränkt und führen ein beschränktes Leben. 
 
Be-reinigung ist eine Art Entgiftung – auch Purifikation Process genannt.
Wir reinigen unsere Seele, unseren Körper und unser Leben von all dem toxischen Müll, der sich darin angesammelt hat. In diesem Prozess, der Geduld und Zeit braucht, geht es im Tiefsten um das Aussteigen aus dem Rad des Leidens - und das bedeutet: Das Bewusstsein für uns selbst zu erhöhen indem wir uns selbst achtsamer begegnen. Wir erkennen tiefer was in uns passiert und lernen mit der Zeit bewusste Entscheidungen für unser Wohlergehen zu treffen und danach zu handeln. Wir entwickeln die Bereitschaft die Konsequenzen für unser Handeln zu tragen, auch wenn es zunächst nicht angenehm ist.
Bereinigung braucht Mut, Akzeptanz, Geduld und Vertrauen in den Prozess und sie braucht Zeit. Der Weg ist das Ziel. Und der Weg beginnt wie jeder Weg, mit dem ersten Schritt. Diesen Schritt, egal wie klein oder wie groß er ist, kannst du heute machen. Lösen wir uns von allen unheilsamen Blockaden und lassen sie in Frieden gehen. 
 
Alles was es braucht ist unser Bewusstsein zu erhöhen um innere Harmonie zu erlangen. 
 
Du könnst dich fragen:
Was darf ich bewusst anschauen?
Welchen Schatten möchte ich ins Licht einladen?
Was ist meine größte Fessel?
Was darf ich bereinigen?
Was braucht einen Abschluss?
Woran halte ich fest, obwohl es mir schadet?
Wovon darf ich mich befreien?
Was habe ich mir selbst und anderen nicht vergeben?
Womit oder mit wem will ich mich versöhnen?
Welchen Schritt der Bereinigung möchte ich als ersten machen?
Wann will ich ihn machen? Setze dir ein Datum. 
 
„Wer Leben ins Leben bringen will, muss das Festhalten-Wollen aufgeben.“
Ernst Ferstl

Montag, 26. Dezember 2022

Aus der Praxis: Das Gefühl von Getrenntsein überwinden und Verbundenheit erleben

 

 

Ebenso wie das Autonomiebedürfnis ist Verbundenheit ein in uns angelegtes zutiefst menschliches Bedürfnis. Wir verbinden Verbundenheit mit Verständnis, Geborgenheit, Sicherheit, Zugehörigkeit, Zuneigung, Resonanz und Liebe. Wenn wir verbunden sind, fühlen wir uns nicht allein, nicht getrennt von anderen oder von uns selbst. Die Sehnsucht nach Verbundenheit ist im Grunde der Wunsch nach unserem ursprünglichen Sein. Denn in Wahrheit sind wir mit allem verbunden.

 

Das Bedürfnis nach Bindung und Verbundenheit und Bindung beginnt mit dem Moment in dem wir in diese Welt geboren werden. 

Erfahren wir im Mutterleib und nach der Geburt Verbundenheit und gesunde Bindung nicht, nur sehr wenig, oder Bindung als verletzend und schmerzlich, sind unsere Bezugspersonen emotional nicht erreichbar, erleben wir keine Resonanz auf unser Sein, können wir Verbundenheit nicht oder nur sehr begrenzt fühlen. 

Ich bin in all den Jahren meiner Arbeit vielen Menschen begegnet, die sich mit nichts und niemanden tief verbunden fühlen. Auch wenn sie ausreichend soziale Kontakte haben, einen Partner, eine Familie, Kinder - sie fühlen sich nicht verbunden. In ihnen herrscht ein kaum zu begreifendes Gefühl der inneren Einsamkeit und Leere, selbst, wenn die Dinge gelingen und das Leben eigentlich in Ordnung ist. Es ist als wäre im Zentrum der Seele etwas wie ein tiefe Sinnlosigkeit, als würde alles ins Leere laufen. Ein andauerndes Gefühl der Sinnlosigkeit und Vergeblichkeit beherrscht das Selbst, als wäre Bindung und Liebe nur für andere möglich.

Das wonach sich diese Menschen sehnen scheint ihnen unerreichbar, eine innere Beteiligung stellt sich nicht ein. Das kann sie auch nicht, weil sie es ja nicht kennen, nicht wissen, wie sich Verbundenheit anfühlt, nicht wissen, wie Bindung gelingt. Da ist eine Leerstelle in der Seele und zugleich ein tiefer Schmerz der Ohnmacht und der Verlassenheit. Dies führt nicht selten zur Unfähigkeit sich auf etwas oder Jemanden wirklich einzulassen oder im anderen Falle zu einer ständigen Suche nach dem Du, das die Leerstelle füllen soll, was nicht selten in eine unheilsame emotionale Abhängigkeit, bzw. Co-abhängigkeit führt.

 

Was kann uns helfen das Gefühl von Getrenntsein zu überwinden und Verbundenheit zu erleben?

„Schon die Sehnsucht nach Liebe ist Liebe“, schreibt Antoine de Exupery.

"Schon die Sehnsucht nach Verbundenheit ist Verbundenheit", könnte man meinen.

So einfach ist es nicht.

Allein die Sehnsucht nach Verbundenheit und Bindung stellt sie nicht her. 

Auch wenn wir diese schmerzhafte Sehnsucht annehmen und uns mit uns selbst emotional verbinden, stellt sich nicht Verbindung ein. Denn das ist ja genau das Grundthema: Wer Verbundenheit nicht erfahren hat, kann sie in sich selbst nicht herstellen. Das wäre zwar wundervoll, ist aber nicht oder nur sehr begrenzt möglich, auch wenn so manche spirituelle Berater und Coaches uns das weismachen wollen.

Es funktoniert nicht. 


Die Frustrationserfahrungen sind zu tief verankert. Sie sind zutiefst traumatisch, die frühen Beziehungen zu leblos, weil resonanzlos.  

Die eigene Lebendigkeit, die Liebe und die Verbindung, nach der sich gesehnt wurde, ist hinter einer undurchdringlichen Mauer verkümmert – ein kaum erträglicher traumatischer Schmerz, der außerordentlich beharrlich ist. 

Was kann helfen diesen Schmerz zu lindern?

Wir müssen fühlen wie verletzt wir sind, wie enttäuscht wir sind von unseren Bezugspersonen. Wir müssen uns frei machen von dem, was wir verinnerlicht haben, nämlich: Leere ist Beziehung. 

Wir müssen anerkennen, dass die Verbundenheit, die wir ersehnt haben, niemals existierte. Wir müssen uns in einem schmerzvollen Trauerprozess von der kindlichen Sehnsucht nach den liebenden Bezugspersonen und der unheilsamen inneren Verstrickung mit ihnen lösen.

 

Alleine schafft das kaum jemand von uns. In den meisten Fällen braucht es eine vertrauensvolle, lange, geduldige und mitfühlende Beziehungserfahrung – eine stabile Verbindung mit einem professionellen Gegenüber. Es braucht hoffnungsvolle Trauer- und Traumaarbeit, denn was in Beziehung verletzt wurde kann nur in Beziehung heilen. Es braucht den Glauben, dass es etwas in uns gibt, was sich entwickeln will, ein Ja zum Leben und die Entwicklung hin zu unserem wahrem Selbst, durch die Loslösung von einer unerfüllten Sehnsucht eines falschen Selbst, das sich durch die destruktive Beziehungserfahrung herausgebildet hat.  

 

 

 


Samstag, 24. Dezember 2022

Verbundenheit

 

                                                                Foto: pixybay


 

Weihnachtsbaum, leckeres Essen, besinnliche Lieder, schöne Gespräche. Das Ideal der heilen Familie, die am Fest der Liebe zusammenkommt und sich in Besinnlichkeit ergeht, damit verbinden viele Menschen Weihnachten. Manche von uns werden diese Weihnachtstage mit Ihren Lieben verbringen. Manche von uns sind allein an den Weihnachtstagen. Weihnachten, das ist, egal wie wir feiern, für viele ein Ausnahmezustand, in dem unsere Emotionen uns ganz schön bewegen können, ganz gleich wie wir diesen Tag verbringen.

 

Heute morgen frage ich mich: Was ist Weihnachten für mich?

Und als erste Gedanke kommt: Verbundenheit.

Verbundenheit mit denen, die wir lieben und wertschätzen. Wenn an diesen Tagen mit diesen Menschen zusammen sind, spüren wir diesen warmen Zauber. Wir sind geborgen, wir erfahren Zuwendung, wir teilen, wir sind ein Teil eines Ganzen.

Aber was wenn wir alleine sind? Wenn da niemand im Zimmer ist, der mit uns am Tisch sitzt, die Kerzen am Weihnachtsbaum anzündet, Geschenke auspackt, uns in den Arm nimmt, uns ein gesegnetes Fest wünscht und uns Verbundenheit spüren lässt?

 

Eben in der Bäckerei in meinem Viertel traf ich eine alte Dame. Sie fragte, ob sie sich hinsetzen darf, einen Kaffee trinken. Sie sprach mich an: „Wissen Sie, ich bin so allein heute Abend, morgen und auch am 3. Weihnachtstag. Ich muss noch mal unter Menschen. Ich halte das sonst nicht aus. Ich bin so traurig, meine Kinder sind so weit weg. Sie kommen nicht.“ Sie hatte Tränen in den Augen. Am Liebsten hätte ich sie in den Arm genommen. Ich tat es nicht weil ich noch nicht ganz gesund bin und sie nicht gefährden wollte. Ich sagte: „Ich bin auch allein. Und wissen Sie, es ist okay traurig zu sein. Aber bitte vergessen sie bei aller Traurigkeit nicht, es sich schön zu machen heute Abend. Ihre Kinder sind da, auch wenn sie weit weg sind. Sie sind da, weil Sie einen Platz in ihrem Herzen haben und sie sind in ihren Herzen.

„Ja“, sagt die alte Dame. „Da haben sie Recht“,  und ein kleines Lächeln machte ihr Gesicht schön.

 

Wir sind verbunden, wenn wir lieben.

Und es ist vollkommen egal was oder wen wir lieben, Liebe ist Verbundenheit, die weder Zeit noch Raum kennt.

Aber was wenn wir nichts und niemanden haben, den wir lieben und der uns seine Liebe schenkt?

Wie spüren wir dann Verbundenheit?

Indem wir uns mit uns selbst verbinden. Indem wir uns bewusst uns selbst zuneigen, uns selbst gut behandeln, es uns schön machen, achtsam für uns sorgen, wenn wir am Heiligen Abend allein sind. Uns eine heilsame Zeit machen, indem wir uns hegen und pflegen und uns Gutes tun. Indem wir die Ruhe genießen und uns bewusst ausruhen. Wie gut, da sind jetzt Tage an denen keiner etwas von uns will. Wir dürfen nur für uns selbst da sein mit liebvoller Güte und wie ein liebevolle Mutter für die Erfüllung unserer Bedürfnisse sorgen. Indem wir fragen, was wir brauchen, damit es uns gut geht.

 

Wenn wir gut für uns sorgen sind wir mit uns selbst verbunden. Und ja, wir sind es auch wenn wir dabei traurig sind. Auch in der Traurigkeit spüren wir uns, wir sind uns ganz nah. Wir spüren was uns fehlt, wovon wir träumen und was wir uns ersehnen. Wir spüren uns und damit verbinden wir uns mit uns selbst und dem Leben, das um uns herum ist und in uns pulsiert. Immer, so lange wir sind.

Wir sind nicht allein. Niemals – wir sind alle eins.

Möget Ihr das warme Gefühl von Verbundenheit an diesem Weihnachtsfest fühlen.

Ich wünsche Euch Gesegnete Weihnachten!

 

Falls es jemanden von Euch an diesen Tagen nicht gut geht, hab ich am 26.12. einen Coaching Tag eingeplant. Falls du einen Termin wahrnehmen möchtest, schreib mir gerne eine Mail unter: aw@wende-praxis.de

 

 

 

 

 

Freitag, 23. Dezember 2022

Selbstmitgefühl ist ein Geschenk, das du dir selbst machst

 



Selbstmitgefühl bietet Ermutigung und Zuspruch, Unterstützung und Trost. Selbstmitgefühl steigert die seelische Widerstandskraft. Im Selbstmitgefühl nehmen wir uns mit all unseren Unzulänglichkeiten in liebevoller Güte an.
Selbstmitgefühl beruht auf dem Wissen, dass du okay bist wie du bist, mit all deinen Schwächen, Macken, Neurosen und Fehlern. Selbstmitgefühl führt dazu dich selbst wertzuschätzen und freundlich mit dir selbst umzugehen. Es führt dazu, dass du aufhörst dich zu kritisieren und zu verurteilen, dazu, das du begreifst, du musst nichts Besonderes leisten und nicht besser sein als andere, dazu, dass du aufhörst dich zu vergleichen und hart mit dir selbst umzugehen.
Achtsames Selbstmitgefühl ermöglicht dir, eine beobachtende weiche Perspektive zu entwickeln, aus der heraus du mitfühlend mit dir selbst umgehst. Selbstmitgefühl ist die Fähigkeit, dich selbst zu trösten, dich zu beruhigen, dich zu halten und dich zu ermutigen, wenn es dir schlecht geht, wenn du leidest, scheiterst oder dich klein und unzulänglich fühlst.
Beim Selbstmitgefühl geht es darum, Gefühle wie Angst, Ohnmacht, Scham, Schuld und Ablehnung bewusst anzunehmen und sie zu fühlen. „Fühle es, um es zu heilen,“ heißt es beim Achtsamen Selbstmitgefühl.
Mitgefühl mit dir selbst zu haben bedeutet, dass du dein Menschsein annimmst und es würdigst.

Donnerstag, 22. Dezember 2022

Die Seele macht, was sie wil

 

                                                                      Foto: www

 
Wir alle wollen verstanden werden. Das Gefühl verstanden zu werden, schenkt uns Trost und ein Gefühl tiefer Verbundenheit. Es macht allein nicht verstanden zu werden. Je weniger wir Verständnis erfahren, wenn wir uns anderen öffnen, desto einsamer wird es in der Seele. Den Anderen im Tiefsten verstehen, das können nur wenige Menschen, das bedeutet: sich ein FÜHLEN. Manche von uns haben diese Gabe der Empathie, über die so viel geredet wird, die so hoch gehalten wird wie Liebe. Worte, die abgedroschene Sprachwörter sind, die, füllen wir sie nicht mit Taten, leer bleiben. 
 
Den Anderen verstehen, das gelingt dann, wenn wir von uns selbst und unseren Überzeugungen, wie etwas zu sein hat oder sein sollte, Abstand nehmen, wenn wir anerkennen, dass jeder in seinem kleinen Universum unterwegs ist, das von dem unseren meilenweit entfernt sein kann. Abstand nehmen von unseren Denkmustern und Überzeugungen und sie anderen nicht überstülpen, als seien sie das Maß der Dinge, das ist achtsam, respektvoll und weise. Es ist Demut anzuerkennen, dass wir keine Macht über das Universum andere Menschen haben und dass es für sie die Welt in der wir selbst leben, einfach nicht gibt.
 
Wahr ist: Was für den einen so ist, ist für den anderen ganz und gar nicht so. Und das könnte man einfach so stehen lassen und all die Überzeugungsarbeit sein lassen, die wir so oft betreiben, wenn wie meinen, wir wüssten es besser für den anderen.
Man erreicht keine Seele durch Fakten und rationale Argumente - man kann sie berühren - durch echtes Zuhören, durch Verständnis und Mitgefühl. Und auch das bedeutet nicht, dass man etwas beim anderen bewirken kann. Die Seele macht was sie will. Das habe ich in meiner jahrzehntelangen Arbeit mit Menschen begriffen. Dirigistische Eingriffe nützen nichts, Ratschläge nützen nichts, Tipps und sogar Therapie nützen nichts, wenn die Seele nicht folgen kann. Keine Bemühung hilft, wenn da diese Mauer im Innern ist, die nicht weichen will. Die Existenz dieser Mauer hat einen Grund, und auch wenn wir ihn kennen, hilft es manchmal nichts, damit sie sich abbauen lässt.
Sie ist da weil wir sie auf irgendeine Weise noch brauchen. Sie hat ihr Geheimnis, das sie erst dann Preis gibt, wenn es an der Zeit ist. Also hören wir auf an den Mauern anderer Abbauarbeiten vollbringen zu wollen. Hören wir auch auf uns selbst an unserer inneren Mauer die Köpfe wund zu schlagen, damit sie endlich einstürzt. Sie wird es tun oder nicht. Und wenn sie es nicht tut, dann ist das okay. Dann pflanzen wir eben Blumen davor.

Mittwoch, 21. Dezember 2022

Aus der Praxis: Bewusste Selbststeuerung durch das Erkennen unserer inneren Anteile

 

                                                                   Malerei: A.Wende

 
Als Kind lernen wir durch die Bewertung anderer, was richtig und was falsch ist, was gut und was ungut für uns ist, wer wir zu sein haben und wie wir uns zu verhalten haben. Oftmals ist das, was wir lernen, passend für die anderen und nicht für uns. Als Kind übernehmen wir ungefiltert fremde Sichtweisen und Objekteigenschaften und verinnerlichen sie. So entstehen Überzeugungen und Glaubensmuster, die uns prägen und unser Leben bestimmen. So entstehen auch innere Anteile und Introjekte die uns mit ihren Werten steuern. Sie bewerten nicht nur wie wir die Welt wahrnehmen, sie bewerten uns, sie beurteilen uns, sie ängstigen uns, sie fordern uns, sie bestärken uns, sie ermutigen uns oder sie machen uns klein.
Das innere Team ist ständig aktiv. Es agiert bei den meisten von uns unbewusst und leider ist es kein Dreamteam. Diese inneren Anteile ziehen nicht am gleichen Strang sondern arbeiten gegeneinander. Die Folge: Wir sind innerlich nicht klar und fühlen uns zerrissen, unsicher und/oder orientierungslos. Wir wissen nicht wer wir wirklich sind. 
 
Was wir als Kind gelernt haben können wir wieder verlernen und zwar indem wir uns bewusst werden, welche inneren Anteile da in uns aktiv sind, wie sie wahrnehmen, fühlen, denken und handeln.
Dazu gibt es eine kleine hilfreiche Übung mit der wir starten können.
Diese möchte ich gerne mit Euch teilen.
Wenn du magst, nimm dir ein Blatt und einen Stift und los geht’s.
 
1.Welche Worte um mich selbst zu beschreiben benutze ich immer wieder?
2. Welche inneren Anteile sind mir bewusst?
3. Was sagen diese Anteile immer wieder. Was fordern sie immer wieder von mir?
4. Welche Werte und Überzeugungen vertreten diese Anteile?
5. Welche Auswirkungen auf mein Leben haben diese Anteile, wenn ich ihnen glaube?
6. Sind sie hilfreich und förderlich für mein Wohlbefinden?
7. Welche Auswirkungen auf mein Leben hat es, wenn einzelne innere Stimmen die Herrschaft übernehmen?
8. Welchen inneren Anteilen will ich von jetzt an mehr Aufmerksamkeit schenken?
 
Wozu ist diese Übung gut?
Je bewusster wir uns unserer selbst werden, desto besser lernen wir uns selbst kennen und desto besser lernen wir uns selbst zu steuern. Bewusste Selbststeuerung ist nicht nur Teil unserer Selbstfürsorge, sie verhilft uns zu innerer Stimmigkeit und macht uns mehr und mehr zu dem Menschen, der wir wirklich sind. 
 
"Vollende deine Geburt! Das ist die Aufgabe unseres Lebens. Wir vollenden sie nicht durch Leistung, sondern durch Sein. Die Erfahrung des Seins, die Erfahrung unseres tiefsten Wesens, das ist die Hausaufgabe des Lebens. Vollende deine Geburt. 
Werde, was du zutiefst bist!"
 
Willigis Jäger
 
 
Wenn Du Dir Unterstützung wünscht um Deinen inneren Anteilen auf die Spur zu kommen, bin ich im neuen Jahr gerne für Dich da, auch im Online-Coaching. Schreib mir einfach eine Mail unter:
aw@wende-praxis.de oder nutze die Möglichkeit zu einem für Dich kostenfreien Erstgespräch von 20 Minuten unter: 0171.9322364.

Samstag, 17. Dezember 2022

Erholen, aufleben, gesunden, erstarken. Darum geht es in Zeiten der Genesung.

 

                                                                             Foto: A. Wende

Zwölf Tage Corona und kein besonders milder Verlauf. Ich bin seit gestern wieder negativ, aber platt und schwach. Jede schwere Erkrankung ist für den Körper ein zehrender Prozess. Krank sein ist anstrengend und kräftezehrend. Der Körper braucht mitunter lange, bis er sich vollständig von der Erkrankung erholt hat. Viele Tage Bettruhe schenken nicht nur die nötige Ruhe zur Genesung, sie führen auch zu einem Gefühl der Erschöpfung. Körperlich erschöpft zu sein wiederum kann dazu führen auch mental und psychisch erschöpft zu sein. Nach jeder Krankheit brauchen wir Zeit um wieder zu Kräften zu kommen. Heilung dauert. Sie braucht Geduld, Klarheit und Selbstfürsorge.

Krankheit ist ein fremdes Land.  

Wir haben einen Umgang damit nicht gelernt. Jeder von uns hat andere Erfahrungen und Glaubenssätze darüber was Krankheit für ihn bedeutet. Dem einen macht sie panische Angst, der andere nimmt sie hin und weiß, dass sie zum Leben gehört. Wieder andere haben sich daran gewöhnt, immer wieder oder sogar chronisch krank zu sein. Mit jedem von uns macht Kranksein etwas anderes.

Krankheit, die physische und psychische Schwäche zur Folge hat, kann dazu führen, dass wir in ein seelisches Tief versinken. Kummer, Sorgen, die Angst, nicht mehr richtig gesund zu werden können uns in der Krankheit festhalten und machen die Genesung schwer. Jetzt dürfen wir lernen unsere Grenzen neu zu definieren, indem wir sehr bewusst darauf achten was möglich ist und was noch nicht geht.

Was wir jetzt brauchen ist Zuversicht und Selbstmitgefühl und zwar eine ganze Menge.  

Selbstmitgefühl fällt den meisten von uns schon schwer, wenn sie gesund sind. Wir neigen dazu uns selbst wenig Mitgefühl entgegen zu bringen, weil man es uns nicht vermittelt hat oder weil wir an Überzeugungen kleben, die uns innerlich antreiben, die uns kritisieren, wenn wir nicht unseren eigenen oder den Erwartungen anderer entsprechen. Das sind unheilsame Überzeugungen, die im Kern alle nur eins meinen: Du bist es nicht wert das Beste für dich zu tun. Oder: Wenn du nicht funktionierst bist du nichts wert. Also wollen wieder schnell wieder aufstehen, funktionieren, aktiv am Leben teilhaben so wie vorher und wir merken, so einfach ist es nicht. Auch wenn der Geist willig ist, das Fleisch ist noch schwach. Das zu akzeptieren ist wahrlich eine Herausforderung.  

Gelassen ja zu sagen zu einem Zustand, den wir so nicht wollen, etwas hinzunehmen, was uns aus dem Alltagsleben herauskatapultiert, etwas zu akzeptieren, was wir nicht ändern können, ist eine Kunst. Im Falle der Genesung: Die Kunst der Akzeptanz der Langsamkeit.  

Langsam dürfen wir lernen kleine Schritte zu machen. Ein erster kleiner Spaziergang, eine Achtsamkeitsübung, ein wenig Qi Gong vielleicht, ein erster kleiner Einkauf, uns geistig ein wenig fordern und dann immer wieder: Pause und ausruhen.

Müde, antriebslos, erschöpft – körperlich wie geistig.

Damit das kein Dauerzustand wird, ist es wichtig, die Signale unseres Körpers ernst zu nehmen und gegenzusteuern. Denn wenn wir jetzt an unsere Grenzen gehen, bekommen wir irgendwann die Quittung. Alles scheint mühsamer als sonst. Das ist eine Warnung des Körpers, die uns signalisiert: Ich brauche Ruhe und Erholung! Das sollten wir nicht ignorieren, sondern ernst nehmen.

Achtsam sein und spüren was der Körper braucht und was der Seele gut tut. Ausreichend trinken, gesund essen, genug schlafen, Pausen einlegen, Stress jeder Art vermeiden und vor allem: Uns keinen Druck machen. Solange wir nicht in unserer vollen Kraft sind, dürfen wir anerkennen, dass wir weiter Unterstützung brauchen, wir dürfen darum bitten und sie annehmen. Z.B indem wir Freunde oder den Nachbarn bitten für uns einzukaufen. Wir dürfen jetzt leiser treten, auch was die Arbeit angeht. Dazu gehört zu erkennen: Was ist wirklich wichtig und was kann warten.

Erholen, aufleben, gesunden, erstarken. Darum geht es in Zeiten der Genesung.

Wie wäre es mit Tagträumen? Ich liebe es. Wir können visualisieren, was wir in naher Zukunft Schönes machen werden. Allein die Vorstellung führt zu positiven Gefühlen. Wir empfinden Vorfreude. Wichtig ist realistisch zu bleiben: Also nicht gleich einen großen Stadtbummel, eine Wanderung oder eine Reise planen, sondern erst einmal kleine Ziele formulieren. 

Wenn wir zuhause genesen kann es auf Dauer langweilig werden. Deshalb ist es wichtig uns eine Struktur zu schaffen.

Kleine Rituale zu installieren, wie z.B. jeden Morgen Tagebuch schreiben, eine warme Mahlzeit kochen, die Tasse Kaffee am Nachmittag mit einem guten Buch, etwas Kreatives machen. Rituale helfen den Tag zu strukturieren und wirken depressiven Verstimmungen entgegen.

Und wenn doch die depressiven Gefühle nach Oben kriechen, könnten wir uns sagen: Okay, manchmal läuft es einfach nicht. Manchmal wird unser Weg durch eine Krankheit unterbrochen. Ja, wir könnten jetzt traurig, frustriert und enttäuscht sein. Doch wer sagt uns, ob wir gerade durch diese Unterbrechung nicht dort ankommen, wo es uns weiterbringt und uns langfristig stärkt? Es liegt an uns selbst herauszufinden, welche wertvollen Erfahrungen und Einsichten in einer schweren Phase entstehen können.
 Wenn wir sie zulassen.

 

 

 

Sonntag, 4. Dezember 2022

Die Praxis der Dankbarkeit

 

                                                               Foto: A.Wende

 
Wenn es uns nicht gut geht und wir gerade in einer schwierigen Situation stecken, kommen wir nicht unbedingt auf die Idee für irgendetwas dankbar zu sein. In Zeiten der Trauer oder der Verzweiflung können wir wenig sehen wofür wir dankbar sein dürfen, und trotzdem ist vieles davon da. Gerade in schwierigen Zeiten kann uns praktizierte Dankbarkeit emotional entlasten. Wenn wir sehr genau hinsehen gibt es nämlich viele Gründe, um dankbar zu sein.
Dankbarkeit stellt sich nicht von selbst ein. Sie erfordert Bereitschaft sie zu praktizieren und das ändert vieles. Dankbarkeit praktizieren ist ein Weg um unsere Wahrnehmung zu verändern. Wenn wir Dankbarkeit praktizieren ermöglicht es uns das übersehene Gute zu erkennen, dass es in unserem Leben auch gibt, egal was gerade ist.
 
Dankbarkeit führt weg von dem, was in unserem Leben vielleicht gerade nicht gut ist, hin zu dem, was alles gut ist. Dankbarkeit verändert unseren Fokus.
Sie erinnert uns daran die positiven Dinge in unserem Leben bewusst wahrzunehmen und was wir für selbstverständlich halten, als wertvoll zu erkennen, es anzuerkennen und es wertzuschätzen. Dankbarkeit ist der Gegenpol zu negativen Gefühlen, den wir selbst herstellen können.
Die Praxis der Dankbarkeit führt zu mehr innerer Ruhe, seelischer Ausgeglichenheit, Zufriedenheit und Wohlbefinden. Sogar unser Glücksempfinden steigt. Dankbarkeit hilft dabei Sorgen und Grübeln zu verringern. Wenn wir Dankbarkeit praktizieren spüren wir Verbundenheit mit dem Leben in seiner Ganzheit. Wir spüren Zuversicht auch in kritischen Zeiten.
 
Wie kannst du das Gefühl tiefer Dankbarkeit in dein Leben einladen? 
 
1. Ein Dankbarkeitstagebuch führen
Um Dankbarkeit zu praktizieren hat sich vor allem das Führen eines Dankbarkeitstagebuchs bewährt, denn das Gefühl der Dankbarkeit ist flüchtig. Ein Dankbarkeitstagebuch hilft dir dabei, dieses Gefühl immer wieder festzuhalten und es zu einer Gewohnheit zu machen.
 
2. Eine Dankbarkeitsliste erstellen
Nimm dir einen Zettel und einen Stift.
Schreib oben auf den Zettel diese Satzanfänge:
Ich kann mich glücklich schätzen, dass ...
Es ist ein Geschenk, dass …
Vielleicht habe ich gerade Grund traurig, wütend, unglücklich, verzagt zu sein. Und trotzdem ...
Nun nimmst du dir jeden einzelnen Satzanfang vor und schreibst alles auf, was dir dazu einfällt.
 
3. Ein tägliches Dankbarkeitsritual
Du könntest dir ein kleines Dankbarkeitsritual schaffen.
Das kannst du morgens tun oder abends vorm Schlafengehen. Ich mache es gleich morgens nach dem Aufwachen, weil ich so den Tag mit guten Gedanken beginne. Und gute Gedanken schaffen gute Gefühle.
Dazu stellst du dir folgende Fragen, am Besten schriftlich:
Was kann ich selbst tun, damit es heute ein guter Tag wird?
Wie kann ich nur für heute diesen Tag nutzen und leben und ihn zu meinem Besten gestalten?
Das hilft dir dabei dich auf diesen Tag zu konzentrieren und auf das, was heute wichtig ist.
Oder du fragst dich am Abend bevor du schlafen gehst:
Was ist heute gut gelaufen?
Was habe ich heute selbst gut gemacht und was ist mir an Gutem widerfahren? 
 
Diese Fragen richten deine Wahrnehmung auf die Dinge, für die du dankbar sein kannst.
Dankbarkeitsübungen, wenn wir sie täglich praktizieren, bereichern unser Leben. Praktizierte Dankbarkeit kann das Leben besser machen. Wir selbst haben es in der Hand, ob es so ist. Denn: Nichts ändert sich, bis du dich selbst änderst.

Freitag, 2. Dezember 2022

Aus der Praxis: Woran Du erkennst, dass Du eine starke innere Verbindung mit Dir selbst hast

 


Das Bedürfnis nach Verbundenheit ist tief in uns verankert. 

Sich einem Menschen oder einer Gruppe, dem Leben, der Natur oder einen Höheren Macht verbunden zu fühlen, gibt uns Sicherheit und Halt. Verbundenheit wird assoziiert mit Verständnis, Geborgenheit, Sicherheit, Akzeptanz, Wertschätzung, Zugehörigkeit, und Liebe. Meist suchen wir dies bei anderen, im Außen. Wenn wir das alles bekommen, fühlen wir uns verbunden. Fällt es jedoch weg, kommt bei vielen von uns das Gefühl von innerer Leere. Spätestens jetzt spüren wir, dass uns die Verbundenheit mit uns selbst fehlt. Wir spüren einen schmerzhaften Mangel. Wir fühlen uns wie im emotionalen Exil. 

 

Die innere Verbundenheit, nach der sich viele von uns sehnen, kann durch nichts im Außen gestillt werden. Niemand kann diese Leere füllen, außer wir selbst.

 

Erst wenn es uns gelingt, in uns selbst eine Heimat zu finden, kann eine tiefe Verbundenheit zu uns selbst entstehen. Damit es in dieser inneren Heimat behaglich ist, brauchen wir das Gefühl mit uns selbst in bester Gesellschaft zu sein. 

 Grundsätzlich fühlen sich Menschen, die eine starke Verbindung mit sich selbst haben, wohl in ihrer Haut. Sie vertrauen in sich selbst, und sie vertrauen ins das Leben, was heißt: Sie haben das Gefühl, das Leben will ihnen Gutes. 

 

Woran merkst du, ob du gut mit dir selbst verbunden bist?

Hier findest du einige Beispiele, an denen Du das erkennen kannst: 

 

Wenn Du gut allein sein kannst und das Alleinsein genießt.

Wenn Du Stille aushälst.

Wenn du die Basis für dein Wohlergehen kennst. Wenn du also weißt, was du brauchst, was deine Bedürfnisse sind und dafür sorgst, sie dir zu erfüllen.

Wenn du weißt, welche Werte zu deinem Wohlbefinden gehören.

Wenn Du deine Entscheidungen unabhängig von anderen triffst und dich dabei an Deinen Werten orientierst und zu deinen Werten stehst.

Wenn Du Dir selbst vertraust. 

Wenn du an dich glaubst. 

Wenn du positiv mit dir selbst sprichst. 

Wenn du Situationen und Menschen meidest, die dir nicht gut tun.  

Wenn du nicht an Verbindungen festhälst, die deinen Wert nicht respektieren. 

Wenn du aufhörst dich zu verbiegen um etwas zu bekommen, was dir nicht geschenkt wird.

Wenn du deine Fähigkeiten und Potentiale kennst und sie nutzt.

Wenn du weißt, was dir Freude macht und es tust.

Wenn du dich selbst wertschätzt. Wenn du, ohne es von Außen bestätigt zu bekommen, fühlst, dass du ein wertvoller Mensch bist und dich akzeptieren kannst wie du bist, auch mit deinen Schatten.

Wenn du mit dir selbst mitfühlen kannst.

Wenn du ehrlich dir selbst gegenüber bist, deine Baustellen kennst und sie in deinem Tempo bearbeitest.

Wenn Du überwiegend agierst, statt zu reagieren.

Wenn Du auch in Konfliktsituationen bei dir bleibst.

Wenn Du dich spürst, deine Gefühle wahrnehmen und einordnen kannst und dich  emotional selbst regulieren kannst.

Wenn Du Selbstwirksamkeit fühlst, statt einer Situation oder einem Gegenüber ausgeliefert zu sein.

Wenn Du nicht als Opfer fühlst, sondern als Gestalter deines Einflussbereiches.

Warum ist es so heilsam mit dir selbst verbunden zu sein? 

Wer sich mit sich selbst nicht verbunden fühlt neigt dazu dieses Gefühl der Verbundenheit von anderen Menschen zu erwarten und viel dafür zu tun. Dabei kommt es zu einer kurzfristigen Befriedigung des Gefühls. Wir fühlen uns aber eben nur kurzfristig besser. Daher müssen wir diese Verbundenheit immer wieder neu im Außen herstellen. Der Haken dabei ist: Wir sind abhängig von Menschen und Situationen, die uns das Gefühl der Verbundenheit geben. Fehlt das, fallen wir wieder in das Gefühl von Leere.

Wenn wir uns mit uns selbst verbinden wollen, dürfen wir lernen uns selbst zu nähren. 

Das gelingt indem wir achtsam uns selbst gegenüber sind, indem wir Selbstreflexion üben und uns mit Selbstfürsorge, Selstmitgefühl und Selbstfreundschaft stärken, und letztlich nach und nach Selbstliebe entwickeln. Dann sind wir fähig, uns selbst zu nähren und machen uns nicht mehr abhängig von äußeren Faktoren. Wir sind frei unser Leben zu unserem Wohlergehen zu gestalten und damit auch fähig unsere Beziehungen so zu gestalten, dass sie uns erfüllen und nähren.

 

Dienstag, 29. November 2022

Untaugliche Versuche

 


 
Oft ist die größte Quelle unseres Unbehagens und unserer Frustration unser Versuch einen anderen zu ändern. Wir vergessen dabei, dass wir keine Macht über das Denken, Fühlen, das Verhalten und die Lebensweise anderer haben, auch wenn es uns missfällt, auch wenn wir sehen, dass dieser andere sich selbst schadet. Wir vergessen dabei, dass jeder das Recht hat sein Leben so zu leben und zu gestalten, wie er das will, auch wenn es uns missfällt wie er es tut. In Wahrheit geht es uns nichts an, es sei denn, wir werden um Hilfe gebeten.
Wenn wir einen anderen ändern wollen, verschwenden wir Energie auf das Unmögliche.
Wir sind dann enttäuscht, wütend und frustriert, dass dieser untaugliche Versuch trotz all unserer gut gemeinten Anstrengungen misslingt. Wir machen etwas für den anderen, was er gar nicht will. Wir merken es vielleicht sogar, aber wir machen weiter mit diesem untauglichen Versuch, immer in der Hoffnung, dass der andere es doch endlich begreift, es einsieht, es anerkennt, sich wandelt, weil wir es doch gut meinen und meinen es besser zu wissen für ihn.
Wir versuchen es immer wieder.
Diese Versuche können zwanghafte Ausmaße annehmen. Diese Versuche können uns geradezu beherrschen. Wir machen damit unser Wohlbefinden von dem abhängig, den wir ändern wollen und merken es nicht einmal, so sehr sind wir in unserem zwanghaften Verhalten gefangen."Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten", sagte einst Albert Einstein. Und so ist es.
Wenn wir etwas verändern wollen gibt es nur einen Weg: Wir fangen bei uns selbst an.

Sonntag, 27. November 2022

"There is a crack, a crack in everything. That's how the light gets in."

 

                                                                   Foto: A. Wende
 
 
Da draußen ist es dunkel. Am Morgen, wenn ich aufstehe ist es dunkel und am Nachmittag ist es schon früh dunkel. Auch heute an diesem 1. Advent ist der Morgen dunkel. Die Dunkelheit liegt über den Tagen wie eine schwere Decke. Das ist schon für Daueroptimisten und Positivdenker nicht so leicht auszuhalten. Besonders schwer ist es für Menschen, denen es nicht gut geht, bei denen es Innen dunkel ist. Die äußere Dunkelheit legt sich zu ihrem inneren Dunkel und das macht es nicht leicht durch die Tage zu kommen.
Noch einmal schwerer ist es für Menschen, die eine Depression, eine Angsterkrankung oder sonst eine seelisches oder körperliches Leid zu tragen haben. Diese Menschen brauchen Licht, mehr Licht als andere, die ihr inneres Leuchten spürbar in sich tragen.
Seelisch belastete Menschen sind dünnhäutiger als andere, sie verkraften vieles nicht wie andere, sie sind sensibler, empfindsamer und leichter zu erschüttern als andere. Ihr Herz ist verwundet und es kann schneller brechen. Durch meine Arbeit mit diesen Menschen weiß ich: Sie haben viel Licht in sich, aber sie selbst spüren es nicht mehr, weil das Dunkel in ihrem Leben so groß und so übermächtig geworden ist, dass es ihnen den Zugang zu ihrem Licht versperrt. Aber - was wir nicht sehen und nicht spüren können, ist trotzdem da. Und da ist auch die Sehnsucht danach. „Was sich nach Licht sehnt ist nicht lichtlos, denn die Sehnsucht ist schon Licht“ schrieb Bettina von Arnim
Diese Sehnsucht ist ein Antrieb ins Licht zu gehen, es zu suchen und zu finden. Zugleich zeigt sie uns auch wo in uns selbst oder in unserem Leben ein Mangel an Licht ist. Wo fehlt, was uns Leuchten macht, wo fehlt, was unser Leben heller macht. 
 
Heute Morgen zünde ich ein Licht an. Das erste von vier Lichtern. Auch ich sehne mich nach mehr Licht, denn die Zeiten sind dunkel. Um uns herum ist viel Dunkel. In mir ist es dunkel, weil ich einen geliebten Menschen verloren habe, der lange Jahre an meiner Seite war. Da ist die Sehnsucht nach dem, was war und dem, was hätte sein können und ich erkenne, während ich in das warme Licht der Kerze blicke, wie ich in meiner Vergangenheit feststecke, ihr anhafte und das Jetzt nicht voll und ganz erlebe mit all dem, was es auch ist, weil ich nach Hinten blicke. Jeden dunklen Morgen und jeden dunklen Tag. Ich habe Klienten, denen es gerade ebenso geht, die einen Menschen verloren haben, der Licht in ihr Leben brachte, und die ihr Jetzt mit dem Schatten des Verlustes bewältigen müssen. Der Kummer ist groß. Wo der Kummer groß ist, blenden wir aus, was sonst noch ist. Wir sind fokussiert auf das, was schmerzt und da hilft es auch nicht uns zu sagen, alles, alles geht vorüber, auch dieser Schmerz wird vergehen. Wahr ist, manchmal geht er nicht vorüber. Manchmal bleibt der Schatten des Gewesenen. Er wird zu unserem Begleiter in dunklen und in hellen Tagen. Immer ist er an unserer Seite. Aber er verwandelt sich, so wie wir uns wandeln mit jedem Atemzug. Irgendwann ist er dann einfach da, ohne zu schmerzen. Er ist zu Wehmut geworden, die leise und unaufdringlich ein Teil von uns geworden ist. 
 
In dunklen Zeiten können wir uns das nicht vorstellen. Im aktuellen Kummer können wir nicht glauben, dass er sich eines Tages wandeln wird. Wir müssen das auch nicht glauben. Wir dürfen das Dunkel da sein lassen. Uns sein lassen im Dunkel. Nicht dagegen ankämpfen, es nicht weghaben oder wegmachen wollen, es nicht betäuben mit Drogen, Alkohol, Kaufen, Essen oder sonstigen unheilsamen Abwehrmechanismen, die alles nur schlimmer machen.
Nicht mehr wegrennen wollen.
Einfach da sein lassen, was da ist.
Ja, es erfordert Mut nicht mehr vor uns selbst wegzulaufen. Ich weiß das. Es erfordert Mut die Dunkelheit in uns selbst mitfühlend zu berühren. Aber es ist dieser Mut, der uns ans Licht bringt, an unser inneres Licht, das da ist, solange wir leben, mitten im Dunkel.
Ich wünsche allen von Euch, die in dieser dunklen Zeit so fühlen, dass ihr den Glauben an Euer inneres Licht nicht verliert, so sehr es auch gerade im Schatten liegen mag. Es wird dauern, aber es wird heller, dann, wenn wir den Glauben nicht verlieren an das, was in uns leben will und leben soll.
Nach jeder Dunkelheit leuchtet ein Licht, jedem Morgen folgt ein neuer Tag und jedem Winter ein Frühling. Ja, das klingt platt, aber es ist wahr. Haltet durch und vielleicht zündet ihr jeden Tag eine Kerze an oder ganz viele - für den wunderbaren Menschen, der Ihr seid. 
 
"There is a crack, a crack in everything. That's how the light gets in", singt Leonard Cohen