Sonntag, 30. September 2012

leer




wer sich selbst nicht annimmt
in seiner gespaltenheit
in seiner zerissenheit
in seiner verletzheit

wird immer nur liebe vorgaukeln

sich selbst und dem anderen

wer sich selbst nicht liebend annimmt
ist verstrickt in eine abhängige liebe
lebt in der vorstellung von liebe

die er sich selbst beweisen muss
und dem anderen

wer sich selbst nicht annimmt
liebt nur sich selbst im anderen 

wer sich nur im und durch den anderen liebt
verleugnet sich selbst
 belügt sich selbst und den anderen.

wer sich selbst nicht liebt
bleibt im aussen
bleibt innen leer

Samstag, 29. September 2012

er ...innert ...es





ich lebe in erinnerung
von erinnerung

erinnere mich
ES erinnert mich

ich warte 
in der zeit

auf die zeit

die er ... innert ...es
verblassen lässt

raum zeit kraft fluss




raum 
wahren
einnehmen
abgrenzen
schützen 
achten

zeit 
nutzen
einteilen
fließen
vergehen 
unendlich
endlich
sein

kraft
spüren
erlauben
ausüben
nutzen
einsetzen

fluss
folgen
überlassen
spüren
zur quelle 
ins meer

Freitag, 28. September 2012

liebe?

was ist liebe?
ich weiss es nicht.


wie fühlt sich liebe an?


warm
sicher
tief.



was ist tief?

manchmal traurig?

ja, auch das.

Mittwoch, 26. September 2012

der da oben ...



sie hasste dieses nicht aufgeben wollen, dieses weiter machen wollen, wo längst alles kaputt war und nur der wille nicht zuzugeben, dass es kaputt war, das scheinbare aufrecht erhielt. schein bar ist barer schein, das ist wirklich, dachte sie.

sie sah ihn an, kalt -  die liebe ist tot. totgemacht, schon vor langer zeit.
da war einfach zu viel was kaputt ging, zu viel lüge, betrug, verlust, zu viel schmerz.

aber das ist die vergangenheit, sagte er, das ist vorbei.

niemals ist etwas vorbei, man versucht nur ein vorbei zu denken.
das denken nutzt nichts, gar nichts nutzt das. das gefühl ist wahrhaftig, nur das gefühl.

aber du hast es überlebt.

und, was heißt das, etwas überleben? nichts heißt das, ausser, dass du noch da bist.
was einmal war ist deshalb nicht weg. das ist in dir, verstehst du, mitten drin im herz. 
im herz sitzt es und da ist nichts wegzudenken. das zerreisst das herz.

aber es schlägt weiter. du lebst noch.

und, was bedeutet das? 

dass dein herz schlägt.

ja, weil es nicht anders kann, erst mal. weil es verdammt viel aushält, verdammt viel. aber in wahrheit macht es die schläge nur noch, weil der körper noch kraft hat.
bumm, bumm, automatisch.

weil es nicht aufgeben will, darum, verdammt noch mal, weil es will, dass du lebst. 

weil ich es will, oder wer?

der da oben vielleicht?

der da oben?

ja, es der da oben, weiß was er tut.

ja, es ist möglich ...


Dienstag, 25. September 2012

Selbst


 
Es übersteigt unser Vorstellungsvermögen, uns klarzumachen, was wir als Selbst sind, denn dazu müsste der Teil das Ganze begreifen können. Es ist nicht möglich, dass wir je auch nur eine annähernde Bewusstheit des Selbst erreichen, denn, soviel wir auch bewusst machen mögen, immer ist noch eine unbestimmte und unbestimmbare Menge von Unbewusstem da, welches mit zur Totalität des Selbst gehört. So wird das Selbst stets eine uns übergeordnete Größe bleiben.

gedankensplitter 45

das gegenteil des erkennens heisst "positiv" denken. 
das krampfhaft versuchte "lebe liebe lache" ist die krankheit eines vor sich selbst wegrennenden zeitgeistes, ist selbst die depression, die er heilen will. 
das "think positive" ist die große selbstlüge einer narzisstischen gesellschaft, die so viele depressive hervorbringt, wie kaum eine zeit davor.

Montag, 24. September 2012

zum kotzen


emma sitzt in der küche, zündet sich eine kippe an, liest das golden blatt, sieht die reichen und die schönen, sieht die mit den weggespritzen falten. steht auf, geht zum spiegel, guckt sich ins gesicht, sieht alter, will kotzen, kann nicht kotzen, weil nichts im magen. geht zurück in die küche, schlägt eine seite um, will ein leben, nur ihrs nicht, will leben, einmal, wie die im blatt. schlägt die seite um, denkt ans eigene ungelebte, fragt sich warum, findet keine antwort, hört auf zu suchen. geht zum kühlschrank, holt die flasche korn raus, schenkt sich einen ein, dann noch einen, denkt an liebe, findet keine erinnerung, denkt an nichts. blättert eine seite um, schüttet sich noch einen ein, kippt ihn runter, zündet sich eine kippe an, hustet, kann nicht mehr aufhören zu husten, hustet ohne unterlass, muss kotzen.


Samstag, 22. September 2012

INTROJEKTE

hineingetriebenes fremdes
zwingt 
zu 
sich wiederholenden
wiederbelebungsversuchen

gedankensplitter 45


 
zerschlissenes
zerfallenes
zerrendes
akkumulation von zu vielem
was mich abbringt 
vom wesentlichen
mich wegrückt
von mir selbst

Freitag, 21. September 2012

Wenn du willst - dann kannst du!

 
Wenn du willst, dann kannst du!
Jedes Mal wenn ich diesen Satz lese oder höre bekomme ich eine Gänsehaut. Nein, nicht die von der angenehmen Art. Es ist eine unangenehme Gänsehaut, da zieht sich meine Haut am ganzen Körper zusammen und alle kleinen Härchen stehen ab wie kleine Stacheln. Ich vermute fast, sie wollen mich schützen, damit ich so einen Satz erst gar nicht weiter an mich heranlasse.

Wenn du willst, dann kannst du!
Das lasse ich mir mal langsam im Großhirn zergehen. Da schreit nicht nur mein limbisches System „Hilfe!“, das ist ein Totschlagargument für alle die wollen, aber nicht können.
Schon Friedrich Nietzsche ahnte, dass es keinen freien Willen gibt. Für ihn ist der freie Wille eine Erfindung der Theologen „das anrüchigste Theologen-Kunststück, das es gibt, um die Menschen abhängig zu machen." Sie schaffen sich, laut Nietzsche damit eine Machtstellung, um über die Menschen zu richten. „Die Lehre vom Willen ist wesentlich erfunden zum Zweck der Strafe“, so der Philosoph.

Wenn du willst, dann kannst du!
Das ist ein weiterer hochglänzender Stein, den sich der Mensch in seiner größenwahnsinnigen Anmaßung „Ich bin die Krone der Schöpfung“, ins goldige Krönchen setzt.

Jeder intelligente Mensch, der sich bereits Gedanken über die Freiheit des Willens gemacht hat, wird irgendwann geahnt oder am eigenen Leibe gespürt haben, so willensfrei, wie ich mich glaube, bin ich nicht.

Schade eigentlich! Wie wunderbar wäre es, wenn ich alles könnte, was ich will. Dann könnten mich alle mal und ich würde längst entspannt in meinem kleinen Häuschen am Meer sitzen und malen und schreiben, über die Menschen und ihren Größenwahn beispielsweise, ein unerschöpfliches Thema – und ich müsste nicht ständig Dinge machen, die ich eigentlich nicht mehr machen will, außer denen, die ich liebe, versteht sich.

Ich will das wirklich. Ich will meine Freiheit, ich meine innere und äußere Ruhe, ich will entspannt tun, was ich liebe, ich will mein Häuschen und ich will mich weiter aufregen über die Dummheit, die Ignoranz, die Stillosigkeit und die Empathielosigkeit mancher Zeitgenossen, ich will das weiter verbreiten und ich will, dass die Ignoranten endlich aufwachen und aufhören mit ihrem „Ich bin die Krone der Schöpfung Denken". Aber irgendwie klappt das mit dem Wollen nicht, obwohl ich es will.

Und ich tue auch etwas für mein Wollen. Ich liege nicht auf der faulen Haut rum und verschicke Wünsche ans Universum, ich tue da wirklich etwas dafür. Aber irgendwie hört das Universum nicht was ich will und irgendwie macht auch die Welt, in der ich lebe, mein Wollen nicht mit. Bis jetzt nicht.

Das eigene Wollen hat auch viel mit dem Fremden zu tun, dem Umfeld in dem ich lebe - mit meinem Leben, das ich mir halb gewählt und halb nicht gewählt habe, weil ich nämlich nicht die Krone der Schöpfung bin, sondern einen Schöpfer habe, der da auch noch ein Wörtchen mitredet und vielleicht meint, die soll sich mal ordentlich anstrengen bis sie bekommt, was sie will und weil es da auch noch Menschen in meinem Leben gibt, die das, was ich will, nicht wollen. Also nichts mit: wollen = können. So einfach ist es nicht.

Das ist nicht ja nicht Neues, das mit dem freien Willen. Das haust in den Tiefen der Kollektivneurose der Menschheit und regt seit jeher Philosophen, Psychologen und Hirnforscher zu Explorationen an.

Ich beziehe mich bezüglich der Willensfreiheit gerne auf Schopenhauer, den ja manche nicht mögen, weil der die Frauen nicht achtungsvoll wegkommen ließ – das lag wohl daran, dass sie ihn nicht wollten, obwohl er sie gewollt hat – aber das tut seiner Klugheit keinen Abbruch. Schopenhauer erkannte, schon bevor den Forschern der Blick ins Gehirn gelang, dass das mit dem Wollen wollen eine Krux ist. Ich zitiere: „Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will". Und warum? Weil die im persönlichen Unterbewussten programmierten und wesensdominierten Motive viel zu viel Gewalt über uns haben, als dass wir es könnten. Gruß vom Limbischen System an der Stelle.
Das leuchtet ein oder?
Ich vermute aber – einige von der „Wollen = können Fraktion“, werden jetzt immer noch ihr Veto einlegen, weil sie doch können wollen, was sie wollen.

Was erzeugt den Willen des Menschen und seine damit verbundenen Handlungen?

Es ist nicht allein das denkende Wollen mit all seinen bewussten und unbewussten Motiven, es sind auch die Einflüsse und Reize von Aussen. Und da wird es auch schon wieder kompliziert, weil ein und derselbe äußere Reiz bei verschiedenen Menschen  verschiedene Reaktionen bewirkt. Es kommt, wie Schopenhauer sagt, darauf an, aus welchem Holz der Mensch geschnitzt ist, heißt: welche Charakterstruktur und welche Anlagen er hat.

Das Wollen und das Können, also die dem Willen folgende Handlung, sind demnach erklärbar aus der Struktur des Individuums plus der Situation, in der es sich im Augenblick der Willensentscheidung befindet. Wille, Wesen und Welt sind quasi co-abhängig.
 
Die zentrale Aussage der Psychoanalyse Sigmund Freuds, dass ein großer Teil unseres Verhaltens unbewusst gesteuert ist, hat durch die Neurowissenschaften längst eine Bestätigung erfahren. Durch Gerhard Roth zum Beispiel, der in seinen neurobiologischen Forschungen belegt hat: „Der Mensch denkt, das Hirn lenkt und die Neuronen sind uns einen Tick voraus." Eine weitere empirische Bestätigung, nicht zuletzt auch für Albert Einsteins Skepsis gegenüber dem freien Willen.

Und noch etwas spielt da mit -  wie oben bereits erwähnt, die Umwelt, sprich unsere Sozialisation. Unter Sozialisation wird verstanden, wie Prof. Dr. Klaus Hurrelmann (von mir hochgeschätzt in Sachen Gewalt bei Jugendlichen) formuliert: „Der Prozess der Entstehung und Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit in Abhängigkeit von und in Auseinandersetzung mit den sozialen und den dinglich-materiellen Lebensbedingungen verstanden, die zu einem bestimmten Zeitpunkt der historischen Entwicklung einer Gesellschaft existieren”.

Hoch kompliziert, das mit dem Wollen und dem Können.

Bei der Persönlichkeitsentwicklung, aber auch konkret bei jeder einzelnen Willensentscheidung, jeder einzelnen Handlung, sind neben Wesen und Welt unendlich viele weitere determinierende, miteinander vernetzte bekannte und unbekannte Faktoren am Werk. Und wenn man, wenn man wirklich wollte, doch angeblich alles könnte, frage ich mich warum jene, die behaupten: „Wenn du willst dann kannst du!", nichts wirklich Überzeugendes finden, um ihre Behauptung glaubhaft zu stützen, bevor sie diese Hypothese verbreiten, die anderen vorgaukelt - sie könnten nur nicht, weil sie nicht wollten. Ich vermute die wollen das gar nicht wirklich wissen, sonst müssten sie ja erkennen, dass sie sich selbst etwas vormachen. Wenn man will kann man alles, ist  Schönrednerei, nichts weiter. Aber warum bleiben die VerfechterInnen der Freien Willens Hypothese so stur bei der Sache? Weil sie dann weiter in der schönen Illusion, der Allmachtsfantasie der von der Schöpfung Gekrönten leben können. Im Sinne der Humaität ist das nicht. 

Der Abschied von der Idee der Willensfreiheit ist absolut notwendig, wenn wir uns hin zur Menschlichkeit entwickeln wollen.  

Menschlichkeit bedeutet unter anderem auch anzuerkennen, dass wir nicht die alleinigen Schöpfer unseres Willens und Könnens sind, das jeder anders ist als der andere, das wir nicht alles haben können, was wir wollen - und uns dann nach dieser Erkenntnis verhalten. Dann zum Beispiel wenn ein Mensch leidet - am nicht Können trotz endloser Versuche, am nicht gewollt gemachten Fehler, an Schuldgefühlen, an mangelnder Selbstliebe - oder, wenn er scheitert, an sich selbst, am System, am eigenen Schicksal.

Das Prinzip der Willensfreiheit ist ein gefährliches Prinzip. Es zeigt einmal mehr, wie wenig Demut zwischen all den glänzenden Steinchen der Krone der Schöpfung sitzt. 

Wir müssen akzeptieren, dass wir unvollkommene Wesen sind und damit müssen wir einverstanden sein. Wir müssen sogar die Möglichkeit akzeptieren, dass wir, trotz allen Wollens und aller Anstrengungen, niemals vollkommen sein werden und das Leben, das man uns geschenkt hat, ebensowenig. Das menschliche Leben ist größer als unser kleines Wollen, es ist so viel größer als das, was wir von uns und ihm glauben wollen. Es ist ein Geheimnis und genau das macht es so lebendig.

Aus der Praxis - Sprich mit mir - und ich sage dir wie du dich und deine Welt siehst





Die Art und Weise wie wir sprechen, welche Worte wir wählen, wie wir betonen, verrät viel über unsere Persönlichkeit und bestimmt wie andere uns wahrnehmen.

Ohne uns dessen bewusst zu sein sind wir ständig die Ich - Erzähler unseres eigenen Lebens. Wir sind sozusagen die Helden unseres Lebensdrehbuches. Jeder einzelne Tag im Leben beschreibt eine Seite in diesem Buch. Was wir in uns tragen beeinflusst das Aussen und wiederum beeinflusst das Aussen unser Inneres.

Wenn wir sprechen dringt eigenes Inneres ins Aussen. WIE wir sprechen beeinflusst nicht nur wie andere uns wahrnehmen, sondern spricht davon, wie wir selbst uns spüren und sehen und es beeinflusst zugleich unsere Eigenwahrnehmung und verfestigt diese. Wir sprechen wie wir sind, über den Menschen, der wir sind - oder zu sein glauben.
Umso unbegreiflicher ist es für mich, wie wenig Menschen sich mit der eigenen Sprechweise auseinandersetzen, sie bewusst wahrnehmen und trainieren. 

Unsere Sprechmuster senden, neben Gestik und Mimik ein "Bild" von uns selbst ins Aussen. Dieses "Bild" wird wahrgenommen. Es wird gesehen, gehört und bewertet.
Menschen bewerten. 

Der Mensch ist so angelegt - er muss bewerten, nicht zuletzt um sich in seiner Wirklichkeit sicher zu fühlen. 

Mit jedem gesprochenen Wort, mit jedem Satz, kommunizieren wir unsere individuelle Deutung von Wirklichkeit - unser Gefühltes und Gedachtes In - der - Welt - sein. Unsere Sprechmuster und die Eigenschaften unserer Stimme, Klang, Sprechduktus und Tonlage sind Werkzeuge der Persönlichkeit. Sie formen sie sogar. Und mit der Zeit zementieren sie sie sogar. In Sprechweise und Wortwahl, in Klang und Ton, drücken wir aus wer wir sind. Und kommunizieren hörbar unser Sein. Tag für Tag.

Wir alle wissen - es kommt nicht nur darauf an WAS wir sagen, sondern WIE wir es sagen.
Wie wir sprechen, wie laut, wie leise, wie schnell, wie tief, wie hoch, spricht vom Umgang mit uns selbst. 

Ich kenne Menschen, die so leise sprechen, das man sie kaum versteht. Verstehen sie sich selbst? Glauben sie, dass sie etwas zu sagen haben? Ich kenne Menschen, die reden so schnell, dass sie das Luftholen vergessen. Haben sie Angst, dass man sie nicht aussprechen lässt? Glauben sie, sie müssen schnell sprechen, damit man ihnen überhaupt zuhört? Ich kenne Menschen, die andere ständig "überreden", sie nicht zu Wort kommen lassen. Überreden sie sich selbst? Glauben sie, sich selbst etwas einreden zu müssen? All das sind Beispiele, die zeigen, wie sehr unsere Sprechweise Aspekte unserer Persönlichkeit hörbar macht. 

Sprechen, Hören und Fühlen haben viel miteinander zu tun. Viele Menschen sprechen ohne sich selbst überhaupt bewusst zu hören. Hineinhören in sich selbst, um das, was im Innen ist wahrzunehmen - um es im Aussen hörbar zu machen. Bewusstsein für uns selbst beginnt damit uns selbst zu hören, uns zuzuhören. Um dann auszusprechen, was wir gehört haben. Auf uns hören lernen - das ist die Vorraussetzung um zu sprechen, gehört und verstanden zu werden. 

Wir alle möchten gehört werden, möchten, dass man uns zuhört, man uns erhört, auch das. Aber wie - wenn wir uns selbst nicht hören? 

Sich hören, sich sprechen hören, bedeuted Achtsamkeit mit uns selbst üben. Und dann achtsam mit unserer Sprache umzugehen. 

Sprich mit mir - und ich erkenne wie du denkst und fühlst, über dich selbst.
Unbewusst erkennen wir einander an unserer Sprechweise.
Schludrige gewohnheitsmäßig benutzte Sprechmuster, Sprechtöne, Stimmeigenschaften, Räuspern, Füller wie "eh" oder Ähnliches, unterstützen schludrige Eigenschaften und manifestieren ungute Verhaltensmuster.
Die Entwicklung unserer Persönlichkeit zeigt sich hörbar an unserer Sprache und umgekehrt ist eine Persönlichkeitsentwicklung unter der Beibehaltung alter Sprechmuster nahezu unmöglich.

Der Ton macht die Musik! Und unschön klingende Sprechtöne machen eine Musik, die man nicht gerne hören mag. Man selbst nicht und andere auch nicht.



Dienstag, 18. September 2012

Vielleicht


Wir haben gelitten
Das hat uns die Leichtigkeit genommen
Uns schwer gemacht

Wir leben noch

Ja, wir leben

Und was fangen wir damit an

Die Bruchstücke zusammenfügen
Stück für Stück

Das ist nicht einfach

Ja, einfach ist es nicht
Aber was ist schon einfach

An das Einfache haben wir nie geglaubt

Vielleicht hat uns darum das Schwere gefunden

Ja, vielleicht

Und andererseits
Vielleicht haben wir es gesucht

Das ist möglich

Ja, es ist möglich

Dann lass uns jetzt das Leichte suchen

Das ist nicht möglich

Warum nicht

Weil das Schwere uns schwer gemacht hat

Aber wir können es abwerfen
Es ist Vergangenheit

Die lässt sich nicht abwerfen

Bist du sicher

Nein, ich bin nicht sicher

Also, versuchen wir es

Ja,  versuchen wir es

Montag, 17. September 2012

grund

es gibt nicht für alles einen grund
ich muss nicht allem auf den grund gehen
ich wende mich dem eigenen grund zu
das ist genug

Sonntag, 16. September 2012

Familienkonstrukt




anna wusste wie es ausgehen würde. sie wusste es aus erfahrung. erfahrungen, die sie immer wieder gemacht hatte, erfahrungen, die so alt waren wie anna. das war keine familie, das beziehungskonstrukt in dem sie aufgewachsen war. das nannte sich familie, schien es nach aussen zu sein, was erst einmal nichts bedeutete. ein nennen bedeutet nichts, will etwas bedeuten. 

bedeutungslose bedeutung, dachte anna. sie taten nicht viel gutes, ihr nicht und dem bruder nicht. das ungut getane wuchs innen wie eine kletterpflanze in anna und dem bruder. erblühte in jedem anders. giftige familienmitgift. der bruder kühl, sich selbst und anderen gegenüber. gefühltes zugeschüttet mit alkohol, dann als er älter wurde. der alkohol, der für momente warm machte, innen. empathie schon lange vor dem saufen ersoffen. 

das hätte sie ihnen gern gesagt, dem sohn und seinem vater und vieles andere mehr, was sie nicht sagte, um den sohn und den vater nicht zu belasten mit den alten unguten geschichten die jetzt neue ungute gefühle machten, in anna. sie waren erwachsen. erwachsene menschen treffen eigene entscheidungen. also schwieg anna, sagte nicht- lasst es, ihr werdet enttäuschung erleben. 


bewahren geht nicht, dachte anna, die immer hatte bewahren wollen, den sohn, den sie liebte. vergeblich,vergeblich wie der wunsch eine perfekte mutter zu sein. perfektes gab es nicht. auch ihr mütterliches war unperfekt, hatte fehler gemacht, die folgen hatten und leid nach sich zogen. vorbei und alles gut gegangen. alles war besser jetzt. 

dann der anruf vom vater des sohnes, wir fahren da hin. hin zum bruder, der auch eine familie hatte. in der hoffnung familie zu finden, dachte anna. eine reise in die vergangenheit um sie an die gegenwart zu knüpfen. familienbande knüpfen. mehr sein als zwei und drei. mehr sein als jetztfamilie. ursprungssuche und verbindung von menschen wünschen. 

anna weinte innerlich. sie wusste was sein würde, wusste sie würde nichts ändern mit einem - lasst es. schluckte es runter. unten im bauch verknotete es sich.

der sohn und sein vater fuhren den langen weg von der großen stadt in das kaff in dem anna aufgewachsen war. das kaff, klein wie der geist in den köpfen seiner bewohner. erstickt am kleinen. geistlos, herzlos. arschlöcher, dachte anna, wütend auf den vater und die mutter, die sie nicht gewollt hatten und niemals wollen würden. sie nicht und den bruder nicht.

leblose familie. anna litt darunter. eine familie, die nie füreinander da gewesen war, ausser zum verletzten, einander. verletzungen vom aussen ins innen. der bruder auch verletzt. verletzungen haben folgen. in jedem andere. man sollte sie ruhen lassen, die leblosen, dachte anna, während sich ihr sohn und sein vater hoffnungsvoll auf den weg machten. 

dem bruder war die welt ein haben müssen. der bruder klagte über stress, den das geld verdienen machte, war fett geworden mit der zeit. fette schutzschicht, die inneres nicht schützte, nicht wärmer machte. gier macht leer, dachte anna, gier ist unersättlich, sieht satt aus aussen, zum platzen satt, hungert nach fülle, innen.

der vater hatte einen wohnwagen gemietet für die reise, weil der bruder keinen platz hatte im kleinen haus im kleinen kaff. 

in der einfahrt sollten sie ihn abstellen, beim bruder, der wusste, dass sie kamen zum familienbesuch. der ihnen keine zeit schenkte beim ankommen, kein essen bereitete nach der langen fahrt. ein schluck, den der ihnen anbot, zum verschlucken daran. der bruder, der party feierte mit anderen, sie nicht einlud ihn zu begleiten, sie stehen ließ - draussen vor der tür. duschen geht nicht, wir sind nicht da, tür verschossen, bis morgen dann. am morgen ein flüchtiges begegnen, ein gehen und wieder die verschlossene tür. 

anna wollte schreien, als der vater des sohnes sie anrief, die leise enttäuschung seiner müden stimme überschreien mit einem schrei, der so alt war wie anna selbst. 

dann der sohn am telefon, mama, mach dir nichts draus, wir haben uns. 
und anna lächelte.






Sonntag, 9. September 2012

short cut 3





horst sitzt in der küche und isst gekochte kartoffeln ohne was. nichts weiter. kaut sie langsam. sieht auf die küchenuhr. denkt über sein leben nach. denkt an alles was gut war und nicht mehr gut ist. denkt an die zeit in der er jemand war. denkt an die zeit in der er jemandem wichtig gewesen war. kaut langsam um satt zu werden. langsam kauen soll satt machen. horst hat das gelesen in der zeitung. denkt an die arbeit die er verloren hat. denkt an die tochter die nicht mehr kommt. denkt an die frau die im grab liegt. denkt dass er dort auch liegen wird dann. denkt dass da nur die erinnerungen sind. denkt wie beschissen es ist kartoffeln ohne was essen zu müssen.


nichts weiter.

lebenskunst


lebenskunst ist gelassenheit
ist akzeptieren 
ohne zu resignieren
ohne gleichgültig sein

lebenskunst ist vergangenes sein lassen
ohne groll
ist gegenwart zulassen
mit zuversicht
lebenskunst ist wissen
nichts muss perfekt sein

Samstag, 8. September 2012

Ein starkes Gefühl



die mutter sei nicht depressiv gewesen, nein. 

vielleicht die großmutter, wenn er genau nachdachte. ja, die großmutter, er erinnere sich. schwer depressiv sogar, aber damals nannte man das nicht so, na ja die eltern seien einfache leute gewesen, die von so was nichts wussten. es war etwas dumpfes, das über der großmutter lag.

immer wenn er sie besuchen musste, weil die mutter das so wollte, habe er schon vorher diesen kloß im hals gespürt. am liebsten hätte er die mutter angelogen, er sei da gewesen und vielleicht hätte sie ihm das geglaubt. er wisse es nicht. er sei also hingegangen, meistens am wochendene, nach der kirche am sonntag. erst die kirche mit der langweiligen predigt des pfarrers und danach die großmutter, die völlig apatisch im bett lag in ihrem vergilbten nachthemd und ihn anstarrte als sei er ein fremder. er sei sich nie sicher gewesen, ob sie ihn erkannte. ich bin der joseph, so habe er sich der großmutter vorgestellt in den sauberen sonntagskleidern und der kleinen flasche klosterfrau melissengeist, die er von der mutter mitbekommen hatte, für die großmutter. die habe er ihr auf den nachtisch gestellt, ganz vorsichtig um kein geräusch zu machen, weil es so still war bei der großmutter. 

was haben sie gefühlt?, fragte ich ihn. 

er sah mich an, dachte nach. ich dachte, ich will schnell wieder heim. 

das ist kein gefühl, antwortete ich. sie wollten weg, nach hause, das ist ein gedanke, ein erinnerter gedanke. 

wissen sie, bei uns gab es keine gefühle. man redete nicht über gefühle. ich weiß nicht, was soll ich denn gefühlt haben? ich mochte die großmutter nicht. 

aber, was war das gefühl, wenn sie dachten, ich will schnell wieder heim? 

na, is doch klar, dass ein kleiner junge keine lust hat, seinen vormittag mit einer stummen alten frau zu verbringen. 

aber das ist kein gefühl, das ist ein gedanke, sagte ich.

raus, nichts wie weg. ich wollte die flucht antreten. das könnte man so sagen. er nickte, ja, flüchten wollte ich. ging aber nicht, schließlich war es meine großmutter und meine mutter erwartete eben, dass ich sie besuche. sie hätte es dem vater gesagt und der hätte mir eine tracht prügel verpasst.

das sind gedanken, erwiderte ich.

mein gott, was wollen sie denn hören, verdammt noch mal! 

aha, sie sind jetzt wütend.

na da muss man doch ärgerlich werden, wenn sie einem so die würmer aus der nase ziehen. gefühlt, was habe ich gefühlt? ich fühle nichts, wenn ich daran denke.

ja, weil sie daran denken.
jetzt fühlen sie doch auch was.

ja, ich fühle mich in die enge gedrängt.

und was macht das mit ihnen?

ich bin wütend.
stimmt. und was ist wut?

na ein in gefühl, das wollen sie doch hören!

gut, sie fühlen also etwas.

ja, sie haben recht, aber es fühlt sich nicht gut an.

und was haben sie gefühlt, damals im schlafzimmer der großmutter?

verdammt, ich war wütend, weil ich mit der alten stummen frau im bett zusammen sein musste, die mich nicht mal erkannte, die nicht mal wusste, wer da vor ihr steht, ich war schließlich ihr enkel. die anderen jungs hatten auch großmütter. die waren anders, komplett anders, die haben kuchen gebacken und geschichten erzählt. nur meine, die war depressiv. krank war die, und meine mutter wusste das und hat mich da hin geschickt. ich finde das fruchtbar, wie kann man das einem kleinen jungen zumuten?

er hatte tränen in den augen. 

wie kann man das einem kleinen jungen zumuten? in dem zimmer hauste der lebendige tod. ich hatte angst.

ja, das ist ein gefühl, sagte ich. angst ist ein starkes gefühl.








Freitag, 7. September 2012

ANGST VI





ich habe angst, sagte sie. seit jahren und sie wird immer größer.
sie wird mich auffressen, ich spüre es.
sie weinte.

er sah sie an, was macht dir angst?

ich weiß es nicht nicht genau.
ich glaube, ich fühle mich schuldig.

wir haben alle irgendwie schuldgefühle, das ist menschlich, sagte er. kein grund angst zu haben.

nein, es ist mehr, ich habe mich schuldig gemacht. schuld und schuldgefühle sind nicht das gleiche. schuld bedeutet, du hast jemanden bewusst geschadet. schuldgefühle machst du dir, wegen etwas oder man macht sie dir.

wem hast du geschadet, ich verstehe nicht. er schüttelte den kopf, das ist doch unsinn!

sie schwieg eine weile.

doch, ich habe schuld auf mich geladen. 
sie sah durch ihn hindurch.

wem hast du denn bewusst geschadet? 

ich habe mir selbst geschadet.
ich bin an mir selbst schuldig geworden.

also gut, dann sag mir, was hast du dir angetan?

ich habe mich nicht verwirklicht. ich habe meine potentiale verkommen lassen, sie nicht genutzt, wie es möglich gewesen wäre, nicht alles mögliche getan.

das verstehe ich nicht, sagte er.

oh doch, sie nickte müde mit dem kopf, man macht sich schuldig, wenn man die eigene existenz ungenügend verwirklicht.

glaubst du wirklich?

ja, sagte sie.

und wovor hast du angst?

ich glaube ich habe angst vor dem tod.  er ist das ende meines zu wenig gelebten lebens.


 

Montag, 3. September 2012

Das Geschäft mit der Schönheit, der Oberflächlichkeit und dem Geld





Schönheit kommt von innen. Damit trösten sich die, die sich langsam damit abfinden müssen, sich von äusserer Schönheit verabschieden zu müssen.

Schönheit ist vergänglich und ich finde das gar nicht schön. Oder was ist schön daran, sich von seiner Schönheit verabschieden zu müssen und machtlos dabei zuzusehen, wenn sie allen gesunden Mittelchen und Cremes zum Trotz, der Vergänglichkeit anheim fällt? Nichts, finde ich.

Aber auch wenn das mit dem sich Verlegen auf die innere Schönheit die einzig sinnvolle Lösung ist sich mit dem Verlust äusserer Schönheit abzufinden und für den letzten Rest des Lebens von innen zu leuchten, Fakt ist - wir wollen alt werden, aber alt sein will keiner.

Die Kosmetikindustrie, die Schönheitschirugie, die ganze Anti Aging Maschinerie lebt davon, die Vergänglichkeit aufzuhalten oder gar stoppen zu wollen. Das Geschäft mit der ewigen Jugend boomt und immer neue Jungbrunnenversprechen sprudeln aus der Schönheits - und Jugendwahnquelle.

Was es da nicht alles gibt.

Vergangenen Samstag beim Bummeln hatte ich eine erhellende Begegnung in Sachen Jugendwahn. Der Hund rennt im Speedy-Gonazales-Modus in den Friseurladen an der Ecke. Dort ist neuerdings nämlich einer von seiner Art eingezogen. Auch so ein weißes Wuschelknäuel und noch dazu ein Welpe mit ähnlich ausgeprägtem Spieltrieb wie er. Also er, seinem Trieb folgend, nix wie rein in die Bude und ich hinterher.

Kaum habe ich den Laden betreten, befinde ich mich in den Fängen einer älteren dicken Dame.

Sie sehen gut aus, aber sie könnten noch besser aussehen, spricht sie mich lautstark an. Nun, das ist mir nicht neu, dass ich besser aussehen könnte, Herr gib mir meine Jugend zurück und so sei es. Im selben Moment denke ich, was für eine stillose Anmache ist das denn?

Die dicke Dame will etwas von mir, eindeutig. Mir eine neue Frisur verpassen, damit ich besser aussehe? Weit gefehlt. Schauen sie mich an, fordert sie mich im Befehlston auf, na, wie alt schätzen sie mich? Ich sage, ich schätze das Alter anderer Menschen grundsätzlich nicht, sagen sie mir doch einfach wie alt sie sind.

Nein, schätzen sie mal, ich bin auch nicht beleidigt. Ich schätze nicht und basta.
Sie versucht noch ein paar Mal ihren Willen durchzusetzen und gibt schließlich auf. Ich bin sechzig. Passt, denke ich, hätte ich geschätzt. Und, wie sehe ich aus? Gut sage ich, und denke, na ja ungefähr zwanzig Kilo zuviel Fett, gleichmäßig verteilt, aber manche mögens ja draller und dass mir das eh wurscht ist, und dass ich jetzt hier ganz schnell raus will, aber der Hund spielt so schön mit dem Hundebaby und das gönne ich den Beiden.

Gucken sie mal, ihr Gesicht sieht ja nicht schlecht aus, aber das kann besser aussehen. Ich schaue in den Spiegel, sehe ich schlecht aus? Hm, na ja, so wie ich halt aussehe, nicht die strahlende jugendliche Schönheit, aber auch nicht so übel. 

Ich mache ihnen jetzt mal eine Gesichtshälfte glatt, kündigt die Dame an.

Wie bitte, was macht sie? Ich will gerade antworten, da kommt sie bedrohlich nah an mich ran. Zu nah. Ich weiche zurück. Ihre Hand hält ein kleines Gerät, das einem Raiserapparat sehr ähnelt. Das ist die Wunderwaffe gegen das Alter, die bügelt alles glatt, jubiliert sie, und positioniert sich auf Frontalangriff.

Nein, sie werden mich sicher nicht glattbügeln, sage ich. Das haben schon ganz andere versucht und die hatten auch keine Chance. Schaun sie doch mal mein Gesicht an, das ist doch glatt oder nicht? Ich schaue ihr ins Gesicht. Es ist in der Tat ziemlich glatt, schön dick aufgepolstert. Da haben Falten keine Chance. Und? Ja, sage ich, schön glatt. Und jetzt mein Hals!, fordert sie mich auf. Der ist in der Tat auch glatt, abgesehen von den Speckwulsten, die eine trennscharfe Linie in zwei Teile spaltet.

So und jetzt sie! Wie ich? Na, ich bügle ihnen jetzt eine Gesichtshälfte glatt. Nein, das tun sie nicht, sage ich noch mal, ich bin geschminkt und ich habe noch etwas vor. Na dann schminken wir das ab und ich schminks wieder hin, wenn ich mit ihnen fertig bin. 

Mit mir fertig bin? Mein Fluchtimpuls wird stärker. Das Bügeleisen kommt näher. Nein, sie schminken das jetzt nicht ab, sage ich noch einmal und ich muss dabei wohl sehr streng gucken, denn die Hand mit dem Bügeleisen senkt sich nach unten. Gut, dann eine Hand! Eine Hand, entscheide ich, der Hund will spielen, die Dame auch und wer weiß, vielleicht ist da doch was dran und wenn ich glatter aussehen kann, auch nicht das Schlechteste, eitel bin ich ja.

Ich gebe meinen Widerstand auf und reiche der Dame meine Hände. Das ist die Schlechteste, ruft sie begeistert und krallt sich meine Rechte. Schlecht? Ich muss schlucken. Das ist meine Hand und da gibt es nix Schlechtes dran, die leistet mir gute Dienste und das seit einem halben Jahrhundert. Ich bin jetzt langsam sauer. Nein, so meine ich das nicht, entschuldigt sich die Dame, das ist die, die am strapaziertesten ist. Aha! Ich blicke auf meine Hände und denke,die sehen beide gleich strapaziert aus.

Zack, da hat sie schon meine Rechte in ihren kräftigen Händen und beginnt mit dem Bügeleisen drüber zu bügeln. Hm, nicht unangenehm, wie eine Handmassage fühlt sich das an. Meine strapazierte Seele freut sich und beschließt zu genießen. Das Bügeleisen bügelt hin und her, die Frau cremt meine Hand ein, bügelt noch ein paar Mal hoch und runter, plappert die ganze Zeit etwas von 500 Euro, für die ich das Bügeleisen und die Creme kaufen kann, und wie erfolgreich sie das verkauft und wie glücklich sie alle damit macht und ich denke, wie viel angenehmer wäre die Massage, wenn sie endlich mal still wäre.

Fertig! jubiliert sie und reißt mich aus meiner Sehnsucht nach Stille. Und jetzt gucken sie mal genau hin. Das ist doch ein rießen Unterschied! Hm, ich gucke genau hin, allerdings ohne Brille, die hab ich vergessen. Ich meine zu sehen, dass die Hand gatter wirkt, glatter anfühlen tut sie sich jedenfalls. Einen Moment lang bin ich versucht an das Wundergerät zu glauben, wäre ja auch zu schön, die alte Glätte wieder zu bekommen. Hält das auch an?, frage ich. Die Frau strahlt. Na klar, aber sie müssen das alle zwei Tage machen. Da sind 500 Euro doch nix, oder? Ich fasse es nicht. Ein Wundergerät gegen die Vergänglichkeit für 500 Euro.

Ich frage mich, warum das Wundergerät dann noch nicht zum Weltwunder in Sachen ewige Schönheit und Jugend erhoben wurde und beschließe das mal zu googeln, später. 

P.S. Ich habs gegoogelt ...

http://www.swr.de/marktcheck/finanzen/anti-aging-irrtuemer/-/id=2249106/nid=2249106/did=8644022/19yv3yq/

... und beschlossen weiter von Innen zu leuchten.


 






 




Sonntag, 2. September 2012

tun


wer begriffen hat, das, was immer in seiner welt nicht in ordnung ist, 
auch in ihm selbst nicht in ordnung ist, 
und lernt mit seiner eigenen unordnung fertig zu werden, 
hat etwas für die welt getan.

Samstag, 1. September 2012

nichts ...

       nichtsdestowenigermehr

Monolog des Eisvogels



die kulturelle identität der moderne 
gründet auf der sinnentleerten oberfläche  emotionsloser glätte.
eiskalt.

das indivduum rutscht
gleitet, sich selbst entgleitend in der anstrengung die balance zu halten.
ein ausrutschen, dann ein festfrieren am leblosen.
eiszeit.

zeitgeist, geistlos.
herzlos.
überfrachtet mit dingen.

ein haben
ohne ein sein.
leere bleibt unerfüllt.

süchtige sehnsucht. siechtum.
sinnleere.

die wachen wissen um den geistigen verfall.
achtung - herztod.

warnende
finden kein gehör.

die masse abgestumpft
in lähmung verklebt
verharrt in der nichtbewegung.

meine traurige wut
tröstet mich nicht
verändert nicht.

ich ziehe mich zurück ins innerste.

in der stille beobachte ich mitleidslos das zerberstende eis
und sorge gut für meine flügel.

Achtsam



achtsamkeit
anhalten
inne halten
wahrnehmen was ist
was jetzt ist
nichts weiter
ohne wollen
ohne erwarten
ohne wünschen

achtsamkeit
der klare blick auf das was ist
ohne das gestern
ohne das morgen


achtsamkeit
für einen moment in der zeit 
innehalten
anerkennen
es ist wie es ist