Dienstag, 31. Dezember 2013

Aus der Praxis – Radikale Erkenntnis




oft suchen wir in schwierigen lebensituationen rat bei anderen um uns zu entlasten, um uns mut machen zu lassen, um das, was wir uns in düsteren farben ausmalen mit hellen farben überpinseln zu lassen. wir rufen freunde an, wir reden in endlosen gesprächen mit dem partner, um am ende festzustellen - wir sind nicht entlastet, man gab uns nicht den mut, den wir uns wünschen, wir sitzen noch immer vor dem düsteren bild unserer befürchtungen, dessen grund die helle farbe, die ein anderer ihm geben soll, beharrlich abweist.

in diesen situationen ist uns nicht zu helfen, denn die erwartung eines fehlschlags macht uns taub für das, was andere sagen, sie macht uns blind für das licht, das von außen auf das innere leuchten soll, denn das, was in uns erwartet ist so mächtig, dass es uns in die dunkelheit der seele stürzt.

an diesem ort kann uns nichts mehr berühren, wir sind vereist, wir sehen uns vor unüberwindbaren hindernissen und glauben felsenfest sie niemals überwinden zu können, wir sind voll von negativen erwartungen und lähmender angst, wir sind sicher, alle bösen ahnungen werden eintreten. da ist keine öffnung mehr für hilfe von außen, sie prallt an der wand ab, die die angst um uns herum gezogen hat, eine wand aus stahl. dahinter sitzen wir wie ein verängstigtes kind, das sich resigniert zurückzieht und sich auf dem engen, aber vertrauten raum dessen, was noch ist, zusammenkauert, unerreichbar für die stimme des erwachsenen in ihm selbst, der weiß, dass es handeln kann, wenn es sich nur nicht so klein und machtlos fühlen würde.

in der dunklen nacht der seele sind wir allein. das ist die radikal erkenntnis, die wir machen. sie führt uns die trennung vom anderen klar und schmerzhaft vor augen, die trennung, die wir schon einmal erlebt haben, damals, als wir das licht der welt erblickt haben, als wir hinausgetrieben wurden aus dem warmen, sicheren mutterschoß. sie macht sie wieder spürbar, die trennung, die wir zum zweiten mal erleben mussten, damals als wir begreifen mussten, dass wie ein eigenes wesen sind, damals als unser ich-bewusstsein entstand und die smybiotische beziehung zur mutter ein ende fand. dieser schmerz des getrenntsein, dieses gewahrsein im tiefsten allein zu sein, holt uns ein in der dunklen nacht der seele. wir wissen wieder: wir sind mutterseelen allein und ganz gleich, wie viele andere es in unserem leben gibt, sie können unsere angst, unsere mutlosigkeit und unsere innere einsamkeit nicht von uns nehmen, das müssen wir selbst tun. das ist die lektion, die wir lernen müssen - für uns selbst stehen, für uns selbst denken, für uns selbst einstehen und für uns selbst handeln und unseren eigenen weg gehen, egal wie steinig und schwer er ist, auch wenn es anders so viel schöner und leichter wäre.

ganz gleich ob unsere angst sich auf materielle oder existentielle dinge bezieht, alle ängste entstehen auf der emotionalen ebene und sie entsprechen nicht notwenig der materiellen wirklichkeit. die angst färbt sie um, die angst wandelt sie in das, was sie oft nicht ist. die angst wirkt von innen nach außen und bewirkt ein außen, das mehr angst macht, als es uns in wahrheit machen müsste.

am stärksten wirkt die angst die unseren unbewussten entspringt, die angst für die wir keinen namen haben, der wir kein gesicht geben können, weil wir uns so sehr fürchten ihr eins zu malen. aber genau das ist es, was wir dann tun müssen - wir müssen dieser angst ein gesicht geben, wir müssen sie benennen, sie fühlen, sie fühlen wollen, denn das ist die vorrausetzung um sie in ihrem wesen zu erkennen und ihre macht zu bezwingen.

schreiben wir sie auf unsere schlimmen befürchtungen, ganz ehrlich und schonungslos uns selbst gegenüber, erforschen wir ihre quelle und ihre inhalte, damit wir wissen, womit wir es wirklich zu tun haben, damit wir wissen, was der urgrund dieser angst ist. nur wenn wir allein sind finden wir den weg dahin, wo wir unsere eigene stimme hören, dann können wir die maske endlich ablegen, die wir anderen vorhalten, weil wir uns schämen oder glauben wir dürfen so nicht sein, so klein, so verwundet, so ein jammerndes häufchen elend, feige und hilflos. diese gefühle gilt es zu fühlen und auszuhalten in der dunkelheit mit uns selbst, solange bis wir licht hineingebracht haben, das licht, das uns die zuversicht gibt weiterzugehen und die kraft, die wand aus stahl in einen vorhang zu verwandeln, den wir dann, vorsichtig zwar, aber mutig zur seite schieben, um das zu sehen, was dahinter an neuem und unbekannten auf uns wartet.

wenn wir all das, was uns angst macht aufgeschrieben haben, dann beginnen wir es bewusst zu verwandeln und zwar indem wir allem negativen, allen befürchtungen das positive gegenteil gegenüberstellen. es ist möglich, wenn wir es nur wollen. dann finden wir die möglichkeiten, die in allem negativen immer auch liegen, wenn wir sie suchen und zulassen.

wenn sie vor uns liegt, diese liste mit beiden polen unserer wirklichkeit werden wir spüren: diese liste wirkt wie ein wunder, ein kleines wunder und dieses kleine wunder liegt darin, dass wir uns wundern, was wir aus uns selbst heraus schaffen können, wenn wir den mut haben unsere eigenen blockaden zu erkennen, sie anzunehmen und sie bewusst selbst entblockieren, wenn wir den mut aufbringen zu glauben, dass alles im leben zu unserem besten geschieht und in jeder befürchtung auch die chance des ja zu dem liegt, was uns das leben zu lösen aufgibt.







Montag, 30. Dezember 2013

beziehungsraum





wir brauchen raum, freien, selbstbestimmten raum, nicht um dem anderen etwas vorzuenthalten oder um etwas zu verbergen.  
wir brauchen raum um uns auf uns selbst zu besinnen, 
raum um unsere autonomie und unsere unabhängigkeit zu wahren. 
wir brauchen raum, in dem wir unsere atmosphäre schaffen, 
die uns ausmacht, uns gefällt und uns gut tut. 
wir brauchen raum, um uns zu entziehen, raum für das private, 
das unbeobachtete, raum für das alleinsein.
wir brauchen raum um zu schweigen, raum um zu träumen 
und raum um kraft zu schöpfen. 
wir brauchen raum für unsere innere und unsere äußere freiheit.
wir brauchen raum um unsere innere quelle zu spüren, um unsere kreativität zu entfalten.
wir brauchen raum, in dem zeit zeitlos wird.
wir brauchen raum um grenzen zu ziehen, wo wir grenzen brauchen.

wir brauchen raum für uns ganz allein.

das glück bleibt bei denen, die sich diesen raum nehmen und ihn sich geben, 
ihn achten und respektieren.






der wunsch nach selbstverwirklichung hat nichts mit egoismus zu tun. 
es ist der wunsch, sich selbst kennenzulernen, um zu erkennen wer man ist, wo man steht, was man will und wohin der lebensweg führen soll. 

wenn wir nicht auf uns selbst hören, nicht aufmerksam und achtsam mit uns sind, beginnen wir uns zu verbiegen. 

verbiegen hat nichts mit aufrichtigkeit zu tun.

der weg ist das ziel

der eine wird von seinen inneren dämonen herumgeschleudert wie ein schiff ohne steuermann im sturm, während der andere durchhält, bewusst und achtsam bleibt und sein schiff durch die stürme des lebens steuert.

unser wille geht nicht soweit, dass wir ein anderer werden können, als der, der wir sind, aber wir können uns in das zentrum unseres bewussten ichs stellen und in beziehung treten zu allen teilen unserer psyche, auch zu den dämonen, statt herumzuirren und zum spielball unserer unbewussten impulse zu werden.

das erfordert mut, die angst zu überwinden uns selbst ins gesicht hinter der maske zu blicken, es erfordert die anstrengung, all unsere teile zu erforschen, denn nur was wir kennen, beherrscht uns nicht mehr und nur was wir kennen, können wir zu unserem besten nutzen.

das ist die eigentliche lebensaufgabe - der weg zu uns selbst. davon bin ich zutiefst überzeugt. es ist eine lange reise und vielleicht werden wir niemals in voller ganzheit am ziel ankommen.

aber was macht das schon ... der weg ist das ziel.

shattered dreams


Sonntag, 29. Dezember 2013

Bilanz

in zwei tagen endet dieses jahr. wieder ein jahr, das geht, ein jahr leben. ein überlebtes, gelebtes jahr, dem ein neues jahr folgt, ein neues jahr, das schon bevor es beginnt überladen ist mit all den wünschen und hoffnungen, die wir in es hineinlegen. und inmitten all der wünsche liegen die vorsätze, die wir  formulieren, all die dinge, die wir uns mit vorsatz zu verwirklichen vornehmen.

vorsatz, welch ein wort. mit vorsatz handeln setzt bewusstheit vorraus, bewusstsein über das, was wir vor haben. in der juristerei erhält die tat, die mit vorsatz ausgeführt wurde, die höchststrafe. nur so ein gedanke, der mich eigentlich nirgendwo hin führt als weg von dem, was ich nicht habe: ich habe keine vorsätze was dieses neue jahr angeht, keine guten und keine schlechten, denn ich weiß aus erfahrung, dass die meisten dieser vorsätze einem wunschdenken entspringen, das sich spätestens in der zweiten januarwoche der realität des alltags und den alten gewohnheiten wehrlos ergibt. also lasse ich das vorsätzliche und ziehe bilanz und blicke dann auf die aufgaben und möglichkeiten meiner nahen zukunft, heute zwei tage bevor sich das alte jahr zum ende neigt.

ich versuche mich zu erinnern an das, was mir dieses jahr an erfahrungen, lektionen und begegnungen gebracht hat und weil ich bilanz ziehe, sehe ich auch die gewinne und verluste, die ich zu verzeichnen habe. ich sehe die ziele, die ich mir gesetzt habe und in wie weit ich sie verwirklichen konnte oder nicht. ich frage mich, was habe ich besser gemacht als all die jahre zuvor und was ist mir wieder nicht gelungen? ich schaue auf das, was ich an sinnvollem getan habe und was an sinnlosem. ich spüre nach und stelle fest es gab verluste, eine menge verluste sogar und sie schmerzen. ich frage mich - wie viel habe ich von mir selbst verloren, wo doch mein großes ziel in diesem leben ist mich selbst voll und ganz in besitz zu nehmen, im sinne von ich selbst sein, mich entfalten und dem folgen, was sich verwirklichen will, aus mir heraus in diesem meinem einen leben. ich frage mich, wie viel habe ich von mir selbst dazu gewonnen in diesen 365 tagen lebenszeit und was habe ich anderen geben können. weil ich eine unverbesserliche melancholikerin bin werde ich traurig wenn ich auf dieses jahr blicke, an dessen ende ich bei allem was gut ist auch ein übermaß an verlusten sehe. ich habe menschen verloren, die mir viel bedeutet haben, ich muss den ort verlassen, der mir viel bedeutet und ich habe illusionen verloren, die ich mir gemacht habe in den beziehungen zu menschen, die mir wertvoll und wichtig sind.


was bleibt ist ein gefühl von abschied. es ist trauer, die ich mit hinüber nehmen werde in das neue jahr. in all den abschieden liegt etwas gemeinsames - die erfahrung des loslassen müssens, der trennung von altem. rainer maria rilke schrieb einmal sinngemäß: "was nicht zu uns gehört, fällt von uns ab". damit könnte ich mich trösten, mich über das untröstliche hinwegtrösten, wenn ich denn seinen worten glauben schenken könnte. aber ich bin eine ungläubige den wahrheiten anderer gegenüber die meinem erfahrungsschatz als gefühlt falsch gegenüberstehen. welch ein fatalismus, lieber herr rilke, der völlig ausschließt, dass wir selbst verantwortlich sind für vieles was uns widerfährt und damit auch für das, was von uns abfällt, weil wir es nicht halten können, weil da irgendetwas in uns dagegen spricht, dass es bleibt.

unsere gedanken sind es, unsere gefühle sind es und unsere handlungen sind es durch die wir unser leben gestalten, in den kleinen dingen und in den großen. und ja, es gibt das, was größer ist als wir, aber es ist nicht ausschließlich für alles verantwortlich, was uns geschieht. es ist beides, was unser leben beeinflusst.


es ist niemals so einfach wie wir glauben, denn wäre es so einfach, wäre das leben zu verstehen und alle fragen beantwortet.

was in mir in diesem jahr des abschieds stärker geworden ist, ist mein glaube, und es ist nicht der glaube an die menschen, es ist der glaube an gott. das ist am ende meiner bilanz das wesentliche bei all dem, was ist. es ist das entscheidende was ich hinübertragen werde in das neue jahr, das mich kraft kosten wird. ich werde kraft brauchen für einen neubeginn, von dem ich nicht einmal genau weiß, wie er aussehen wird. aus den ruinen, denen ich gegenüberstehe, aus den bruchstücken, die vor mir liegen, werde ich etwas neues formen um meinen weg weiter zu gehen. ich werde nicht alle nutzen, denn es wird noch mehr abfallen vom alten, dem ich das altern und vergehen nicht gewünscht habe, das spüre ich.

"mein gartenhäuschen ist verbrannt, jetzt steht nicht mehr zwischen dem mond", lautet ein satz, von dem ich nicht mehr weiß, wer ihn einmal gesagt hat. der mond - das neptunische, das symbol für das tiefe im leben, das symbol für die kreativiät und die schöpferkraft in uns, unverbaut, den blick frei gebend auf das eigene - das ich. das ist tröstlich.

schöpferkraft - sie werde ich brauchen in diesem neuen jahr und ich weiß, ich bin nicht die einzige von uns, die sie brauchen wird. ich weiß auch - sie ist die kraft, die uns unser leben gestalten lässt, auch wenn da scheinbar nicht mehr viel bleibt. die schöpferische kraft ist der antrieb durch den der schöpfer in uns wirkt.



euch, meine lieben leser, wünsche ich ein jahr, das es gut mit euch meint und ihr mit euch!




Samstag, 28. Dezember 2013

Lebt Eure Träume




Was ist Mut? 
Mut ist, wenn du Angst hast und es trotzdem tust. Oder glaubt irgendjemand Helden hätten keine Angst? Sie haben Angst und sie ist ihr Motor. Das ist Mut, dieses „Trotzdem“.

Wie steht es mit Eurem Mut? Mit dem Mut für das zu stehen, woran ihr glaubt? Egal was andere sagen oder denken oder euch raten. Wie steht es mit Eurem Glauben? Woran glaubt Ihr in dieser Welt, die für einen altmodisch gewordenen Gott nur noch ein müdes Lächeln übrig hat? An euch selbst, hoffe ich.

Mut, Hoffnung, Glaube, Liebe. Das sind schwere Worte, im Sinne von schwer wiegend. Mut, welch ein Wort! Was ist Mut? Mut haben starke Menschen, mutig sind die Helden, die wir heute nur noch von der Leinwand kennen, Helden wie Batman, Superman oder James Bond. Wie einst die Helden der Mythologie und der Märchen ziehen sie aus um das Fürchten zu lernen und bestehen mutig die Herausforderung ihres Auftrages.

Wie steht es mit Eurer Hoffnung?

Der Hoffung, die darüber hinausgeht, ob ihr Euch ein gutes Leben leisten könnt. Ich meine die Hoffnung, dass diese Welt menschlicher wird als sie es ist, die Hoffnung, dass Liebe mehr ist als ein Wort?

Erfolg

Viele Menschen wissen von all diesen schwer wiegenden Worten und deren Bedeutung nichts mehr oder nur noch sehr wenig. Das ganze Leben ist von Kindesbeinen an darauf ausgerichtet das Funktionieren zu lernen. Wer das nicht schafft ist ein Loser oder ein Opfer. Leistung bringen, besser sein als andere, es besser machen als andere, besser vielleicht sogar als die Eltern. Das ist eine große Aufforderung. Aber was ist denn besser oder schlechter? Woran lässt sich das messen? Am Erfolg? Welcher Erfolg? Und was ist Erfolg wirklich? “Ein Mensch ist erfolgreich, wenn er zwischen Aufstehen und Schlafengehen das tut, was ihm gefällt.“ Das sagte Bob Dylan, ein erfolgreicher Musiker einmal, als man ihn fragte, was für ihn Erfolg ist.

Wünschen wir uns das nicht alle? Das zu tun, was uns gefällt? 

Und ist es nicht das Schwerste überhaupt, von dem was uns gefällt auch noch zu leben, wie es Bob Dylan gelang? Es ist das Schwerste. Ich weiß es aus Erfahrung. Wenn es schwer wird neigen wir dazu aufzugeben und uns in etwas pressen zu lassen, was uns nicht entspricht. Standhalten, den eigenen Wünschen und Sehnsüchten folgen, die eigenen Gaben und Begabungen zu leben und sie zu entwickeln, das schaffen die Wenigsten von uns. Warum ist das so? Warum ist es so schwer, das zu tun, was uns gefällt, was wir lieben?

Realität und Träume?

Es ist so schwer, weil die Realität sich nicht für unsere Träume interessiert und weil es einen Preis hat, das Träumen. Nämlich im Zweifel den Verzicht auf all die Dinge, die wir glauben haben zu müssen. Es geht ums „Haben wollen“, schon den Kleinsten geht es darum. Das Neueste haben müssen um dazu zu gehören, oder warum sonst brauchen wir all den Kram? Aber, macht das neueste I Phone oder der neueste Laptop einen Menschen wertvoller? Machen all die Dinge, die wir kaufen können, glücklicher oder zufrieden? Die Erfahrung sagt nein. Satter macht es, all das Kaufen und Haben und wie erschreckend langweilig trotzdem alles ist. Das Leben ist langweilig, sagte ein junger Mann neulich zu mir, dem es eigentlich an nichts fehlt, außer am Mut, endlich sein Leben in die Hand zu nehmen.

Konsum?

Genau darum ist es langweilig, weil das Haben und Anhäufen von Dingen uns nicht befriedigt. Weil das Konsumieren immer unzufriedener macht und hungriger nach Mehr, was dann auch nicht satt macht – die Seele nämlich. Wer viel kauft spürt viel Mangel und zwar Innen.

Zufriedenheit?
Was macht zufrieden? Zufrieden sind die Menschen, die Lebensträume haben. Lebensträume geben uns in dieser inflationären Vielfalt von Möglichkeiten eine persönliche Leitlinie, einen roten Faden, an dem sich ein zufriedenes Leben entlangspinnt.

Aber Vorsicht, das Leben verheißt uns keine illusorische Erfüllung, nur weil wir einen Traum haben. Ein Lebenstraum ist eine komplexe Aufgabe, er erfordert Anstrengung und Mühen, jahrelanges Experimentieren, immer neue Versuche, ein immer wieder neues Scheitern vielleicht sogar, er erfordert Geduld und Disziplin und ja – auch Verzicht auf Annehmlichkeiten. Er erfordert Mut, Glaube, Hoffung und die Liebe zu diesem Traum.

Ein Traum oder Wirklichkeit? 
Wer Träume hat wird sie leben, wer echte Träume hat, wird ihnen folgen. Und meist ist er dabei allein unterwegs, denn diese Gesellschaft verachtet Träumer ebenso wie sie Künstler verachtet. Diesen Menschen hält sie die grelle Tagseite vor und darauf steht in großen Lettern: Arbeit, Fleiß und Pflichterfüllung. Und als Subtext steht da: "Haste nix, biste nix."


Wirtschaftlicher Erfolg
Für den wirtschaftlichen Erfolg einer Gesellschaft sind Träumer schädlich. Die Folge: Wir wagen es nicht, denn wir wollen dazu gehören. Wir wollen nicht anders sein, wir wollen wie die anderen sein. Die anderen, die konturlos, blutleer und leidenschaftslos im immer gleichen Hamsterrad drehen. Der Traum ist ein Wagnis und wer ihn hat, weiß das, aber das Nichträumen ist der Untergang der Seele in einer Tagwelt voller Druck, Ängste, Zweifel und Depression.

Tagträumer?
Ich fordere hier keinen auf sinnlos und abgehoben von der Wirklichkeit in den Tag hinein zu träumen, ich spreche zu denen, die einen wahren Lebenstraum haben und denen der Mut fehlt, der Glaube und die Hoffnung, dass er sich erfüllen könnte, um Euch  Mut zu machen. Mut anders zu sein als die graue Masse, Mut einzustehen für Euch selbst und die eigenen Ideale, Mut die Angst zu umarmen und loszuziehen in das größte Abenteuer, das wir Menschen in diesem Leben haben – und das sind wir selbst. Wer einen Lebenstraum hat, der arbeitet daran und wenn es tausend Umwege sein mögen – er wird ihn leben, wenn er es wirklich ernst meint.




Dienstag, 24. Dezember 2013


wenn du allein bist,
wenn es schmerzt
und du denkst, es wird niemals gut,
wenn der mensch, den du liebst, nicht bei dir ist,
wenn du hundert mal gewünscht hast und dein herzenswunsch nicht in erfüllung ging,
wenn dein traum noch immer nur ein traum ist ...

erinnere dich ...

es gibt etwas, das dich trägt: der GLAUBE, die LIEBE und die ACHTUNG vor dir selbst ...





Ich wünsche Euch allen
ein friedliches Weihnachtsfest und ein Licht in der Stillen Nacht


Herzlich,
Angelika

Dienstag, 17. Dezember 2013

selbstportrait I - III









frieden

er lag auf dem sofa. der fernseher lief. auf dem sofa liegen, es laufen lassen, nichts tun, weil tun eine anstrengung war. er hat wohl genug von der anstrengung, dachte sie und ließ den gedanken zu seiner entschuldigung gelten. im selben moment fragte sie sich, ob es für sein herumliegen überhaupt der entschuldigung bedurfte. wohl nicht, beschloss sie und wischte weiter die krümel vom frühstücksbrot vom tisch in ihre hand. eine hilflose geste, das war ihr bewusst. es gab so viele hilflose gesten, die irgendwann ein teil ihrer gestik geworden waren. übersprunghandlungen aus dem gefühl der ohnmacht heraus, vielleicht ein abwehrmechanismus, ein tätigsein gegen das untätige von ihm.

sag, willst du dich nicht um deine sachen kümmern, es gibt viel zu tun? ihre frage ging im lauten des fernsehers unter. sie wischte weiter in den krümeln herum, formte einen kleinen krümelkreis, tränen in den augen. sie hasste es wenn sie weinte. sie wusste, dass er es auch hasste. ob er sie hasste, fragte sie sich. dabei wusste sie nicht einmal genau wofür er sie hassen könnte, aber es gab immer gründe für hass, da wo es gründe für die liebe gab, das wusste sie. vielleicht hatte alles so angefangen, sie hatte zu viel gewollt für ihn, weil sie zu wenig bekommen hatte, damals im haus der eltern, wo es nichts zu wollen gab. sie sah aus dem fenster. draußen rieselte leise der schnee. still und starr ruht der see, dachte sie und dass es nicht der see war, sondern ihre seele, die starr war. ein schuss zerfetzte das starre, traf sie ins herz, das einen extraschlag machte. immer weiter knallten schüsse aus dem fernseher heraus, zerschossen das weihnachtsgefühl, das sie mühsam versucht hatte aufzubauen.

bring mir mal ein glas milch bitte, kam es vom sofa. sie stand auf und ging in die küche, öffnete den kühlschrank und holte die milchtüte heraus. sie nahm ein glas vom regal und gab die milch hinein. sie trug sie ihm ans sofa. mit den versuch eines lächelns wollte sie es ihm in die hand geben. stells dahin, sagte er, ohne sie anzusehen. wie geheißen stellte sie das glas auf das kleine tischchen neben dem sofa. das stand es, mit der milch, weiß wie schnee, neben der kleinen kerze, die sie jeden morgen anzündete, weihnachten wegen, des lichtes wegen, der dunkelheit wegen, christi geburt wegen.

sie gab sich einen ruck, setzte sich auf die sofakante, nahm seine hand und legte sie in die ihre: was ist los mit dir, warum verweigerst du dich allem? endlich sah er sie an: das hat doch alles irgendwie keinen sinn, das ist alles so langweilig. das leben, immer das gleiche. lass mich einfach in ruhe.

was habe ich dir getan, fragte sie, was, in welchem moment in der zeit, habe ich dir getan? keine ahnung, erwiderte er, aber das spielt jetzt auch schon keine rolle mehr. lass mich einfach in frieden.
frieden, dachte sie, werden wir so nicht finden. 

Freitag, 13. Dezember 2013

vom "auch" sinn des scheiterns ...



in der anahme des scheiterns und des damit verbundenen leids, werden wir erst leidensfähig, stellen wir zum leiden eine beziehung her. dieser aspekt lässt uns eine besondere sensibilität entwickeln, die uns das leid anderer spüren lässt. nur wer das scheitern kennt und sich wissend und fühlend mit ihm vertraut gemacht hat, kann leidenden mitmenschen helfen. sie werden seine hilfe vertrauensvoller anehmen, als die worte derer, die aus einer mischung aus mitleid und angst davor vom fremden leid angesteckt zu werden, billigen trost schenken.

among angels

Mittwoch, 11. Dezember 2013

danke, dass es dich gibt ...

wenn wir als erwachsene menschen immer das gefühl haben das leben ist gegen uns, wenn unsere beziehungen immer voller konflikte sind, wenn bei allem immer leise angst oder traurigkeit mitschwingen, dann ist das kein zufall. dann hat das einen grund. dieser grund liegt in unserem mangelnden vertrauen in das leben.

der grund für dieses mangelnde vertrauen in das leben ist, dass weder unsere geburt, noch unsere kindheit mit dankbarkeit und freude begrüßt und begleitet wurde. der grund liegt darin, dass wir niemals gelobt wurden für das, was wir sind, einfach weil wir sind. der grund liegt darin, dass wir, aus welchem grund auch immer, nicht willkommen waren im leben derer, die uns das leben geschenkt haben. der grund liegt darin, dass wir für unser dasein nicht geliebt wurden. diese erfahrung des nicht willkommen seins hat für die von uns, die sie machen, eine verheerende wirkung. sie ist schlimmer als jeder schlag, jede körperliche misshandlung, denn sie vernichtet unsere daseinsberechtigung.

es sind fünf kleine worte: danke, dass es dich gibt!  ...  die uns fehlen.

sagen wir es uns selbst und unseren eigenen kindern jeden einzelnen tag: danke, dass es dich gibt!

damit machen wir das, was geschehen ist nicht mehr rückgängig, damit heilen wir die tiefe wunde des nicht gewolltseins nicht, aber wir nehmen gott ernst, der uns aus irgendeinem grund genau dieses leben geschenkt hat und mit diesem leben eine große aufgabe: zu lernen uns selbst zu achten, an uns selbst zu glauben und daran, dass wir wertvoll sind, und - auch wenn man uns das gegenteil beigebracht hat  - zu lernen uns selbst zu lieben.

das ist ein prozess. es ist wie laufen lernen, hinfallen, aufstehen, weiter laufen -  und zwar so lange bis wir dem davon gelaufen sind, was uns vernichten wollte.

solange wir laufen leben wir und wir können spüren: es hat uns nicht vernichtet - das ist der beweis dafür, dass wir leben sollen.

sagen wir es unseren kindern und uns selbst jeden einzelnen tag: danke, dass es dich gibt!

Dienstag, 10. Dezember 2013

dezember


dezember
das jahr reflektieren
einatmen
ausatmen
was gut war
was schlecht war
anerkennen
alles ist eine lektion
ich eine schülerin

Samstag, 7. Dezember 2013

Vom Zusammenhang des schlechten Schlafes und der Dummheit



Als "zoon politikon" hat einst der griechische Philosoph Aristoteles das gesellige Wesen Mensch bezeichnet, das am Liebsten in der Gemeinschaft lebt. Das war 384 vor Christi, lange nach der Steinzeit und auch da schon rottete sich der Homo Sapiens zu Gruppen zusammen.

Tja, der Mensch ist nicht gern alleine und das auch besonders was die Nacht angeht. Das flötete dereinst Marika Rökk, Gott hab sie selig, völlig ahnungslos, welch ungesundes Denkgut sie da über den Äther verbreitete. Zum Ungesunden gleich mehr.
 

Ich schlafe am Liebsten alleine. Und zwar aus einem einzigen Grund: Allein schlafe ich besser. Nichts ist erholsamer als meine Nachtruhe allein zu genießen, ausschließlich begleitetet vom eigenen Atmen. Das ist wunderbar still, so still wie es sein muss um mich acht Stunden tief und wohlig in Morpheus Armen zu wiegen und morgens frisch und ausgeruht aus den Federn gucken zu lassen. Mein Schlaf ist mir heilig. Beim Schlafen halte ich es ganz nach dem Motto des Archimedes, das da lautete: „Störe meine Kreise nicht“. Bisher hat mich, ob dieser Haltung, auch noch keiner erschlagen, so wie es einst dem armen Archimedes widerfuhr, der, intensiv mit einem mathematischen Beweis beschäftigt, die in seine Stadt eingedrungenen Soldaten bat ihm seine Ruhe zu lassen. Seinem Wunsch wurde just im selben Augenblick Folge geleistet. Er fand seine Ruhe. Dass diese allerdings die ewige war, war ihm wohl nicht so recht. Ein tragischer historischer Vorfall, dessen Kenntnis mich dennoch nicht davon abbringt den alleinigen Schlaf zu verfechten. 

Apropos Stören. Außer Autolärm unter dem Schlafzimmerfenster oder Besoffenengegröle ist der größte Störfaktor des gesunden Schlafes der eigene Partner. Ups, wer hätte das gedacht. All die eng umschlungenen in weichen Kissen zusammenliegenden Liebenden werden jetzt aufhorchen und vehement die Köpfe schütteln: Das kann nicht sein, wo es doch zu zweit so schön kuschelig ist. Ist es auch - beim Einschlafen, beim Durchschlafen allerdings nicht.

Da nützt auch die größte Bettstatt mit zwei voneinander getrennten Lattenrosten nichts. Fakt ist: Zu zweit schläft es sich ungesünder. Eigentlich völlig logisch wenn wir den gesunden Menschenverstand einschalten, der dann allerdings gegen unser seit Urzeiten verinnerlichtes Gruppenbildungsbedürfnis ankämpfen muss. Was ja nicht so einfach ist, weil wir besonders kollektiv verankerten Konditionieren gegenüber in den meisten Fällen machtlos sind. Aber wer glaubt denn ernsthaft, aller Kollektivneurosen zum Trotze, dass das nächtliche Herumwälzen, das lautes Atmen des fremden Rhythmus neben uns, das Sequenzen – oder Dauerschnarchen oder gar der Husten des geliebten Mitschläfers, bei dem man sich dann auch garantiert ansteckt, weil man über Stunden alle vom anderen ausgehusteten Bazillen und Viren einatmet, wirklich gesund sein könnte. Hallo! Das sind massive Störungen, die die nächtliche Erholung, die Mensch dringend braucht um geistig und körperlich fit zu bleiben, immens und nachhaltig beeinträchtigen.

Wer klug ist und gut für sich sorgt schläft alleine. Liebe hin oder her. Oder bedeutet Liebe bis das der Tod sie scheidet in schlechtschlafenden Nächten zu verharren, weil man dem Partner nicht sagen will – du ich schlafe alleine besser, nur weil der sich dann vielleicht zurückgestoßen oder verletzt fühlen könnte? Sollte das wirklich der Fall sein, ist es vielleicht an der Zeit über die Beziehung nachzudenken, denn - wer liebt sorgt erst gut für sich selbst und dann gut für den anderen.

Aber da ist schon das nächste Problem: Frauen schlafen besser wenn sie alleine schlafen, Männer tiefer wenn sie in Gesellschaft schlafen, hat die Schlafforschung herausgefunden. Da sind Beziehungsdiskussionen natürlich vorprogrammiert. By the way - das hätte ich den Schafforschern auch sagen können. Dazu reicht meine lebenslange Erfahrung in Sachen „das Bett mit einem Mann teilen“. Die Erfahrung zeigt: Erstens schlafen Männer schneller ein und zweitens schnarchen sie lauter als wir Frauen, was sie selbst überhaupt nicht stört, ihre Bettnachbarin aber sehr. Schnarchen ist Dauerstress fürs Unterbewusstsein, in etwa genauso schädigend wie nach dem Feng Shui Spiegel im Schlafzimmer, die neben oder gegenüber oder über dem Bett angebracht sind. Ganz schlecht fürs Chi ist das. Und schlechtes Chi ist schlecht für die Lebenskraft und wer es nicht glaubt wird es irgendwann zu spüren bekommen.

 Apropos Schlafforscher. Diese haben auch herausgefunden: "Zu wenig oder schlechter Schlaf machen alt und ruinieren die Gesundheit", so der Schlafforscher Jürgen Zulley. Schlafmangel und schlechter Schlaf schwächen die Immunabwehr, machen anfällig für verstopfte Gefäße und für eine gestörte Verdauung. Mit anderen Worten – schlecht schlafen hemmt in der Tat den Energiefluss. Er stört weit mehr mehr als die eigenen Kreise – nämlich den ganzen Organismus. Gesunder Schlaf dagegen stärkt das Gedächtnis: Was wir am Tag aufgenommen haben wird in der Ruhe der Nacht verarbeitet, allerdings nur wenn wir Ruhe finden. Aber es kommt noch dicker :"Schlafmangel macht dauermüde, dick und dumm", so Jürgen Zulley.

Ich habe es geahnt, das Dilemma mit dem gestörten Schlaf hat ganz und gar nichts Gutes, aber dass es letztlich sogar dumm macht erschüttert mich jetzt doch. Ich bin noch nicht verblödet. Damit mir das in naher Zukunft auch nicht passiert, schlafe ich alleine. Und egal wer aus der Gruppe des zoon politikon wagt meine nächtlichen Kreise zu stören wird im Zweifel erschlagen.


           

Freitag, 6. Dezember 2013

erzähle



erzähle deine geschichte, 
erzähle sie so oft, 
bis du sie erzählen kannst
ohne dabei schmerz oder leid zu fühlen.



R.I.P. NELSON MANDELA




                                          foto: quelle www

es ist unglaublich, was ein mensch ertragen kann ohne zu zerbrechen, ohne aufzugeben, ohne sich der macht der unwissenden zu beugen, ohne den glauben und die zuversicht zu verlieren und ohne die liebe zu den menschen zu verlieren. 

nelson mandela war ein mensch, der niemals aufgab, ein mensch, der uns zeigte, was ein mensch sein kann. 

danke!

ruhe in frieden, nelson mandela

Dienstag, 3. Dezember 2013

gut genug




ich bin nicht gut genug
du bist nicht gut genug
er ist nicht gut genug
 sie ist nicht gut genug
es ist nicht gut genug
wir sind nicht gut genug
ihr seid nicht gut genug
sie sind nicht gut genug

genug vom genügen
es genügt nie

reconstruction of myself


mischtechnik auf leinwand 2013

Sonntag, 1. Dezember 2013

zeichen


man bringt uns bei, es gibt für alles lösungen. man macht uns glauben, für alles selbst verantwortlich zu sein. wer das infiltriert bekommt, von kindesbeinen an, sieht alles leid, jedes problem, als ein selbst verursachtes, als schwäche.




die hochleistungsgesellschaft treibt immer mehr menschen in die schwäche. die schwachen, die, die im tempo des beschleunigungsfurors nicht mitrasen können, die zur selbstausbeutung nicht fähig sind, werden immer mehr. 
sie fallen aus dem system in sich selbst hinein. 
zeichen von widerstand?

Samstag, 30. November 2013

Irgendetwas



ich möchte gut sein, ich möchte gelassen sein, ich möchte mich selbst nicht so wichtig nehmen, geduldiger möchte ich sein und auch nicht so viel vom leben erwarten und ich möchte denen verzeihen können, die mich verletzt haben. in der liebe sein möchte ich, sagte sie. es gelingt mir nicht, na ja manchmal gelingt es mir, aber eben nicht immer. sie lächelte mich unsicher an.

ich wollte etwas antworten auf ihre wünsche an sich selbst, aber ich saß da und fragte mich, ob ich das wirklich wollte. ich überprüfte ihre worte, ob sie auch für mich zutrafen. ich spürte widerworte in mir hochkriechen. musste ich überhaupt antworten, musste ich etwas sagen auf das gesagte? ich hatte das gefühl, dass sie das von mir erwartete, schließlich sprach sie zu mir. es ist doch so, dass wir eine reaktion erwarten, wenn wir uns dem anderen öffnen, immer ist es so. ich fand nichts im gesagten, was ich aus vollem herzen bejahen konnte und nichts, was ich dagegen setzen wollte.

ihre augen auf mich gelegt rührte sie unsicher in ihrem milchkaffee. ich kann dir nicht antworten, dachte ich. alle antworten, die ich dir gebe, würden an deinen wünschen nichts ändern. sie sind deins. das überlegte ich zu antworten auf ihre worte, die fragen waren auch ohne fragezeichen. vielleicht, dachte ich, sollte ich ihr das sagen, aber auch das wäre zu wenig, nicht genug für sie, die in ihrer unsicherheit schwankte. ich spürte das schwanken, schwankte mit.

dieses schwanken, vielleicht ist es das, was ich mir wegwünschen würde, wenn ich an den sinn des wünschens glauben würde. aber daran glaube ich nicht, durch das wünschen allein wird nichts, ist noch nie etwas geworden. wünsche sind ausdruck des mangels. ausgesprochen deuten sie laut auf ihn hin. mangel erzeugt mangel. das habe ich erfahren und nur das selbst erfahrene ist es, woran ich mich halte. anderes ist fremd gedachtes.

du sagst ja gar nichts, unterbrach sie meine gedanken.
was erwartest du, soll ich sagen?, antwortete ich.
na irgendetwas eben, erwiderte sie.
irgendetwas, fragte ich, wärst du damit denn zufrieden?

Mittwoch, 27. November 2013

Spekulationen





alles ist gut, jetzt ist es gut. immer wenn es gut ist, ist da die leise angst, es wird nicht gut bleiben. ich habe erfahren wie oft das gute in der sekunde eines wimpernschlages zum unguten wurde. ich habe das gesetz dahinter nicht verstanden. bis heute habe ich es nicht verstanden.

ich spekuliere, ich stelle fragen, manchmal neige ich dazu meinen antworten glauben zu schenken. dann wieder weiß ich, dass ich nur vermute.

ich spekuliere. vielleicht ist es das einzige, was wir überhaupt können und immer wieder tun - spekulieren auf ein -  ja, so ist es und es ist so, weil es gründe gibt.

es gibt doch immer gründe. das hat man uns doch glauben gemacht.
aber wo liegen sie, die gründe?

in mir? da draußen? bin ich es, die die dinge anzieht oder gar bewirkt? bin ich es, die das gute bewirkt oder mein ungutes. ist es gott oder ist es das schicksal?
und wenn es geht, das gute, wer nimmt es mir?
ich mir selbst, das leben, die anderen, gott, das schicksal?

ich spekuliere, denn ich weiß nichts.

er wird kommen, der tag, an dem ich nicht mehr spekuliere ...
sie wird kommen, die demut.



Freitag, 22. November 2013

AUS DER PRAXIS - Vom Sinn der Ungerechtigkeit


Ungerechtigkeit ist eine Verletzung der Gerechtigkeit, so definiert ein Eintrag in Wikipedia eines der großen Übel des menschlichen Seins. 

Wer in seinem Leben einmal die Erfahrung einer himmelschreienden Ungerechtigkeit gemacht hat und darunter leiden musste, läuft Gefahr am Sinn des Lebens zu verzweifeln. Das ist das größte Übel, das das Verbrechen der Ungerechtigkeit einem Menschen antun kann. So wird die Ungerechtigkeit zum noch größeren Übel für den, der sie erfahren musste oder muss. Sie raubt ihm den Glauben an die Menschlichkeit, sie reißt ihm den Boden des Vertrauens unter den Füßen weg, sie lässt ihn leiden, über das Erleiden der Ungerechtigkeit hinaus.

Ungerechtigkeit ist zerstörerisch für den Einzelnen und für das ganze System. Und letztlich ist sie auch eine typische Eigenschaft unserer von Menschen gemachten Systeme.
Ungerechtigkeit ist das Unterlassen einer gerechten Handlung und damit ist sie reine Willkür. Ich denke an die Rechtsprechung, die jeder Richter für sich, nach seinem Gutdünken auslegen kann. 

Der Mensch ist es, der Ungerechtigkeit walten lässt. Oder ist es doch Gott? Ist es göttliche Willkür, wenn uns Ungerechtes widerfährt, wenn uns Strafe aufgeladen wird, die das Maß übersteigt, das Maß dessen, in dem wir uns schuldig gemacht haben oder schuldig fühlen, oder wenn wir gänzlich unschuldig sind?

Betrachten wir Hiob, dem Gott unermessliches Lied auferlegt, um einer Wette mit Luzifer willen, um ihn zu prüfen, so glauben wir an eine Willkür des Schöpfers. Damit ergreift uns wieder der Zweifel,  gar die Verzweiflung am Sinn des Ganzen. Sind wir dem Willen unseres Schöpfers unterworfen, sind wir Spielbälle einer höheren Macht, die selbst Mängel hat? Oder sind Willkür und Ungerechtigkeit Gesetze des Lebens? 

Mein Gott, ich halte viel von dir, aber ich möchte nicht an deine Willkür glauben, denn dann habe ich alles verloren, was mich bisher gehalten hat, wenn mich nichts mehr hielt.
„Man hätte das Wort ‚Gerechtigkeit’ nicht gekannt, wenn es diese Dinge nicht geben würde.“ Das galt für den Philosophen Heraklit, und in Anbetracht der Polarität des Lebens, aus der sich Leben für uns Menschen begreifen lässt, gebe ich ihm Recht. Wir brauchen das Eine um es vom Anderen zu unterscheiden. 

Wir machen die Bestimmung der Gerechtigkeit an der Ungerechtigkeit fest.
Aber hilft das weiter, wenn uns Ungerechtigkeit wiederfährt. Hilft die Einsicht in das große einander bedingende Ganze, um die Dinge zu ertragen?

Ich sage ja: Sie hilft, denn alles, was hilft, hat Recht, so wie alles was heilt, Recht hat. Recht zu sein, um uns zu helfen das Unfassbare zu erfassen und weiter zu leben, ohne daran zu zerbrechen. 

Auf die Unausweichlichkeit der Ungerechtigkeit im menschlichen Leben weist auch  Friedrich Nietzsche hin: „Du solltest die notwendige Ungerechtigkeit in jedem Für und Wider begreifen lernen.“ Er sieht die Ungerechtigkeit als unablösbar vom Leben, so sinnvoll oder sinnlos wie das Leben selbst. „Du solltest vor Allem mit Augen sehn, wo die Ungerechtigkeit immer am größten ist: dort nämlich, wo das Leben am kleinsten, engsten, dürftigsten, anfänglichsten entwickelt ist und dennoch nicht umhin kann, sich als Zweck und Maß der Dinge zu nehmen und seiner Erhaltung zu Liebe das Höhere, Größere, Reichere heimlich und kleinlich und unablässig abzubröckeln und in Frage zu stellen ...“ (Nietzsche)

Nur das, dem wir als Mensch einen Sinn zuordnen können, ergibt auch Sinn.

Sinn weiter zu machen. Für einen Menschen, der Ungerechtigkeit als lebensvernichtend erfahren hat ist das schwer. Denn das Leid wird ihm nicht genommen durch bloße Erkenntnis und willentliche Sinngebung. Das Leid ist gefühlt, es ist erfahren, es ist in seine Seele eingebrannt und es lässt ihn nicht los, es ist ein Teil von ihm geworden und nicht mehr rückgängig zu machen.

Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist.

Welch eine Illusion! Wir vergessen nichts, nichts von dem, was uns existentiell bedroht hat, das am allerwenigsten. Vergessen wäre Heilung, aber diese Gnade ist uns nicht gegeben und ob der Tod das Vergessen bedeutet – wer weiß das schon?

Wie also umgehen mit der Ungerechtigkeit?

Es gibt nur diesen einen Weg: Ihr einen Sinn zuordnen, wo scheinbar oder tatsächlich kein Sinn ist. Aufhören mit dem Warum fragen, sich nach dem Wozu fragen, anschauen was nach dem Ungerechten das wir erlebt haben, mit uns geschah, auf das Jetzt blicken. Ja, das sind Konstruktionen, aber gesunde, heilende. Es heilt die Wunde, wenn wir uns bewusst machen was das Ungerechte, das uns angetan wurde, in uns bewirkt und verändert hat, es heilt uns anzuschauen, was wir aus dem Leid heraus geschaffen haben, was wir gelernt haben, welche Lektion über die Lektion - das Leben ist ungerecht – hinaus wir begriffen haben.

Dem scheinbar sinnlosen die Macht nehmen und ihm Sinn zuordnen bedeutet: Wir erlangen wieder die Macht über uns  selbst.

Sich der Ungerechtigkeit zu stellen, sie aushalten und dann etwas ändern, wenn wir sie ausgehalten haben, um ein höheres Maß an Gerechtigkeit herzustellen – das ist Größe, das ist das Überwinden der Ohnmacht, in die uns das Ungerechte stürzt.
An der Ungerechtigkeit leiden ist eine Sache, aber wir dürfen uns niemals mit ihr identifizieren, denn dann bestimmt sie unser ganzes Leben.

Indem wir uns von der Identifizierung befreien, befreien wir uns vom Ungerechten und hören auf es nachzuleiden, wir hören auf, es zu einem Teil unsers Lebens zu machen.
Nur so wird erfahrene Ungerechtigkeit zu einem Motor - indem wir sie nicht akzeptieren, sondern sie als Chance zur Entwicklung  nehmen.
So gewinnen wir ihr lebensbejahenden Sinn ab.

Ein herausragendes Beispiel hierfür sind Nelson Mandela, Martin Luther King , Martin Luther und all die anderen großen Geister und mutigen Menschen, die unter der Willkür der Ungerechten gelitten haben und leiden. Sie gehen ungebrochen ihren Weg – ihr Motor ist die himmelschreiende Ungerechtigkeit. Ohne sie hätten sie niemals den Antrieb verspürt die Dinge ändern zu wollen und es zu tun.
Das macht Sinn, wenn von Sinnhaftigkeit nicht mehr zu reden ist.

„Wir werden uns dieser Ungerechtigkeit nicht beugen - nicht bloß weil sie uns zerstört, sondern auch, weil sie euch ebenso zerstört“, sagte Mahatma Gandhi einmal.