Mittwoch, 29. April 2020

Hoffnung bewirkt Erstaunliches

Foto: A. Wende

In seinem Buch „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ schreibt der Psychiater und Neurologe Viktor Frankl über seine Zeit im Konzentrationslager. Darin ist zu lesen, dass zwischen Weihnachten und Silvester 1944 mehr Gefangene als je zuvor starben. Es waren jedoch nicht mögliche äußere Umstände, wie etwa Nahrungsentzug, härtere Arbeit oder eine Epidemie, die für die vermehrten Sterbefälle verantwortlich zu machen gewesen wären. Es war, so Frankl, die fehlende Hoffnung dieser Menschen. 

Zitat: „Der Grund für das Sterben so vieler Gefangener war vielmehr, dass Gerüchte umgegangen waren, das Ende des Krieges sei in greifbare Nähe gerückt. Die Lagerinsassen lebten in der Erwartung, noch vor Weihnachten befreit zu werden. Als das Fest näher rückte und es keine Anzeichen dafür gab, dass die alliierten Gruppen bald einträfen, verloren viele Gefangene den Mut. Sie resignierten. Und nachdem keine Hoffnung mehr da war, gaben sie den Kampf ums Überleben auf. Innerhalb weniger Tage starben viele von ihnen. Die Hoffnungslosigkeit übertrug sich auf die anderen Gefangenen und schon bald breitete sich diese negative Haltung wie eine Epidemie im Lager aus und viele fielen ihr zum Opfer.”

Hoffnungslosigkeit bewirkt nichts Gutes.

Andererseits bewirkt Hoffnung Erstaunliches.
Hoffnung spielt im Leben eine ganz entscheidende Rolle. Gedanken der Hoffnung können uns Kraft geben. Es gibt Studien, die belegen, dass eine hoffungsvolle Einstellung sich positiv auf die Erhaltung der physischen wie psychischen Gesundheit und bei Krankheit auf den Krankheits- bzw. Heilungsverlauf auswirkt. 

Menschen die Hoffnung haben geben nicht auf, auch in schwierigen Lagen empfinden sie Sinn, mehr noch – sie geben den Dingen einen Sinn und halten an der Sinngebung fest.
Wer Hoffnung hat gibt sich selbst nicht auf. Er lässt sich nicht ins Bockshorn jagen, auch nicht von seiner Angst. Hoffnung ist das Fokusieren darauf, dass es gut ausgeht. Hoffnung ist im Gegensatz zum destruktiven Gefühl der Hoffnungslosigkeit eine Kraft, die unsere Kreativität freisetzt und uns zum Handeln motiviert. Trotzdem Ja zum Leben sagen. Weiter machen, trotzdem!, sagt die Hoffnung und: Vertrau auf dich und das Leben.

Wer sich in dunklen Zeiten in dunklen Gedanken verliert, potenziert das Dunkel und verleiht ihm Macht.
Der Hoffnungslose verliert den Bezug zur Realität und verleiht ihr eine Unverhältnismäßigkeit, die über das, was wirklich ist, weit hinausgeht. Er versinkt in seiner hoffnungslosen Welt und verliert das klare Denken. Wer das klare Denken verliert, verliert die Klarheit des Geistes. Er wird zum Spielball der Umstände oder anderer und fühlt sich als handlungsunfähiges Opfer. 
Er verliert seine Autonomie. Er versinkt mehr und mehr in seinen hoffnungslosen Szenarien bis er mental völlig entkräftet ist und im Zweifel sogar körperlich krank wird.

Wer hofft hat Zuversicht. Wer hofft behält seine Lebensenergie und bleibt in der Klarheit. Denn die ist nötig um unklare oder schwierige Situationen bewältigen zu können. Um durchzuhalten wenn es Krisen gibt oder lange Durststrecken im Leben.
Wer Hoffnung hat, sucht nach Lösungen. Und setzt sie um. Er glaubt daran etwas bewirken zu können. Er glaubt an seine Selbstwirksamkeit.
Aus Hoffnung wächst Glaube und Glaube versetzt bekanntlich Berge.

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