Samstag, 2. November 2019

Hurt people hurt people



Foto: Angelika Wende

All das gesagte der Verletzungen, die sie sich zugefügt haben, ungewollt. Verletzung weitergegeben ungewollt. Absichtslos.

An den Erwartungen scheitern wir, an jenen, die wir an andere stellen. Am gut Gemeinten, gemeint im Glauben dem anderen gut zu tun, scheitern wir. Den anderen sein lassen fällt schwer.
Und immer der Versuch zu verstehen.
Aber das Verstehen nützt nichts, wenn es nicht gefühlt ist.
Die Kluft zwischen ich und du: das Fremde im anderen. Das Fremde bleibt fremd, trennt. Kompromisse sind kein dauerhafter Kitt. Er weicht auf, sobald die Gegensätze sichtbarer werden mit der Zeit.

Letztlich scheitern wir am Unvereinbaren in uns selbst.

Schon das Eigene widerstrebt dem Eigenen. Immer ist es da eins, das dem anderen widerstrebt. Wünsche legen sich nicht in Wünsche wie die Blätter einer Blume, selbstverständlich und füreinander geschaffen. Ist niemand für den anderen geschaffen? Alles Arrangements, mehr oder weniger funktionsfähig.

Will ich mich arrangieren?
Wenn da zwei sind die wollen, wenn das Eine Wollen das andere Wollen nicht einschließt, nicht gleich macht, weil gleiches Wollen unmöglich ist. Was wir für den anderen wollen, wollen wir doch nur für uns, geben ihm den Namen des anderen. Wollen Gutes, aber das Gute ist relativ und gut Gemeintes auch Ungutes, manchmal. 

Am zu vielen Wollen für den anderen zerbricht der andere im Zweifel. Setzt sich zur Wehr eine Weile. Dann ein Aufgeben, ein Gehen zu sich selbst zurück.

Wir wissen woran wir scheitern.
Wissen nicht, wie es aufhalten, weil das Wollen größer ist, als die Achtsamkeit, die Rücksicht, der Respekt der Grenzen wahrt. Achtsam.

Grenzüberschreitend eindringend in das fremde Land des anderen, im selbstsüchtigen Wollen. Sehnsucht nach eins Werden, ganz sein durch den anderen. Ein untauglicher Versuch etwas zu Einem zu machen was Zwei ist und immer Zwei bleibt.
Das Ganze bist du. Du in all deinen Teilen bist ganz. 

Wir scheitern an Grenzverletzungen.
Aus Grenzverletzungen entstehen alle Verletzungen.
Achtsamkeit.
Uns achtsam sein lassen, den anderen achtungsvoll sein lassen, nichts wollen.

Es ist die Einsamkeit in uns selbst, an der wir leiden.

Das Erkennen der Unteilbarkeit des Innersten und die Nichtakzeptanz, dass es so ist und niemals anders sein kann.
Schmerzhafte Einsicht.
Wir wollen Schmerz vermeiden.
Schmerz, der wieder neuen Schmerz schafft.
Es ist der Widerstand gegen das eigene Schmerzende, der den Schmerz vergrößert in uns selbst. Dann, ungewollt weitergegeben, schafft er Schmerz im anderen.
Hurt people hurt people.

Nie passt unser Wollen für den anderen, wenn es nicht sein Wille ist.
Nein, wir wollen uns nicht verletzen und doch tun wir es.

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