Montag, 27. Mai 2019

INNERE ENTSPRECHUNG

Zeichnung: A.W.

Jeder von uns zieht aufgrund seiner Prägungen und inneren Überzeugungen unbewusst den Partner an, den er braucht um sich zu entwickeln. Da wir nicht wissen, was genau sich in unserem Unterbewusstsein abspielt, konfrontiert es uns immer wieder mit unseren Schatten. Wenn wir eine erfüllende Beziehung leben wollen, sollten wir uns mit unseren Schatten befassen, sie bearbeiten und bereit sein zu akzeptieren, das etwas in uns lebt, was wir nicht so gerne mögen. Haben wir das für uns nicht erledigt, wird uns immer wieder der Partner begegnen, der uns auf uns selbst und unsere verdrängten Schatten zurückwirft. 

Wir begegnen einander aufgrund einer inneren Entsprechung, nicht aus Zufall. 

Zwei Menschen, die primär ihre Abwehr-und Anpassungsmechanismen leben und alle Energie aufwenden, um das Lebendige in sich zu unterdrücken, können nicht miteinander glücklich werden – sie lernen sich ja nur in ihren Abwehr-Anpassungs-und Fluchtmenchanismen kennen und halten diese fälschlicherweise für ihr wahres Wesen.

Insofern gibt es für jeden von uns zwei Partner: Einen, der zu unserer Neurose passt, und einen, der unserer wahren Natur entspricht, nachdem wir unsere Neurosen bearbeitet haben.
Solange wir in unserer Neurose gefangen sind, können wir den potenziellen Partner mit dem eine wesensmäßige Übereinstimmung besteht nicht erkennen. Wir können nichts mit ihm anfangen, weil wir uns noch in unserem alten Wertesystem befinden und die eigene Wahrnehmung stark getrübt ist.
Mit anderen Worten, solange wir nicht wissen, wer wir wirklich sind und uns annehmen wie wir sind mit allem was wir auch sind, wie sollen wir den finden, der uns entspricht und zu uns passt?

Solange wir eine Rolle spielen, ob bewusst oder unbewusst, werden wir anderen Rollenspielern begegnen.Wir befinden uns in einer Illusion von uns selbst und erfahren eine weitere Illusion, die meistens mit einer bitteren Enttäuschung endet.

Samstag, 25. Mai 2019

Erkennen Ergreifen Entwickeln zu unserem Wohle und zum Wohle unseres Planeten


Foto: www


Was können wir tun um bewusster zu werden, um unsere seelische und körperliche Energie freizusetzen und unsere Lebenkraft zu stärken?
Woher kommt die Angst vor dem Anschauen und Annehmen schwieriger Themen?
Warum verdrängen, wehren wir ab, halten wir aus oder kämpfen auf die falsche Weise gegen Gefühle, Krisen und Probleme, wenn diese Wege doch eigentlich keine Auswege sind?
Warum verschließen wir so gerne die Augen vor Dingen, die wertvolle Möglichkeiten für unsere Entwicklung bedeuten könnten - individuell und kollektiv?

Es klingt banal, aber wir haben es nicht anders gelernt. Wir haben nicht gelernt, echte Verantwortung für uns selbst zu übernehmen - weder für unsere Gesundheit, noch für unsere Seele, noch für unseren Lebensweg, noch für unsere Umwelt.

Niemand hat uns gezeigt, dass Verantwortung keine Last ist, sondern etwas Kraftvolles und Schönes sein kann, das unsere Freiheit ausmacht. Ebensowenig haben wir gelernt, dass Entwicklung nicht mit dem Erwachsensein aufhört, dass sie viel mehr ist als der Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten gemäß unserem Bildungssystem und der gesellschftlichen Rechts-und Moralbegriffe. Wir haben gelernt zu funktionieren - im Sinne des Systems, nicht aufzufallen, nicht aufzubegehren, nicht aktiv dagegen zu gehen, wenn die Dinge im Argen liegen.

Wir sind geprägt von erlebten Beziehungen, deren Muster wir verinnerlicht haben und immer wieder abspulen - über Generationen hinweg. Neunzig Prozent dessen, was wir denken und tun wirkt unbewusst, zehn Prozent bewusst. Es regiert die gelernte, die kollektiv und individuell erfahrene Gewohnheit und ich gebe zu - gegen den Strom zu denken, zu handeln und zu leben ist nicht leicht.

Wenn wir uns aber all diese Zusammenhänge bewusst machen, wenn wir verstehen, dass Gewohnheiten und Konditionierungen, die wir unbewusst leben, unsere Lebenskraft schwächen, wenn wir das erkennen und wirklich begreifen, dann können wir damit beginnen, unser verborgenes Potenzial zu entdecken und die Chance ergreifen es zu entfalten. Dabei werden wir feststellen, dass sich entwickeln aus den alten Mustern heraus hin zu dem, was wir wirklich sind - nämlich freie Geschöpfe mit Schöpferkraft - das Leben zu einer interessanten und spannenden Aufgabe machen kann.

Wir werden die heilsame Erfahrung machen, dass das Anschauen, das bewusste Annehmen und Bearbeiten unserer persönlichen Themen das Leben bereichert, weil das aktive und bewusste Umgehen mit diesen Themen wirksame Energien freisetzt und Entwicklung in Gang setzt.

Das macht entschieden mehr Sinn und Freude, als passiv im Strom der Zeit mitzuschwimmen. Das macht bewusste, verantwortungsvolle, mutige Menschen, die mit diesem Planeten ebenso fürsorglich und achtsam umgehen wie mit sich selbst.

Namaste

Donnerstag, 23. Mai 2019

Vergeblichkeit




Du hast geliebt.
Du hast vertraut.
Du hast gegeben.
Du hast verstanden.
Du hast verziehen.
Du hast wieder und wieder Chancen gegeben.
Du hast vieles ausgehalten.
Du hast gehofft, dass es irgendwie, irgendwann besser wird.
Wenn schon nicht gut, dann wenigstens besser.
Du hast gehofft, dass deine Liebe, deine Fürsorge, dein Bleiben, dein Halten, dein Tun die Dinge ändern wird.
Du hast gebetet, dass die Dinge besser werden.

Du hast alles dir Mögliche gegeben.
Du hast dein Bestes gegeben.
Du bist geblieben.
Du hast gewartet.
Geduldig, unter Tränen, in Verzweiflung, in Erschöpfung.
Du hast es längst gewusst und nicht aufgegeben.
Weil du schon so viel Kraft investiert hast.
Weil du nicht glauben wolltest, dass es Vergeblichkeit gibt.
Du hast noch fest gehalten, als es nichts mehr festzuhalten gab.
Als dir schon alles entglitten war.
Weil du es nicht wahr haben wolltest, dass es Dinge und Menschen gibt, die sich niemals ändern.
Dir dir immer weh tun werden.
Die gar nicht spüren was dir weh tut.
Die nur an sich selbst und ihr Guttun denken.
Nur an sich selbst und ihre Bedürfnisse denken.
Denen du nicht bedeutest, was sie dir bedeuten und was du ihnen gerne bedeuten würdest.

Du hast es nicht wahr haben wollen.
Du hast dir etwas vorgemacht.
Du hast dir eine Illusion gemacht.
Und weiter festgehalten.
Weil du es nicht wahr haben wolltest.
Weil es weh tut das Loslassen.
Weil sie so weh tut die Wahrheit.
Weil du dachtest, dass du sie nicht aushalten kannst, die Wahrheit.
Du kannst sie aushalten.
Du wirst es wissen, wenn du aufhörst dich selbst zu belügen.

Sonntag, 19. Mai 2019

Das Loch in der Mitte


 
Zeichnung: A.W.



Innere Einsamkeit ist wie ein Loch in der Mitte.
Groß und dunkel und leer.
In dieser Mitte suchst du instinktiv Halt.
Aber du findest dort nichts.
Dort ist nur das Loch.
Dort ist nur die Leere. 
Dort ist nur die Dunkelheit.
Das lässt dich den Halt verlieren.

Was ist mit dem Loch in der Mitte?
Es lässt sich nicht füllen.
Weil da von Kindheit an etwas fehlt.
Das Urvertrauen, das dir nicht geschenkt wurde.
Es fehlt.
Das ist das Loch.
Das ist die Leere.
Das ist das Dunkel.
Ändere die Sicht.
Mangel erzeugt mehr Mangel.
Fülle erzeugt mehr Fülle.
Achte nicht zu viel auf das, was fehlt.
Achte auf das, was du bist, hast, was du liebst, was du schaffst, was dich (er)füllt.
Schließe Freundschaft mit dir.
Und ...
langsam, ganz langsam darf sich das Loch schließen.

Samstag, 18. Mai 2019

LERNEN



Das Leben ist ein langer Weg des Lernens und der Selbstakzeptanz.
Jeder Schritt den wir auf dem Weg machen, ob er leicht oder schwer ist, ist ein Gehen dem Tod entgegen. Aber jeder Schritt ist Leben.
Je mehr ich mir der eigenen Endlichkeit bewusst bin, desto kostbarer ist die Lebendigkeit, die ich spüre. Und das auch an Tagen an denen es mir nicht gut geht, an denen ich mich anstrengen muss, weil ich manchmal müde bin angesichts dessen was alles im Argen liegt in den Menschen und der Welt in der wir leben und in meinem eigenen Leben, das untrennbar mit allem verbunden ist. Aber es ist wie es ist.  Verändern kann ich nur das, was in meinem Einfluss- und Gestaltungsbereich liegt. Hier tue ich Tag für Tag das Beste was mir möglich ist.

Mithilfe der Achtsamkeit und der Meditation mache ich die Erfahrung, wie viel Kraft darin liegt, den Prozess persönlichen Wachstums mit einem Handeln zu verbinden, das die eigenen Werte beinhaltet. Irgendwann gab mir ein lieber Mensch den Hinweis auf die ACT, die Akzeptanz- und Commitment -Therapie, die die Aspekte von Achtsamkeit, Bereitschaft, Werten und Akzeptanz verbindet. Ich habe mich intensiv damit beschäftigt und mir ist vieles klar geworden. Ich habe  einiges was ich zuvor in meiner Arbeit für sinnvoll und hilfreich gehalten habe hinterfragt und indem ich ACT für mich selbst anwendete, habe Dinge erkannt und verinnerlicht, die ich früher nicht zulassen wollte. 

Früher dachte ich es sei hilfreich das eigene innere Erleben zu verändern. Ich dachte man muss etwas Belastendes wegmachen oder loswerden, damit man sich besser fühlt. Heute weiß ich, es geht genau darum nicht. Es liegt eine ungeheure Befreiung darin, diesen sinnlosen inneren Kampf aufzugeben und mein Herz zu öffnen für alles was in mir ist und mich dem mit Selbstmitgefühl zuzuwenden. Es liegt eine ungeheure Befreiung darin die Gedanken und Gefühle zu akzeptieren und sie da sein zu lassen ohne mich jedoch mit ihnen zu identifizieren oder ihnen zu viel Glauben zu schenken. Ich habe gelernt mich selbst und meine dysfunktionalen Gedanken immer mehr in Ruhe zu lassen. Ich beobachte den inneren Kampf und bin bereit ihn sein zu lassen. Ich habe mein inneres Erleben so wie es ist zu achten gelernt, ohne es wegmachen zu wollen, ohne mich dafür anzuklagen, mich schlecht zu fühlen oder mich zu verurteilen weil ich etwas immer noch nicht auf die Reihe kriege, obwohl ich doch wissen müsste wie es geht. 

Anstatt dem inneren Kampf zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, habe ich gelernt mich nach meinen Werten auszurichten und so gut es mir gelingt danach zu handeln.
Ich gehe auf die Dinge zu, die mir wichtig sind und lasse das beiseite, was mir nicht wichtig sind. Ich tue das was mir wichtig ist und wähle bewusst, was das ist. Das bedeutet manchmal Verzicht auf etwas um etwas für mich Wichtigeres zu erfahren. Es bedeutet auch unnötigen Ballast abzuwerfen und auf einen gewissen äußeren Luxus zu verzichten. Ich habe die Bereitschaft das zu tun, weil mir meine Zeit für mich und mit mir wichtiger ist als Dinge zu besitzen.  Mein Focus liegt mehr und mehr auf dem was jetzt ist und wie ich das was im Jetzt ist nach meinen Werten gestalte und damit umgehe.
Ich habe begriffen: Es geht nicht darum das innere Erleben zu ändern, es geht darum durch Handeln das Leben zu ändern.
Das zu erfahren biete ich den Menschen an, die meine Unterstützung suchen.

Freitag, 17. Mai 2019

RESIGNATION

Foto. A.W.

Es gibt Krisen die sind ist hart, und manchmal sind sie lange hart.
Scheitern ist hart.
Trennungen sind hart.
Verluste sind hart.
Verletzungen sind hart.
Schwere Krankheiten sind hart.
Sterben und Tod sind hart.
Das Leben ist hart genug und eigentlich brauchen wir diese besondere Härte nicht auch noch.
Nur, dass wir nicht in der Hand haben, was uns geschieht.
Das anzuerkennen ist hart.

Wenn es richtig hart kommt, müssen wir auch gar nichts tun um da wieder ganz schnell rauszukommen, sondern erst einmal nur zulassen: die Trauer, den Schmerz, die Wut, die Verzweiflung, die Angst. All das sind Gefühle die da sein dürfen, Prozesse, die von alleine geschehen.

Manchmal ist Rückzug erforderlich, um unsere Wunden zu lecken.
Manchmal ist Verdrängen eine bestimmte Zeit erforderlich, um im Alltag überlebensfähig zu bleiben.
Aber dann irgendwann ist es Zeit uns dem zu stellen was ist.
Und das zu tun was notwendig ist, damit es uns wieder besser geht.
Denn jede dauerhafte Vermeidung schränkt nicht nur unseren Aktionsradius ein, sie führt, je länger sie anhält, in eine Negativspirale, weil wir uns selbst immer weniger zutrauen.
Indem wir Gefühle und Gedanken abwehren und Handlungen vermeiden, werden wir nicht nur unfreier, wir werden auch immer schwächer.
Und am Ende resignieren wir.

Resignation ist ein Zeichen dafür, dass wir uns selbst aufgeben.
In der Resignation haben wir alle Hoffnung und jeden Glauben an uns selbst, das Leben und die Menschen verloren. Wir ertragen nur noch was ist, egal wie schlimm es ist.

Wir übergeben uns dem Leiden.
Wir sehen uns als unrettbar verloren.
Wir machen dicht.
Wir nehmen nichts mehr an und wehren alle Hilfe und alle Liebe, die man uns geben will ab, weil sie ja sowieso nichts nützt.
In der Resignation erstarrt das Leben.
Das Gefühl dafür das eigene Leben gestalten zu können existiert nicht mehr.
Wir sind tot im Leben.

Einem Menschen aus dieser Lage herauszuhelfen ist schwer.
Manchmal ist es unmöglich.
Das ist hart. Sehr hart, wenn wir diesen Menschen lieben.
Aber wir dürfen eins nicht vergessen: Wir haben keine Macht über andere.
Das anzuerkennen ist Demut.

Mittwoch, 15. Mai 2019

Raum lassen

Foto:A.W.

Nach Innen schauen
Das Wahrgenommene nicht zu ernst nehmen.

Du hast ein Gefühl
Du bist nicht dieses Gefühl
Ein Gefühl ist ein Gefühl
und sonst erst einmal nichts.
Ein Gedanke ist ein Gedanke
sonst erst einmal nichts.

Du bist viel mehr als dieses Gefühl.
Mehr als dieser Gedanke.

Lass den Raum frei in dem es möglich wird genau hinzuschauen.
Mit Interesse hinzuschauen um zu erkennen was sich genau in dir abspielt.
Hinschauen, beobachten.
Schauen ohne Angst vor deinem inneren Erleben.
Lass dir Raum um zu entscheiden ob und wie du auf deine Gedanken und Gefühle reagieren willst.






Montag, 13. Mai 2019

Verloren


Foto: A.W.
ich habe meine liebe zu dir verloren
irgendwo zwischen anfang und ende
irgendwo zwischen hoffen und kämpfen
irgendwo zwischen kommen und gehen
irgendwo zwischen verstehen und verzeihen
ist sie klein und kleiner geworden
und ich bin größer geworden
größer als die kleine liebe
ich lasse ich sie bei dir
und gehe zurück zu mir

Samstag, 11. Mai 2019

Ich will ja, aber ich kann nicht.



Foto: A.W.

Das Leben bringt uns immer wieder an Punkte, an denen wir mit unguten Situationen, Schicksalsschlägen und Krisen umgehen müssen. Das Leben bringt nicht nur Freude und Schönes, es bringt uns auch Leid und Schmerz, Krankheiten und Verluste. Das ist das Leben und keiner von uns bleibt verschont. Die einen trifft es mehr, schwerer und häufiger, die anderen weniger schwer und seltener.

Ich kenne Menschen, die so krank sind, dass sie ohne Sauerstoffgerät nicht mehr atmen können. Ich kenne Menschen, die immer wieder schwere Depressionen oder Panikattacken haben. Ich kenne Menschen, die Ihr Liebstes verloren haben. Ich kenne Menschen, die unheilbar krank sind. Ich kenne Menschen, die alles verloren haben was ihnen wertvoll und wichtig war.

All diese Menschen kämpfen um mit dem klar zu kommen was ist. Sie wollen weiter machen. Sie wollen, dass es besser wird als es ist, sie wollen ihr Leben gestalten – trotzdem. Trotzdem es schwer ist, trotzdem jeder neue Tag eine Herausforderung voller Hürden ist, trotzdem ihr Alltag ein ständiger Kampf ist und trotzdem sie Schmerzen haben. Diese Menschen haben mein ganzes Mitgefühl, meine Menschenliebe und meine Hochachtung. Sie haben meinen Respekt, weil sie nicht aufgeben, weil sie das Leben trotz allem als kostbares Geschenk zu schätzen wissen und weil sie etwas haben, was vielen fehlt: Demut, Akzeptanz und die Bereitschaft Verantwortung für sich selbst zu übernehmen gegen alle Widerstände.

Und dann gibt es die, die sich dem Leben verweigern, weil es nicht gut zu ihnen ist oder ihnen etwas genommen hat. Die es auch schwer haben, vielleicht sogar sehr schwer oder gar nicht schwer und sich trotzdem beklagen. Wenn man ihnen sagt: „Du hast es in der Hand dein Leben zu gestalten, du kannst entscheiden wie du mit dem umgehst was dir wiederfahren ist, auch wenn es nicht leicht ist“, dann kommt: „Ich will ja, aber ich kann nicht.“

Ja, wir alle können an den Punkt kommen wo uns alles zu viel ist, wo wir gefühlt nicht mehr können. Dann ist es völlig okay eine Weile nichts zu tun, uns auszuruhen und zu verarbeiten was unerträglich geworden ist.

Aber es gibt auch die, die partout auf dem “Ich will ja, aber ich kann nicht” beharren.
Ganz gleich wie viel Hilfe man ihnen anbietet, ganz gleich wie oft man ihnen zuhört, sie tröstest, sie unterstützt – es bleibt bei diesem: "Ich will ja, aber ich kann nicht".
Diese Einstellung ist der größte Bremsklotz, den ein Mensch sich selbst in den Weg legen kann, was seine persönliche Entwicklung angeht.

„Ich kann nicht“ ist ein absolutes Killerargument.
Es ist das Argument, dem du kein anderes mehr entgegensetzen kannst und musst.
Schluss, aus, fertig!
Ich kann nicht.
Und alles bleibt wie es ist.
Egal wie beschissen es ist.
Egal wie beschissen es noch werden kann.

Und das ist jetzt für alle, die nicht todkrank sind und nicht absolut hilflos aus welchen Gründen auch immer und die sagen sie wollen, aber sie können nicht:
Du könntest einmal ganz still werden, ehrlich in dich gehen und dich fragen:
Kann ich wirklich nicht oder will ich vielleicht nicht?
Du könntest dich fragen:
Was kann ich noch?
Worauf oder woran verschwende ich Tag für Tag Energie, die ich sinnvoller und zu meinem Wohle einsetzen könnte?
Was passiert mit mir wenn ich weiter „Ich kann nicht“ sage?
Ganz einfach: Du entziehst dich der Verantwortung, für dich selbst und dein Leben.
Auf diese Weise begrenzt du dich selbst.

Du könntest dich weiter fragen:
Was muss ich nicht tun, wenn ich sage" ich kann nicht"?
Wofür ist mein „Ich kann nicht“, eine Ausrede?
Wozu ist diese Ausrede gut?
Für meine Disziplinlosigkeit?
Meine Trägheit?
Meine Ignoranz mir selbst gegenüber?
Um mich weiter als Opfer fühlen zu können, dem Unrecht geschehen ist?
Um es mir weiter bequem in meinem Sumpf zu machen?
Damit sich andere um mich kümmern?
Damit ich weiter in den Tag hineinleben kann und mich nicht bewegen muss, weil mir das zu anstrengend ist?

Bin ich zu undiszipliniert und zu faul um etwas zu tun, was mir sicher helfen könnte?
Was blockiert mich?
Habe ich Angst?
Angst vor der Anstrengung und der Mühe die eine Veränderung mich kosten würde?
Angst mich aus meiner Komfortzone heraus zu bewegen?
Angst vor der Veränderung, deren Ausgang ich nicht kontrollieren kann?
Angst davor ungute Gewohnheiten aufzugeben, die mir das Leben scheinbar erleichtern?
Angst vor dem Scheitern?

Was bedeutet das eigentlich genau, wenn ich sage, dass ich nicht kann?
Weiß ich vielleicht nicht wie es gehen könnte?
Habe ich zu wenig Informationen?
Oder habe ich ausreichend Informationen und bin zu bequem um sie anzuwenden?
Könnte ich mir Hilfe suchen, damit ich können kann?
Habe ich alle Hilfsmöglichkeiten ausgeschöpft, die meine Lage verbessern könnten?
Bin ich überhaupt bereit Hilfe anzunehmen, die mir angeboten wird oder der sage ich von vornherein, das nutzt sowieso nichts?

Habe ich dysfunktionale Gedanken, die ich ohne sie zu hinterfragen glaube?
Habe ich das Vertrauen in mich selbst und das Leben verloren?
Bin ich vielleicht sogar lebensmüde?
Dann ist es höchste Zeit dir professionelle Hilfe zu suchen!

Du könntest dich weiter fragen:
Wie sieht mein Leben im Jetzt und in naher Zukunft aus, wenn ich dabei bleibe, dass ich nicht kann?
Komme ich weiter?
Und: Wohin komme ich, wenn ich so weiter mache?
Und zum Schluss:
Was wäre anders, wenn ich anstatt „Ich kann nicht“ „Ich werde nicht“ sage?
Dann hast du eine klare Entscheidung getroffen, nämlich: „Ich will nicht“.
Und dann bist du ehrlich zu dir selbst geworden.
Dann könntest du eine neue Entscheidung treffen mit:
„Ich könnte ...“

Freitag, 10. Mai 2019

Wenn sich eine Identität abgelebt hat

Foto: A.W.

Wir Menschen neigen dazu alles in Schubladen zu stecken, auch uns selbst.
Zum einen gibt uns das Halt und das Gefühl von Kontrolle, zum anderen macht es uns genau dieses Halt suchen und Kontrollieren wollen schwer Veränderung zu akzeptieren.
Aber das Leben ist Veränderung.
Aha, ja das weiß ich doch, das ist doch jedem klar, könntest du jetzt sagen.
Ja, aber Wissen heißt noch lange nicht was ich weiß zu fühlen und schon gar nicht es zu bejahen.

Menschen leiden nicht selten daran, dass sie Veränderungen partout nicht zulassen können.
Sie haben sich ein Bild gemacht von dem, der sie sind oder zu sein glauben.
Ich bin so.
Ich bin reich.
Ich bin schwierig.
Ich bin erfolgreich. 
Ich bin dies und das.
Ich bin stark.
Ich bin, ich bin, ich bin ...

Und wehe diese Ich bin - Überzeugungen kommen ins Wanken. Dann kommt Angst. Dann kommt Verunsicherung, dann kommt Haltlosigkeit. Dann wird schnell alles getan um das alte ICH BIN wieder herzustellen. Gelingt das nicht, schleicht nicht selten die Sinnkrise auf leisen Sohlen ins "Ich bin-Leben".

Wir alle neigen dazu unsere Identität über das zu definieren, was oder wer wir zu sein glauben. Wir sind dieses Ich weil wir diesen Job haben, diese Lebensweise, diese Familie, diesen Partner und all die anderen Dinge, die wir als tragende Säulen in unserem Lebens im Laufe unserer Biografie erschaffen haben.
Was aber wenn sie zu wackeln beginnen?
Was, wenn das alte Ich-Konzept nicht mehr funktioniert, weil vielleicht eine oder mehrere Säulen wegbrechen? Dann ist es Zeit diese Ich-Konzept zu hinterfragen und zu verändern.
Dazu gehören Mut und Ehrlichkeit uns selbst gegenüber.
Die meisten Sätze, die mit Ich bin ... anfangen, beziehen sich auf soziale Rollen und Lebensumstände. Und die sind nicht konstant, sie verändern sich. Manchmal schleichend, manchmal mit einem Schlag.
Früher war ich Fernsehmoderatorin, heute bin ich Coach.
Früher war ich abhängig von vielem, heute bin ich weitgehend autonom.
Früher war ich getrieben, heute bin ich gelassener.
Meine alten Selbstdefinitionen musste ich immer wieder aufgeben, weil ich Rollen aufgeben musste und Lebensumstände sich veränderten.
Ich sagte mir dann jedes Mal: Fuck, aber okay, es ist wieder mal an der Zeit dich neu zu erfinden.

Um uns neu zu erfinden ist es notwendig, das alte Ich-Konstrukt ziehen lassen. Ganz einfach deshalb, weil es sich abgelebt hat. Abgelebt durch die Veränderungen, die wir durchlebt haben. 
Manche Menschen kämpfen aber gegen das Abgelebte ihrer Identität. Sie können nicht loslassen, was sie längst verlassen hat. Sie bauen innerlich einen so großen Widerstand auf, dass sie sich schließlich in einem Niemandsland befinden in dem sie immer wieder der beunruhigenden Frage begegnen: Wer bin ich denn jetzt noch?

Das Alte ist weg, das Neue will kommen, darf aber nicht, weil das Alte ja so schön und toll und bequem war. Das schafft einen immensen inneren Konflikt. Nicht selten führt dieser in eine Depression oder ist Nährboden für Ängste und Panikattacken.
Der Verlust der alten Identität wiegt dann so schwer, dass sich der Mensch nicht mehr in sich selbst zurechtfindet. 
"Das bin nicht mehr ich", diesen Satz höre ich oft in den Sitzungen, begleitet von einem Gesichtsausdruck, der Traurigkeit und Unsicherheit zeigt. Manchmal fließen Tränen.
Ja, sage ich dann, das ist nicht mehr das Ich für das sie sich gehalten haben. Und das ist okay.
Meist trifft mich dann ein verwunderter Blick aus dem Ungläubigkeit blitzt. Das soll okay sein?
Zunächst fällt es schwer dieses: "Es ist okay", zu akzeptieren.
Das ist normal. Denn könnten wir das, hätten wir ja kein Problem mit der Aufgabe unserer alten Identität und unserer vertrauten Selbstdefinition. Aber jeder Widerstand ist zwecklos. Das Leben zeigt uns: Diese Selbstdefintiton passt nicht mehr in unser Jetzt.

Die Zerbrechlichkeit dieses Aspektes unseres Ichs kann bedrohlich sein und zu einem sehr kräftezehrenden inneren Kampf führen um die Selbstdefinition aufrechtzuerhalten.
Da fehlt dann nämlich etwas. Etwas das gewohnt war, etwas, das uns wichtig war, etwas, das uns die Basis gab auf der wir uns geerdet und getragen fühlten. Nur, dieser Kampf gegen die Veränderung ist nicht nur ungeheuer anstrengend, sondern aussichtslos.
Beständigkeit ist auf dieser Ebene des Ichs nicht zu finden.
Beständigkeit finden wir in dem, was wir das Selbst nennen. Jenem tiefen inneren Kern, dessen Qualität mit Worten schwer zu definieren ist. Das Selbst ist das, was uns von Innen hält, wenn alles Gewohnte, alle Konzepte, alle Definitionen über uns selbst wegfallen.
Und dieses Selbst weiß auch, dass unsere Identität nicht von bestimmten Rollen oder Konstrukten abhängig ist. Dieses Selbst ist eine Ebene in einer anderen Dimension unsere Psyche an die heranzukommen gar nicht einfach ist. Das Selbst liegt hinter unseren Gedanken und Vorstellungen. Und dort sind wir. Aber wir finden uns selbst nicht so leicht, eben weil wir diese Selbstdefinitionen machen, eben weil wir uns an Identitäten festhalten, die wir einmal erschaffen haben.
Das Selbst hat keine Bilder oder Vorstellungen von "Ich bin".
Es ist. Und Punkt. Erst mal.

Aber zurück zur abgelebten Identität. Worum geht es?
Es geht darum an der Idee von dem, der wir gestern waren, nicht weiter festzuhalten und die Veränderung zu erlauben. Und es geht darum neugierig auf das zu sein, was wir auch sein können.
Dazu ist es notwendig uns von unserem alten Ich zu verabschieden. Uns bei ihm zu bedanken und es ziehen zu lassen. Das mitzunehmen was uns im Jetzt nützlich sein kann und sein zu lassen was nicht mehr in unsere Gegenwart passt. Identität ist nichts Festgeschriebenes. Alles was wir über uns sagen und von uns halten ist wandelbar, weil es dem Wandel unterliegt wie alles im Leben. Und auf Wandel folgt wieder Wandel. Jeder Widerstand ist zwecklos. Also lassen wir zu, was sich wandeln will.
Und nicht als Opfer der Umstände, sondern als Erfinder und Gestalter unserer Identitäten. 
Erfinden wir uns neu, wieder und wieder. Ich finde das spannend. 
















Dienstag, 7. Mai 2019

Damit es mir besser geht

Foto: A. Wende

In diesem Moment tue ich etwas damit es mir besser geht.
Moment für Moment arbeite ich daran.
Ich mache mir keinen unnötigen Stress indem ich auf das große Ziel schaue.
Ich gehe kleine Schritte.
Manchmal sind sie mühsam.
Manchmal sind sie schwierig.
Manchmal sind sie unangenehm.
Manchmal fühle ich mich unsicher.
Manchmal bin ich ängstlich.
Manchmal bin ich traurig.
Manchmal zweifle ich.

Aber ich habe die Bereitschaft weiter zu gehen.
Schritt für Schritt.
Dabei umgebe ich mich mit Dingen und Menschen, die mir gut tun und beseitige Unwesentliches und das, was mir nicht gut tut.
Dabei räume ich auf.
Innen und Außen.
Dabei übe ich mich in Achtsamkeit.
Ich gehe.
Schritt für Schritt.
Weil ich den Entschluss gefasst habe etwas für meinen inneren Frieden zu tun.
Das ist mir wichtig.
Ich bin mir wichtig.
Gute Beziehungen sind mir wichtig.
Und weil es mir wichtig ist, lerne ich nicht aufzugeben.
Ich lerne, es funktioniert, wenn ich etwas dafür tue.
Moment für Moment.

Sonntag, 5. Mai 2019

Männliche Gewalt und warum Frauen das zulassen



Foto: A. Wende

Männer die Frauen Gewalt antun sind Menschen, die andere zerstören müssen. Sie müssen herabwürdigen um Macht zu gewinnen, weil sie sich klein und machtlos fühlen. Sie empfinden weder Mitgefühl noch Achtung für den anderen. Sie respektieren ihn nicht, weil sie sich selbst verachten.

Wieso lassen Frauen Gewalt zu?
Die Perversion, denn genau das ist Gewalt, fasziniert am Anfang, bevor das zuschlagen beginnt, so paradox und absurd das klingt. Die Gefährlichkeit wird nicht erkannt. Bisweilen wird sie sogar banalisiert oder entschuldigt. Die Quälerei etabliert sich. Das Opfer wird destabilisiert. Allmählich beginnt die schleichende seelische Zerstörung. Das Opfer verliert sein Gefühl für seinen Wert als Mensch. Es wird demontiert, seiner Individualität beraubt. Es verliert seine Selbstachtung.

Genau das ist das Ziel des Täters, den anderen zu zerstören, indem er ihn an sich selbst zweifeln lässt.  
Das Opfer ist mehr und mehr verwirrt. Es glaubt sogar die Gewalt verdient zu haben, weil es sich nicht richtig verhält. Egal was es tut, alles ist falsch und wird ihm vom Täter angelastet.
Das Opfer wird permanent abgewertet und manipuliert. Es wird stigmatisiert. Die Gewalt, sei sie emotional oder körperlich, meist ist es beides, wird als Reaktion auf seine Schlechtigkeit gerechtfertigt und verargumentiert: „Das hast du verdient!“ „Du bist selbst schuld!“

Das Opfer gerät völlig aus der Fassung. Es ist nicht mehr im Besitz seiner geistigen Kräfte. Der Widerstand ist gebrochen.
Ein dermaßen systematisch erniedrigter und geschlagener Mensch verliert all seine Selbstschutzmechanismen. Er vergisst wer er ist und wer er vor der Misshandlung war.
Der Zeitpunkt um den perversen Kreislauf zu verlassen ist überschritten. Das Opfer fügt sich in sein „Schicksal“. Es sieht keinen Ausweg und erträgt nur noch. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes seelisch und körperlich zerschlagen.
Ohne Hilfe von außen gelingt selten ein Ausbruch.

Samstag, 4. Mai 2019

Verachtung




Foto: A.Wende

Eine verächtliche Gebärde, ein verächtlicher Ton, verächtliche Blicke, verächtliche Worte geben uns das Gefühl von Minderwertigkeit.
In der Verachtung blickt der andere mit Geringschätzung auf uns herab. Verachtung spüren ist ein desaströses Gefühl. Wir fühlen Scham.
Verachtung, ist eine Emotion, die aus Ekel und Ärger erwächst. Verachtung ist ein narzisstisch-aggressiver Affekt. Ihm zugrunde liegt das Gefühl besser zu sein als der andere. Verachtung ist eine Form der Bestrafung.

Verachtung ist mangelnde Liebe
Verachtung trennt.
Spüren wir die Verachtung eines anderen oder verachten wir selbst den anderen wird Nähe unmöglich.
Mit der Verachtung endet die Liebe.

Wer anderen mit Verachtung begegnet fühlt sich selbst wertlos, innerlich leer und einsam.
Ihm fehlt liebende Güte – für sich selbst und damit für andere. Wer keine Liebe spürt achtet andere nicht.
Er achtet nicht einmal sich selbst.
Er hat kein Gefühl für Würde und achtet daher die Würde anderer nicht. Es gibt sie, diese Menschen. Es gibt sie immer und überall. Die Lektion, die uns ihre Verachtung lehrt ist Selbstachtung.
Diese Menschen bedürfen unseres Mitgefühls.
Aber was viel wichtiger ist: Die Begegnung mit diesen Menschen bedarf des Mitgefühls mit uns selbst.

Freitag, 3. Mai 2019

Blind

Foto: A.Wende

Wie es scheint, können wir kaum anders als das, was wir wahrnehmen unbewusst durch den Filter unserer eigenen Erfahrungen laufen zu lassen. Dabei übersehen und überfühlen wir die Dinge wie sie wirklich sind.
Das zeigt sich oft daran, dass wir an anderen genau das bemängeln, was wir an uns selbst nicht leiden können.
„Aber was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, doch den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?“
Wozu führt das?
Wir verstehen einander nicht
Wie entfernen uns voneinander.
Wir verletzen uns gegenseitig.
Blind für das Eigene
Blind für den anderen.

Donnerstag, 2. Mai 2019

Unterscheiden

Foto: A.W.

Vielleicht denken wir unser Zusammenleben wäre besser, wenn der andere sich ändern würden. Vielleicht wäre das auch so.
Aber das geschieht nicht.
Wir hoffen und versuchen und machen und tun und reden und erklären und bitten und bleiben unglücklich.
Es geschieht nicht.

Veränderung beginnt nicht beim anderen.
Wir haben keine Macht über andere.
Veränderung beginnt einzig und allein bei uns selbst.

Wenn wir wieder einmal unglücklich sind, weil wir andere verändern wollen und uns traurig, niedergeschlagen oder hilflos fühlen, weil es nicht gelingt, können wir innehalten und nachdenken und uns auf diese Worte von Rainold Niebur konzentrieren:
"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
„...die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“