Mittwoch, 15. August 2018

Co-abhängig – Ein Leben im Käfig des Mangels


Malerei: A. Wende

Wer es erlebt hat oder gerade erlebt weiß es: Co-Abhängigkeit ist ein Leben im Käfig des Mangels, der Angst und der Selbstverleugnung. Wenn wir in eine Co-abhängigkeit geraten sind oder tief drin stecken, sind unsere Gedanken immer bei der anderen Person. Alles, was sie tut oder nicht tut, alles was sie sagt oder nicht sagt, bekommt eine übermäßig große Bedeutung und beeinflusst unsere Gefühle, unsere Gedanken und unser Handeln. Die Folge: Wir geben die Macht über uns selbst an den anderen ab. Wir verlieren Selbstkontrolle, Selbstwertgefühl und Selbstbestimmung. Wir sind gefangen in einem Käfig der Fremdbestimmung und drehen uns nur noch um den anderen. Wir verleugnen unsere Bedürfnisse, unsere Wünsche, unsere Träume und werden klein und kleiner. Je kleiner wir werden, desto hilfloser und ohnmächtiger fühlen wir uns. Wr kleben am anderen. Die Beziehung zu lösen scheint unmöglich - das destruktive Gefühlschaos hält und pappt am anderen wie zäher Leim. Und das eigene Leben fühlt sich genauso an: zäh und starr.

Wir kommt man da wieder raus?
Es ist ein langer, schmerzhafter Weg und er beginnt mit einem ersten Schritt, wie alle Wege.
Er beginnt mit Bewusstwerdung.
Wenn wir uns darüber bewusst werden, was wir da machen, indem wir uns selbst dabei zu beobachten beginnen, kann das der erste Schritt hin zu einer Veränderung sein. Erst wenn wir uns zutiefst klar darüber sind, dass wir die Macht über uns selbst einem anderen Menschen in die Hände geben, haben wir die Chance sie uns zurückzuholen.
Werden wir uns also unserer Gefühle, Gedanken und Handlungen in Bezug auf den anderen bewusst.

Werden wir uns bewusst was das mit uns macht. Und zu welchem Menschen uns das macht.

Warum ein Käfig?
In der Co-abhängigkeit leben wir in einem Käfig von unguten, dysfunktionalen Gefühlen, aus denen wir uns nicht befreien können. Eine angemessene Emotionsregualtion funktioniert nicht mehr oder nur begrenzt. Angst, ständige innere Unruhe, Wut, Verzweiflung, sinnlose Erwartungen und ständige Enttäuschungen haben uns im fest Griff. Alle positiven Gefühle werden kaum mehr gespürt. Wir stecken in einer Negativschleife destruktiver Gefühle aus der wir nicht nicht mehr herauskommen.

Durch das ständige Klagen und Beklagen über unsere Lage verstärken wir diese Gefühle. Dadurch verengt sich unser Focus und wir sehen keine Lösung. Wir fühlen uns als hilfloses Opfer und glauben nicht mehr an ein besseres Leben. Manche Co-abhängige glauben sogar ohne den anderen nicht mehr leben zu können. Sie geben sich selbst auf.

Wohin führt das?
Die Angst wächst, die Verzweiflung wächst. Ausweglosigkeit macht sich breit. Wir verlieren den letzten Rest unseres Selbstwertgefühls und bleiben gefangen in einer Situation, die jeder normale Mensch längst verlassen hätte um seinen Arsch zu retten.
"Aber ich schaffe es nicht zu gehen, kommt dann. Ich liebe diesen Menschen doch".

Nein, das ist keine Liebe, weil Liebe nicht weh tut, weil Liebe nicht eng macht, sondern weit, weil Liebe uns beflügelt und nicht am Boden kleben lässt, weil Liebe Kraft gibt und sie nicht raubt. Das was ist, ist Abhängigkeit. Also Schluss mit der Selbstlüge.

Warum bleiben Co-abhängige?
Aus dem inneren Mangel an Eigenliebe und fehlendem Selbstwertgefühl werden mit der Zeit Selbstzerstörung und Selbsterniedrigung. Wenn wir co-abhängig sind haben wir den Glauben aufgegeben, unser Leben allein meistern zu können. Selbstbestimmt zu leben macht uns Angst.
Wir haben mehr Angst zu gehen als zu bleiben.
Und das ist der Käfig.
Den Schlüssel haben wir selbst.
Wir müssen ihn irgendwann benutzen, sonst gehen wir in diesem Käfig zugrunde.
Wenn wir das alleine nicht schaffen, es gibt Hilfe.

Namaste 

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