ich habe mich zurückgezogen. rückzug seit sechs tagen, verzogen aus der welt da draußen in meine kleine welt drinnen. sechs tage hat mich kein mensch gesehen, ausser der verkäuferin im supermarkt, die mich eigentlich auch nicht gesehen hat, nur den code auf den paar lebensmitteln über die kasse gezogen und den gesehen. die nachbarn haben mich auch nicht gesehen, weder beim rausgehen noch beim reingehen in die wohnung. ich habe eine tarnkappe auf, gedacht und dass es sich angenehm lebt, so ungesehen. irgendwie wäre das genau die lebensform, die mir entspricht, das mit dem rückzug und der tarnkappe, die mich ungesehen macht und für keinen antastbar, für keinen verfügbar, für keinen erreichbar, für keinen nervbar, für keinen forderbar, für keinen zuständig und erwartbar. wie entspannend das ist und wie schön still. keiner plappert, keiner will was und ich muss auch nichts wollen und nicht plappern. ich kann in ruhe vor mich hin dümpeln und keiner sagt was, wenn ich um fünf uhr nachmittags immer noch im nachthemd am schreibtisch sitze und einfach in mich rein denke und aus mir raus schreibe und keiner, der seinen senf dazu gibt und meint, ich sollte doch mal wieder unter die leute sonst bestünde die gefahr, dass ich völlig vereinsame und das sei gar nicht gut. das sagen viele leute, die meinen, dass es draußen besser ist als drinnen. für mich sind das leute, die bei mir sowieso draußen bleiben.
die leute, wer ist das, frage ich mich und zähle an den fünf fingern einer hand ab, wieviel leute es gibt, für die sich das rausgehen lohnt und bin nach drei fingern schon fertig. die leute strengen mich an, die meisten jedenfalls, die den ganzen tag draußen verbringen und den abend auch noch, wenns geht, und das gut finden. eigentlich strengen mich gar nicht die leute an, sondern, das, was sie so sagen, wenn sie anfangen zu reden. das strengt mich an, weil es immer das gleiche ist und ich habe selbst genug vom immer gleichen, also brauche ich das andere gleiche nicht auch noch. mir ist alles gleich, könnte man jetzt denken, wenn einer über mich nachdenken würde, aber die mühe lohnt nicht, das kann ich dem gleich sagen. ich denke schon genug über mich selbst nach und das bringt mich auf keinen grünen zweig. vielmehr führt es dazu, dass ich an meinem eigenen ast säge. warum? weil, wenn ich noch länger nicht rausgehe, wird mir das geld ausgehen, das ich verdienen muss, um tagelang nicht rausgehen zu müssen, wenn mir danach ist. heute ist tag sieben und mir ist immer noch nicht nach rausgehen. ich muss aber raus unter die leute, damit mein zweig grün bleibt. ich weiß jetzt schon, das wird anstrengend, weil ich fast schon vergessen habe, wie man das so macht, ohne tarnkappe unter leuten da draußen.
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