Mittwoch, 7. März 2012

nicht teilbar


das leben geht weiter, es wird wieder besser, sagte er.

anna wollte ihm glauben. es fiel ihr schwer. alles fiel ihr schwer. das schwerste war sie selbst. zentnerschwer schleppte sie sich seit wochen durch den tag.

sie, die gedacht hatte, zu wissen, warum sie tat was sie tat, stand nach all der zeit des tuns vor einem abgrund, der ihr nichts weiter zeigte als ein schwarzes loch. kein licht unten, wo es doch sein sollte, das licht, von dem sie sprachen, das immer dann erscheint, wenn es am dunkelsten ist. vielleicht war es noch nicht dunkel genug, dachte anna.

ihre gedanken schweiften ab, so wie sie es immer öfter taten in letzter zeit.
sie sah ihn an, sah durch ihn hindurch und sah nur das schwarze loch.


ich bin da, sagte er, den sie nicht sah.
er nahm ihre hand.
anna spürte die berührung. sich selbst spürte sie nicht.


er verstehe sie, sagt er, weil er es kenne, das gefühl, das ein nichtgefühl war.

ein nichtgefühl, dachte anna und dass es sich genauso anfühlte, nach nichts. nichts war übrig von dem, woran sie geglaubt hatte, wofür sie gelebt hatte. anna, eine gefangene ihrer eigenen wahrheit, die sie gelebt hatte, verteidigt hatte, gegen alle widerstände, um am ende daran zu scheitern? hat ein mensch einmal seine wahrheit erkannt, kann er sich nicht mehr von ihr frei machen. ein mensch, der einmal seine wahrheit gefunden hat, bleibt an sie gebunden. anna saß in der falle.

was nutzt eine wahrheit, die für das leben nicht taugt? fragte er, als habe er ihre gedanken gelesen.

sie dachte nach über ihre wahrheit, kam zu dem schluß, dass die tatsachen der erfahrungen mit niemandem teilbar waren.

vielleicht, antwortete sie, taugt das leben nicht für meine wahrheit.





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