ich bin blockiert. ich sitze hier vor diesem weißen kästchen in das ich noch vor kurzem an fast jedem morgen mit einem satz zu schreiben begann und aus diesem satz eine geschichte machte.
ich sitze hier und versuche zu schreiben. es fällt mir schwer, aber ich versuche es, weil ich weiß, man muss es versuchen, wenn man etwas will, egal was es ist. also versuche ich es und füge wort an wort, das mir aus dem kopf in die finger fließt. gut, ich kann es noch. es fließt endlich wieder - ich kann noch schreiben. zumindest reihe ich worte aneinander wie die perlen einer kette. rund soll es werden, was ich schreibe, einen anfang muss es haben und einen schluss und dazwischen einen sinn. das ist das wesentliche, dass die worte einen sinn ergeben, wo doch nichts einen sinn ergibt, denke ich, und habe es schon geschrieben.
das leben ist absurd. nie habe ich etwas anderes gedacht. und obwohl ich das weiß, bin ich am sinnsuchen wie alle anderen.
wie alle menschen bin ich ein sinnsucher wie camus es so treffend beschrieben hat. festgemacht hat er es am beispiel von sisyphos, der seinen blöden stein immer wieder von unten nach oben rollt, weil ihn der göttervater bestraft hat, und in dieses rollen des steines, weil ihm nichts anderes bleibt, den sinn seines daseins legt.
mit anderen worten, wenn ich suche finde ich etwas, auch den sinn. sisyphos hat ihn schließlich auch gefunden, auch wenn er ziemlich banal war.
ich weiß längst, der sinn den ich suche, den finde ich nicht irgendwo da draussen. das habe ich in jungen jahren lange versucht, ihn da draussen zu finden, in einem menschen, in der liebe, in zielen, in aufgaben, die ich mir gestellt habe und mir noch heute immer wieder stelle. immer neue, weil mich so ziemlich alles nach einer gewissen zeit langweilt, dinge, menschen, sogar ich mich selbst. schwer da einen sinn von dauer zu finden.ich verliere immer wieder den faden könnte man sagen.
den roten faden, der mein leben durchzieht, den könnte ich suchen und finden, denn den gibt es. dieses etwas, das mich bei aller sinnlosen langeweile immer wieder anzieht und am leben hält, der rote faden, der mein leben durchzieht und mich ausmacht.
ich will etwas bleibendes, etwas woran ich mich halten kann, etwas worauf ich mich verlassen kann. wie sinnlos dieses wollen ist, wo doch nichts bleibt, weder umstände, noch dinge und schon gar nicht menschen.
verlass dich nie auf einen menschen, denn menschen können menschen kränken, hat mein sohn gesungen in einem rap, den er gemacht hat als er zwölf jahre alt war. damals hat mich dieser satz traurig gemacht, weil er dem kopf eines zwölfjährigen entsprungen ist und ich habe mich gefragt, was hast du falsch gemacht, dass dein kind so empfindet. aber er ist wahr dieser satz, mein kind hatte recht und ich habe vielleicht nichts falsch gemacht, mein sohn war schon damals klug genug das zu erkennen. er hat eine simple wahrheit ausgesprochen.
diese wahrheit ist nur traurig, weil ich sie bewerte mit meinen erfahrungen und sie besetze mit den gefühlten enttäuschungen und verlusten, die mein leben begleiten seit ich denken kann und das leben aller menschen, die ich kenne.
also keine kränkungen mehr und keine verluste mehr, habe ich mir vorgenommen damals. und keine kränkungen und keine verluste mehr bedeutet - binde dich an nichts, nicht an dinge und schon gar nicht an menschen, die dich kränken können. also habe ich es vermieden mich zu binden um mich zu schützen und eine ganze zeit ist mir das ziemlich gut gelungen.
ich habe mich zurückgezogen von den menschen und in einer art splendid isolation gelebt, "erleuchtet" durch die bücher, die ich gelesen habe, das wissen, das ich mir angeeignet habe und die gedanken, die ich gedacht und aufgeschrieben habe und niemand hat dieses leben gestört, weil ich niemanden eingelassen habe in mein reich. es hat sich gut angefühlt nur mit mir selbst zu sein, mit meinen gedanken und der liebe zu meinem sohn, dem einzigen menschen, der mich kränken darf und von dem ich weiß, dass er mich dennoch liebt und ich ihn und dem ich alles verzeihe und er mir.
das ist sinn genug, habe ich gedacht und trotzdem gefühlt, dass es da noch einen anderen sinn geben muss, einen, der weit über diesen, auf einen anderen bezogenen sinn, hinausgeht. mein sinn, der nur mit mir zu tun hat, etwas, das mich von innen hält, wenn alle sinnbezogenheit im aussen endet - mein roter faden. meine schreiberei ist ein teil dieses fadens. die nutzt keinem ausser mir selbst.
nachdem ich drei bücher veröffentlicht hatte, hatte ich nie mehr den drang weitere in die welt zu setzen. warum? das weiß ich selbst nicht so genau, vielleicht weil ich angst hatte meine ganze schreiberei ist nur für mich selbst gut. sinnlos also auch das irgendwie, ausser ich mache es wie sysiphos und sehe die schreiberei als meinen lebensinn an. tue ich auch irgendwie. und gut ist es, könnte ich sagen und habe das auch eine ganze zeit lang gesagt und gelebt und mich an nichts gebunden ausser an die worte, die mich nicht kränken können, weil sie die meinen sind und ich sie mir gefügig machen kann, wie es mir beliebt.
wie gesagt, eine ganze weile ging das gut. ich war einsam, aber ich habe ausser den menschen, die ich einst geliebt habe und die mich verlassen haben oder ich sie, nichts vermisst. aber dann habe ich nicht aufgepasst und mich von einem menschen berühren lassen und aus war es mit meiner splendid isolation. mein leben kam ins wanken.
alles was ich mir mühsam zurecht gelebt hatte, wurde erschüttert. ich habe versucht der erschütterung zu entkommen, aber es hielt mich etwas fest und ich hatte das gefühl, dass es einen sinn hat, das mich etwas fest hält an diesem menschen, etwas, das ich nicht so einfach würde kappen können, ohne mich selbst und den anderen zu kränken. und genau in dem moment wo ich das begriffen habe, wusste ich wieder wie recht mein sohn hatte damals, als er das sang mit dem kränken. was macht das alles für einen sinn?
das leben ist absurd. ich habe nie etwas anderes gedacht.