Wir alle sind geprägt von unseren Erfahrungen, besser, davon, wie wir all diese Erfahrungen wahrgenommen haben. Nicht das Erfahrene gibt den Dingen und Erlebnissen ihre Bedeutung, sondern das Gefühlte dieser Erfahrungen. Das prägt uns.
Es ist wie ein Subtext, der bei allem was wir tun mitläuft. Wie die Untertitel im Fernsehen, der Crawl bei den Nachrichtensendungen laufen diese "gefühlten" Erfahrungen mit. Unten eben, im Unterbewussten. Wir merken es nicht mal.
Wenn wir es merken, nehmen wir uns vor etwas daran zu ändern, besonders dann, wenn diese alten Erfahrungen uns im Leben blockieren. Also versuchen wir sie zu löschen. Geht aber nicht. Was in der Schachtel der Erfahrungen drin ist, bleibt hartnäckig wo es ist, es ist sozusagen auf der Festplatte gespeichert. Ab in den Papierkorb? Ein sinnloses Unterfangen, denn die Erinnerungen auf unserer Festplatte lassen sich nicht wegschmeissen.
Neue Erfahrungen machen und so neue Daten speichern? Eine Möglichkeit. Jedoch muss man dabei auf der Hut sein, denn ich habe den leisen Verdacht, dass unser hinterhältiges Unterbewusstsein genau auf das anspringt, was es schon kennt. Mit anderen Worten: Wir springen, ohne es zu wollen, immer wieder auf ähnliche Dinge, Situationen und Menschen an, die zu unseren Erfahrungen irgendwie passen - und tappen immer wieder in die Falle ähnlicher Erfahrungen.
Was tun?
Das Muster erkennen? Das könnte bedeuten: Da hin gucken, wo es im Zweifel weh tun könnte. Das könnte bedeuten: Fragen stellen. Solche vielleicht: Warum passiert mir das immer wieder? Warum falle ich immer wieder auf den gleichen Typ Mann rein, warum sage ich ja, wo ich eigentlich nein meine, warum lasse ich mich immer wieder von anderen einspannen, wo ich doch mein eigenes Ding machen will? Warum versuche ich freundlich zu bleiben, wo ich eigentlich eine Stinkwut habe? Das sind gute Fragen, finde ich.
Jeder, der so im Leben rumwurschtelt und nie oder nur mühsam erreicht was er gern erreichen würde, es ob seiner Fähigkeiten auch durchaus ganz leicht erreichen könnte, hat eine Wunde, einen Knacks, ein Selbstkonzept, das alles andere als gut für ihn ist. Er hat ein fest einprogrammiertes Glaubensmuster über sich und über seine Wirkung in der Aussenwelt. Ein Muster, das geprägt ist von Selbstkritik, von zu viel Selbstreflexion, Selbstzweifeln und dem Gefühl, aus dem all das geboren wird - das Gefühl heißt: "Ich bin nicht wertvoll genug." Wofür nicht? Um es mir gut gehen zu lassen, um mich durchzusetzen, um mich zuerst um mein Leben zu kümmern und dann vielleicht, wenn ich wirklich will, um das der anderen?
Man kann sich dieses Glaubensmuster vorstellen wie eine Energie, die nach Aussen abstrahlt. Hätte sie eine Farbe wäre sie Grau. Und dieses Grau wird wahrgenommen und zwar von denen, die ähnliche Gefühle haben, die eine Resonanz zu unserer Energie haben, weil sie ähnliche Glaubensmuster und vergleichbare Selbstkonzepte haben. Wie heißt es doch so schön: "Gleich und gleich gesellt sich gern. Oder wie Rilke schreibt: "Wir lieben was uns gleich ist..."
Bäng! ist man wieder um eine ähnlich Begegnung, um eine ähnliche Erfahrung reicher, die man nie mehr machen wollte. Also, auch wenn es einfacher wäre zu glauben, "schnöde Welt, du bist schuld", ich denke es liegt an uns, wenn uns zum hundertsten Mal das Gleiche in anderer Gestalt und abgewandelter Form begegnet. Nix mit - aus Erfahrung wird man klug. Weit gefehlt!
Gleichwohl, und das ist das doppelt Vertrackte, merken auch die, die nicht in unserer Energie schwingen, was da so rüberschwingt. Wodurch? Also, meine liebe Oma hatte da so einen Spruch, der heißt: "Wer den Rücken beugt, dem wird reingetreten." Übrigens, meine Oma gehörte zu denen, die ihn immer schön gebeugt haben. Sie wusste wovon sie sprach. Nebenbei gesagt, die Oma ist nicht alt geworden.
Wenn andere merken, dass wir uns klein fühlen (wer sich klein fühlt, verhält sich auch so) und dass wir uns selbst nicht wirklich gut finden, dann behandeln sie uns nicht gut. Haben wir ja auch nicht verdient. Am Ende wird man krumm vom Beugen. Wissen tun wir das irgendwie alle und doch begegnen mir immer wieder Menschen, die, trotzdem sie es wissen, immer schön in die alte Schachtel greifen und das mit der Ausrede: So bin ich halt! So bin ich auch, würde mir besser gefallen.
Also ich sag mal so. Erfahrungen kann man verändern. Veränderung ist ein Prozess. Neue Daten in die Schachtel packen bedeutet Arbeit an uns selbst. Wunder und Wünsche, na ja, das hatte ich schon an anderer Stelle.
Aber es gibt eine gute Übung um neue Daten zu sammeln und neue Erfahrungen zu machen. Die Übung heißt: "Ich bin der wertvollste Mensch in meinem Leben!" Besonders dann anzuwenden, wenn wir uns mal wieder beim Rückenbeugen erwischen. Das bedeutet auf uns selbst Acht zu geben. Das ist genau das, was eine gute Mutter für uns tun würde. Ich übe es gerade.
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