Er ist da, wieder ist er da, dieser Gedanke, ein Gedanke, der nicht vergeht, der sich hartnäckig in alle anderen Gedanken drängt: Ich will weg, weg aus dieser Stadt, besser aus diesem Land, das mein Heimatland ist, in dem ich mich heimatlos fühle, seit ich denken kann. Gefühltes Denken, ein Denken, das ich ernst nehmen sollte und es nicht tue. Immer noch nicht, nicht einmal jetzt, wo mein Leben sich einem Zukünftigen zuwendet, wo Vergänglichkeit eine Größe annimmt, die bei jedem Blick in den Spiegel eine nicht mehr zu leugnende Gewissheit ist, längst. Jetzt, wenn nicht jetzt, kann ich noch einmal etwas verändern, bevor die Zeit und eine müde Langeweile mich überholen.
Mir fehlt der Mut, das Vertraute wiegt in Sicherheit, eine fragwürdige Sicherheit, ein Konstrukt, das Macht hat, mich hindert, den Sprung zu wagen, in ein Neues, Ungewisses. Der Mut steht hinter der Angst, die Sehnsucht, mal ein klägliches Etwas, mal ein großes Brennen mischt sich ein, sie kämpfen gegeneinander. Ich dazwischen.
Habe ich ihn verloren, den Mut, habe ich ihn nie besessen? Ich weiß es nicht, weiß nicht, was ich will, wusste ich es in einer anderen Zeit? Bin ich die Gleiche geblieben oder eine Andere geworden? Wer bin ich und wer will ich sein und ist das das Gleiche und was ist, wenn ich die werde, die ich bin. Ich weiß nicht, wer ich bin, nur wer ich auch bin und wer ich auch sein will, das sind viele und die eine, die weiß, haust inmitten dieser scharfen Splitter meines Ichs, irgendwo. Ich habe mich zu oft geschnitten.
Der Mann sagt zu mir: "Du suchst etwas, von dem du nicht weißt, was es ist." Er macht mich nachdenklich, noch nachdenklicher, dieser Satz, den er zu mir herrüberschiebt, beiläufig, in einem Gespräch, in dem es um etwas ganz anderes geht, eigentlich. Wie kamen wir dahin, an diese Stelle, die weh tut.
Ist es möglich sein Leben am falschen Ort zu verbringen? Und wie weiß ich, ob es der falsche Ort ist, oder nur meine Einbildung, dass es so sei. Ist es der falsche Ort, wenn all die Straßen, die ich gehe nicht zum Ziel führen, das Ziel bin ich, was sonst soll es sein. "Verstehst du das?", frage ich den Mann, der einen Platz hat im Leben. Wie soll er mich verstehen? Der Mann lächelt milde aus einem schönen Gesicht, um das ich meine Hände legen will, sagen will: "Gib mir einen Platz."
Ich will mich häuslich einrichten, ein altmodisches Wortgespann, das auf etwas hinweist, das mir fremd ist. Eine Fremde im Leben, im eigenen, in dem der Anderen sowieso. Das macht mich suspekt. Das Subversive klebt an mir und findet kein anderes Subversives um anzudocken. Ich verbringe Zeit mit mir selbst. Vergangenheit, Gegenwart, Zukünftiges. Da ist doch ein Knacks in mir, irgend etwas hat mich zersplittert, wann das war habe ich vergessen. Der Knacks vergisst mich nicht, er verlässt mich nicht, ich verlasse andere bereits im Moment des Ankommes, weil sie den Knacks nicht kennen. Es fehlt ihnen etwas. Mir fehlt etwas.
Der Mann ist genauer betrachtet einer ohne den Knacks, auch ihn werde ich verlassen. Ich bin schon fort und er weiß es noch nicht. Es wird ihn nicht weiter stören, denn er hat seinen Platz, den er behaupten wird.
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