Montag, 27. Januar 2020

Über das Verlassen

Foto: www


Auch wenn es anders aussieht, der Verlassene ist nicht immer das bedauernswerte Opfer. Derjenige, der verlassen wurde, hat sich mitunter schon lange vorher innerlich aus der Beziehung verabschiedet und sein eigenes Ding gemacht.

Vielleicht war er zu feige den Schlussstrich zu ziehen. Vielleicht hat ihm die Beziehung noch zu viel Benefit gebracht und er hat abgewägt, was er verliert wenn er geht. Vielleicht hat er gedacht, es sei falsch sich zu trennen, aus Angst allein zu sein, nichts Besseres mehr zu finden oder weil der andere immer für ihn da war und ihm Halt gab.
Das führt zu einem zum Nebeneinanderherleben, in dem sich zumindest einer der Partner dazu entschlossen hat oder sich damit abgefunden hat, dass er sowieso nicht bekommt, was er sich eigentlich wünscht. Er bleibt ehe er gar keinen Partner hat.


Vielleicht war der Verlassene immer wieder untreu.
Vielleicht hat er ständig mit anderen geflirtet.
Vielleicht hat er keine Energie und kein Herz mehr in die Beziehung gesteckt. 

Vielleicht hat nur noch genommen und wenig oder nichts gegeben. 
Vielleicht hat er den anderen nicht mehr wertgeschätzt und respektiert. 
Vielleicht hat er immer dem anderen die Schuld gegeben für alles was schief lief und keine Verantwortung für seine Fehler übernommen. 
Vielleicht hat er den anderen als selbstverständlich hingenommen und ihm wenig Aufmerksamkeit geschenkt. 
Vielleicht hat er ihn immer wieder abgewertet, verletzt und gedemütigt. 
Vielleicht war er unzufrieden und hat es nie ausgesprochen, weil er zu feige war oder zu faul an der Beziehung zu arbeiten.

Auf die eine oder andere Weise hat der Verlassene die Beziehung nach und nach zerrütten lassen. Er hat es dem anderen überlassen, die Beziehung entweder so lieblos und ausgedörrt hinzunehmen oder sie zu beenden. Und beenden, das tut der andere schließlich irgendwann für ihn.

Wir Menschen spüren ob wir dem anderen wichtig und wertvoll sind, wir spüren, ob wir geliebt werden oder nicht. Und irgendwann halten wir die Lieblosigkeit nicht mehr aus. Das ist dann der Moment wo es zu Ende geht mit der Beziehung, weil der Glaube an den anderen verloren ist.
Das Vertrauen ist erloschen.

Gehen ist nicht immer der einfache Weg. Und es ist besonders schwer zu gehen, wenn wir den anderen noch lieben, der uns schon längst nicht mehr liebt. Wir müssen gehen um uns nicht weiter selbst zu belügen, was der andere ja schon lange Zeit zur Genüge getan hat.
Wir müssen gehen um unserer Selbstliebe willen, auch wenn es weh tut.


Es gibt viele Menschen, die eine Beziehung die längst tot ist, weiterlaufen lassen, weil sie Angst vor dem Trennungsschritt haben, weil sie dann nämlich auch das Gute im Schlechten verlieren würden. Wenn sie ehrlich zu sich selbst wären, könnten sie erkennen, dass sie sich, weil sie die Beziehung innerlich nicht mehr wollen, verlassen lassen.

Wir verlassen nicht wenn wir ihn lieben und uns geliebt fühlen. Wir verlassen, wenn wir uns ungeliebt fühlen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen