Freitag, 26. April 2019

Das Leben ist endlich



Foto: A.W.

Die Angst vor dem Tod beschäftigt viele Menschen.
Der Tod ist das einzig Sichere was uns im Leben begegnet. Wir alle wissen unser Leben ist endlich. In manchen Lebensphasen, besonders in Lebenskrisen steht uns der Gedanke an den Tod deutlich vor Augen. In der Depression ist er sogar unser ständiger Begleiter. Der Gedanke an den Tod macht uns die Vergänglichkeit der Dinge schmerzhaft bewusst und er macht uns Angst.
Dennoch, wir planen und handeln obwohl wir nur kurze Zeit hier sind.
Das verlangt Mut und Vertrauen. 
Je öfter unser Vertrauen im Leben gebrochen wurde, desto schwerer ist es weiter zu vertrauen.
Wir haben Menschen vertraut, die uns sagten, sie lieben uns und wurden betrogen.
Wir haben an Menschen geglaubt, die sagten, sie glauben an uns und wurden enttäuscht.
Wir haben Menschen unsere Loyalität geschenkt und wurden verraten.

Menschen, Mitmenschen gehören zum Leben. Unser menschliches Miteinander ist Leben. 
Wir brauchen einander wie die Luft zum Atmen. Jeder Vertrauensbruch fühlt sich an wie ein kleines bisschen Sterben, ein Tod im Leben. Jeder Vertrauensbruch sägt am Baum des Vertrauens. Ast für Ast fällt ab. Manche von uns sind wie ein Stamm ohne Äste. Die Wurzeln verhungern. Das Vertrauen, das uns erdet wird brüchig. Am Ende fühlen wir uns entwurzelt - wir spüren Bodenlosigkeit.
In dieser Bodenlosigkeit irgendwo Halt finden ist schwer.
Wir machen die Begegnung mit dem Sterben im Leben.
Wir nehmen Abschied von dem Glauben, wir könnten uns an irgendetwas tatsächlich festhalten.
Wir erkennen die Wahrheit: Wir können es nicht.
Wir schmecken die Bodenlosigkeit und sie ist bitter auf der Zunge.
Wir sehen sie mit aller Klarheit.

Jetzt können wir bewusst eine Wahl treffen: Ja, das Leben ist bodenlos.
Ja, das Leben ist endlich.
Es wird mit dem Tod enden. Dem meinen und dem meiner Lieben, aber ich kann trotzdem jeden Moment hieneinspringen und mein Leben leben, im Gewahrsein wie kostbar es ist. Ich kann jeden einzelnen Moment bewusst (er) leben, eben weil ich weiß, dass alles vergänglich ist.
Ich kann weiter vertrauen, weil es mir gefällt zu vertrauen.
Ich kann die Bodenlosigkeit akzeptieren anstatt ihr Widerstand zu leisten.
Ich kann vertrauen, dass ich niemals tiefer falle als in Gottes Hand.

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