Foto: AW |
Wenn uns das Leben etwas wegreißen will versuchen wir krampfhaft es festzuhalten und den Fluss der Ereignisse zu stoppen. Doch so sehr wir es auch versuchen, je krampfhafter wir es versuchen, desto brachialer fliegen uns unsere ganzen Lebensstrukturen und Konzepte um die Ohren. Paff und alles ist weg, mit einem Schlag oder nach einem Schlag nach und nach alles und wir reisen Wochen oder Monate durch die Unterwelt, total erschöpft, gelähmt vor Angst, gezwungen uns dem, was geschieht, überlassen zu müssen, weil nichts mehr greift um den Zusammenbruch aufzuhalten.
All die scheinbar so lebenswichtigen Bedingungen und Strukturen, die Menschen oder Umstände, an die wir uns gehalten haben liegen hinter uns. Wie nach einem Erdbeben ist kein Stein auf dem anderen geblieben, alle tragenden Säulen unseres Lebens sind weggebrochen.
Worum geht es dann? Ist das unser Ende? Müssen wir untergehen?
Wenn nichts mehr bleibt, dann geht es um das große Wegreißen jeder einzelnen Krücke, die uns bisher gestützt hat.
Wenn alle Krücken wegfallen sind wir zum ersten Mal in unserem Leben völlig auf uns selbst gestellt, und wir wissen es und können uns nicht einmal mehr vormachen, dass wir es nicht wissen. Wir sind allein, wir leiden allein und da ist weit und breit keine neue Tür in Sicht, die sich angeblich immer dann öffnet, sobald eine alte Tür sich schließt. Da ist das absolute schwarze Nichts und wir mitten drin in unserem persönlichen Hades und am Liebsten möchten wir aufgeben vor Kummer und Schmerz über unsere totale Vernichtung.
Was will das Leben von uns, wenn uns ein derart massiver Schicksalsschlag widerfährt? Hat so etwas überhaupt irgendeinen Sinn?
Das Leben könnte von uns wollen, dass wir etwas aufgeben.
Es könnte wollen, dass wir unser Liebstes aufgeben.
Dieses Liebste ist etwas tief in uns selbst an das wir uns ein Leben lang gehalten haben. Das gilt es zu identifizieren. Dieses Liebste ist eine Vorstellung oder eine Überzeugung, die unsere begrenzte Welt bisher aufrecht erhalten hat, eine Vorstellung oder eine Überzeugung davon, wie wir selbst oder unser Leben zu sein haben. Genau diese Vorstellungen und Überzeugungen sind es, die ein massiver Schicksalsschlag zerschlagen will. Sie sind das, was wir loslassen müssen um aus dem Hades heraus zu finden. Das kann unsere Vorstellung davon sein, dass wir die Dinge kontrollieren müssen, das kann die Überzeugung sein, dass wir Sicherheit und Halt durch andere brauchen, dass kann die Überzeugung sein, dass wir es alleine nicht schaffen, dass kann das Bild des erfolgreichen Menschen sein, das wir von uns selbst über all die Zeit geformt haben.
Aber was in Gottes Namen sollen wir noch aufgeben, wo doch schon alles verloren ist? Warum müssen wir so leiden, warum auch noch das Liebste aufgeben, warum wird nicht alles mit einem Schlag besser, wo doch das Schlimmste schon geschehen ist?
Weil es nicht besser wird, solange wir Widerstand leisten und uns gegen die große Loslassübung wehren, die das Leben von uns fordert. Es wird solange nicht besser, wie wir an etwas festhalten, was uns die Macht nimmt anders zu handeln und anders zu denken als in den alten Vorstellungen. Diese dysfunktionalen gedanklichen Vorstellungen und Überzeugungen müssen - und hier sage ich wirklich "müssen" - losgelassen werden, wenn wir wachsen wollen. Denn das Problem mit dem wir hier konfrontiert sind, lässt sich mit genau diesen Vorstellungen nicht mehr lösen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen