Sonntag, 27. Dezember 2015
Das Wertvolle
Ich werde sie heute abschmücken, die Zweige die in diesem Jahr den Weihnachtsbaum ersetzen, den großen Lichterbaum auf den ich immer so viel Wert gelegt habe, wie ich auf so vieles Wert gelegt habe, was seinen Wert verloren hat für mich. Ich werde sie abschmücken und die grünen Tannenzweige ohne Schmuck in der großen Vase stehen lassen, als Zeichen der Zuversicht, weil mir der gauklerische Glanz der Hoffnung nichts genützt hat an diesem Weihnachten, die Hoffnung, dass doch noch alles gut wird, was nicht gut ist. Gut, es soll nicht sein.
Heute morgen frage ich mich, was mir wertvoll genug ist um es in ein neues Jahr mitzunehmen, das anders sein wird als die Jahre zuvor, weil etwas in meinem Leben anders geworden ist. Schleichend anders geworden. Eine schleichende Veränderung, die begann als ich die Stadt verlassen habe, die ich so liebe, weil ich einem folgte, der mich davon überzeugte, ein Umzug sei besser für mich. War es besser für mich? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, ich habe entschieden, vielleicht weil ich vertraut habe, vielleicht weil etwas in mir dachte, egal wohin du gehst, du nimmst dich mit, du bist dein Heim und das ist in dir drin, also ist es nicht so wichtig wohin du gehst. Ist das so, ist der Ort an dem wir leben nicht so wichtig? Ich weiß es nicht, ich weiß nicht mehr allzuviel an diesem Dezembermorgen, kurz vor dem Jahresende, an dessen Ende ich jetzt allein bin in der fremden Stadt mit der ich mich bis heute nicht anfreunden kann. Ich bin allein wie ich es eigentlich immer war, in mir drin, weil ich das längst begriffen habe, dass wir alle allein sind innen drinnen, solange wir keinen finden, der dieses Innen wortlos begreift und sein Innen wortlos dazulegt, weil es keiner Worte bedarf, wenn so etwas geschieht. Es gab ihn. Das ist lange her, sehr lange und dann haben wir uns verloren und ich mich für eine lange Zeit. Heute morgen weiß ich, dass da noch immer etwas von mir verloren ist in diesem anderen, unwiderbringbar, so als sei ein Stück von mir abgebrochen und in diesem anderen stecken geblieben, als wir uns verloren haben, vor langer Zeit.
Ich habe wieder etwas verloren was mir wertvoll und wichtig war. Ich bin traurig. Es ist eine stille Traurigkeit, die auf mir liegt, eine wissende Traurigkeit, wie ich sie so noch nicht gefühlt habe. Es ist traurig still in mir, so still wie die Wohnung in der fremden Stadt, wo ich am Morgen nur die Vögel höre und das Geräusch meines Herzens, das immer wieder Aussetzer macht, weil es angebrochen ist von all dem Traurigen was war in den Jahren bis hierher. Ich muss gut auf es aufpassen, sagt es mir, zwischen Klopfen und Aussetzen. Dieses Mal meint es mein angebrochenes Herz ernst und ich weiß das. Ich werde aufpassen, verspreche ich ihm und gut acht geben, dass ich es mir nicht vollkommen zerbrechen lasse. Wie das geht? Ich lerne. Ich lerne, dass es keinen Sinn macht an etwas festzuhalten, auch nicht an Menschen. Schon gar nicht an Menschen. Ich lerne zu nehmen was kommt und gehen zu lassen, was gehen will und soll, den sonst würde es bleiben, weil es zu mir gehört. Ich lerne den Worten der Menschen keinen Glauben zu schenken sondern allein ihren Taten. Ich lerne, dass Stille und innere Kraft niemals außerhalb, sondern immer nur in mir selbst zu finden sind. Ich lerne, dass Kämpfen um etwas oder um jemanden Kraftverschwendung ist, dass jedes Ankämpfen mir Kraft raubt, die mir an anderer Stelle fehlt. Ich lerne das Loslassen von dem, was ich denke zu wollen und ich lerne zu akzeptieren, dass ich immer bekomme was ich brauche, auch wenn ich das erst einmal nicht haben will. Ich lerne zu vertrauen in mich selbst und das Leben, das es gut mit mir meint, in einem Moment in der Zeit, in dem mein Vertrauen in einen Menschen erschüttert ist. Ich lerne, dass es nur eins im Leben gibt auf das ich Einfluss habe: mich selbst. Ich lerne, ich bin das Wertvolle, das ich mitnehme in das neue Jahr.
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Liebe angelika
AntwortenLöschenIch kenne diese trauer nur zu gut dieses mehr schein als sein diese aussen fix und innen nix
Nimm in das neue jahr nur dich so als ob du nur rasch einen einkauf tätigen würdest oder einen spaziergang denn du bist das einzige was zählt und das einzige worauf verlass ist sowie auf dein leben denn du darfst jetzt nur noch für dich entscheiden niemandem folgen der meint zu wissen was gut ist für dich wo du wohnen sollst ja du bist dort daheim wo sich dein herz wohlfühlt und vielleicht ist das im moment nirgendwo oder nur in dir und vielleicht nicht einmal in dir dann höre den vögeln zu lass sie dir die melodie der lust am sein vorpfeiffen und vielleicht zaubern sie dir ein lächeln ins gesicht nur einen kurzen moment und da bist du daheim diesen moment wahrnehmen und geniessen ist step by step vorwärtsgehen und auf viele solche momente zu bauen und erst wenn sich solche momente häufen kommt das vertrauen langsam wieder zurück zuerst in dich dann ins leben und vielleicht auch wieder in menschen es eilt nicht denn du und nur du gibst jetzt dein lebenstempo an und wenn stille und starre angesagt ist geh hindurch und wenn wärme und kleines funkeln angesagt ist nimms an lächle sanft in dich und geh weiter ohne es fest zu halten
In lieben gedanken sende ich dir einen kleinen glizernden sonnenstrahl der vielleicht ganz kurz dein herz berührt
Karin
er berührt es :-)
AntwortenLöschendanke,
angelika