Zu sich selbst finden ist ein
Prozess. Es ist wie beim Schälen einer Zwiebel: Schale für Schale, die man
abschält, Schicht für Schicht, kommt die nächste Schale zum Vorschein, und
wieder die nächste, solange, bis man irgendwann an den Kern kommt. Wie viele
Schichten abgeschält werden müssen, dafür gibt es keine Regel und keinen
Zeitrahmen. Jeder Mensch hat seine eigene Gangart.
Jeder Selbstfindungsprozess
beginnt mit der Bewusstmachung der eigenen Überzeugungen, Glaubenssätze und Programmierungen.
Was denke ich über mich, wie
fühle ich mich, welche Gedanken laufen unbewusst ab und welchen Mustern folge, weil ich das seit einer Ewigkeit so
mache?
All das sind langjährige
Programme, die unser Gehirn gespeichert hat und in den verschiedenen
Lebenssituationen automatisch abspult. Wir nehmen uns selbst und Welt durch den
Filter dieser Programmierungen wahr, solange bis wir sie erkennen, als das was
sie sind – gelernte Überzeugungen, die nicht wahr sein müssen und es in den
meisten Fällen auch nicht sind.
Bewusstmachung ist aber nur der
erste Schritt. Auch wenn wir uns unsere Überzeugungen bewusst machen, die alten Gedanken, die wir über uns haben,
sind noch immer da. Sie laufen weiter und zwar ohne, dass wir Einfluss darauf haben. Sie bestimmen immer
noch unser Denken, Fühlen und Handeln. Aber das Bewusstmachen hilft dabei,
Abstand zu den alten Mustern zu bekommen. Die gewohnte Lebensrealität, unsere
Sicht von uns selbst und Welt bekommt Risse, sie wird hinterfragt und damit neu
gesehen.
Mit jedem Hinterfragen der
alten Überzeugungen verlieren diese an Macht. Zugleich aber sind wir unsicher,
weil wir noch keine neuen Überzeugungen haben, die alten ersetzen können. Wir brauchen neue Gedanken,
hilfreichere.
Ein Beispiel: Es genügt nicht
zu wissen: wenn ich mich klein denke, wenn ich mich ständig selbst klein mache,
mir nichts zutraue, ist das nicht hilfreich. Man muss auch wissen wie man sich
größer denkt um sich größer zu fühlen und zu handeln.
Mit anderen Worten – wenn ich
zwar weiß, dass ich ein geringes Selbstwertgefühl habe und, dass mir das
in meinem Lebensalltag schadet, aber nicht weiß, was ich brauche, um mich
wertvoller zu fühlen, bleibt eine wirkliche Veränderung im Denken, Fühlen und
Handeln aus.
Aus unseren Mustern und
Prägungen herauszufinden bedeutet also nicht nur sie zu erkennen, indem wir unsere
Gedanken über uns selbst identifizieren, hinterfragen und überprüfen, ob sie
für uns hilfreich oder nicht hilfreich sind - es bedeutet neue Muster zu erlernen. Dazu gehört auch eine
Vorstellung dafür zu bekommen, wer wir überhaupt im Tiefsten sein wollen, um zu der werden,
der wir sind.
Das heißt: Wir brauchen ein
klares Bild von dem Menschen, der wir sein wollen. Es ist wie mit jedem Ziel,
das Menschen erreichen wollen – kennen wir es nicht, haben wir keine
vollständige, klare, bildhafte Vorstellung von unserem Ziel - wandern wir im Nebel. Wir finden den Weg nicht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen